Stahlreport 2019.05
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74. Jahrgang | Mai 2019
STAHLREPORT
Das BDS-Magazin für die Stahldistribution
5|19
Elektromobilität – Stahl in der Pole Position
Elektromobilität –
Stahl in der Pole Position
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
Konjunkturprognosen weisen – die betroffenen
Experten mögen es verzeihen –
eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Wetteraussichten
auf. Schon rein sprachlich
ziehen, wie gerade jetzt auch wieder,
dunkle Wolken am Konjunkturhimmel
auf und es droht Gegenwind (siehe ab
S. 24). Doch es gibt – mindestens – einen wichtigen Unterschied
zwischen Wetternachricht und Konjunkturprognose:
Wie wir über das Wetter reden, ändert nichts daran, wie es
morgen tatsächlich wird. Das ist bei Konjunkturausblicken
anders. Denn es beeinflusst auch das eigene Handeln, wenn
man zum Beispiel hört, dass sich die Stimmung „allgemein
eingetrübt“ hat – und es besteht die Gefahr, dass sich diese
Prophezeiung selbst erfüllt. Das heißt nicht, dass Konjunkturprognosen
nutzlos sind. Das sind Wetternachrichten ja
auch nicht. Tatsächlich sind beide im Laufe der Jahre dank
verbesserter Datenlage und Methodik sehr viel präziser
geworden. Man sollte sich aber von Zeit zu Zeit vergegenwärtigen,
dass Konjunktur-Vorhersagen „nur“ auf Statistik
basieren – und die konkrete Situation von der Vorhersage
abweichen kann. Denn wie heißt es vom großen Dortmunder
Fußballweisen Adi Preißler? „Entscheidend is’ auf’m Platz“.
Dieser schöne Satz gilt letztlich übrigens für Alles und Alle
– und daher werden Sätze dieser Art oft auch Binsenweisheit
genannt (obwohl man zugestehen muss, dass sie vielleicht
niemand so überzeugend und unterhaltsam vorbringen
kann, wie Fußballer). Diese Binsenweisheit gilt auch mit
Blick auf die Entwicklung der Elektromobilität – und die
Frage, welche Rolle der Werkstoff Stahl für diese Technologie
spielt und noch spielen wird. Die Entscheidung wird von
vielen konkreten Faktoren abhängen – wobei es für Stahl
gar nicht so schlecht aussieht (siehe S. 22 ).
In diesem Sinne, gute Fahrt, viel Vergnügen und hoffentlich
einigen Informationszuwachs beim Lesen,
Freundliche Grüße
Markus Huneke
Titelbild: voestalpine. Der österreichische Technologiekonzern voestalpine ist
seit Beginn der Saison 2018/19 für zunächst zwei Jahre Partner der ABB FIA
Formel E Meisterschaft. Das Unternehmen wird allen europäischen Rennen
seinen Namen geben und die „voestalpine European Races“ präsentieren.
INHALT
PERSÖNLICHES
4 Kurznachrichten
STAHLHANDEL
6 Andernach & Bleck: Auf dem Weg in die Zukunft
10 Ullner u. Ullner: Ein richtiger Schritt nach vorn
STAHLPRODUKTION
14 thyssenkrupp Steel: Wasserstoff statt Kohle
16 ArcelorMittal: Pilotanlage zur Direktreduktion
geplant
ANARBEITUNG UND LOGISTIK
18 progress: Starker Partner für die
BAMTEC-Bewehrungstechnologie
WERKSTOFFE
22 Studie: Stahl in der Elektromobilität
MESSEN UND MÄRKTE
Schwerpunkt Konjunktur
24 Bauwirtschaft stützt Konjunktur
26 Zulieferer: Politische Stabilität bereitet Sorge
28 Industrieproduktion auf Talfahrt
30 Wirtschaftsforschung: Konjunktur deutlich abgekühlt
32 Düsseldorfer Edelstahltage: Ambivalenter Ausblick
BDS
34 Research: Unterschiedliche Stimmungslagen
36 Berufsbildung – Fernstudium
Neuer Jahrgang startet zum Juli
37 Berufsbildung – Standards und
Branchenausprägungen
VERBÄNDE UND POLITIK
38 BME: Digitalisierung und Beschaffung
42 bauforumstahl: Neues Veranstaltungsformat
42 „hub.berlin“: Digitale Welt
WISSENSWERTES
44 BIBB-Studie analysiert Schülerwünsche –
Ausbildung vs. Studium
LIFESTEEL
48 Brückenfunktionen: Edelstahl Rostfrei
50 thyssenkrupp freut sich über Hochhauspreis
Impressum
Stahlreport 5|19
3
Persönliches
Kurznachrichten
Foto: RM Rudolf Müller
Foto: BDS
Stephan Schalm
hat zum 1.4.19 die Leitung des Geschäftsbereichs
Planen der Rudolf Müller Mediengruppe in
Köln übernommen. In der Gruppe verteilen sich
die Verantwortlichkeiten auf drei gleich strukturierte
Programmbereiche – Planen, Bauen und
Handel. Der Geschäftsbereich
Planen vereint
die Geschäftsfelder
Brandschutz, Immobilienwirtschaft,
barrierefreies
Bauen, Normen
& Recht sowie Architektur
& Ingenieurwesen
mit allen Verlagsprodukten
und
Services. Ca. 40 Mitarbeiter
erwirtschaften im Geschäftsbereich einen
zweistelligen Millionenumsatz – Print, Digital und
Live. Der 44jährige Stephan Schalm ist Dipl.-
Bauingenieur und als zertifizierter Verlagsmanager
seit über 10 Jahren in leitenden Funktionen
tätig. Er kommt vom Vulkan-Verlag/Deutscher
Industrieverlag, einem B2B-Informationsdienstleister
von Fachinformationen für Ingenieure,
Techniker und das technische Management.
Beate Wynands
arbeitet seit zehn Jahren für den BDS. Im April
2009 begann sie beim Bundesverband Deutscher
Stahlhandel (BDS) in ihrer Funktion als
Assistentin Berufsbildung
– ein Bereich, in
dem sie inzwischen als
Referentin tätig ist;
Bereichsleiter ist
Dr. Ludger Wolfgart.
Außerdem ist die 49-
Jährige gebürtige
Aachenerin im BDS die
Verantwortliche für alle
Angelegenheiten des
Qualitätsmanagements und in dieser Funktion
direkt Vorstand Oliver Ellermann unterstellt.
Marcus Nachbauer
aus Ludwigshafen ist zum neuen Vorsitzenden
der Bundesvereinigung Bauwirtschaft gewählt
worden. Der 46-Jährige ist Geschäftsführender
Gesellschafter der Eugen Nachbauer GmbH &
Co. KG sowie der Hohenadel Gerüstbau GmbH &
Co. KG. Er tritt die Nachfolge von Karl-Heinz
Schneider an, der nach 12-jähriger Amtszeit
nicht wieder kandidiert hatte. Zugleich ist Nachbauer
Präsident des Bundesverbandes Gerüstbau
e. V. Er erklärte nach seiner Wahl: „Die Interessen
der mittelständischen Bauunternehmen, die
Foto: ZDB
Foto: Mann
wir repräsentieren, stehen
auch für mich im
Fokus meines ehrenamtlichen
Engagements.
Gerade die Bauwirtschaft
führt
Traditionen in die
Zukunft. Dazu bedarf
es aber entsprechender
Rahmenbedingungen.
Daher geht es mir besonders um die Fachkräftesicherung,
um den Arbeitsschutz sowie um
die Bekämpfung der Schwarzarbeit.“ Gleichzeitig
hatte die Mitgliederversammlung Karl-Heinz
Schneider zu ihrem Ehrenvorsitzenden gewählt.
Gudrun Mallik
ist jetzt von Geschäftsführer Martin Röckenschuß
für ihre 40-jährige Treue zur Gerhard
Mann GmbH & Co. KG im niederbayerischen
Landshut geehrt worden. Dort hatte die beruf -
liche Karriere der Jubilarin am 2.4.1979
begonnen, als sie in dem Unternehmen eine
Ausbildung zum Bürokaufmann
(die weibliche
Form dieser
Berufsbezeichnung gab
es damals noch nicht)
begann. Dort ist sie
heute Chefin der
Stahlsparte, nachdem
ihr 1998 Handlungsvollmacht
und 2000
Gesamtprokura erteilt
worden waren. Als Mitglied der Geschäftsleitung
ist sie nicht nur für die Weiterentwicklung der
von ihr betreuten Sparte, sondern zudem alleinverantwortlich
für ca. 30 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter. Eine Ehrenurkunde der IHK Niederbayern,
ein Blumenstrauß sowie eine finanzielle
Anerkennung für die langjährige und erfolgreiche
Arbeit rundeten im Rahmen einer kleinen
Feier den Dank des Unternehmens ab.
Andreas Kersch
hat jetzt die neue Position als Geschäftsführer
Supply-Chain-Management (SCM) bei der Wuppermann
Stahl GmbH übernommen. In dieser
Funktion koordiniert er für das Familienunternehmen
gruppenübergreifend die Versorgungskette.
Der SCM-Experte berichtet direkt an
Johannes Nonn, Vorstandssprecher der Wuppermann
AG. Andreas Kersch hat seine gesamte
berufliche Laufbahn im Bereich Supply-Chain-
Management verbracht. Seit 2012 hatte der 45-
Jährige fast durchgehend Positionen als
Geschäftsführer inne. Fünf Jahre sammelte
Kersch bei ArcelorMittal
Erfahrungen in der
Stahlbranche, davon
die meiste Zeit in
China. Insgesamt
lebte der dreifache
Familienvater zehn
Jahre in der Volksrepublik.
Die Wuppermann-Gruppe
ist ein
mittelständisches Unternehmen mit Sitz in
Leverkusen, das seit über 145 Jahren in der
Stahlverarbeitung tätig ist. Die Wuppermann-
Gruppe hat derzeit fünf Produktionsstandorte
und beschäftigt etwa 800 Mitarbeiter.
Foto: Wuppermann
Burkhard Dahmen
ist neuer Präsident der METEC. Die internationale
Metallurgie-Fachmesse mit Kongressen findet
als Teil der Marke „The Bright World of
Metals“ das nächste Mal vom 25.-29.6.19 in
Düsseldorf statt. Zu dem Event gehören auch
noch die Fachveranstaltungen zur GIFA, zur
Thermprocess und zur NEWCAST. Der gebürtige
Düsseldorfer, Vorsitzender der Geschäftsführung
der SMS group GmbH, wurde Anfang April
in das Präsidentenamt berufen. Diese Neubesetzung
war notwendig geworden, nachdem der
frühere METEC-Präsident Guido Kleinschmidt
den Düsseldorfer Anlagenbauer verlassen hatte.
Die im Frühsommer anstehende Großveranstaltung
soll wieder die gesamte Welt der Metalle
aufzeigen und dabei alle Aspekte um das weite
Themenspektrum der Metallurgie, der Gießereitechnik
(GIFA), der Thermoprozesstechnik und
der Gussprodukte (NEWCAST) abdecken.
Emilio Braghi
ist neuer Vorsitzender im europäischen Aluminiumverband
(EA). Der Neue, Senior Vice President
und Präsident von Novelis Europe, übernahm
dort für zwei Jahre zum 1.1.19 den Vorsitz
von Kjetil Ebbesberg (Hydro). Darüber hinaus
wählten die Mitglieder auf der EA-Generalversammlung
Roberta Niboli (Raffmetal) zur stellvertretenden
Vorsitzenden und Peter Basten
(Constellium) zum Schatzmeister.
Daniel Guinabert
hat Anfang April Georges Kirps als Generaldirektor
von EUROMETAL abgelöst. 15 Jahre lang
hatte der Luxemburger Kirps die traditionsreiche
Vertretung des europäischen Stahlhandels in
seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen –
von den Tradern über die Lagerhaltung bis zur
Anarbeitung – repräsentiert. Der neue Mann an
4 Stahlreport 5|19
Foto: Eurometal
der Spitze des von den nationalen Organisationen
getragenen Verbands, französischer Staatsbürger,
hat mit seinem Amtsantritt seine bisherigen
Funktionen bei ArcelorMittal Distribution
Services aufgegeben. Der ausgeschiedene
Generaldirektor bleibt Eurometal als Berater
erhalten. Seit Ende 2017 gehört der Bundesverband
deutscher Stahlhandel dem europäischen
Branchenverbund nicht mehr an.
Martin Reinke
ist Nordwest-Hauptbereichsleiter IT & E-Business
– und in dieser Funktion stolz darauf, dass
die digitale Archivierung der in Dortmund ansässigen
Verbundgruppe von unabhängigen Wirtschaftsprüfern
nach Prüfungsstandard PS 951
(Typ 2) des Instituts der Wirtschaftsprüfer in
Deutschland e.V. genauestens unter die Lupe
genommen worden ist und wirksame Kontrollen
bescheinigt werden konnten. „Das freut uns und
zeigt unseren Handelspartnern, dass unsere
Digitalisierungsmaßnahmen zukunftsfähig und
nachhaltig organisiert sind“, so Reinke (r.). Er
nahm das Zertifikat dazu stellvertretend für sein
30 Personen starkes Projektteam von Martin
Uebelmann entgegen, Partner für IT- & Controls-
Assurance bei den unabhängigen Wirtschaftsprüfern
Baker Tily.
Fotos: Dirk Martin/Saarstahl AG
rohstoffe und Entsorgung (bvse). An der Spitze
von EuRIC steht als neu gewählte Präsidentin
die Italienerin Cinzia Vezzosi. Die – neben Thomas
Braun – weiteren zwei Vizepräsidenten
stammen aus Spanien (Alicia Garcia-Franco)
bzw. aus Frankreich (Jean Philippe Carpentier)
und wurden wiedergewählt.
Fotos: Dirk Martin/Saarstahl AG
Reinhard Störmer und
Martin Baues
sind die Neuen mit wirtschaftlicher und technischer
Verantwortung an der Spitze der saarländischen
Stahlindustrie. Mit Reinhard Störmer
wurde im März der Nachfolger des kurz zuvor
verstorbenen Dr. Michael H. Müller zum Vorsitzenden
des Kuratoriums der Montan-Stiftung-
Saar gewählt; er gehört dem Gremium seit 2010
an und war seit 2016 dessen stellvertretender
Vorsitzender. Außerdem hat der Aufsichtsrat
von Dillinger Martin Baues für fünf Jahre zum
Mitglied des Vorstands mit technischer Verantwortung
ernannt; ebenfalls für fünf Jahre ist der
59-jährige Mitglied der Geschäftsführung der
SHS – Stahl-Holding Saar. Unterdessen ist der
56-jährige Dr. Bernd Münnich mit sofortiger Wirkung
aus dem Vorstand von Dillinger sowie als
SHS-Geschäftsführer ausgeschieden. Die Montan-Stiftung
verfolgt das Ziel, unter dem Dach
der Holding das Zusammenwachsen der Unternehmen
Dillinger und Saarstahl voranzubringen.
Thomas Braun
ist im März auf der Generalversammlung der
EuRIC – European Recycling Industries Confederation
in Brüssel von den 34 nationalen Recyclingverbänden
einstimmig zum Vizepräsidenten
dieser europäischen Interessenvertretung der
Branche gewählt worden. Braun ist Geschäftsführer
im deutschen Bundesverband Sekundärdem
Programm Lantek 4.0, mit dem das Unternehmen
seine Führungsposition auf dem Markt
festigen und sein klares Bekenntnis zur digitalen
Transformation der Metallindustrie untermauern
möchte. Asla Vicente hat einen Abschluss in
Betriebswirtschaft und Management der Universidad
de Deusto, Bilbao, und verfügt über 16
Jahre Erfahrung in Leitungspositionen in
Betriebsführung und Finanzen multinationaler
Industrieunternehmen. Das hat die Lantek Systemtechnik
GmbH in Darmstadt mitgeteilt.
Alexandra und Ralf Tschorn
weiten ihr Engagement zur Armutsbekämpfung
in Indien aus: „Ich freue mich sehr, dass wir in
Zusammenarbeit mit BREADS Bangalore nun die
Möglichkeit haben, auch den ärmsten Kindern
und Jugendlichen in Indien eine Chance im
Leben zu geben“, sagte dazu Ralf Tschorn. Er ist
Geschäftsführer der Tschorn GmbH in Urbach,
die auf die Herstellung von Mess- und Spannmitteln
für die zerspanende Industrie spezialisiert
ist. Alexandra und Ralf Tschorn haben bereits
seit über zehn Jahren Patenkinder in Indien. Auf
einer der so begründeten Reisen traf Ralf
Tschorn den Organisator der Hilfsorganisation
Breads (Bangalore Rural Educational and Development
Society), den er nach Deutschland einlud,
um mit ihm Ende März in Urbach die Details
der künftigen Zusammenarbeit zu besprechen.
Frank Poschen
hat das Zukunftskonzept der Schoeller Werk
GmbH & Co. KG vorgestellt. Das Unternehmen
mit Sitz in Hellenthal in der Eifel sieht sich als
einer der weltweit führenden Hersteller von
längsnahtgeschweißten Edelstahlrohren. Kern
des Zukunftskonzepts sind umfangreiche Maßnahmen
zu Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen
sowie die Erschließung neuer Märkte.
Foto: Nordwest
Foto: Lantek
Unai Asla Vicente
heißt der neue Finanzdirektor von Lantek, einem
spanischen Unternehmen, das sich als multinationaler
Vorreiter in der digitalen Transformation
der Blech- und Metallindustrie sieht. Der Neue
ist zugleich Mitglied
des Führungsstabs
unter der Leitung von
Lantek-Geschäftsführer
Alberto López de
Biñaspre. Die Personalie
Unai Asla Vicente
ist Teil der Unternehmensstrategie
und
steht in Einklang mit
Hans-Jürgen Alfort
ist im Januar 2019 nach kurzer Krankheit
gestorben. Er war Ehrenvorsitzender der
Qualitätsgemeinschaft für Oberflächenveredelung
– GSB International. Seit der konstituierenden
Sitzung der GSB im November
1976 war der nun Verstorbene der Arbeit
dieser Organisation eng verbunden. Sein Ziel
war es, die gütegesicherte Qualität zur industriellen
Farbbeschichtung von Aluminiumund
Stahlbauteilen konsequent weiterzuentwickeln
und stets gemäß dem Stand der
Technik mit viel Energie voranzutreiben.
Stahlreport 5|19
5
Stahlhandel
Bericht
Andernach & Bleck – traditionsreicher Mittelständler und Global Player
Auf dem Weg in die Zukunft
Foto: Andernach & Blcek
Der technologische Wandel birgt für Industrieunternehmen ein großes Potenzial, heißt es derzeit
oft pauschal. Doch es sind vor allem die Akteure und mit ihnen die Märkte, die im Wandel sind. Ein
erfolgreiches Industrieunternehmen in die Zukunft zu führen, verlangt neben technologischer
Aufgeschlossenheit deshalb auch eine Portion „old school“ – ein fein justiertes Marktgefühl und
einen guten Draht zu Kunden und Partnern. Ein Vorzeigebeispiel für diese Mischung aus Tradition und
einem Gespür für veränderte Bedingungen ist der Hagener Blankstahlspezialist Andernach & Bleck.
Nach großer weiter Welt
klingt es nicht: Hagen. Und doch ist
die Stadt nichts Geringeres als der
Geburtsort eines musikalischen
Ereignisses mit großer Strahlkraft:
der Neuen Deutschen Welle. In der
Stadt am Rande des Ruhrgebiets ist
etwa Sängerin Nena groß geworden,
die Bands Extrabreit und Grobschnitt
haben hier ihre Wurzeln. Das war
in den 1980er-Jahren und ist lange
her. Auf einer anderen großen, sogar
weltweiten Bühne, wenn auch mit
weniger Rampenlicht, spielt ein
anderes, noch viel älteres „Kind“ der
Stadt: der Blankstahl-Spezialist
Andernach & Bleck.
Die Andernach & Bleck-Gruppe
gehört zu den traditionsreichen
industriellen Mittelständlern, die
mit ihrer speziellen Kompetenz weltweit
aktiv sind. Das inhabergeführte
Unternehmen mit seinen über 200
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
ist ein seit Jahrzehnten gefragter
und etablierter Produzent für gezogenen
Blankstahl. Vom Standardprofil
bis zum Spezialprodukt — mit
seinem Programm beansprucht die
Andernach & Bleck GmbH & Co. KG
auf dem deutschen Markt Alleinstellung.
Während andere Blankstahl-Ziehereien
vor allem auf rundes Material
fokussieren, liegt die Stärke der
Hagener Unternehmensgruppe beim
kantigem Flachstahl. „Flach-Profile
in den mittleren bis großen Abmessungen
sind unsere Domäne. In diesem
Spektrum verfügen wir über
eine breite und tiefe Produktpalette,
die einzigartig in Deutschland ist“,
sagt Carsten Bleck, CEO und Shareholder
der Andernach & Bleck GmbH
& Co. KG.
Insgesamt über 9.000 verschiedene
Artikel bietet das Unternehmen
seinen Kunden, über das gesamte
Profilspektrum von flach über rund
und sechskant bis hin zu individuellen
Formen.
Spitzenplatz in der
Blankstahl-Technologie
Nicht nur beim Programm sieht sich
das Unternehmen in einer Spitzenposition.
Die eigentliche Stärke ist
vor allem die technologische Kompetenz
in der gesamten Produktionskette
für gezogenen Blankstahl.
Dafür hat der Spezialist handfeste
Argumente auf seiner Seite: Als einziges
Unternehmen in Europa verfügt
die Andernach & Bleck-Gruppe
nach eigener Einschätzung über das
Knowhow zur Wärmebehandlung
von blankgezogenen Stäben zur Einstellung
von magnetischen Kennwerten
– unter anderem etwa für
den Einsatz in der Automobilindustrie.
„Diesen Prozess haben wir voll
im Griff und nehmen eine starke
6 Stahlreport 5|19
Position im Markt ein“, stellt der
CEO heraus.
So lautet der jüngst entwickelte
neue Marken-Claim des Unternehmens
quasi folgerichtig „Blankstahl
ist unsere DNA“ – und hebt gleichzeitig
auf die lange, bis 1903 zurückreichende
Erfahrung der Gruppe in
der Blankstahl-Technologie ab. Als
Dipl.-Ing. der Produktionstechnik
hat auch Carsten Bleck den Blankstahl
sozusagen im Blut – und folglich
nicht nur die betriebswirtschaftlichen
Kennzahlen im Blick, sondern
auch die technischen Prozesse bis
ins Detail.
Ein aktuelles Beispiel für das
technologische Know-how wie für
seine Marktkenntnis hat das Unternehmen
erst Ende des letzten Jahres
gezeigt – als es sein Programm um
die Abmessung 550 mm x 55 mm
erweitert hat – eine technische Entwicklung
aus dem eigenen Haus.
Das klingt nach einer „einfachen“
Erweiterung des Abmessungsspektrums,
denn bisher war bei 500 x
50 mm Schluss, ist aber ein Alleinstellungsmerkmal
im europäischen
Markt. Alles darüber hinaus konnte
nur gefräst hergestellt werden. Doch
mit der Erweiterung des Spektrums
kann Andernach & Bleck Anwendern
mit einer gezogenen Variante
nun eine kostengünstigere Alternative
zur Verfügung stellen. „Wir
haben uns das Produkt genau angesehen
– und eine Möglichkeit
erkannt, unseren Kunden eine
attraktive Alternative zur bisherigen
Materialauswahl anzubieten sowie
zugleich unsere Marktposition zu
stärken“, erläutert André Kieselbach,
Leiter des nationalen Vertriebs. „Dieses
Beispiel zeigt, dass wir als Blankstahl-Hersteller
dem Bedarf nicht
nur folgen, sondern mit unserem
Know-how Märkte auch schaffen
können“, ergänzt Ioannis Douvartzidis,
CPO und Leiter des Vormaterialeinkaufs.
Blankstahl-Märkte
sind im Wandel
Doch das Geschäft mit Commodity-
Produkten lohnt sich tendenziell
immer weniger. In dieser Produkt -
range ist der internationale Wettbewerb,
etwa aus Asien, sehr stark und
drängt auch auf den deutschen und
europäischen Markt. „Angesichts
dieser Veränderungen ist es unser
Ziel, noch tiefer in die Sonderprofile
einzusteigen“, erläutert Bleck.
Diese Marschrichtung liegt auf
der Hand, sind doch bei Commodity-
Produkten die Margen schmal. „In
den letzten beiden Jahren sind die
Geschäfte mit Standardprodukten
dank der guten Konjunktur zwar gut
gelaufen. Doch in der Tendenz gerät
dieses Geschäft schon seit Jahren
Produktionshalle
der Andernach &
Bleck GmbH & Co.
KG am Standort
Hagen: über 9.000
Artikel hat der Blankstahl-Spezialist
für
seine Kunden im
Programm.
Stahlreport 5|19
7
Stahlhandel
Bericht
immer mehr unter Druck", erklärt
Bleck weiter. 80.000 t setzt das
Unternehmen in normalen Jahren
insgesamt um.
Daher haben er und sein Führungsteam
schon vor einigen Jahren
begonnen, die Gruppe in ihrer Ausrichtung
neu zu justieren. So hat sich
das Verhältnis von Massengeschäft
und Sonderprodukten bei dem Blankstahl-Produzenten
deutlich gewandelt.
Waren es früher 80 % Standardund
20 % Sonderprodukte, hat sich
das Verhältnis heute bei 65:35 eingependelt.
„Etwa 7.000 t Commodity-
Produkte sind ab Lager verfügbar,
die an Händler in ganz Europa gehen.
Der Rest sind Sonderprodukte und
Sonderabmessungen, die auf individuellen
technischen Spezifikationen
der Kunden beruhen. Diese Richtung
möchten wir weiter forcieren“, sagt
Carsten Bleck.
Zu einem reinen Anbieter für
Sonderprodukte will sich der Hagener
Mittelständler jedoch nicht entwickeln:
„Wir benötigen beide Produktgruppen“,
betont Carsten Bleck.
Anders wäre die notwendige Auslastung
des Maschinenparks gar
nicht zu erreichen. Geht es darum,
das Material vorab weiter anzuar-
Das Andernach & Bleck-Programm umfasst alle Profilformen –
von vierkant über rund bis sechskant und invididuelle Formen.
beiten, werde der Weg weiterhin
über den Handel gehen.
Exportgeschäft
erfolgreich aufgebaut
Angesichts der Veränderungen der
Blankstahl-Märkte hat sich Andernach
& Bleck deutlich stärker auf
internationale Märkte ausgerichtet.
Während das Unternehmen mit Lieferungen
in die BeNeLux-Länder,
nach Österreich und in die Schweiz
seit jeher grenznah aktiv ist, hat
man vor etwa fünfzehn Jahren begonnen,
das eigentliche internationale
Geschäft voll zu entwickeln. „Wir
haben auf den internationalen Märkten
großes Potenzial für unsere Produkte
und unser Know-how gesehen.
Mit dieser Strategie sind wir sehr
erfolgreich und heute weltweit vertreten“,
erklärt Tobias Blankennagel,
Leiter des internationalen Vertriebs.
Seit 2009 gehört auch der italienische
Blankstahl-Hersteller Metalli
Trafilati S.R.L. zur Gruppe. Das
Unternehmen nordöstlich von Mailand
bedient mit seinen blankgezogenen
Winkelstählen eine spezielle
Nische und erweitert das Produktspektrum
der Gruppe. Mit der breitesten
Produktpalette Europas, die
Foto: Andernach & Blcek
im Norden die im Norden Italiens
hergestellt werden, ist Metalli Trafilati
einer von lediglich zwei Anbietern
dafür in Europa – und verfügt
über einen hohen Marktanteil von
etwa 70 – 80 %.
Gruppenweit gehen heute etwa
30 bis 35 % der Produktion in das
internationale Geschäft, in die europäischen
Länder, aber auch beispielsweise
in die USA und China. Dabei
setzt Andernach & Bleck pro Land
oder Region auf durchschnittlich
etwa zwei bis drei Schwerpunkthändler.
Daneben beliefert die Unternehmensgruppe
aber auch eine
Reihe von Nischenhändlern, die wiederum
Kunden bedienen, die für die
Gruppe oder ihre Partner aber zu
spezialisiert sind, um sie wirtschaftlich
sinnvoll zu erreichen.
Vertriebskanäle
verschieben sich
Der klassische Vertriebsweg von
Andernach & Bleck führt zum großen
Teil über den Handel zum Endkunden.
Unmittelbaren Zugang zu den
regionalen Märkten in Deutschland
hat der Blankstahl-Produzent mit
seinen zwei eigenen Stahlhandelshäusern.
Die Roland Stahl GmbH,
Bremen, deckt den norddeutschen
Raum ab, in Ostdeutschland beliefert
die Heine & Bleck Stahlhandel
GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen
mit dem süddeutschen Handelshaus
Heine + Beisswenger, die
Verbraucher.
Während der Weg über den Handel
als sinnvoller, wirtschaftlicher
Vertriebskanal bislang im Markt als
gesetzt galt, verschieben sich die
Marktverhältnisse langsam – und
das nicht erst seit „Buzzwords“ wie
„Industrie 4.0“ und „Digitalisierung“
die Runde machen.
„Viele Verbraucher sind mit
ihrem Geschäft in den letzten Jahren
– weltweit – stark gewachsen. Nun
wächst in den betreffenden Unternehmen
die dahinter stehende Organisationsstruktur
nach – organisch
und auf eine gesunde Weise. In dieser
Situation kommen Kunden auf
uns zu und möchten das im Volumen
größere Geschäft nun direkt
machen“, erläutert Carsten Bleck.
„Die gestiegenen Mengen machen
8 Stahlreport 5|19
es für sie wirtschaftlich sinnvoll, das
Handling selbst in die Hand zu nehmen.“
Baustein des Erfolgs –
langfristige Partnerschaften
Für Andernach & Bleck ist das größer
werdende Direktgeschäft eine
Herausforderung – nicht in den Produktionsprozessen,
doch die Komplexität
der Logistik nimmt deutlich
zu. Gleichzeitig befindet sich die
Gruppe durch diese Entwicklung in
einer schwierigen Sandwich-Situation:
Einerseits die Tendenz, größere
Mengen nicht mehr über den Handel
abzuwickeln, andererseits den Handel
als wichtigen Partner für den Vertrieb
der Standardprodukte zu halten.
„In dieser Situation kommt uns zu
Gute, dass wir auch noch ein wenig
‚old school‘ sind“, so André Kieselbach.
Noch zählt der persönliche Kontakt
zu den Ansprechpartnern sowohl
bei Kunden wie bei Lieferanten, denn
der persönliche Austausch ist eine
wichtige Informationsquelle und
zugleich ein Instrument, das gegenseitige
Vertrauensverhältnis zu pflegen.
„Unser Geschäft baut auf seit
Jahrzehnten bestehenden Beziehungen
zu unseren Kunden und Lieferanten
auf“, so André Kieselbach.
Doch die bestehenden, gewachsenen
Verbindungen weichen mehr
und mehr standardisierter Kommunikation,
gleichzeitig nimmt die
Geschwindigkeit der Prozesse zu.
„Wir müssen auf diese Anforderungen
reagieren und uns so aufstellen,
dass sich unsere Kernkompetenz
weiter lohnt“, sagt Carsten Bleck.
Dabei ist der Handel ein wichtiger
Partner für die Gruppe. „Wenn wir
mit einem Händler – in welcher
Region auch immer – kooperieren,
werden wir nicht an ihm vorbei handeln.
Es geht uns immer um eine
Partnerschaft. Wir sind langfristig
und nachhaltig orientiert und sehen
die Zusammenarbeit als ein Vertrauensverhältnis“,
so André Kieselbach.
Um seine Partner in der Zusammenarbeit
zu stärken, unterstützt
sie das Unternehmen – etwa durch
technische Beratung bei einergeplanten
Programmerweiterung oder einer
gemeinsamen technischen Vorort-
Foto: BDS/mh
Führen die Andernach & Bleck-Gruppe in die Zukunft: CEO Carsten Bleck (3.v.l.) und sein Team (v.l.),
Tobias Blankennagel (COO international), André Kieselbach (COO national) und Ioannis Douvartzidis (CPO).
Betreuung. „Für unsere Handelspartner
gilt: Lieber Partner, wenn Du
einen Kunden hast, der ein Problem
hat, das Du nicht lösen kannst, komm
zu uns! Wir helfen Dir“, erläutert
Carsten Bleck.
Foto: Andernach & Blcek
Mehr Know-how
in die Projekte einbringen
„Uns geht es darum, für unsere Kunden
noch stärker als Problemlöser
zu agieren“, erläutert Carsten Bleck
die Strategie. Dafür sieht er die
Gruppe bestens aufgestellt. „Wir
bringen alle nötigen Voraussetzungen
mit: technologisches Knowhow
in der Herstellung und Bearbeitung
von Blankstahlprodukten, ein tiefes
Verständnis des Marktes und der
Bedürfnisse unserer Kunden sowie
genügend Agilität in den Entscheidungsprozessen“,
ist Carsten Bleck
überzeugt.
Agilität – das ist auch eines der
Stichworte, die derzeit en vogue sind.
Unternehmen sollen agil sein, schnell
entscheiden und sich veränderten
Anforderungen schnell anpassen
können. Agilität hat in einem Industrieunternehmen,
dessen Produkte
einen komplexen Herstellprozess
durchlaufen, zwar eine andere Bedeutung
als etwa bei einem Softwareanbieter.
Doch hängt die Fähigkeit,
schnell entscheiden und reagieren
zu können vor allem an der jeweiligen
Organisation des Unternehmens.
„Bei uns gibt es keine Gremien und
keine langen Dienstwege. Muss
etwas dringlich entschieden werden,
wird direkt kommuniziert.
Denn Neues entsteht in den Köpfen
der Mitarbeiter", sagt Carsten
Bleck. 2
[ Kontakt]
Andernach & Bleck
GmbH & Co. KG
58093 Hagen
Tel. +49 2331 3530
www.blankstahl.biz
Blankstahl-Produktion mit langer Tradition: Am Stammsitz in Hagen
stellt Andernach & Bleck seit 1903 blankgezogene Stahlprodukte her.
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9
Stahlhandel
Bericht
Fotos: Padersoft SE
Im Stahlhandel gilt
es, verschiedene
Disziplinen per
Warenwirtschaftssystem
in Einklang
zu bringen: Dazu
muss auch die
Unternehmensoftware
ausgelegt sein.
Die Ullner u. Ullner
GmbH in Paderborn
arbeitet jetzt mit
UNITRADE.
Ullner u. Ullner führt neue Handelssoftware ein
Ein richtiger Schritt nach vorn
Mit der Einführung der UNITRADE®-Softwaremodule beim Großhandelsunternehmen
Ullner u. Ullner wurden alle Prozesse nach modernen Standards getaktet. Mit dem
neuen Warenwirtschafts system der Padersoft SE ist Josef Bröckling, Geschäftsführer
der Ullner u. Ullner GmbH in Paderborn, sehr zufrieden. Unter anderem lassen sich nun
Dienstleistungen verschiedener Bereiche in einer Bestellung zusammenführen.
[ Kontakt ]
Ullner u. Ullner GmbH
33098 Paderbon
Tel.: +49 5251 7104-0
www.ullner.de
SE Padersoft
GmbH & Co. KG
33100 Paderborn
Tel.: +49 5251 3016100
www.unitrade.de
Als spezialisierter Großhandelsbetrieb
ist die Paderborner Ullner
u. Ullner GmbH Ansprechpartnerin
für Industrie und Handwerk
in der Region. Mit spezifischen Sortimenten,
angegliederten Dienstleistungen
und fundiertem Know-how
werden metallverarbeitende Produktions-
und Handwerksbetriebe versorgt.
Stahlprodukte sind komplex
Die Zahl der Produkte und die damit
verbundenen Services, wie das
Zuschneiden, Anarbeiten oder Veredeln,
liegt laut Geschäftsführer Josef
Bröckling im oberen sechsstelligen
Bereich. Um auf die vielen Produktdaten,
etwa Nummern, Gruppen,
Abmessungen, Gewichte, Lieferzeiten
oder Stahl-Prüfzeugnisse ohne
Verzögerung schnell zugreifen zu
können, müssen sie entsprechend
gepflegt und verwaltet werden. Das
geht heute nur noch mit einem leistungsfähigen
ERP-System. Gerade
die Abbildung von Stahlprodukten
innerhalb der Warenwirtschaft ist
komplex. Für Ullner u. Ullner ist es
unabdingbar, permanent eine
sichere und reibungslose Bestellabwicklung
– etwa mit dem E/D/E-
Zentrallager – sowie auch alle vorund
nachgelagerten Prozesse jederzeit
verfügbar zu haben.
Um zukunftsgerichtet aufgestellt
zu sein, wurde die bis dato eingesetzte
Anwendung nun durch die
UNITRADE-Produkte der SE Padersoft
GmbH & Co. KG abgelöst. „Unser
Eindruck war, dass das bisher eingesetzte
Warenwirtschaftsprogramm
nicht in der Art weiterentwickelt
werden würde, wie wir es
uns für die Erfüllung unserer Ziele
gewünscht hätten“, erläutert Bröckling.
Dass der neue Anbieter nun
ebenfalls in der Paderstadt ansässig
ist: ein schöner Zufall. Doch entscheidend
waren allein Leistung und
Funktionen der Software – und dabei
fiel die Wahl letztlich auf SE Padersoft.
Für den ausschlaggebenden
Impuls sorgte beim Metalllieferanten
und Betriebsausstatter dessen Branchenexpertise
„Stahlhandel“.
Effektiv planen und steuern
Insbesondere die speziellen Anforderungen
im Tagesgeschäft und die
Relevanz geeigneter Software für
Einkauf und Controlling waren für
das Unternehmen Gründe, in ein
neues System zu investieren. Es
schien, als ob die gewünschten Auswertungen
und Statistiken mit der
älteren Software nur schwer zu generieren
gewesen wären, so Bröckling.
Im Stahlgeschäft und auch in den
10 Stahlreport 5|19
Der Stahlhandel erfordert
eine integrierte Unternehmenssoftware,
die den
Datenaustausch zwischen
den unterschied lichen
Bereichen gewährleistet.
übrigen Produktgruppen wollte das
Unternehmen in der Lage sein, verschiedene
Bereiche innerhalb einer
Bestellung zusammenzuführen.
Ordert etwa ein Handwerksbetrieb
Berufsbekleidung, sollen in vielen
Fällen auch das Firmenlogo und eine
Personalisierung aufgebracht werden.
Das Ergänzen eines „fixen“ Produkts
mit einer Dienstleistung und
dessen Abrechnung gehört zum
Tagesgeschäft – auch im Stahlsegment,
wo das Material individuell
vielfach als Serviceleistung zugeschnitten
wird.
Dank der neuen UNITRADE-Software
lassen sich solche Aufträge
dem Unternehmen zufolge nun leicht
abbilden und handhaben. Auch können
Preisaktionen oder Rabatte
selektiv individuell zugeschnitten
werden.
Vertrieb gestärkt
Besonders das Auswertungstool
„CUBE“ lobt Geschäftsführer Bröckling.
Seine Vorgabe, neben aktuellen
Zahlen auch auf Vergleichswerte aus
der alten Umgebung zugreifen zu wollen,
wurde voll erfüllt. Das Wesentliche
aber sieht der Geschäftsführer darin,
dass alle Vertriebskanäle, vom Ladenlokal
über den Außendienst bis hin
zu den elektronischen Katalogen nun
deutlich besser funktionierten und
zielgerichtete Ergebnisse ausgeben.
Im Verkauf stehe damit ein leistungsfähiges,
digitales Werkzeug zur Verfügung,
das umfassende Produktinformationen
auf den Punkt bereitstellt.
Die neue Software soll sukzessive ausgebaut
werden. Bereits in der Umsetzung
befindet sich ein neuer B2B-
Onlineshop, der bis Mitte des Jahres
aktiviert werden soll. 2
Hoberg & Driesch
Bau des neuen Hochregallagers
schreitet voran
Seit Jahresbeginn hat sich auf der
Baustelle des neuen Hochregallagers (HRL)
der Hoberg & Driesch GmbH & Co. KG Düsseldorf
einiges getan. In der dafür errichteten
Halle sind die Betonbodenplatten eingezogen,
die Arbeiten an der Außenfassade so
gut wie abgeschlossen und die Bedachung
ist fertiggestellt. Ein weiterer großer Schritt
in Richtung Fertigstellung folgte dann im
April mit der Anlieferung und Montage von
drei großen Brückenkranen. Per Sondergenehmigung
wurden die Krane als Schwerlasttransport
von Sassenberg nach Düsseldorf
befördert. Sowohl die Montage der
Krane als auch die der Hubwerke wurde
Anlieferung und Montage an einem Tag: drei neue Brückenkrane für Hoberg & Driesch.
noch am gleichen Tag vorgenommen. Ein
Kran hat ein Spurmaß von 30,75 m und ein
Gewicht von 23,5 t. Ein Hubwerk wiegt 2,7 t.
Insgesamt bewegen sich auf den Kranschienen
in Halle 11 zukünftig 3 x 28,9 t – plus
die zu hebenden Lasten.
Foto: Hoberg & Driesch
Stahlreport 5|19
11
Stahlhandel
Bericht/Nachricht
Fotos: Nissen&Velten
Inhaberin Rabea Hambach-Richter: „Wir haben die richtige Wahl getroffen und sind mit unserer neuen Unternehmenssoftware gut für die Zukunft aufgestellt.“
August Richter setzt auf eNVenta ERP
Stahlhandel und Biegerei in einer Software
Der Stahlhandel August Richter setzt seit Anfang 2019 auf die Software eNVenta ERP von
Nissen & Velten. Seitdem profitieren die 27 Mitarbeiter des Unternehmens, das mit Stahl,
Werkzeugen, Beschlägen und Eisenwaren handelt und Bewehrungsstahl biegt, von integrierten
Prozessen und modernen Benutzeroberflächen.
Im kommenden Jahr steht
für die August Richter, Eisen-Röhren-Eisenwaren-Großhandlung
e.K.
ein besonders Jubiläum an. Denn
dann feiert das Stahlhandelsunternehmen
aus Geseke seinen 90.
Geburtstag. Anders als für uns
natürliche Personen ist das für ein
Unternehmen zwar eine respektable
Zahl, aber kein Grund, nicht
mit Tatkraft und Ideen in die
Zukunft zu blicken.
So hat Inhaberin Rabea Hambach-Richter,
die den Stahlhandel
in der dritten Generation führt, erst
in jüngster Zeit das Geschäftsfeld
Biegerei mit einer eigenen Produktionshalle
und neuen Maschinen
ausgebaut. Damit hat sie das Angebot
der klassischen Stahlhandlung
weiter verbreitert. An den Bau der
neuen Halle schloss sich ein weite-
res Projekt an: Die notwendig gewordene
Einführung einer Branchensoftware
für die Biegerei führte zur
Suche gleich nach einem neuen ERP-
System. Dies hatte sich als notwendig
erwiesen, da die bestehende
Unternehmenssoftware aktuellen
Ansprüchen nicht mehr gerecht und
auch nicht weiterentwickelt wurde.
Integrierte Schnittstelle
zum Einkaufsverbund
Die neue Software-Lösung sollte die
Branchenspezifika des Stahlhandels
beherrschen und zugleich über
Schnittstellen zur Verbundgruppe
Nordwest verfügen. Ebenfalls sollte
eine integrierte Finanzbuchhaltung
Teil der Lösung sein. Die Biegereifunktionen
hätte man sich in Geseke
auch über eine Schnittstelle realisiert
vorstellen können.
Nach einer Marktrecherche von
Geschäftsführerin Rabea Hambach-
Richter haben drei Softwareanbieter
ihre Lösungen vor Ort präsentiert,
von denen zwei anschließend verworfen
wurden. „Unsere neue Software
sollte bei uns im Hause und
nicht in der Cloud laufen und die
Abhängigkeiten einer Branchenlösung
auf Basis von Microsoft Navision
wollten wir vermeiden“, erklärt
Rabea Hambach-Richter. Schließlich
war auch eine moderne, anwenderfreundliche
Benutzeroberfläche der
Software gefragt.
Biegerei-Lösung nativ enthalten
Ein Alleinstellungsmerkmal von
eNVenta ERP ist hingegen die integrierte
Lösung für die Biegerei. Weitere
Pluspunkte sind die Möglichkeit
des Zugriffs auf die Datenbank sowie
12 Stahlreport 5|19
Augustus iocari saetosus fiducias, et syrtes libere senesceret suis. Saburre fe
Aufgrund guter Nachfrage: Im vergangenen Jahr hat die Stahlhandlung
August Richter in den Bau einer neuen Biegerei-Werkhalle investiert.
die Option, mit der eNVenta-Entwicklungsumgebung
Framework
Studio eigenständig Anpassungen
vornehmen zu können. So konnte
die technisch versierte Geschäftsführerin
mit der Software-Einführung
Masken selbst anpassen, die
Stammdaten aus dem alten System
überprüfen und in eNVenta ERP
übernehmen.
Vor dem Echtstart am 1. Januar
2019 wurden die Anwender von Nissen
& Velten sowie von Rabea Hambach-Richter
mit der neuen Software
geschult. Einige Key User konnten
vorab auch schon im Testsystem mit
eNVenta arbeiten. Nach kleineren
Anpassungen in den ersten Praxiswochen
sind heute die Branchenlösungen
Technischer Handel, Stahlhandel und
Biegerei in Geseke im Einsatz. Zudem
wird das eNVenta-Modul Kasse im
Thekengeschäft genutzt.
Biegerei-Pläne
mit eNVenta erfassen
Bereits im vergangenen Jahr hatte
das Unternehmen August Richter
aufgrund der großen Nachfrage eine
neue Produktionshalle für den Biegereibetrieb
gebaut – in der Bügelautomaten
sowie Mattenschneideund
Mattenbiegemaschinen eingesetzt
werden. Die Biegepläne der
Kunden werden heute von den Mitarbeitern
im Büro in eNVenta erfasst.
Anschließend werden die Biege-Etiketten
mit Barcodes und die Stahlliste
in der Produktionshalle ausgedruckt.
Die Barcodes werden an den
Maschinen eingelesen und die Fertigstellung
der Aufträge anschließend
an das ERP-System zurückgemeldet.
Die Auslieferung erfolgt
dann mit den fünf eigenen Lkw des
Unternehmens.
Als sehr komfortabel werde im
Bereich Stahlhandel die Verwaltung
von Stangenmaterial und die automatische
Berechnung von Längen
und Gewichten bewertet. Die Stückverwaltung
von eNVenta Stahl wird
bei August Richter für Träger und
U-Stahl verwendet. Bereichsübergreifend
verfüge das westfälische
Unternehmen heute über bessere
und einfacher zugängliche statistische
Auswertungen. Geschätzt werden
auch die automatische Buchung
der Kontoauszüge sowie die Funktion
der automatischen Lieferzuteilung,
welche die Einlagerung von
ankommenden Artikeln erspart, die
sofort an einen Kunden ausgeliefert
werden sollen. Die Schnittstellen zu
Nordwest Handel werden vor allem
für Bestellungen aus dem Nordwest
Zentrallager verwendet.
„Sehr schön ist auch“, sagt Rabea
Hambach-Richter, „dass ich alle
Dokumente die ich jemals im ERP-
System erzeugt habe, seien es Angebote
oder Rechnungen, auch später
so sehen kann, wie der Kunde sie
bekommen hat. Das heißt, bei Bedarf
kann ich sie jederzeit zum Beispiel
per Mail noch einmal an den Kunden
schicken.“ 2
[ Kontakt ]
August Richter, Eisen-
Röhren-Eisenwaren-
Großhandlung e.K.
59590 Geseke
Tel. +49 2942 97870
www.august-richter.de
Nissen & Velten
Software GmbH
78333 Stockach
Tel. +49 7771 8790
www.nissen-velten.de
Eisen Wagner in
Österreich geschlossen
ArcelorMittal hat die österreichische Eisen
Wagner Gesellschaft m.b.H. geschlossen.
Der weltweit größte Stahlkonzern hatte das
Unternehmen am Standort Ried im Innkreis
2008 übernommen und eigenen Angaben
zufolge jahrelang versucht, auf die Erfolgsspur
zu bringen. Seit der Übernahme haben
sich österreichischen Medien zufolge
jedoch 20 Mio. € Verlust angehäuft. Vor
diesem Hintergrund entschloss sich Arcelor-
Mittal, das Unternehmen zu schließen. An
dem Standort waren knapp über 80 Mitarbeiter
tätig.
Weitere Standorte wie die Lasercenter in
Hohenzell und Timelkam sowie die Betonstahl-Biegereien
in Ried und Wöllersdorf sollen
verkauft werden. Die Abteilung Dach
und Wand wird innerhalb des ArcelorMittal-
Konzerns weitergeführt. Das Stahlservice-
Center Metex in Wien soll erhalten bleiben,
den Vertrieb übernehme Frankstahl, hieß
es. ArcelorMittal plant, den österreichischen
Markt nun von Bayern aus zu
beliefern. Als Grund für die Schließung
gelten Überkapazitäten am Markt.
Stahlreport 5|19
13
Stahlproduktion
Bericht
Projekt zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion
Wasserstoff statt Kohle
thyssenkrupp Steel hat am Standort Duisburg ein Projekt für die klimafreundliche Stahlproduktion
gestartet. Bei der Herstellung von Stahl will das Unternehmen künftig statt Kohle mehr Wasserstoff
eingesetzen. Der Produzent verfolgt damit das langfristige Ziel, die bislang anfallenden CO 2 -Emissionen
bis 2050 um mindestens 80 % zu verringern. Gefördert wird das Projekt im Rahmen der von der
NRW-Landesregierung gestarteten Initiative IN4climate.NRW. Im April übergab NRW-Wirtschaftsund
Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart den Förderbescheid.
„Es ist mir eine besondere
Freude, heute den Förderbescheid
für das erste Projekt der Initiative
IN4climate.NRW übergeben zu können“,
sagte Wirtschafts- und Digitalminister
Prof. Dr. Andreas Pinkwart
bei der Überreichung im April.
Damit gehe man einen wichtigen
Schritt in Richtung einer klimaneutralen
Industrie. Neben der thyssenkrupp
Steel AG sind auch Air
Liquide, ein weltweit agierendes
Unternehmen für Industriegase,
sowie die gemeinnüztige Düsseldorfer
VDEh Betriebsforschungsinstitut
GmbH an dem Projekt beteiligt.
Meilenstein Wasserstoffprojekt
Bei der Umstellung seiner Stahlproduktion
geht thyssenkrupp Steel
technologieoffen vor und nutzt verschiedene,
sich ergänzende Ansätze.
So können mit dem bereits erfolgreich
gestarteten Projekt
Carbon2Chem in der Stahlproduktion
entstehende Treibhausgase in
Chemieprodukte umgewandelt werden
und sind so als wertvolle Rohstoffe
nutzbar.
Das Wasserstoffprojekt am Hochofen
beschreitet einen weiteren Technologiepfad:
Hier wird vermieden,
dass schädliche Treibausgase überhaupt
entstehen. Dies geschieht
dadurch, dass ein Teil des im Hochofen
als Reduktionsmittel eingesetzten
Kohlenstaubes durch das Einblasen
von Wasserstoff ersetzt wird.
„Mit dem Einsatz von Wasserstoff
an unserem Hochofen 9 arbeiten wir
weiter konsequent an der Umstellung
unserer Produktionsprozesse.
Unser Ziel ist eine nahezu CO 2 -neutrale
Stahlerzeugung. Dies wird ein
langer und kostenintensiver Prozess,
auf dem wir heute einen weiteren
Schritt vorangehen“, erläuterte Arnd
Köfler, Produktionsvorstand von
thyssenkrupp Steel Europe. „Wie
testen in dieser ersten Projektphase
in den nächsten Monaten zunächst
den Einsatz von Wasserstoff an einer
von 28 Blasformen eines Hochofens.
Das ist ein Novum und so bislang in
der Industrie noch nicht umgesetzt
worden. Wir werden die Ergebnisse
dieser Testphase genau analysieren
und wollen dann in einer zweiten
Projektphase den gesamten Hochofen
auf diese Weise umstellen,“
ergänzte Köfler. „Theoretisch ist so
ein Einsparpotenzial von rund 20 %
CO 2 an dieser Stelle des Produktionsprozesses
möglich. Wir sind sehr
dankbar, dass die Landesregierung
uns hier mit einer Förderung im Rah-
Koks
Auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Stahlproduktion testet
thyssenkrupp Steel den Einsatz von Wasserstoff an einem bestehenden
Hochofen. Die Grundidee besteht darin, die Menge der
benötigten Einblaskohle zu reduzieren und durch Wasserstoff (H 2 )
zu ersetzen, um so den CO 2 -Ausstoß zu reduzieren.
Erz
Mengenreduktion
CO 2
-Reduktion
Kohlenstaub
Hochofen
Stahlwerk
Rohstahl
Grafik: thyssenkrupp Steel AG
H 2
Wasserstoff
14 Stahlreport 5|19
Stahl ∙ Edelstahl ∙ Anschlagrohre ∙ Bauelemente
100 % Leistung
bis zum Anschlag!
Foto: thyssenkrupp Steel
Gemeinschaftsprojekt mit dem Ziel einer klimafreundlichen Stahlproduktion. Von links:
Michael Hensmann (BFI); Robert van Nielen, Geschäftsführer Large Industries bei Air
Liquide; Premal Desai, Finanzvorstand thyssenkrupp Steel; Prof. Dr. Andreas Pinkwart,
NRW-Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie; Dr. Arnd Köfler,
Produktionsvorstand thyssenkrupp Steel; Gilles Le Van, Geschäftsführer Air Liquide
Deutschland.
men von IN4climate.NRW unterstützt.
Mit Air Liquide für die Wasserstoffversorgung
und dem BFI als
wissenschaftlichen Begleiter des Projekts,
haben wir genau die richtigen
Partner an unserer Seite.“
Wasserstoff: Schlüssel zu einer
klimafreundlichen Zukunft
Wasserstoff ist ein zentraler Treiber
für die Erreichung von Klimaambitionen,
da er am Einsatzort keine
klimaschädlichen Emissionen verursacht.
Er kann in flüssiger oder
gasförmiger Form mit hoher Energiedichte
gespeichert und transportiert
werden und bietet so viele Einsatzmöglichkeiten.
Aufgrund seiner
Vielseitigkeit spielt Wasserstoff eine
Schlüsselrolle beim Übergang zu
einem sauberen, kohlenstoffarmen
Energiesystem. In der Stahlherstellung
kann Wasserstoff als emissionsfreies
Reduktionsmittel für das
Eisenerz verwendet werden.
das wasserstoff-projekt im Detail
z Projektdauer: 14 Monate
z Projektbudget: 2,7 Mio. €
z Förderung durch das Land in Höhe von 40 %
Air Liquide, Projektpartner für das
nun beginnende Wasserstoffprojekt
bei thyssenkrupp Steel, verfügt
über Expertise in der gesamten
Wasserstoff-Wertschöpfungskette
von der Produktion über die Speicherung
bis hin zur Entwicklung
von Endverbraucheranwendungen.
Gilles Le Van, Vorsitzender der
Geschäftsführung von Air Liquide
Deutschland, sagte: „Hier in Duisburg
wird nun ein bedeutendes
Kapitel der industriellen Entwicklung
aufgeschlagen: die schrittweise
und nachhaltige Dekarbonisierung
der Stahlerzeugung. Wir
freuen uns sehr, an diesem Vorhaben
mitzuwirken – zuerst im Testbetrieb,
später im größeren Maßstab.
Unser langjähriger Kunde und
Partner thyssenkrupp Steel stellt
wiederholt unter Beweis, wie eine
innovative Industrie erfolgreich mit
Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz
einhergehen kann.“ 2
z Einblasen von 25.000 Nm³ h bei einer Tagesproduktion von 4.600 t
z 11,7 kg (131 m³) Wasserstoff je Tonne Roheisen
z Einsparung von bis zu 19 % CO 2 je Tonne Roheisen
Stahlreport 5|19
15
Standard, Systeme, Anschlagrohre
aus Edelstahl und das
volle Zubehörprogramm.
Bundesweit und immer zu
mindestens 90 % auf Lager.
Metallbau
Stahlbau
Fahrzeug- / Landmaschinen- /
Maschinenschutzeinrichtung
Maschinenbau und Anlagenbau
Regalbau und Lagersysteme
Containerbau
Möbel- / Laden- / Innenausbau
Klima- und Solartechnik
Peter Drösser GmbH
Ackerstraße 144
51065 Köln
Fon +49 221 6789-0
info@droesser.de
www.droesser.de
Stahlproduktion
Bericht/Nachricht
Arcelor-Mittal-Werk
in Hamburg.
Der weltgrößte
Stahl hersteller
plant dort eine
Wasserstoff-
Versuchsanlage.
Foto: ArcelorMittal Germany
ArcelorMittal-Anlage in Hambuger Werk
Pilotanlage zur Direktreduktion geplant
Um CO 2 -Emissionen dauerhaft zu senken, plant ArcelorMittal den Start eines Projekts
im Hamburger ArcelorMittal-Werk, bei dem erstmals Wasserstoff großtechnisch
bei der Direktreduktion von Eisenerz im Stahlproduktionsprozess eingesetzt wird.
Eine Pilotanlage soll in den kommenden Jahren errichtet werden.
Bereits heute hat das Hamburger
Werk auf Grund des Einsatzes
von Erdgas in einer Direktreduktionsanlage
(DRI) eines der
effizientesten Produktionsverfahren
der ArcelorMittal-Gruppe. Ziel des
neuen wasserstoffbasierten Verfahrens
ist es, Stahl mit geringsten CO 2 -
Emissionen herstellen zu können.
Die Projektkosten betragen rund 65
Mio. €. Außerdem ist eine Kooperationsvereinbarung
mit der Universität
Freiberg geplant, um das Verfahren
in den kommenden Jahren
auf dem Hamburger Werksgelände
zu testen. Dabei soll die wasserstoffbasierte
Reduktion von Eisenerz
zunächst im Demonstrationsmaßstab
mit einer Jahresproduktion von
100.000 t stattfinden.
„Unser Hamburger Werk bietet optimale
Voraussetzungen für dieses
innovative Vorhaben. Ein Elektrolichtbogenofen
mit DRI-Anlage und
Eisenerzpellets-Lager sind ebenso
vorhanden wie jahrzehntelanges
Knowhow in diesem Bereich. In
einem neuen Schachtofen soll nun
der Einsatz von Wasserstoff als
Reduktionsmittel getestet werden“,
kommentiert Frank Schulz, CEO von
ArcelorMittal Germany.
Druckwechseladsorption
In dem Verfahren soll die Abtrennung
von H 2 mit einer Reinheit von
mehr als 95 % aus dem Gichtgas der
Bestandsanlage durch so genannte
Druckwechseladsorption erreicht
werden. Das Verfahren wird
zunächst mit grauem Wasserstoff
(erzeugt bei Gastrennung) geprüft,
um einen wirtschaftlichen Betrieb
zu ermöglichen. In Zukunft soll die
Anlage ebenso mit grünem Wasserstoff
(erzeugt aus regenerativen
Quellen) betrieben werden können,
wenn dieser in ausreichenden Mengen
zur Verfügung steht.
Mit dem Hamburger Wasserstoffprojekt
entwickelt ArcelorMittal
Technologien für die direkte CO 2 -
Vermeidung (CDA) als einen der
möglichen Wege für eine emissionsarme
Stahlerzeugung. Der Konzern
investiert bereits mehr als 250 Mio. €
in verschiedene Technologien zur
Verringerung der CO 2 -Emissionen,
beispielsweise in Gent, wo Kohlendioxidabgase
zur Herstellung alter-
16 Stahlreport 5|19
nativer Kraftstoffe genutzt oder in chemischen Produkten
verwendet werden. Ebenso werden Verfahren getestet,
in denen Biokohle aus Restholz anstatt von Kokskohle
als Reduktionsmittel im Hochofen verwendet wird.
Mit dem Multi-Technologie-Ansatz will der Konzern
einen aktiven Beitrag zur Erreichung der ambitionierten
klima- und energiepolitischen Ziele des Pariers
Abkommens leisten und ermitteln, welche Technologien
technisch und wirtschaftlich machbar sind, um
CO 2 -Emissionen zu reduzieren, zu erfassen oder zu
vermeiden. 2
Saarstahl-Bilanz
Erfolgreiches 2018
Der Saarstahl-Konzern blickt auf ein erfolgreiches
Geschäftsjahr 2018 zurück, das von einem Anstieg der
Umsatzerlöse und von guten Ergebniszahlen gekennzeichnet
ist. „Dank einer guten Nachfrage in unseren
Kernsegmenten Stab und Draht ist der Konzernumsatz
trotz leicht rückläufiger Versandmengen aufgrund einer
guten Erlösentwicklung gegenüber dem Vorjahr auf
Rekordhöhe gestiegen“, erläuterte Tim Hartmann, Vorstandsvorsitzender
und Finanzvorstand der SHS – Stahl-
Holding-Saar GmbH & Co. KGaA, Vorsitzender des Vorstands
der AG der Dillinger Hüttenwerke und der
Saarstahl AG, die Jahreszahlen. „In den letzten Monaten
des Jahres ging die Nachfrage konjunkturbedingt zurück,
allerdings blieb der Absatz über das gesamte Jahr hinweg
auf hohem Niveau.“
FÜR EINE
WELT DER
VIELFALT.
Der für den Stahlkonzern relevante Stahlmarkt für Drahtund
Stabprodukte sei nach wie vor durch Überkapazitäten
geprägt, so dass der Mengen- und Preisdruck weiterhin
groß sei, so der Stahlhersteller. Die Rohstahlproduktion
des Konzerns blieb auf unverändert sehr hohem
Niveau und erreichte 2,782 Mio. t gegenüber 2,785 Mio. t
im Vorjahr. Die Absatzmenge der Saarstahl AG (Drahtund
Stab) ging um 4 % auf 2,431 Mio. t zurück (Vorjahr:
2,532 Mio. t). Der Konzern-Umsatz konnte dank höherer
Durchschnittserlöse um 3,6 % gesteigert werden und
belief sich auf 2,528 Mrd. € – ein Rekord bei Draht und
Stab – (Vorjahr: 2,440 Mrd. €).
Die globale Stahlnachfrage werde sich in 2019 nur
geringfügig positiv entwickeln und auch für die EU rechnet
der Hersteller mit einer deutlichen Abschwächung der
Stahlnachfrage.
Saarstahl erwartet entsprechend ein herausforderndes
Geschäftsjahr 2019. „Wir rechnen für 2019 mit einem
leicht schwächeren Konzern-Umsatz und unter der Maßgabe
von konsequenten Anstrengungen auf der Kostenseite
mit einem wiederum positiven Konzernergebnis“,
sagte Tim Hartmann.
Stahlreport 5|19
17
Mehr als 8.000 Artikel und über
10.000 Tonnen Stahl und
Aluminium gibt’s innerhalb
von 24 Stunden bei:
VOSS-EDELSTAHL.COM
Anarbeitung
und Logistik
Bericht
Foto: BAM AG
Durch Verwendung von BAMTEC-Bewehrungselementen kann bei Bauprojekten die Gesamtbauzeit reduziert werden.
progress Maschinen & Automation
Starker Partner für die
BAMTEC-Bewehrungstechnologie
Die BAMTEC-Bewehrungstechnologie steht weltweit für ein höchst effizientes Verfahren zur Planung,
Herstellung und den Einbau von Flächenbewehrungen für Stahlbetondecken, Stahlbetonbodenplatten
und -wänden, so die BAM AG, die das Konzept entwickelt hat. Statt der herkömmlichen Bewehrung
werden dabei sogenannte BAMTEC-Elemente verwendet. Die Hauptvorteile gegenüber einer
herkömmlichen Bewehrung sind dem Unternehmen zufolge eine Betonstahlersparnis sowie eine
reduzierte Verlegezeit von 80 bis 90% – bei gleichzeitig verbesserter Qualität.
Bei der BAMTEC-Technologie,
die von der BAM AG in St. Gallen,
Schweiz, lizenziert wird, werden
statt herkömmlicher Bewehrungselemente
spezielle BAMTEC-Elemente
verwendet. Diese enthalten
ausschließlich einachsig verlegte
Rundstähle, die mit querlaufenden
Tragbändern zu einer Montageeinheit
verbunden sind. Die Wirtschaftlichkeit
des Verfahrens resultiert
dabei aus der durchgängigen Verwendung
von elektronischen Daten
in Planung und Fertigung, aus einer
maximalen Materialeffizienz sowie
einer Ressourcenoptimierung bei
jedem Arbeitsschritt.
progress-Anlagen zur Herstellung
von BAMTEC-Elemeten
Als starker Partner bei der Herstellung
von BAMTEC-Bewehrungs -
elementen hat sich die progress
Maschinen & Automation AG
positioniert – ein Unternehmen der
PROGRESS GROUP. Das Unternehmen,
das sich auf innovative Anlagen
in der Betonstahlverarbeitung fokussiert
hat, ist ebenso ein Spezialist
für vollautomatische Produktionsanlagen
zur Herstellung der
BAMTEC-Bewehrungslemente. Die
progress Maschinen & Automation
AG beliefert Biegebetriebe, Betonfertigteilwerke,
Stahlhändler sowie
Baustoffhändler – und setzt hohe
Maßstäbe sowohl bei der Qualität
ihrer Maschinen und Anlagen wie
auch beim Kundendienst.
Für das Herstellen von Bewehrungselementen
nach dem lizenzierten
Verfahren ist die Anlage
„BAMTEC Evolution“ aus dem Hause
progress ausgelegt. Sie besteht aus
einer Richt- und Schneidanlage zur
vollautomatischen Stabproduktion
vom Coil sowie einer Schweißanlage,
die gerichtete Stäbe zu einem
BAMTEC-Bewehrungselement verschweißt.
Das Richten der Stäbe übernimmt
die Richt- und Schneidanlage.
18 Stahlreport 5|19
BAMTEC Evolution – eine Anlage der progress Maschinen & Automation zur Produktion von BAMTEC-Elementen
Fotos: progress & Automation
Diese verfügt über die progress-Rotor-
Richttechnik, basierend auf eigenen
Vorschubeinheiten für jede Produktionslinie
für den Drahttransport
und Schnitteinheiten für jeden Rotor.
Der Drahtdurchmesserwechsel
erfolgt vollautomatisch durch das
Abrufen der jeweilig gewählten
Drahtsorte bei 0-Rüstzeit.
Der Schneidvorgang erfolgt elektromechanisch.
Jede Produktionslinie
verfügt dabei über ein eigenes
Abschneidemeser und eigene elektronische
Messeinrichtungen zum
Auslösen des Schneidvorgangs. Mittels
einer Greif- und Positioniereinheit
werden die so produzierten Stäbe
der BAMTEC-Schweißanlage zugeführt.
Die einzelnen Stahldrähte werden
mittels Punktschweißverfahren
in beliebigem Abstand auf bis zu
zehn Stahlbändern verschweißt.
Auf Ein-Mann-Betrieb ausgelegt
Die Anlage schweißt die Stäbe in
den berechneten Abständen und
Positionen auf die Montagebänder
und fertigt so ein maßgenaues
Bewehrungselement. Hierbei werden
Stäbe von Ø 8 mm bis Ø 20 mm vom
Coil verarbeitet. Alle dickeren Stäbe
bis Ø 36 mm werden manuell vom
Rundstahl verarbeitet. Unmittelbar
nach dem Schweißvorgang wird das
BAMTEC-Element zu einer Rolle aufgerollt.
Die BAMTEC Anlage ist auf
einen Ein-Mann-Betrieb ausgelegt.
Auch die Montage der BAMTEC
Elemente ist denkbar einfach, so
progress Maschinen & Automation:
Die aufgerollten Elemente werden
zu den Baustellen transportiert und
dort mit dem Kran an ihre Ausgangspunkte
befördert. Durch die minimale
Anzahl an Bewehrungselementen
und das schnelle Ausrollen
werde die Verlegung extrem be -
schleunigt und vereinfacht – was
dann zu einer Reduktion der Gesamtbauzeit
führen kann, so das Unternehmen.
Die Bewehrungslagen werden
jeweils individuell für den jeweiligen
Grundriss und die jeweilige Beanspruchung
just-in-time gefertigt.
Durch die Nutzung der BAMTEC-
Software werden im Vorfeld die Lage,
Länge und der Stabdurchmesser
aller Stäbe für die benötigten Elemente
berechnet. Auch Aussparungen
und Zulageeisen können dabei
berücksichtigt werden. Dies sorgt
für optimalen Materialeinsatz und
Einsparungen beim Betonstahl.
Positives Fazit
Die BAM AG zieht ein sehr positives
Fazit der Partnerschaft mit progress.
„Nach der Ankündigung des Wechsels
zu progress Maschinen & Automation
konnten wir bereits nach nur
15 Monaten die neu entwickelte
Anlage BAMTEC Evolution präsentieren,
ein Meilenstein in der
BAMTEC-Bewehrungstechnologie“,
resümiert Franz Häussler, Geschäftsführer
BAM AG. 2
[ Kontakt]
progress Maschinen & Automation AG
Julius-Durst-Straße 100
39042 Brixen, Italien
Tel. + 39 0472 979100
info@progress-m.com
www.progress-m.com
BAM AG
Neugasse 43
9000 St. Gallen, Schweiz
Tel. +41 71 222 20 61
info@bamtec.com
www.bamtec.com
Stahlreport 5|19
19
Anarbeitung
und Logistik
Nachrichten
Innovative Strahlanpassung der Laserquelle:
die Laserschneidanlage ENSIS-AJ des
japanischen Herstellers Amada
Foto: Amada
61. Masuda-Award für innovative Blechbearbeitung
Amada-Laserschneidmaschine ausgezeichnet
Der von Nikkan Kogyo Shimbun, einem Fachmagazin für industrielle Produktion,
ausgelobte Award ehrt jedes Jahr Firmen mit besonders innovativen Produkten. Im Frühjahr
2019 nahmen 63 Firmen mit jeweils einem ausgewählten Produkt an dem Wettbewerb
teil, von denen nur zehn Unternehmen einen Preis in ihrer eigenen Kategorie mit nach
Hause nehmen durften. AMADA wurde mit ihrer Laserschneidanlage ENSIS-AJ ausgezeichnet.
Der Faserlaser mit 9 kW überzeugte die Jury mit seinem patentierten Verfahren der
variablen Strahlanpassung sowie der neuen Kollimationseinheit zur Erzeugung eines parallelen
Strahlenverlaufs, die für maximale Flexibilität in der Bearbeitung unterschiedlichster
Materialien sorgen. Die neue Ausbaustufe bewältigt dem Hersteller zufolge mit ihren 9 kW
selbst hohes Arbeitsvolumen mühelos und schneidet Bleche bis zu 25 mm. Mit der Steuerung
der neuesten Generation ist die ENSIS-AJ 9 kW, wie alle Modelle der Serie, netzwerkfähig
im Sinne des IoT bzw. Industrie 4.0. Überdies lasse sich die ENSIS-AJ 9 kW perfekt
vollautomatisiert einsetzen, um Rüstzeiten maximal zu verkürzen und einen Maschinenbetrieb
rund um die Uhr zu gewährleisten, so Amada.
Bomar-Bandsäge zur Rohrtrennung bis 120 mm
Effiziente Schnittleistung
BOMAR, Spezialist für voll- und halbautomatische
Bandsägen hat mit der mobilen
Metallbandsäge Pulldown 120 RB eine
Anlage zur effizienten Rohrtrennung im Programm.
Die manuellen Bandsägen der Baureihe
Pulldown gehören zu den kleinsten
Sägen im Rahmen der Angebotspalette des
tschechischen Sägeanlagen-Herstellers.
Diese transportablen Bandsägen zeichnen
sich dem Unternehmen nach durch ihren
geringen Platzbedarf und die einfache Bedienung
insbesondere bei der Trennung von kleinen
bis mittleren Materialdimensionen aus.
Die Bandsäge Pulldown 120 RB ist für einen
maximalen Rohrdurchmesser von 120 mm
ausgelegt. Zu ihrer Mobilität trägt das relativ
geringe Gewicht von 38 kg bei. Zudem
besteht die Ausführung des Sägearms aus
einer Aluminium-Gusslegierung. Die stabile
Konstruktion und Flexibilität dieser Sägen
sowie die problemlose Bedienung bieten eine
effiziente Schnittleistung, so das Unternehmen.
Dabei werde eine hohe Schnittpräzision
durch Sägebandführungen aus Hartmetall
und entsprechende Führungsrollen erzielt.
Zwei wählbare Motordrehzahlen – 30 bzw.
70 m/min – ermöglichen auch an Edelstähle
angepasste Schnittgeschwindigkeiten. Der
Die mobilen Metallbandsägen
Pulldown
vom Typ RB eignen
sich für die flexible
Trennung kleinerer
Rohrmengen.
Sägevorschub erfolgt manuell durch Betätigung
des Handführungshebels. Zur Materialspannung
dient eine komfortable Schnellspanneinrichtung.
Die Bandsäge Pulldown 120 RB wird standardmäßig
ohne Sockel und Kühlung
geliefert, diese können aber als Zubehör
zugekauft werden. Verschiedene Rollenbahnlängen
und Anschlagsysteme ermöglichen
eine optimale Anpassung an die Materialausgangslängen.
Generell lassen sich die
Bandsägen von BOMAR mit optionaler Ausstattung
an die jeweiligen individuellen
Anforderungen vor Ort anpassen.
Foto: Bomar
Stahlbau4 jetzt
Stahlservice24
Die Stahlbau24 GmbH hat ihren Namen
geändert und firmiert seit dem 1.4.2019
unter stahlservice24 GmbH. Mit der
Umfirmierung wurden ebenfalls der
Domain-Name des Webauftritts sowie die
Email-Adresse geändert, teilte das Unternehmen
von Maschinenbau-Ingenieur
Valentin Kaltenbach mit. Die allgemeinen
Geschäftsbedingungen sowie die postalische
Anschrift des Online-Portals bleiben
unverändert. Die Namensänderung sei
notwendig geworden, um dem Anspruch
als Dienstleister webbasierter Services
gerecht zu werden, teilte Inhaber und
Geschäftsführer Valentin Kaltenbach mit.
Mit stahlservice24.online erhalten Unternehmen
dem Anbieter zolge effiziente
Steuerungsmöglichkeiten, um die Verfügbarkeit
ihrer Maschinen messbar zu
machen und effizienter zu gestalten.
[ info ]
Die neue Webadresse der stahlservice24
GmbH lautet nun www.stahlservice24.online.
Die Mailadressen enden nun auf
@stahlservice24.online
Fertigungstechniches
Kolloquium 2019
Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik
und Automatisierung IPA lädt am
8. und 9. Oktober 2019 zum Stuttgarter
Fertigungstechnischen Kolloquium ins
Haus der Wirtschaft, Stuttgart, ein. Ziel
der Fachveranstaltung ist, Anwendern,
Kunden und Zulieferern der Fertigungstechnik
einen Blick in die technologische
Zukunft der Branche und – in diesem Jahr
insbesondere – in die Prozessketten zwischen
Umformen und Zerspanen zu
ermöglichen. Teil des Programms sind
neben Fachvorträgen und Diskussionen
auch Firmenbesichtigungen, eine begleitende
Fachausstellung sowie eine Abendveranstaltung.
[ info ]
Veranstaltung: Stuttgarter Fertigungstechnisches
Kolloquium
Wann: 8./9.10.2019
Wo: Haus der Wirtschaft, Stuttgart
Weitere Infos und Anmeldung:
www.ftk-2019.de
20 Stahlreport 5|19
metec.de
tbwom.de
Gemeinschaftstagung
digitales Planen und Bauen
Zur 4. Gemeinschaftstagung Digitales Planen und Bauen lädt am
27. Juni 2019 der bauforumstahl e.V. nach Darmstadt. Themen
der Veranstaltung sind unter anderem die Standardisierung, der
Stufenplan des Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur,
BIM im Planungsprozess der Honorarordnung für Architekten
und Ingenieure sowie die Datenmodelle IFC und IDM. Weiterhin
geht es um die digitale Planung aus Sicht des Stahlbauers
als Subunternehmer. Zielgruppe der Veranstaltung sind unter
anderem Bauherren, Generalunternehmer sowie Behörden, Stahlund
Metallbauer, Stahlerzeuger und der Stahlhandel. Für Mitglieder
des bauforumstahl kostet die Fachveranstaltung 450 €, die
Teilnahme für Nichtmitglieder liegt bei 695 €.
10. INTERNATIONALE MET ALLURGIE-
FACHMESSE MIT KONG
GRESSEN
[ info ]
Veranstaltung: 4. Gemeinschaftstagung Digitales Planen und Bauen
Wann: 27.6.2019
Wo: Maritim-Hotel, Darmstadt
Weitere Infos und Anmeldung: www.bauforumstahl.de
Voortman-Technologietage Twente
Am 15. und 16. Mai lädt der niederländische Hersteller von Blechbearbeitungsanlagen
Voortman zur dritten Auflage seiner Technologietage
in sein Experience Center nach Rijssen. Den Schwerpunkt
der kostenlosen Expertenveranstaltung legt das
Unternehmen dabei erneut auf den Wissenstransfer, insbesondere
mit Blick auf die „Blechbearbeitung von Morgen“. Die Technologietage
Twente richten sich an Teilnehmer der gesamten
blechverarbeitenden Industrie. Am 15. Mai finden die Vorträge
und die Diskussion in Niederländisch statt, am 16. Mai heißt das
Unternehmen deutsche Teilnehmer willkommen.
[ info ]
Veranstaltung: Technologietage Twente
Wann: 15.5.2019 (niederländische Teilnehmer)/16.5.2019
(deutsche Teilnehmer)
Wo: Voortman Experience Center, Rijssen
Weitere Infos und Anmeldung: www.voortman.net
Metals
EFFICIENT PROCESS SOLUTIONS
1. Berufsfachmesse Stahlbau
Der bauforumstahl e.V. lädt am 23.11.2019 zur 1. Berufsfachmesse
Stahlbau nach Düsseldorf ein. Auf dieser Fachmesse zeigen
voraussichtlich etwa 20 Unternehmen der Stahlbaubranche
jungen Interessenten die beruflichen Perspektiven der Branche
auf. Im Rahmen einer großen Fachausstellung und einer begleitenden
Vortragsreihe können sich die Nachwuchskräfte in spe vom
Abiturienten bis zum Absolventen detailliert über den Stahlbau als
Arbeitgeber informieren. „Die Zukunft gehört unserem Nachwuchs
und genau hier setzt diese Veranstaltung an“, so Reiner Temme,
Geschäftsführer der Temme Stahl- und Industriebau GmbH und
Präsident des Deutschen Stahlbauverbandes.
[ info ]
Veranstaltung: 1. Berufsfachmesse Stahlbau
Wann: 23.11.2019
Wo: Areal Böhler, Düsseldorf
Weitere Infos: www.bauforumstahl.de
S chlüs
seltechnologi
e Metallurgie
Die METEC mit dem Bereich Schmiedetechnik
ist das global führende Event für die Herstellung
und
Verarbeitung von Roheisen-, Stahl- und NE-Metallen.
Theoriee trifft Praxis
Rahmenveranstaltungen wie
die 4th European Steel
Technology and Application Days (ESTAD) sind
Diskussionsforen für neue Stahltechnologien und
-anwendungen auf weltweit höchstem Niveau.
Willkom
mmen in Düss
eldorf!
Stahlreport 5|19
21
P
Tel. +
10 1 06 _ 4000
1 45 _
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49 21
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Werkstoffe
Bericht
Studie im Auftrag von voestalpine
Stahl in der Elektromobilität
Mit dem Trend zum Leichtbau haben sich Werkstoffe wie Aluminium und Kunststoffe in der
Automobilindustrie etabliert und behalten im Wandel vom Verbrennungs- hin zum Elektromotor als
Alternativwerkstoffe zu Stahl wohl auch weiterhin ihre Berechtigung. Für Stahl ist dennoch im
weltweit wachsenden Industriezweig der Elektromobilität mit gleichbleibender oder gar steigender
Nachfrage zu rechnen. Dies geht aus einer Studie des Handelsblatt Research Institutes (HRI) im
Auftrag der voestalpine hervor.
Die Entwicklung innovativer hoch- und ultrahochfester
Sorten sichert auch langfristig die Zukunft von
Stahl in der Automobilindustrie. Zu diesem Ergebnis
kommt die Studie „Die Rolle von Stahl in der Elektromobilität“
des Handelsblatt Research Institutes im Auftrag
des österreichischen Stahlherstellers voestalpine, die im
Rahmen der Handelsblatt Jahrestagung 2019 „Zukunft
Stahl“ in Düsseldorf vorgestellt wurde. Zukunftschancen
habe der Werkstoff, da er gleichermaßen leicht und fest,
dabei aber bestens verarbeitbar, recyclingfähig und wirtschaftlich
sei.
„Leichter um jeden Preis“ ist vorbei
Vorteil für Stahl: Bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen
sei der Trend zur Gewichtseinsparung um jeden
Preis vorbei. Gerade die kohlenstoffverstärkten Kunststoffe
(Carbon), die leichter, fester, aber auch deutlich teurer
sind als Stahl, scheinen sich laut der Studie nicht weiter
durchzusetzen. Hintergrund für diese Erkenntnis sind
einerseits die Kosten und die schlechte Recyclingfähigkeit
von Carbon im Vergleich zu Stahl und andererseits die
permanenten Innovationen in Sachen Festigkeit und
Gewicht in der Stahlentwicklung. „Für den Einsatz von
Stahl in der Elektromobilität sprechen nicht nur wirtschaftliche
Gründe, sondern auch eine vergleichbar gute
Ökobilanz und Sicherheitsaspekte“, fasst Jan Kleibrink,
Head of Economic Analysis vom Handelsblatt Research
Institute, die Kernbotschaft zusammen.
Anteil hochfester Stähle im Fahrzeugbau wächst
Beispiel BMW: Während der i3 weitgehend aus Carbon
bestand, wird der i5 ab 2021 aus Stahl und Leichtmetall
konstruiert, so die Studie. Auch Tesla fährt in seinem
Model 3 die Anteile von Aluminium und Titan zugunsten
von Stahl zurück. Inzwischen liefert die europäische Stahlindustrie
ultrafeste und zugleich leichte und gut formbare
Stähle. Sie punkten mit einfacher Verarbeitung, homogenen
Oberflächen für die Lackierung, hoher Rohstoffverfügbarkeit
und guter Kombinationsfähigkeit mit anderen
Werkstoffen. „Der Anteil hochfester Stähle im
Fahrzeugbau wird von derzeit 18 auf 30 % der genutzten
Stahlsorten steigen“, zitiert Jan Kleibrink vom Handelsblatt
Research Institute aus den Vorarbeiten des Posco Research
Instituts. Um 25 bis 39 % ließe sich so nach Angaben des
22 Stahlreport 5|19
Weltstahlverbands worldsteel das
Gewicht eines Fahrzeugs reduzieren.
Über die Lebensdauer eines Fahrzeugs
könnte dies 3 bis 4,5 t Treibhausgasemissionen
sparen. Statt unverhältnismäßig
teurer Gewichtsreduktion
geht der Trend zu einer Balance zwischen
Gewicht und Kosten durch
einen Mix verschiedener Stahlsorten
mit Aluminium- und Kunststoffflächen.
Unabhängig vom Werkstoff hat
die Sicherheit der Karosserie bei
einem Unfall absolute Priorität. Bislang
kam daher eine Kombination aus
Aluminium und Stahl zum Einsatz.
Neueste Stahlsorten sind drei- bis
viermal zugfester als herkömmliche
Stähle und eignen sich so hervorragend
gerade für sicherheitsrelevante
Bereiche, wie die Studie darlegt.
Stahlerzeugnisse im E-Motor und
-Antrieb
In der HRI-Studie wurde auch das
Thema Elektromotor und Werkstoffauswahl
untersucht. Ergebnis ist, dass
Stahl rund um Motor und Antrieb
ebenfalls eine zentrale Rolle zukommt.
In Elektromotoren wird sogenanntes
nicht-kornorientiertes Elektroband
eingesetzt – für ein reines Elektrofahrzeug
zwischen 40 und 100 kg.
Damit könnte der Bedarf für diesen
weichmagnetischen Werkstoff allein
in Europa auf über 1 Mio. t jährlich
steigen. Stahlhersteller konzentrieren
sich darauf, diese Elektrobleche fester
und dünner zu machen und so das
Gewicht des Motors zu reduzieren.
Da hier die physikalischen Grenzen
fast erreicht sind, können sie sich
künftig vor allem durch ihre Kompetenz
bei Klebe-, Füge- und Umformtechniken
differenzieren.
Batterie-Schutz: Attraktives
Betätigungsfeld für europäische
Stahlhersteller
Drei Viertel der Batterien werden derzeit
in Asien gefertigt, wird in der
vorgestellten Studie bekräftigt. Aus
europäischer Sicht fehlen damit
Know-how und der Zugang zu ausreichend
etablierten Wertschöpfungsketten.
Anders beim Gehäuse: Die
Batterie-Elemente benötigen einen
entsprechend großen Behälter, der
ausreichend Schutz bei crashbeding-
ten Höchstbelastungen bietet und verhindert,
dass Substanzen bei einem
Unfall austreten. Der Batteriekasten
ist ein neues Betätigungsfeld für europäische
Werkstoffhersteller. Da das
gesamte Batteriemodul bis zu 40 %
des Fahrzeuggewichts ausmachen
kann, geht es bei der Wahl des Werkstoffes
abgesehen vom Sicherheitsaspekt
um Gewicht, Wirtschaftlichkeit
und Nachhaltigkeit. Anders als Aluminium,
Titan und Faserverbund -
stoffe hat Stahl den Vorteil, besonders
resistent gegenüber Verformungen
bei Unfällen zu sein.
Vorteile von Stahl für den
Klimaschutz
Klimaschutz ist der wichtigste Treiber
für Elektromobilität. Werden fossile
Brennstoffe für die Herstellung von
Aluminium oder Carbon verwendet
und stammt der Strom an den Ladestationen
nicht aus erneuerbaren
Energien, bleibt die Klimabilanz auch
eines E-Fahrzeugs völlig unbefriedigend.
Ökologisch gesehen hängt der
Erfolg der Elektromobilität vom Gelingen
der Energiewende ab. Die eingesetzten
Werkstoffe dürfen dabei nicht
ausgeblendet werden. Im Vergleich
zu Aluminium oder Carbon hat Stahl
hier besondere Vorteile, weil er von
vornherein mit geringerer Energie
erzeugt sowie in der Folge weiterverarbeitet
und schließlich ohne Qualitätsverlust
recycelt werden kann.
Elektromobilität als dynamisch
wachsender Markt
In der EU wird Elektromobilität direkt
durch Kaufanreize für Elektrofahrzeuge
und indirekt durch schärfere
Auflagen zum Schadstoffausstoß konventioneller
Antriebe gefördert, fasst
die Studie zusammen. Bislang halten
die geringe Reichweite und die vergleichsweise
hohen Anschaffungskosten
viele Verbraucher vom Kauf
eines Elektrofahrzeugs ab. „Diese
negativen Faktoren schwächen sich
ab, da die Entwicklungen bei der
Akku-Technik bis 2025 die Reichweiten-Nachteile
ausgleichen und die Batteriekosten
auf ein Drittel der aktuellen
Kosten fallen werden“, sagt
Kleibrink. Bis 2025 könnten bereits
mehr als 14 Mio. Elektrofahrzeuge in
der EU verkauft werden. 2
Grafiken: voestalpine
Stahlreport 5|19
23
Messen
und Märkte
Schwerpunkt Konjunktur
Auftragseingang
stetig gestiegen: Im
vergangenen Jahr hat
die deutsche Bauwirtschaft
im Durchschnitt
stetig
steigende Auftragseingänge
verzeichnet.
Während auch im
Januar 2019 ein Plus
gegenüber Januar
2018 erzielt wurde,
lag der Auftragseingang
im Februar leicht
unter dem Vormonat.
Auftragseingang im Bauhauptgewerbe
Grafik: Destatis
Auftragsbestände mit höchstem Niveau seit Wiedervereinigung
Bauwirtschaft stützt Konjunktur
Trotz Unsicherheiten am sonstigen Konjunkturhorizont: Die Bauwirtschaft in Deutschland meldet
weiterhin positive Zahlen. So lagen die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe in Unternehmen
mit 20 und mehr tätigen Personen im Januar 2019 nominal mit rund 5,9 Mrd. € um 18,2 % höher
als ein Jahr zuvor – und kamen damit auf den höchsten jemals gemessenen Stand in einem Januar
in Deutschland. Ein Rekord auch bei den Auftragsbeständen insgesamt: Diese erreichten zum
Jahresanfang mit über 46 Mrd. € das höchste Niveau seit der Wiedervereinigung.
Mit dem Rekord bei den Auftragsbeständen
im Januar haben die
Unternehmen der Bauwirtschaft
gegenüber dem guten Quartal 2018,
in dem bereits eine außerordentliche
Leistungssteigerung erzielt wurde,
sogar noch einmal zugelegt. Das sind
gute Aussichten für die Entwicklung
in 2019: „Die Bauwirtschaft wird die
Konjunkturentwicklung in Deutschland
in diesem Jahr wesentlich stützen“,
kommentierte Felix Pakleppa,
Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands
Deutsches Baugewerbe
(ZDB), im März die Konjunkturdaten
für das Bauhauptgewerbe.
Positive Erwartungen
Die Geschäftslage wird im Wohnungsbau
und im Gewerbebau laut
Konjunkturumfrage des ZDB weiter
als „Gut“ beschrieben. Im öffentlichen
Hoch- und Straßenbau blieben
die Urteile saisonbedingt noch etwas
verhaltener.
Die Unternehmen berichteten
weiter über eine unverändert hohe
Nachfrage nach Bauleistungen;
sowohl im Hoch- als auch im Tiefbau.
So liegen die Auftragsbestände im
Hochbau im Februar bei einer Reichweite
von vier Monaten, im Tiefbau
legten sie auf drei Monate zu (Vormonat
2,5 Monate).
Auch die kurzfristigen Erwartungen
an die Geschäftsentwicklung
bleiben laut ZDB-Umfrage aufwärtsgerichtet.
Die anhaltend hohe Nachfrage,
bei bereits hoher Kapazitätsauslastung,
erzeugt weiter eine große
Investitionsbereitschaft, die überwiegend
von Ersatzbeschaffungen
geprägt ist. Aber auch über Rationalisierungs-
und Erweiterungsinvestitionen
wird berichtet.
Plus bei Umsatz
und Beschäftigten
Zuwächse verzeichnete die Branche
auch bei den Umsätzen sowie der
Zahl der Beschäftigten: Nach Daten
des Statistischen Bundesamtes
haben die Unternehmen der Bauwirtschaft
im Januar 2019 einen
Umsatz von 4,2 Mrd. € erzielt. Das
waren ca. 10 % mehr als im Januar
2018.
Die Zahl der Beschäftigten lag
mit ca. 476.500 um etwa 10.000 über
dem Wert vom Dezember 2018.
24 Stahlreport 5|19
Damit verzeichneten die Unternehmen
einen für den Jahresbeginn
außerordentlich hohen Beschäftigungsstand.
Dennoch fehlen der
Branche weitere Fachkräfte, etwa
Bauingenieure. Der Fachkräftemangel
hindere die Bauwirtschaft, die
positive Entwicklung noch auszubauen,
so der ZDB.
Dämpfer bei Auftragseingang
im Januar
Einen Dämpfer bei den saison-,
arbeitstäglich- und preisbereinigten
Auftragseingängen gab es nach Angaben
des Statistischen Bundesamtes
(Destatis) im Januar 2019: Im ersten
Monat des neuen Jahres lagen diese
um 7,9 % niedriger als im Dezember
2018. Dieser Rückgang sei insbesondere
auf den durch Großaufträge
bedingten hohen Auftragseingang
des Vormonats zurückzuführen, so
Destatis. Im weniger schwankungsanfälligen
Dreimonatsvergleich stieg
das Volumen der saison-, arbeitstäglich-
und preisbereinigten Auftragseingänge
von No vember 2018 bis
Januar 2019 gegenüber August bis
Oktober 2018 allerdings um 11,5 %.
Im Vorjahresvergleich war der
arbeitstäglich- und preisbereinigte
Auftragseingang im Bauhauptgewerbe
im Januar 2019 um 11,6 %
höher.
Mildes Wetter kommt
Baunachfrage zugute
Dank der milden Witterung im
Februar konnten die Bauunternehmen
die Auftragsbestände ohne
größere Unterbrechungen weiter
umsetzen. Das geht aus der monatlichen
Konjunkturumfrage des
ZDB bei seinen Mitgliedsunternehmen
hervor.
So stieg die Geräteauslastung im
Hochbau im Februar bereits wieder
über 70 % (Januar 70 %). Auch im
Tiefbau wurde mit 60 % der Wert
des Vormonats (55 %) deutlich übertroffen.
Die Preise für den Neubau konventionell
gefertigter Wohngebäude
in Deutschland sind nach Angaben
des Statistischen Bundesamts im
Februar 2019 im Vergleich zum Vorjahr
um 4,8 % gestiegen, nach einem
Plus von 4,4 % im Durchschnitt des
Jahres 2018. Im Straßenbau hätten
die Neubaupreise im Februar sogar
um 7,5 % über dem vergleichbaren
Vorjahresniveau gelegen.
„Für die aktuellen Baupreissteigerungen
sind nach wie vor zu einem
großen Teil die gestiegenen Baumaterialkosten
sowie die deutliche Tariflohnerhöhung
des vergangenen Jahres
verantwortlich. Aber auch der
Staat selbst hat mit gestiegenen technischen
Anforderungen zur Preissteigerung
beigetragen“, kommentierte
der Hauptgeschäftsführer des
Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie,
Dieter Babiel, die aktuelle
Baupreisentwicklung.
Als „gutes Instrument zum fairen
Umgang miteinander“ empfahl der
Verbandschef die „konsequente Vereinbarung
von Preisgleitklauseln in
Bauverträgen“. Risiken aus Preisschwankungen
bei weltweit gehandelten
Bauprodukten könnten damit
abgefedert werden. 2
Kfw-Ifo-Mittelstandsbarometer
Mittelständisches Geschäftsklima fängt sich etwas
Angesichts unsicherer Konjunkturperspektiven
glänzen die deutschen Mittelständler
laut der Kreditanstalt für Wiederaufbau
(KfW) mit einer positiven Nachricht.
Ihr Geschäftsklima ist im März um 1,5 Zähler
auf 8,1 Saldenpunkte gestiegen, wie das
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer berichtet.
Damit endete zugleich eine Serie von zuvor
fünf Stimmungsrückgängen in Folge.
Ihre aktuellen Geschäfte beurteilten die Mittelständler
mit 22,7 Saldenpunkten um 1,4
Zähler besser als im Vormonat. Die mittelständischen
Geschäftserwartungen für die
kommenden sechs Monate zogen um 1,7
Zähler auf nun -5,2 Saldenpunkte an.
Auch in den Großunternehmen präsentiert
sich die Stimmung zu Frühlingsbeginn nicht
mehr ganz so unterkühlt wie noch im Februar.
Die großen Firmen revidierten sowohl ihre
Geschäftslageurteile (+1,4 Zähler auf 8,3
Saldenpunkte) als auch ihre Geschäftser-
wartungen (+0,5 Zähler auf -10,4 Saldenpunkte)
etwas nach oben. Mit -1,5 Saldenpunkten
(+0,9 Saldenpunkte) blieb das
Geschäftsklima der Großunternehmen
jedoch weiter im negativen Bereich und der
Rückstand gegenüber dem Mittelstand vergrößerte
sich erneut.
Der Blick in die Branchen zeigte eine zunehmend
gespaltene Stimmung in den Binnenbranchen
(Bau, Handel, Dienstleistungen)
einerseits und dem exportorientierten Verarbeitenden
Gewerbe andererseits. Das
Verarbeitende Gewerbe ist der einzige Wirtschaftsbereich,
in dem das Klima erneut
deutlich fiel und unter die Nulllinie rutschte
(Mittelstand: -2,2 Zähler auf -1,2 Saldenpunkte;
Großunternehmen: -2,9 Zähler auf
-8,9 Saldenpunkte).
„Das März-Ergebnis des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers
bestätigt das bekannte
Bild: Die Außenwirtschaft macht sich Sorgen,
die Binnenwirtschaft hält dagegen und
Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW
stabilisiert die deutsche Konjunktur“, sagte
Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW.
[info]
Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist
abrufbar unter www.kfw.de/mittelstandsbarometer
Foto: KfW
Stahlreport 5|19
25
Messen
und Märkte
Schwerpunkt Konjunktur
Geschäftsklima Zulieferindustrie Deutschland April 2018
Saldo der positiven und negativen Meldungen
Aktuelle Lage
Zukunftserwartungen
70
60
50
40
30
20
10
0
-10
-20
-30
-40
-50
-60
Quelle: ArGeZ
-70
Jan. 06 Jan. 07 Jan. 08 Jan. 09 Jan. 10 Jan. 11 Jan. 12 Jan. 13 Jan. 14 Jan. 15 Jan. 16 Jan. 17 Jan. 18 Jan. 19 Jan. 20
Zulieferer mit verhaltenem Start in 2019
Politische Stabilität bereitet Sorge
Die deutsche Zulieferindustrie sieht sich für das Jahr 2019 „wetterfest aufgestellt“. Das sagte der
Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Zuliefererindustrie ArGeZ, Christian Vietmeyer, zu Beginn der
Hannover Messe. Sorge bereiten den Zuliefererbranchen „instabile handelspolitische Leitplanken“
sowie „EU-spezifische Unsicherheiten“.
Das vergangene Jahr 2018 ist
für die deutsche Zulieferindustrie
mit einem Umsatzplus von ca. 3 %
auf 264 Mrd. € positiv verlaufen. Die
Lieferungen an ausländische Kunden
legten bei einer Exportquote von
rund 39 % in ähnlicher Dynamik auf
103 Mrd. € zu.
Das internationale Geschäft hat
für die Zuliefererbranchen der
ArGeZ, zu denen neben der Stahlund
Metallverarbeitung, der Giesserei-Industrie
sowie der Aluminiumindustrie
unter anderem auch
die Kunststoff- und Kautschuk -
industrie gehören, eine große Bedeutung.
„Die Stabilität nicht nur der
internationalen Wertschöpfungsketten,
sondern der globalen Märkte
grundsätzlich, ist für die deutschen
Zulieferer essentiell“, so die ArGeZ.
Zusätzlich zu direkten Ausfuhren
landen darüber hinaus Dreivier-
tel der im Inland abgesetzten Komponenten
und Aggregate zur Endverwendung
im Ausland. Da die
wichtigste Kundengruppe der Zulieferer,
die Automobilhersteller, ihre
Produktion im Inland reduziert
haben, sind diese indirekten Exporte
der ArGeZ zufolge ein wichtiger Treiber
für das Wachstum der Zuliefererbranche.
Hohe Auslastung dank
bestehender Aufträge
Die Kapazitätsauslastung der Zuliefer-Unternehmen
ist im Verlauf des
Jahres 2018 gegenüber dem schon
hohen Niveau aus dem Vorjahr nochmals
gestiegen (87 %). Auch für das
erste Quartal 2019 hat sich die hohe
Auslastung stabil gezeigt, sagte Vietmeyer.
Dies sei allerdings überwiegend
auf alte Auftragsbestände
zurückzuführen. Neue Impulse zeigten
sich nur vereinzelt. Vor dem Hintergrund
des hohen Auslastungsniveaus
haben die Zulieferer ihre
Belegschaften im Vorjahresvergleich
nochmals um 3 % aufgestockt: Die
Zahl der Beschäftigten ist Stand Ende
2018, der ArGeZ zufolge auf ca. 1,2
Mio. Beschäftigte gestiegen.
Drohende Handelsbarrieren
verunsichern die Branche
Zuliefererunternehmen investieren
zur Zeit vor allem in strukturelle
Anpassungen, in die Integration von
Automatisierungs- und Digitalisierungsmöglichkeiten
sowie in die
Erweiterung und Optimierung der
Angebotspalette, so Vietmeyer.
Zwar bewertet die Branche die
aktuelle Lage beim Geschäftsklima
derzeit immer noch positiv (siehe
Grafik, blaue Linie). Auf Sicht des
Jahresverlaufs sehen sich die Zulie-
26 Stahlreport 5|19
ferer, zum Beispiel beim Brexit oder
den Spannungen zwischen der EU
und der US-Administration, einer
Fülle an Unwägbarkeiten gegenüber,
die ihre Perspektiven unter Druck
setzen (Grafik, braune Linie). Hier
seien vor allem die politischen
Akteure auf der handelspolitischen
Bühne gefordert.
Automobil-Hersteller verschieben
Produktion ins Ausland
Bei der Pkw-Produktion bestätigt
sich aus Sicht der ArGeZ ein schon
länger andauernder Trend, nämlich
der Verlagerung von Inlandsproduktion
ins Ausland. Zu beobachten
seien weiterhin Modellverlagerungen
ins Nicht-EU-Ausland bei einigen
deutschen Automobilherstellern. Das
führe zwar zu einer rückläufigen
Automobilproduktion im Inland und
zum Wachstum im Ausland. Da die
Zulieferer aber weltweit aktiv sind,
sehen sie sich hier gut gewappnet.
Innerhalb der EU zeigten sich
bei der Pkw-Produktion tendenziell
Seitwärtsbewegungen. Die im dritten
und vierten Quartal 2018 aufgetretenen
Produktionsrückgänge wegen
der Umstellung auf das neue Abgas-
Prüfverfahren WLPT (Worldwide
Harmonized Light-Duty Vehicles
Test Procedure) für die Fahrzeuge
seien nur noch als „Nachwehen“
spürbar.
Zulieferer mahnen Fair Play an
Die im März von BMW geforderten
deutlichen Sparanstrengungen bei
den Zulieferern sehen diese sehr kritisch,
so die ArGeZ. Sie kämen zu
einer Zeit, in der die Automobilbauer
und ihre Zulieferer mehr denn je forschen
müssten, um zukunftsfähig
zu bleiben. „Emissionsfreie Antriebe,
autonomes Fahren etc. sind die technologischen
Herausforderungen, bei
der die gesamte Wertschöpfungskette
vom OEM über die Tier-Unternehmen
bis zum Grundstoffhersteller
jetzt liefern muss. Da passt es
gar nicht, wenn ein massiver einseitiger
Kostendruck vom OEM aufgebaut
wird“, so Christian Vietmeyer,
Sprecher der ArGeZ. 2
Geschäftsklimaindex Zulieferindustrie
Der Geschäftsklimaindex Zulieferindustrie wird von der ArGeZ in Zusammenarbeit
mit dem Ifo-Institut, München, ermittelt. Er beruht auf der
Befragung von rund 600 Unternehmen und deckt die in der Arbeitsgemeinschaft
Zulieferindustrie zusammengeschlossenen Branchen Gießerei-Industrie,
Aluminiumindustrie, Kunststoffverarbeitung, Stahl- und
Metallverarbeitung, NE-Metall-Industrie, Kautschukindustrie sowie Technische
Textilien ab.
US-Handelskonflikt mit China
belastet stärker als Zölle
Die Unsicherheit durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China
belastet die Wirtschaft stärker als die bereits eingeführten Zölle. Zu diesem
Schluss kommt eine aktuelle Analyse des Kreditversicherers Euler Hermes.
2018 habe der Konflikt demnach bereits zu erheblichen Einbußen geführt.
Das Wachstum des Welthandels ist 2018 auf +3,8% geschrumpft von +5,2%
im Vorjahr, so der Warenkreditversicherer. „Die Zölle sind dabei noch nicht
einmal das größte Problem. Die Unsicherheit kostet im schwelenden Handelskonflikt
wesentlich mehr Wachstum als die Zölle“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt
der Euler Hermes-Gruppe und stellvertretender Chefvolkswirt der
Allianz.
Foto: Daimler
Montage im Mercedes-Benz-Werk Rastatt
Deutsche Automobilindustrie
Marktniveau bleibt hoch
Während die Produktionsbilanz für
die Automobilindustrie in der zweiten
Hälfte des vergangenen Jahres mit -1 %
deutlich negativ ausgefiel, kann die Branche
zumindest für das erste Quartal 2019
wieder etwas aufatmen: Nach Zahlen des
Verbands der Automobilindustrie (VDA)
wurden in den ersten drei Monaten
880.200 Pkw neu zugelassen. Das ist das
höchste Volumen in einem ersten Quartal
seit dem Jahr 2000. Im März 2019 wurden
345.600 Pkw neu zugelassen (-1 %).
Der Auftragseingang aus dem Inland lag
im 1. Quartal um 7 % höher als im Vorjahreszeitraum.
Nach zwei starken ersten
Monaten unterschritt der inländische Auftragseingang
im März den Vorjahreswert
um 10 %. Der Auftragseingang aus dem
Ausland ging im 1. Quartal 2019 um 8 %
zurück. Auch im März betrug das Minus
8 %.
Die deutschen Pkw-Hersteller haben im
1. Quartal knapp 1,3 Mio. Einheiten produziert
(-11 %). Im März wurden 451.400
Pkw hergestellt (-14 %). Ähnlich lief es im
Exportgeschäft: Im März wurden 343.300
Pkw an Kunden in aller Welt ausgeliefert
(-9 %). Bis März wurden mit 975.300 Fahrzeugen
nahezu eine Mio. Autos exportiert
(-10 %). „Das Zulassungsniveau im
gewerblichen Bereich und sehr gute Verkäufe
bei den leichten und schweren
Nutzfahrzeugen sind gute Indikatoren für
eine Beibehaltung des hohen Marktniveaus“,
sagte der Präsident des Verbands
der Internationalen Kraftfahrzeughersteller
(VDIK )Reinhard Zirpel.
Stahlreport 5|19
27
Messen
und Märkte
Schwerpunkt Konjunktur
Einkaufsmanager-Index
Industrieproduktion auf Talfahrt
Am Ende des ersten Quartals ist das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland noch tiefer in die
Schrumpfungszone gerutscht. Wie die jüngsten Umfrageergebnisse zum IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index
(EMI) zeigen, gingen Produktion, Neuaufträge und Exportorder abermals stärker zurück.
Darüber hinaus wirkten sich
die schleppende Nachfrage sowie der
unsichere Geschäftsausblick auf die
Einstellungspolitik der Unternehmen
aus. Denn erstmals seit drei Jahren
verzeichnete der EMI bei der Beschäftigung
einen leichten Rückgang. Der
saisonbereinigte EMI gab im März
erneut deutlich nach und notierte bei
44,1 Punkten nach 47,6 im Februar.
Dies markiert den niedrigsten Wert
seit Juli 2012 als der Euroraum unter
Staatsschuldenkrise und drohender
Rezession litt.
„Nachdem der EMI bereits
den dritten Monat in Folge
unter die magische 50-Punkte-
Schwelle gerutscht ist, müssen
wir uns auf den beginnenden
Abschwung einstellen,
betonte Dr. Silvius Grobosch,
Hauptgeschäftsführer des
Bundesverbandes Materialwirtschaft,
Einkauf und Logistik e.V.
(BME).
Laut EMI hat sich die Stimmung
in der deutschen Industrie im März
noch einmal verschlechtert. „Gemessen
an historischen Erfahrungen sollte
damit der Tiefpunkt erreicht sein“,
„Positiv stimmt uns, dass die durchschnittlichen
Einkaufspreise im März
kaum angestiegen sind. Sinkende
Industriemetallpreise scheinen
hier zur Kostensenkung wesentlich
beigetragen zu haben.“
Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer BME e.V.
kommentierte Dr. Gertrud R. Traud,
Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank
Hessen-Thüringen, auf BME-
Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Die
Chancen für eine baldige Erholung
seien hoch.
Zur jüngsten Entwicklung des EMI-
Teilindex Einkaufspreise sagte Dr.
Heinz-Jürgen Büchner, Managing
Director Industrials, Automotive & Services
der IKB Deutsche Industriebank
AG dem BME: „Obwohl sich die Zeichen
für eine konjunkturelle Abschwächung
mehren, tendierten die Rohstoffpreise
zuletzt fester. Bei Rohöl
belastet die Krise in Venezuela, während
sich die Förderung im Iran stabilisiert
hat. Die Eisenerzpreise haben
sich nach dem Dammbruch in Brasilien
auf dem erreichten Niveau seitwärts
bewegt. Die Schrottpreise zogen infolge
knappen Angebots an. Dadurch entsteht
Druck auf die Rohstahlpreise,
der mittelfristig Preisanhebungen zur
Folge haben dürfte.“
Industrieproduktion
Im März ist die Leistung des Verarbeitenden
Gewerbes dem EMI zufolge
geschrumpft. Der Rückgang fiel so
deutlich aus wie seit Juli 2012 nicht
mehr. Alle drei von der
Umfrage erfassten Teilbereiche
verzeichneten demnach
niedrigere Produktionsraten.
Dabei schnitten die Hersteller
von Vorleistungsgütern am
schlechtesten ab, gefolgt von
den Produzenten von Konsumgütern.
Wie die jüngsten
Umfrageergebnisse zum IHS
Markit/BME-Einkaufsmanager-Index
(EMI) zeigen, gingen Produktion,
Neuaufträge und Exportorder
abermals stärker zurück.
Auftragseingang insgesamt/Export
Das Abwärtstempo beim Auftragseingang
hat sich laut EMI sowohl bei Groß-
28 Stahlreport 5|19
Über den EMI
Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index
(EMI) gibt einen Überblick
über die konjunkturelle Lage
in der deutschen Industrie. Der
Index erscheint seit 1996 unter
Schirmherrschaft des BME. Er
wird von IHS Markit mit Hauptsitz
in London erstellt und beruht auf
der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern
der verarbeitenden
Industrie in Deutschland
(nach Branche, Größe,
Region repräsentativ für die deutsche
Wirtschaft ausgewählt). Der
EMI orientiert sich am Vorbild des
US-Purchasing Manager’s Index
(Markit U.S.-PMI).
unternehmen als auch bei Klein- und
Mittelbetrieben abermals verschärft.
So rutschte der Teilindex noch weiter
unter die Wachstumsschwelle von 50,0
Punkten und notierte auf dem tiefsten
Stand seit April 2009. Die Produzenten
von Vorleistungsgütern und Konsumgütern
verzeichneten besonders starke
Abnahmen ihrer Neuaufträge. Dies lag
vor allem an der anhaltenden Unsicherheit
in der Branche, die sich auf
die Umsätze auswirkte sowie an der
nach wie vor schleppenden Nachfrage
in der Automobilindustrie.
Der Rückgang des Gesamt-Auftragseingangs
spiegelte zumindest teilweise
die erneute Schrumpfung der
Auslandsnachfrage wider. Damit
wurde im März das siebte Minus beim
Export hintereinander verzeichnet,
welches zudem so stark ausfiel wie
seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr.
Überall dort, wo eine Schrumpfung
verzeichnet wurde (fast ein Drittel der
Umfrageteilnehmer), wurde dies niedrigeren
Umsätzen in Großbritannien,
Kontinentaleuropa und Asien zugeschrieben.
Einkaufs-/Verkaufspreise
Die durchschnittlichen Einkaufspreise
stiegen dem EMI zufolge im März
kaum an. Bereits zum fünften Mal hintereinander
schwächte sich demnach
die Inflationsrate ab und fiel so gering
aus wie seit über zweieinhalb Jahren
nicht mehr. Ein Teil der Befragten gab
an für einige Elektronikteile und rohölbasierte
Produkte mehr bezahlt zu
haben. Zur Reduzierung der Kosten
führten jedoch vor allem die billigeren
Metallpreise und hier insbesondere
Stahl.
Jahresausblick
Der Pessimismus der Einkaufsmanager
hinsichtlich der Produktionsaussichten
binnen Jahresfrist hat sich im März
erneut vergrößert. So fiel der Teilindex
noch tiefer in den Negativbereich auf den
tiefsten Stand seit November 2012. Nach
wie vor sorgen vor allem der Konjunkturabschwung,
die Unsicherheiten beim
Brexit und den zukünftigen Handelsbeziehungen
sowie die anhaltenden Probleme
im Automobilsektor für Kopfzerbrechen
in den Führungsetagen der
Industrieunternehmen.
Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index
(EMI) gibt einen allgemeinen
Überblick über die konjunkturelle Lage
in der deutschen Industrie. Der Index
erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft
des BME. Er wird vom Anbieter
von Unternehmens-, Finanz- und Wirtschaftsinformationen
IHS Markit mit
Hauptsitz in London erstellt und beruht
auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern
der verarbeitenden
Industrie in Deutschland (nach Branche,
Größe, Region repräsentativ für die
deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der
EMI orientiert sich am Vorbild des US-
Purchasing Manager’s Index (Markit U.S.-
PMI). 2
Auftragseingang im Maschinenbau im Februar
Ausland zieht Bestellungen ins Minus
Der Auftragseingang im Maschinenbau
hat im Februar an Fahrt verloren. Die
Bestellungen der Branche verfehlten ihr Vorjahresniveau
um real 10 %, teilte der Verband
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
e.V. (VDMA) mit. Dem Verband zufolge
war das der dritte monatliche Rückgang in
Folge. „Die Konjunktur im Maschinenbau
schwächt sich ab, die vielen politischen
Belastungen insbesondere im internationalen
Geschäft zeigen Wirkung“, sagte VDMA-
Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers.
Ursache für das Minus sei ein starker Rückgang
der Bestellungen aus dem Ausland um
16 % gewesen. Aus dem Euroraum kamen
14 % weniger Aufträge, die Nicht-Euro-Länder
lagen um 16 % unter dem Vorjahr. „Das
Orderplus von 2 % im Inland konnte die Auslandsschwäche
nicht kompensieren, weil
auch hier die Belastungen steigen, etwa
durch die Strukturänderungen in der Autoin-
dustrie“, erläuterte Wiechers.
Im Drei-Monats-Vergleich Dezember 2018
bis Februar 2019 lagen die Bestellungen
insgesamt um real 10 % unter dem Vorjahreswert.
Während die Inlandsorders um 2 %
sanken, gingen die Auftragseingänge aus
dem Ausland um 13 % zurück. Die Bestellungen
aus dem Euro-Raum gaben um 19 %
nach, aus den Nicht-Euro-Ländern kamen
11 % weniger Aufträge.
Das vergangene Jahr 2018 schloss die Branche
in Deutschland nach Angaben des
VDMA mit Umsatzvolumen von 297 Mrd. €
– ein Plus von 4 % im Vorjahresvergleich.
Damit belegt Deutschland wie seit 2013
Platz 3 auf der weltweiten Rangliste hinter
China und den USA. Der Baden-Württembergische
Maschinenbau, eine der stärksten
Regionen der Branche in Deutschland, hat
seinen Umsatz im vergangenen Jahr ebenfalls
um 3,3 % gegenüber dem Vorjahr
Foto: VDMA/Janto Teppe
Rundgang auf der Hannover Messe mit
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (3.v.l.)
und VDMA-Präsident Carl Martin Welcker
gesteigert – und den Umsatz auf den
Rekordwert von 85,4 Mrd. € gesteigert.
Gemessen am Gesamtumsatz kommt nach
Zahlen des VDMA fast jede dritte Maschine
aus dem Südwest-Maschinenbau.
Stahlreport 5|19
29
Messen
und Märkte
Schwerpunkt Konjunktur
Reales Bruttoinlandsprodukt in Deutschland
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in %
810
Prognose
2,0
Volumen (linke Skala)
laufende Rate (rechte Skala)
Jahresdurchschnitt (linke Skala)
770
1,8
1,0
1,4
0,8
730
2,2
2,2
0,0
1,7
Quelle: ArGeZ
690
2015 2016 2017 2018 2019 2020
-1 ,0
Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungs-Institute
Konjunktur deutlich abgekühlt
Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum
im Jahr 2019 deutlich gesenkt – auf ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von nur noch
0,8 %. Das ist mehr als 1 % weniger als im Herbst 2018, als man noch mit 1,9%rechnete. Hingegen
bestätigen die Institute ihre vorherige Prognose für das Jahr 2020: Das Bruttoinlandsprodukt dürfte
dann um 1,8 % zunehmen. Das geht aus dem Frühjahrsgutachten der Gemeinschaftsdiagnose hervor,
das Anfang April in Berlin vorgestellt wurde.
„Der langjährige Aufschwung
der deutschen Wirtschaft ist zu
Ende“, sagte Oliver Holtemöller, Leiter
der Abteilung Makroökonomik
und stellvertretender Präsident des
Leibniz-Instituts für Wirtschafts -
forschung Halle (IWH). Wegen
politischer Risiken hätten sich die
weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen
weiter eingetrübt. Aber der
Konjunktureinbruch in der zweiten
Jahreshälfte 2018 sei vor allem auf
Produktionshemmnisse in der
Industrie zurückzuführen. „Die
Gefahr einer ausgeprägten Rezession
halten wir jedoch bislang für
gering“, ergänzte Holtemöller. Die
Prognose wurde bereits Ende März
2019 abgeschlossen, als eine Vermeidung
eines harten Brexit noch
möglich schien. Dies ist mittlerweile
zwar weniger wahrscheinlich
geworden, aber noch nicht ausgeschlossen.
Kommt es zu einem No-
DealBrexit, dürfte das Wirtschaftswachstum
in diesem und im
kommenden Jahr sogar deutlich
niedriger ausfallen als in dieser
Prognose ausgewiesen.
Risiken und Gefahren
Die Risiken für die deutsche und die
weltweite Konjunktur haben sich
gegenüber dem Herbst 2018 vergrößert.
Auf internationaler Ebene liegen
Gefahren im Handelsstreit zwischen
den USA und China sowie im
weiterhin ungeklärten Brexit-Verfahren.
National belasten der Fachkräftemangel,
Lieferengpässe sowie
Schwierigkeiten in der Autoindustrie
die Konjunktur.
Ein Lichtblick sind unter anderem
die Bauinvestitionen, die im Jahr
2018 um 2,4% expandierten.
Die dynamische Baukonjunktur
werde sich angesichts prall gefüllter
Auftragsbücher und einer anhaltend
hohen Nachfrage nach Wohnraum
wohl fortsetzen, schlossen die Forscher.
Die Gemeinschaftsdiagnose
wird erarbeitet vom DIW in Berlin,
vom ifo Institut in München, vom
IfW in Kiel, vom IWH in Halle und
vom RWI in Essen. 2
[ Info ]
Die Langfassung des Gutachtens ist auf
www.gemeinschaftsdiagnose.de/
category/gutachten kostenlos abrufbar.
30 Stahlreport 5|19
Salzgitter AG auf der Hannover Messe
Virtuell durchs Hüttenwerk
In einer Welturaufführung hat der
Salzgitter-Konzern auf der Hannover
Messe einen Rundgang durch die CO 2 -
arme Stahlproduktion der Zukunft präsentiert.
Mittels Virtual Reality wurden
die technische Neuerung sowie die
daraus folgenden Veränderungen der
Anlagenkonfiguration des integrierten
Hüttenwerks in Salzgitter erlebbar.
Foto: Deutsche Messe AG
Wen interessieren Roboter? Kanzlerinnen-Besuch auf Hannover Messe 2019
Hannover Messe 2019
Eine Show der Industrietechnologie von morgen
215.000 Besucher nutzten die
HANNOVER MESSE, um sich über neue
Technologien und den aktuellen Stand bei
der industriellen Produktion zu informieren.
Die diesjährige Auflage der Hannover
Messe hat sich vor allem auf Anwendungsszenarien,
Potenziale und das Zusammenspiel
von Industrie 4.0, Künstlicher Intelligenz,
5G und Energielösungen
konzentriert.
Rund 6.500 Aussteller aus aller Welt präsentierten
dabei Lösungen für die Industrieproduktion
von morgen. Darunter
waren mehr als 500 Beispiele für den Einsatz
Künstlicher Intelligenz in der industriellen
Fertigung, 5G-Anwendungen sowie
Lösungen für die Energie- und Mobilitätswende.
Auch die Robotik stand besonders
im Fokus des Besucherinteresses. Die führenden
Roboterhersteller und Robotik-
Startups zeigten Anwendungsbeispiele für
sämtliche Industriebranchen. „Die Maschinenbauer
sind die Vorreiter in der Vernetzung
der Produktion und das große Interesse
der Messebesucher an der
Machine-to-machine-Kommunikation sowie
an der ‚Weltmaschinensprache‘ OPC UA
zeigt, dass unsere Firmen ganz vorne mit
dabei sind. Industrie 4.0 ist eine über viele
Jahre reichende Entwicklung und die
Messe hat gerade in diesem Jahr gezeigt,
was schon alles erreicht ist“, sagte VDMA-
Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann.
Ein Schwerpunkt war das Projekt
SALCOS ® (SAlzgitter Low CO 2 Steelmaking),
das auf die direkte CO 2 -Vermeidung
durch eine neuartige Stahlproduktion
mittels Wasserstoff und
erneuerbarer elektrischer Energie setzt.
In einer Cave (Raum zur Projektion virtueller
Realität) konnten die Besucher hautnah
miterleben, wie neue Elektrolyseanlagen
zur Wasserstoffproduktion, eine
mehr als 100 m hohe Direktreduktionsanlage
und ein Elektrolichtbogenofen entstehen.
Der Salzgitter-Konzern ist eigenen
Angaben zufolge gemeinsam mit
Technologiepartnern als erstes Unternehmen
in der Lage, eine echte Werkstopographie
und tatsächliche Konstruktionsdaten
als Virtual Reality zu zeigen.
Einen weiteren konkreten Schritt zu einer
zukunftsorientierten, klimafreundlichen
Stahlproduktion haben die Salzgitter AG
und Tenova auf der Hannover Messe
bekanntgegeben. Mit der Unterzeichnung
eines Memorandum of Understanding
(MoU) bekräftigen die beiden Unternehmen
ihre partnerschaftliche Zusammenarbeit
bei der Realisierung von SALCOS ®
(SAlzgitter Low CO 2 Steelmaking).
Fraunhofer-Gesellschaft auf der Hannover Messe
Produkte in der Prozesskette eindeutig identifizieren
Die Fraunhofer-Gesellschaft hat auf der Hannover Messe auf einem Gemeinschaftsstand
ihrer Institute die Bandbreite ihrer aktuellen Forschungsprojekte gezeigt. Unter anderem
ging es in einem Projekt des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik
FIT darum, die Blockchain-Technologie für die Verfolgbarkeit und eindeutige Identifizierung
von Produkten einzusetzen – etwa von Stahlträgern.
In dem Projekt plant@Hand des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenanalyse werden
Produktions- und Maschinendaten visualisiert. Ziel ist es, Prozessabläufe von Unternehmen
weiter zu optimieren. Weitere Projekte entwickeln 3D-Messtechnik für die Mensch-
Maschine-Interaktion sowie smarte Verbindungsstoffe für CFK (Carbonfaser) und Metall.
Salzgitter AG und Tenova unterzeichnen das Memorandum
of Understanding (v. l.): Dr. Volker Hille,
Corporate Technology Salzgitter AG; Dr. Markus
Dorndorf, Product Manager Melt Shops Tenova;
Ulrich Grethe, Mitglied der Konzerngeschäftsleitung
Salzgitter AG; Paolo Argenta, Executive Vice-President
Upstream Tenova; Christian Schrade, Managing
Director of Tenova Metals Deutschland GmbH;
Dr. Alexander Redenius, Hauptabteilungsleiter Salzgitter
Mannesmann Forschung GmbH.
Foto: Salzgitter AG, Carsten Brand
Stahlreport 5|19
31
Messen
und Märkte
Bericht/Nachrichten
Düsseldorfer Edelstahltage
2019
Foto: BDS/mh
Düsseldorfer Edelstahltage 2019
Ambivalenter Ausblick
Alle zwei Jahre trifft sich die Rostfrei-Branche zu den Düsseldorfer Edelstahltagen. Nun war es
im vergangenen März wieder soweit. Im Fokus der etablierten Veranstaltung standen wie
immer das Networking und aktuelle Marktinformationen. Markus Moll, Managing Director des
Branchen-Informationsdienstes SMR GmbH, gab ambivalente Ausblicke auf den weiteren
Konjunkturverlauf für die Rostfrei-Branche.
Der Edelstahl ist hohe jährliche Wachstumsraten
gewohnt – zumindest im langfristigen Durchschnitt
und auf die weltweite Produktion bezogen. Das hob
Markus Moll, Managing Director des spezialisierten
Informationsdienstleisters und Beratungsunternehmens
SMR GmbH, auf den Düsseldorfer Edelstahltagen hervor.
Da der „Wachstumsmotor“ China, seit den 1990er-
Jahren der treibende Faktor für den stetigen Aufwärtstrend
der Branche, nun fehle, werde diese hohe Wachstumsrate
auf die nächsten zehn Jahre gesehen
voraussichtlich nicht mehr erreicht werden, so der österreichische
Edelstahl-Experte. Während in den vergangenen
drei Jahren (für 2018 mit der Einschränkung
„voraussichtlich“) die EBIT-Margen entlang der gesamten
Wertschöpfungskette bei der Distribution im Wesentlichen
stabil geblieben sind und zwischen 13 % (2016)
und 15 % (2018, voraussichtlich) lagen, unterlagen die
Margen der Produzenten ewtas größeren Schwankungen
(zwischen 14 % und 21 %). Dabei haben sich Moll zufolge
die Kräfteverhältnisse zwischen Rohstofflieferanten,
Produzenten, Handel und Verbraucher im Laufe der
letzten zehn Jahre von einer überproportional hohen
Marktmacht der Rohstoffseite zu einer gleichmäßigeren
Verteilung zugunsten der Produzenten und des Handels
verschoben – wobei die Rohstoffseite mit 46 % Marge
in 2018 (voraussichtlich immer noch Löwenanteil verbucht).
Für das laufende Jahr erwartete der Experte auf den
deutschen Markt bezogen eher schwierigere Verhältnisse:
„Erwarten Sie nicht, dass der Tiefpunkt schon
erreicht ist, zumindest was die Mengen betrifft“, so
Markus Moll.
Neben dem Marktausblick von Markus Moll standen
auf den gemeinsam vom Verlag Focus Rostfrei, der Edelstahlhandelsvereinigung
(EHV) und der Informationsstelle
Edelstahl Rostfrei organisierten Veranstaltung
unter anderem ein Ausblick auf innovative Technologien
wie dem 3D-Druck sowie der Umgang mit dem angesichts
des demografischen Wandels dringlicher werdenden
Personalmanagement auf dem Programm. 2
Rostfreiverbrauch nach Produktform
Produkt 2017 2018p Veränderung
2018p zu 2017
[1.000 Tonnen] [%]
Cold Rolled Coils 1,190 1,218 2.3%
Hot Rolled Coils 158 163 3.3%
Plate Mill Plate 83 79 -4.1%
Flat Products* 1,431 1,461 2.1%
Welded Tube & Pipe 214 218 2.2%
Seamless Tube & Pipe 15 16 9.7%
Tubes & Pipes 228 234 2.7%
Hot Rolled Bars 132 141 7.0%
Cold Finished Bars 167 181 8.3%
Forged Bars 50 52 5.1%
Profiles 2 2 0.0%
Wire Rod 118 128 8.7%
Wire 57 59 2.3%
Long Products** 409 435 6.6%
TOTAL*** 1,839 1,896 3.1%
*excl. CRR
**excl. Wire Rod
***excl. CRR, Wire Rod, Tubes & Pipe
Chart Markus Moll, SMR GmbH, auf den Düsseldorfer Edelstahltagen 2019, 21. März 2019
32 Stahlreport 5|19
Stainless 2019
Internationale Edelstahlausstellung in Brünn
Am 15. und 16. Mai 2019 treffen
sich Edelstahlproduzenten, -händler und -
anwender sowie Lieferanten von Verarbeitungsmaschinen
und Verbrauchsmaterialien
auf der Stainless 2019 – der Internationalen
Edelstahlausstellung in Brünn in der
Tschechischen Republik. Mit ihrer sehr
guten nationalen und internationalen Verkehrsanbindung
ist die Messestadt Brünn
ein Tor zu den wachsenden Märkten Mittelund
Osteuropas. Die Internationale Edelstahlausstellung
– Stainless lt als eine der
wichtigsten Veranstaltungen der Edelstahlindustrie.
Dieses internationale Branchentreffen
biete Ausstellern und Besuchern, die
sich für den tschechischen und polnischen
Edelstahlmarkt sowie für Märkte in angrenzenden
Ländern interessieren, eine ideale
Plattform für Präsentation und Kommunikation,
so die Organisatoren der Stainless, die
Messe Brünn und die Verlag Focus Rostfrei
GmbH.
Eine historische Schönheit: die Messestadt Brünn
worldsteel rechnet mit
steigender Nachfrage
Der Weltstahlverband worldsteel geht für
2019 und 2020 von einer moderat
steigenden weltweiten Stahlnachfrage
aus. So prognostiziert der im April
veröffentlichte Short Range Outlook
(SRO) für das Jahr 2019 eine Nachfrage
von 1.735 Mio. t, was einem Anstieg um
1,3% gegenüber 2018 entspricht. 2020
soll die Nachfrage dem Verband zufolge
voraussichtlich um 1,0 % auf 1.752 Mio. t
steigen.
[ info ]
Der worldsteel-Short Range Outlook ist unter
www.worldsteel.org (Media Center/Press
Releases/2019) kostenlos abrufbar.
Rohstahlproduktion im
Februar
Die Rohstahlproduktion in Deutschland
lag nach Zahlen der Wirtschaftsvereinigung
Stahl in den ersten zwei Monaten
2019 rund 5 % unter dem Vorjahreszeitraum.
Im Februar hat sich der Rückgang
auf 4 % abgeschwächt. Der verhaltene
Jahresstart spiegele auch die gedrückte
allgemeine konjunkturelle Lage wider,
so der Düsseldorfer Interessenverband.
BDS
Research
Neueste Zahlen aus dem Bereich Research
Unterschiedliche Stimmungslagen
Das Jahr 2018 ist für die deutsche Stahldistribution positiv verlaufen – doch die weltweiten
Konjunkturerwartungen haben sich seit einiger Zeit eingetrübt. Handelskriege und die ungeklärten
Fragen zum Brexit führen zu Unsicherheiten. Viele stahlverarbeitende Branchen in Europa sind
jedoch weiterhin gut beschäftigt und erwarten auch für 2019 Wachstum. Sorgen bereitet allerdings
die Situation bei den Automobilherstellern.
Foto: privat
Jörg Feger, Bereichsleiter
Research im
Bundesverband
Deutscher Stahlhandel
(BDS), berichtet
zusammenfassend
angesichts der ihm
bis einschließlich
Februar 2019
vorliegenden Zahlen.
Lagerabsatz
Der Lagerabsatz verlief im Jahr 2018
recht erfreulich. Insgesamt wurden
bei Walzstahlfertigerzeugnissen 11,2
Mio. t abgesetzt. Dies ist der beste
Wert seit dem Jahr 2012. Im Vergleich
zum Vorjahr wurde 1,4 %
mehr Menge erreicht. Bei Rohren
wurden sogar deutlichere Zuwächse
verzeichnet. Auch das Jahr 2019 ist
für die deutsche Stahldistribution
mengenmäßig recht ordentlich
gestartet. Insgesamt wurden im
Januar etwas über 950.000 t Walzstahlfertigerzeugnisse,
im Februar
908.000 t abgesetzt. Das sind über
beide Monate betrachtet 2,5 % weniger
als im sehr starken Vorjahreszeitraum.
Besonders der Absatz von
Flachprodukten zeigte sich schwächer
als zum Jahresstart 2018. Im
Vergleich zu 2016 und 2017 konnte
die Menge jedoch gesteigert werden.
Lagerbestand
Im vergangenen Jahr wurde der Jahreshöchstbestand
im Sommer er -
reicht. Ende Juli wurden 2,56 Mio. t
Bestand gemeldet. Ab Herbst setzte
dann ein deutlicher Bestandsabbau
ein. Im Dezember beliefen sich die
bundesweiten Lagerbestände auf
2,22 Mio. t. Dabei lag der branchenweite
Bestand im Vergleich zum Vorjahresmonat
um knapp 5 % höher.
Zum Jahresstart 2019 setzte der übliche
Lageraufbau ein. Ende Februar
wurden 2,44 Mio. t Bestand gemeldet.
Das sind 0,6 % mehr als Ende
Februar 2018 bevorratet wurden.
Lagerreichweite
Bei recht ordentlichen Absätzen und
steigenden Beständen lag die durchschnittliche
Lagerreichweite bei
Walzstahlfertigerzeugnissen im Februar
bei 2,7 Monaten bzw. 81 Tagen.
Dies sind rund 3 % mehr als im Vorjahresmonat
(vgl. Abbildung 1).
Lagerverkaufspreise
Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens
für durchschnittliche
Verkaufspreise im kleinlosigen
Bereich zufolge setzte sich der teilweise
recht starke Preisanstieg, der
im Jahr 2016 angefangen hatte, im
Jahr 2017 fort. Auch in den ersten
beiden Monaten des Jahres 2018
konnten bei fast allen Produkten
Preissteigerungen festgestellt werden.
Zwischen März und Mai gestaltete
sich das Bild differenzierter.
Große Veränderungen wurden dabei
jedoch nicht festgestellt. In den Monaten
Juni bis September waren die
Preise bei fast allen Produkten wieder
im Aufwärtstrend. Der Oktober,
November und Dezember zeigten
sich uneinheitlich. Mitunter wurden
auch sinkende Preise beobachtet.
Auch zum Jahresstart 2019 wurde
tendenziell von fallenden Verkaufspreisen
berichtet. (vgl. Abbildungen
2 und 3). 2
[ Info ]
Fragen zu den genannten statistischen
Größen beantwortet im Bundesverband
Deutscher Stahlhandel (BDS) Jörg Feger,
Bereichsleiter Research:
Feger-BDS@stahlhandel.com
34 Stahlreport 5|19
Quelle Bild 2 u. 3: BDS Quelle: Statistisches Bundesamt/BDS
lagerAbsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution Abb. 1
140
120
100
80
60
40
20
0
Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2
160
150
140
130
120
110
100
90
Index (Januar 2010 = 100)
Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten
Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3
Index (Januar 2010 = 100)
150
140
130
120
110
100
90
80
n Absatzindex (2007 = 100)
n Lagerreichweite in Tagen
200
180
160
92
97 94
90 93
99
101
96 95 100
101
96
96
90
95 140
89
91
120
100
55
80
78 78 75 81 78 78 78 75 75 72 78 78 84 75 72 123 75 81
60
40
20
0
Ø
2015
Ø
2016
Ø
2017
Ø
2018
Ø
2019
Feb.
2018
Mär.
2018
Apr.
2018
Mai
2018
Juni
2018
Juli
2018
Aug.
2018
Sep.
2018
Okt.
2018
Nov.
2018
Dez.
2018
Jan.
2019
Feb.
2019
1. Q. 2010
2. Q. 2010
3. Q. 2010
4. Q. 2010
1. Q. 2011
2. Q. 2011
3. Q. 2011
4. Q. 2011
1. Q. 2012
2. Q. 2012
3. Q. 2012
4. Q. 2012
1. Q. 2013
2. Q. 2013
3. Q. 2013
4. Q. 2013
1. Q. 2014
2. Q. 2014
3. Q. 2014
4. Q. 2014
1. Q. 2015
2. Q. 2015
3. Q. 2015
4. Q. 2015
1. Q. 2016
2. Q. 2016
3. Q. 2016
4. Q. 2016
1. Q. 2017
2. Q. 2017
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1. Q. 2018
2. Q. 2018
3. Q. 2018
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1. Q. 2019
1. Q. 2010
2. Q. 2010
3. Q. 2010
4. Q. 2010
1. Q. 2011
2. Q. 2011
3. Q. 2011
4. Q. 2011
1. Q. 2012
2. Q. 2012
3. Q. 2012
4. Q. 2012
1. Q. 2013
2. Q. 2013
3. Q. 2013
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1. Q. 2014
2. Q. 2014
3. Q. 2014
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2. Q. 2015
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2. Q. 2017
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1. Q. 2018
2. Q. 2018
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4. Q. 2018
1. Q. 2019
Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr
Absatz und Lagerreichweite
der
Stahldistribution
Preisentwicklung
bei Langprodukten
Preisentwicklung bei
Flachprodukten und
Rohren
Stahlreport 5|19
35
Quelle: BDS
XXXXXXXXXX
BDS
XXXXX Berufsbildung A XXXXX
Neuer Jahrgang startet zum Juli
Fernstudium
Unabhängig von den Querelen um die offizielle Einordnung in den DQR (vgl.
Bericht auf der Folgeseite) setzt der BDS seine Vorbereitungen für den Start
des Jahrgangs 2019 im verbandlichen Fernstudium fort, das dreijährig berufs -
begleitend und mit einem Abschluss als Betriebswirt/-in angeboten wird.
Die neuen Fernstudentinnen und -studenten starten diesen Teil ihrer beruflichen
Bildungskarriere Ende Juni/Anfang Juli 2019 mit einer Präsenzveranstaltung im
niedersächsischen Soltau.
Sie bringen
Motivation mit?
Wir liefern das
Know-how!
Machen Sie berufliche Karriere durch ein
berufsbegleitendes Fernstudium
fern-studium
Betriebswirt Stahlhandel (BDS)
Bundesverband Deutscher Stahlhandel
Mit diesem Flyer
wirbt der Bundesverband
Deutscher
Stahlhandel (BDS)
für den neuen
Jahrgang seines
Fernstudiums.
Die künftigen Betriebswirte
Stahlhandel BDS sollen nach drei
Jahren Blended-Learning, also des
in gemischten Formen stattfindenden
Studierens, in der Lage sein,
neue und komplexe Aufgaben ihres
beruflichen Umfelds zu lösen, entsprechende
Prozesse in Wertschöpfungsketten
zu steuern sowie mit
den häufigen und unvorhersehbaren
Veränderungen umzugehen.
Ziele und Inhalte
Mit diesem Studienziel, das der Stufe
7 des achtteiligen Deutschen Qualifikationsrahmens
(DQR) entspricht,
werden sich die Lernenden mit
einem Fächerkanon aus technischen,
wirtschaftlichen und methodischen
Themen beschäftigen – von der
Material- und Produktkunde sowie
Anarbeitungsfragen über kaufmännische
Grundlagen und Aspekte der
Unternehmensführung bis hin zu
den methodischen Gesichtspunkten,
die sich in der Ausbildereignung
manifestiert, die seit zwei Jahren in
das Angebot integriert ist.
Die Vermittlung von Wissen und
Know-how erfolgt im Fernstudium
des Bundesverbands Deutscher
Stahlhandel dreistufig und muss
unterrichtsbegleitend in zahlreichen
Prüfungen nachgewiesen werden:
z Die Präsenzveranstaltungen in
einer Größenordnung von durchschnittlich
fünf bis sechs Tagen
pro Jahr dienen dem Aufbau von
Lerngruppen sowie der Vorstellung
der inhaltlichen, methodischen und
organisatorischen Herausforderungen.
z Die Vermittlung der Informationen
in den drei Fachbereichen Technik,
Wirtschaft und Methoden erfolgt
über insgesamt etwa 60 Module,
die gemäß Studienordnung im
Fernunterricht zur Verfügung
gestellt und
z durch virtuelle Seminare begleitet
werden, die auf die jeweiligen Prüfungsaufgaben
vorbereiten. Dazu
nutzt der BDS die elektronische
Lernplattform openOLAT sowie die
Seminarsoftware vitero. Entsprechende
Leistungen sind in den
quartalsmäßig zu entrichtenden
Studiengebühren enthalten.
Die auf drei Jahre verteilten Prüfungsleistungen
werden gemäß Prüfungsordnung
für das Abschlusszeugnis
der Betriebswirtinnen und
Betriebswirte Stahlhandel in fünf
Zensuren verdichtet: Technik, Wirtschaft,
Methoden sowie der Bewertung
der anzufertigenden Studienarbeit
und der Leistungen in Sachen
Ausbildereignung.
Rahmen und Organisation
Studien- und Prüfungsordnung für
den Jahrgang 2019 werden derzeit
noch einmal aktualisiert und in ihren
endgültigen Fassungen der neuen
Studentengruppe im Rahmen der
Präsenzveranstaltung vom 29.6. bis
2.7.19 in Soltau vorgestellt. Bereits
jetzt steht fest, dass die zweite Anwesenheitspflicht
für diese Gruppe vom
10.-13.1.20 in Rösrath bei Köln
besteht.
Der zu vergebende Abschlusstitel
(„Betriebswirtin Stahlhandel
BDS“/“Betriebswirt Stahlhandel
BDS“) ist markenrechtlich geschützt,
das gesamte Fernstudium durch die
Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht
(ZFU) zugelassen. Außerdem
unterliegt der anbietende Berufsbildungsbereich
des BDS dem Qualitätsmanagement
nach ISO
9001:2015.
Voraussetzungen für eine Zulassung
zum BDS-Fernstudium sind
eine abgeschlossene Ausbildung,
zum Zeitpunkt der Abschlussprüfung
mindestens fünf Jahre Berufserfahrung
sowie eine studienbegleitende
Anstellung im Werkstoffgroßhandel.
Aus den bisher 20 abgeschlossenen
Jahrgängen ergibt sich eine Community
von rund 500 Absolventen,
die immer noch in den Unternehmen
insbesondere der Stahldistribution
engagiert, teilweise selber als Referenten,
Autoren bzw. Prüfer in die
Aus- und Weiterbildung ihrer Unternehmen
oder auch in das BDS-Fernstudium
eingestiegen sind, vor allem
aber dafür sorgen, dass in der Branche
ein Qualifizierungssystem nach
DQR angeboten werden kann – von
der Ausbildung auf Stufe 4 über die
Lernteams (5) und die Seminare (6)
bis hin zum Abschluss auf Stufe 7.
Begleitet werden soll diese Entwicklung
in Zukunft noch intensiver
durch die Aktivitäten der Stiftung
des Deutschen Stahlhandels, die im
Sinne einer Stahlhandelsakademie
auch für die Zielgruppe der Absolventinnen
und Absolventen lebenslanges
Lernen auf hohem Niveau
ermöglichen will. 2
[ Info ]
Für Auskünfte und Anmeldungen zuständig
ist der BDS mit Sitz in Düsseldorf:
Telefon 0211 86497-0. E-Mail:
Wolfgart-BDS@stahlhandel com
Wynands-BDS@stahlhandel.com
36 Stahlreport 5|19
Berufsbildpositionen zur Ausbildung sind in der Diskussion
Standards und Branchenausprägungen
Derzeit wird nicht nur die Neuordnung des Ausbildungsberufs für angehende Kaufleute
im Groß- und Außenhandel beraten, überarbeitet werden gegenwärtig auch die
Standardberufsbildpositionen. Dabei mitreden und -bestimmen kann allerdings nur,
wer in den entsprechenden Gremien durch einen der Sozialpartner vertreten ist.
Seit dem vergangenen Jahr
planen das Bundesbildungsministerium
und das Bundeswirtschaftsministerium
in Zusammenarbeit mit
dem Bundesinstitut für Berufsbildung
eine Modernisierung der Standardberufsbildpositionen.
Dabei handelt
es sich um Festlegungen, die in
sämtlichen Ausbildungsordnungen
verbindlich abgebildet sind und von
allen ausbildenden Unternehmen
während der Ausbildung vermittelt
werden müssen.
In den aktuellen Diskussionen
der Sozialpartner, die in einer
Arbeitsgruppe aus Arbeitgebern
sowie Arbeitnehmern und Ländervertretern
zusammenwirken, geht
es beispielsweise darum,
z ggf. die bisherigen Standardberufsbildpositionen
„Berufsausbildung,
Arbeits- und Tarifrecht“ sowie „Aufbau
und Organisation des Ausbildungsbetriebes“
zu der neuen Standardberufsbildposition
„Organisation des Ausbildungsbetriebes,
Berufsbildung sowie der
für den Arbeitsplatz wesentlichen
Rechtsvorschriften, insbesondere
des Arbeits- und Tarifrechts“
zusammenzuführen.
z Außerdem könnte die aktuelle
Standardberufsbildposition
„Umweltschutz“ unter der Überschrift
„Nachhaltigkeit“ weiterentwickelt
werden.
z Darüber hinaus gibt es Bestrebungen,
eine ganz neue Standardberufsbildposition
„Datenschutz und
Datensicherheit; Digitalisierung“
zu schaffen.
z In Sachen der Standardberufsbildposition
„Sicherheit und Gesundheitsschutz“
dürften die Festlegungen
im Wesentlichen unverändert
bleiben.
Die anstehenden Reformthemen sind
regelmäßig auch Gegenstand der
Beratungen im Berufsbildungsausschuss
des Groß- und Außenhandels.
In dem Gremium ist Dr. Ludger Wolfgart
persönliches Mitglied. Im Bundesverband
Deutscher Stahlhandel
(BDS) ist er für Brancheninformationen
und Berufsbildung zuständig.
2
BDS kämpft für die Einordnung seines Fernstudiums
DQR und kein Ende
Auf formale Gründe bezieht sich die Absage des BMBF, die zum Jahreswechsel 2018/19
vom FDL beantragte Zuordnung von Fernkursen in den DQR vorzunehmen. Unter den
eingereichten Angeboten befindet sich auch das Fernstudium des BDS, der sich nun um
so intensiver an den Gesprächen über das weitere Vorgehen beteiligen wird.
Im Mittelpunkt des Streits
steht die Frage, ob nur nach klassischen
Kriterien formale Bildungsabschlüsse
in den Deutschen Qualifikationsrahmen
(DQR) offiziell
eingestuft werden können/dürfen.
Der DQR ist ein achtstufiges Schema,
in das alle schulischen, akademischen
und beruflichen Bildungsangebote
eingeordnet und damit vergleichbar
(nicht gleich) gemacht werden können.
Der Bundesverband Deutscher
Stahlhandel (BDS) sieht in der Verweigerung
einer Einordnung beispielsweise
seines Fernstudienangebots
und weitere sogenannter
non-formaler Abschlüsse eine wettbewerbsverzerrende
Diskriminierung.
Unter ihr haben insbesondere
auch die Absolventen zu leiden, die
in dem durchlässigen DQR-System
zu weiteren Qualifikationsangeboten
wechseln wollen. Der BDS bleibt deshalb
bis zu einer inhaltlichen Entscheidung
der zuständigen Stellen
dabei, sein dreijähriges Betriebswirtschafts-Fernstudium
nach transparenten
Kriterien auch weiterhin selbst
einzuschätzen – auf DQR-Stufe 7.
Weitere Beratungen
Der BDS hat angekündigt, noch im
Laufe des April unter dem Dach des
Fernlernverbandes Forum DistancE-
Learning (FDL) an den Beratungen
über notwendige Reaktionen auf die
Ablehnung aus dem Bundesministerium
für Forschung und Entwicklung
(BMBF) mit zu beraten. Dazu
gab es im Rahmen einer speziellen
Council-Sitzung Gelegenheit, aber
auch bei einem Treffen des Vorstands,
der ebenfalls in der Woche
nach Ostern gekommen ist. Der BDS
ist seit einigen Jahren Mitglied im
FDL. Dr. Ludger Wolfgart ist als BDS-
Bereichsleiter Berufsbildung gewählter
Sprecher der Fachgruppe der
etwa 60 darin vertretenen Fernunterrichtsanbieter
und damit auch im
FDL-Vorstand vertreten. 2
Stahlreport 5|19
37
Verbände
XXXXXXXXXX
und Politik
Berichte/Nachrichten
Vielfältigste Aktivitäten des BME
Digitalisierung und Beschaffung
Was die Digitalisierung für die Beschaffung bedeutet, das interessiert den BME in besonderer Weise. Der Einkaufsverband
versucht deshalb in letzter Zeit verstärkt sowie vielfältig, zu diesem Thema Informationen zu generieren und für seine
Klientel attraktiv aufzubereiten. Das ist auch für die Martktpartner auf der anderen Seite des Tisches wichtig.
So dominierten Ergebnisse
einer Umfrage die BME-Tage im März
in Düsseldorf, wo auch ein neuer Service
für die Verbandsmitglieder vorgestellt
wurde. Und Ende des Monats
gab es in Mannheim traditionelle Preisverleihungen.
Umfrageergebnisse
„Digitalisierung in Supply Chains“
hieß eine gemeinsame Online-Erhebung
des Bundesverbandes Materialwirtschaft,
Einkauf und Logistik e.V.
(BME) und der Hochschule Fulda.
Angesprochen worden waren 251 Supply
Chain-Manager und Führungskräfte
in angrenzenden Bereichen wie
IT, Logistik, Produktion oder Materialfluss.
Gefragt wurde, wie intensiv
elektronische Lösungen wie beispielsweise
Blockchain, Cloud Computing,
3D-Druck oder künstliche Intelligenz
für die Digitalisierung der Lieferketten
genutzt werden.
„Die Umfrage-Ergebnisse haben
uns überrascht“, sagte Carsten Knauer,
BME-Leiter Sektion Logistik/SCM, Referent
Fachgruppen, Mitte März auf den
10. BME-eLÖSUNGSTAGEN in Düsseldorf.
So seien viele der aktuellen Digitalisierungstechnologien
wie Roboter
und Automatisierung oder selbstfahrende
Fahrzeuge den befragten Supply
Chain Managern zwar bekannt. Dennoch
gebe es weitere elektronische
Lösungen, die von ihnen kaum oder
gar nicht genutzt würden. Knauer appelliert
deshalb an die Entscheidungsträger,
bestehende Wissenslücken schnell
zu schließen. Ansonsten bestehe insbesondere
für KMU die Gefahr, den
Digitalisierungszug zu verpassen. Darüber
hinaus müsse das Berufsbild des
Supply Chain-Managers künftig einen
stärkeren Bezug zum industriellen
Internet der Dinge als bisher haben.
Lösungstage
Die fortschreitende Digitalisierung der
Wirtschaft hat gravierende Auswirkungen
auf den Einkauf. Die Einsatzmöglichkeiten
digitaler elektronischer
Lösungen sind unbegrenzt. So identifizieren
intelligente Suchalgorithmen
und Big Data Analytics schon heute
Versorgungsrisiken und automatisierte
Lieferantenbewertungen in Echtzeit.
Das sind weitere zentrale Ergebnisse
der 10. Lösungstage.
Rund 1.400 teilnehmende Einkaufs-,
Logistik- und Supply Chain
Manager sowie knapp 100 Aussteller
und Partner hatten sich zweitägig in
acht Fachforen, 14 Round Tables, 14
Solution Foren und zehn Workshops
das Rüstzeug für die Digitalisierung
ihrer Geschäftsprozesse zu holen versucht.
Der jährlich stattfindende Kongress
für elektronische Beschaffung
stand 2019 unter dem Motto „Fit für
die Zukunft: eLösungen konsequent
ausrollen“.
Neuer Service
Als neuen Service für seine Mitglieder
und andere interessierte Unternehmen
hat der BME unterdessen eine Online-
Recherche-Plattform für Einkaufssoftware
eingerichtet. Firmen, die sich
erstmals mit der Anschaffung einer
eProcurement-Lösung befassen oder
auch Alternativen zur eingesetzten
Lösung evaluieren wollen, können dies
ab sofort kostenlos über den BME-eProcurement-Matchmaker
(www.bme.de/epromm) tun.
Das Projekt hat der Verband mit
zwei Partnern umgesetzt: Die Trovarit
AG, Aachen, ein Spin-off des FIR e.V.
an der RWTH Aachen und einer der
führenden unabhängigen Marktanalysten
für Business-Software, ist für
die technische Plattform verantwortlich.
Für die Entwicklung und ständige
Optimierung der inhaltlichen Struktur
arbeitet der BME mit der amcGroup
zusammen, einer Einkaufsberatung
mit dem Fokus auf ganzheitlicher
Transformation und Digitalisierung
des Einkaufs.
Was bietet der BME-eProcurement-
Matchmaker?
Durch den Matchmaker soll der Einkaufsleiter
oder verantwortliche IT-
38 Stahlreport 5|19
Experte online mit 150 Lösungen
einen nahezu kompletten Marktüberblick
über die möglichen Lösungen
finden. Entsprechend kann er nach
den wichtigsten Software-Modulen
recherchieren, die sich an den Prozessen
des strategischen und operativen
Einkaufs orientieren. Zudem hat
der Nutzer die Möglichkeit, bei derzeit
über 40 Lösungen sein individuelles
Anforderungsprofil einzugeben, um
auf Knopfdruck die geeignetsten Einkaufslösungen
für seine Anforderungen
zu finden.
Preisverleihungen
Etwas klassischer mutete in diesem
Jahr die Verleihung des BME-Wissenschafts-
und des -Hochschulpreises
an. Der Gewinner des „BME-Wissenschaftspreises
2019“ ist Dr. Jörg Ralf
Rottenburger, WHU – Otto Beisheim
School of Management. In seiner englischsprachigen
Arbeit untersuchte er
die Bedeutung von Täuschungen in
Einkaufsverhandlungen.
Im Wettbewerb „BME-Hochschulpreis
2019“ konnten sich bei den „Uni-
Abschlussarbeiten“ Maria Beranek,
Technische Universität Dresden, mit
dem Thema „Preis- und Qualitätsentscheidungen
in einer Closed-Loop Supply
Chain mit imperfekter Produktion“
und in der Kategorie „FH-Abschlussarbeiten“
Aline Albersmann, Fachhochschule
Münster, mit dem Thema
„Critical Parts Management – Optimize
preventive and reactive approaches to
manage supply shortages at the Hella
Group“ durchsetzen.
Die BME-Preise wurden im Rahmen
des 12. Wissenschaftlichen Symposiums
„Supply Management“ des
BME in Mannheim (25.-26. März 2019)
verliehen. Studierende, Absolventen,
Wissenschaftler und Praktiker trafen
sich zum fachlichen Austausch an der
Universität Mannheim. 2
Klima- und Umweltschutz
BDI und Partner loben Innovationspreis aus
Der BDI, Fraunhofer ISI sowie das Bundesumweltministerium haben für 2020 als
gemeinsame Veranstalter den Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt (IKU) ausgelobt.
Mit dem IKU zeichnen das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
nukleare Sicherheit sowie der Bundesverband der Deutschen Industrie traditionell alle zwei
Jahre Ideen aus, die im Bereich Klima- und Umweltschutz neue Wege aufzeigen. In sieben
Kategorien werden innovative Technologien, Techniken, Verfahren, Prozesse, Produkte,
Dienstleistungen und Geschäftsmodelle für den Klima- und Umweltschutz prämiert. Mit der
Auszeichnung wollen die Veranstalter das Engagement von Wirtschaft und Forschung für
Klima- und Umweltschutz würdigen. In diesen Zusammenhängen steht das Fraunhofer-
Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe für die Analysen zur Entstehung
und zu Auswirkungen von Neuerungen.
Die Kategorien sind:
z Prozessinnovationen für den Klimaschutz,
z Produkt- und Dienstleistungsinnovationen für den Klimaschutz,
z umweltfreundliche Technologien,
z umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen,
z Klima- und Umweltschutz-Technologietransfer in Entwicklungs- und Schwellenländer und
in Staaten Osteuropas,
z Innovationen und biologische Vielfalt,
z Nutzung des digitalen Wandels für klima- und umweltfreundliche Innovationen.
Bis zum 28.6.19 können deutsche Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Einzelpersonen
ihre Bewerbungen einreichen. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden im Rahmen
einer feierlichen Preisverleihung im März 2020 geehrt. Jeder Gewinner erhält eine persönliche
Auszeichnung sowie ein Preisgeld in Höhe von 25.000 €.
[ Info ]
Auf der Website des IKU (www.iku-innovationspreis.de) sind die Bewerbungsunterlagen
sowie weitere Informationen zu dem Wettbewerb zu finden.
Foto: BGA
„Wachsender Dienstleistungssektor“,
BGA-Präsident Dr. Holger Bingmann
Deutlicher Dienstleister
BGA zur Wirtschaftsentwicklung
Im Zuge aktueller Konjunkturberichterstattung
hat der BGA ein gewichtiges
Argument für die eigene Bedeutung
entdeckt und deutlich formuliert: die
wachsende Rolle der Dienstleistungen.
„Deutschland entwickelt sich zu einem
führenden Dienstleistungsstandort. Services
rund um Unternehmen, um Produkte
und Technologien werden immer
wichtiger für den Erfolg unserer Volkswirtschaft.
Innerhalb von zehn Jahren
sind Umsätze und Beschäftigung um ein
Drittel gestiegen.“ Dies erklärte Dr. Holger
Bingmann, Präsident des Bundesverbandes
Großhandel, Außenhandel,
Dienstleistungen (BGA).
Mit diesem neuen Gewicht formulierte
der Verbandschef im März auch gleich
zwei wichtige Kritikpunkte:
z Dass die EU sich bei einem so wichtigen
Zukunftsthema wie einer Digitalsteuer
nicht einigen könne, zeige die wahren
Probleme der Gemeinschaft auf. Ziel
müsse es sein, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
Europas zu stärken –
nicht zuletzt, um auch künftig weiter auf
Augenhöhe mit China und den USA
sprechen zu können.
z Die Vorstellungen für eine deutsche
Industriepolitik führten ebenfalls in die
falsche Richtung. „So wichtig auch für
unsere B2B-Dienstleister die Industrie
als Auftraggeber ist; das Rückgrat bilden
die weit über 1.000 meist unbekannten,
mittelständischen Weltmarktführer
– sie bedürfen einer
Aufmerksamkeit durch die Politik
anstatt einer Vorgabe von Zielwerten.“
Stahlreport 5|19
39
Verbände
XXXXXXXXXX
und Politik
Berichte
Foto: Werkzeug Weber GmbH
Neue Ansätze im Produktionsverbindungshandel
Start-up gegründet
Die Digitalisierung stellt auch den Produktionsverbindungshandel vor große Herausforderungen und Chancen.
Deshalb haben fünf Unternehmen und das E/D/E kürzlich eine neue Firma gegründet, die als Start-up den
technologisch getriebenen Wandel in der Branche aktiv angehen will – u.a. zum 3D-Druck und zur Künstlichen
Intelligenz. Entstanden war die Idee bereits vor zwei Jahren in einem kleinen Industrie-Loft in San Francisco.
Beim Notartermin zur
Gründung der PVH
FUTURE LAB GmbH
(v.l.): Dr. Andreas
Trautwein, Norman
Koerschulte, Vanessa
Weber, Thilo Broksch,
Andreas Schröter,
Frederik Diergarten,
Elena Fendt-Zehetbauer
und Karl Grohe.
Bereits im Frühsommer 2017
hatte sich eine Gruppe von 25 Jungunternehmern
zusammen mit E/D/E-
Verantwortlichen auf den Weg ins Silicon
Valley und nach San Francisco
gemacht. Dort waren die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer eine Woche
lang bei Big Playern wie Google, Salesforce
oder AirBnB zu Gast – genauso
wie bei zahlreichen Start-ups, Universitäten
und weiteren Partnern. Dabei
war schnell klar: Diese Eindrücke und
Erfahrungen, aber auch das Kontaktnetzwerk
waren für die Teilnehmer
so wertvoll, dass daraus für die Zukunft
sozusagen unter dem Dach des Einkaufsbüros
Deutscher Eisenhändler
(E/D/E) etwas Produktives entstehen
musste: die PVH FUTURE LAB GmbH.
Die Vision ist klar: „Wir wollen das
Leben der Endkunden jeden Tag ein
wenig besser machen und dadurch den
einzelnen Händler im PVH bei seiner
Zukunftsgestaltung aktiv unterstützen“,
erläutert Christina Fendt als eine
von sieben Gründern. Thilo Brocksch,
der als Geschäftsbereichsleiter Mitgliederentwicklung
und Prokurist im
E/D/E die neue Firma mitbegründet
hat und dort Geschäftsführer ist,
ergänzt: „Die Gründung eines Startups
in dieser Konstellation ist einzigartig
in der Geschichte der E/D/E-
Gruppe sowie deren Händler und zeigt
die Bereitschaft, gemeinsam neue Wege
einzuschlagen.
Folgende Unternehmen und Jungunternehmer
haben sich mit dem
E/D/E, das mit über 960 angeschlossenen
mittelständischen Handelsunternehmen
im PVH und rund 250 weiteren
Einzelhändlern als größter
europäischer Einkaufs- und Marketingverbund
gilt, in der nun gegründeten
neuen Einheit zusammengeschlossen:
z Christina Fendt (Eisen-Fendt GmbH
aus Marktoberdorf),
zKarl Grohe (P. Grohe GmbH aus Bruneck
in Italien),
z Norman Koerschulte (Karl Koerschulte
GmbH aus Lüdenscheid),
z Andreas Schröter (HUG Technik und
Sicherheit GmbH aus Ergolding) und
z Vanessa Weber (Werkzeug-Weber
GmbH & Co. KG aus Aschaffenburg).
Als Geschäftsführer wurde neben Thilo
Brocksch auch Frederik Diergarten
bestellt, der als Verantwortlicher für
das Business NETZWERK im E/D/E
das Vorhaben ebenfalls von Anfang
an begleitet hatte.
3D-Druck und
Künstliche Intelligenz
Im Mittelpunkt aller Aktivitäten der
Beteiligten steht – wie durch Christina
Fendt formuliert – die Frage, wie für
Kunden technologisch getriebene
Mehrwerte geschaffen und, wie diese
dadurch begeistert werden können.
Dies gelinge aktuell mit dem ersten
Projekt: Rapid3D. So hieß es jetzt aus
Wuppertal.
Bereits 25 E/D/E-Händler nutzen
dieses neue Geschäftsmodell für professionellen
3D-Druck in Kunststoff
und Metall. Die Lizenznehmer erhalten
dabei von dem neuen Unternehmen
alle Komponenten, die benötigt werden.
Dazu gehören u.a. die Prozessplattform,
das entsprechende Produzenten-Netzwerk,
ein Marketing- und
Trainingspaket sowie ein umfassendes
zweistufiges Supportkonzept.
Ebenso beschäftigt man sich in
dem Start-up mit Prototypen für die
Nutzbarmachung von Machine Learning/Künstlicher
Intelligenz. Die Verknüpfung
intelligenter, speziell auf
den PVH angepasster Analysesysteme
mit Produkt- und Verkaufsdaten zur
Steigerung der Verkaufserfolgsquote
beim Kunden soll den beteiligten
Händlern bereits 2019 direkten Mehrumsatz
ermöglichen. Ebenso gebe es
bereits die ersten Prototypen von sogenannten
Chatbots (lernende Text- und
Sprach-Dialogsysteme) für unterschiedliche
Anwendungsgebiete in
der Branche.
„Diese Gruppe junger Unternehmerinnen
und Unternehmer schafft
mit authentischer Leidenschaft,
Begeisterung für digitale Zukunftsthemen
und einer innovativen Form
der Zusammenarbeit Raum für Neues.
Es ist faszinierend, was daraus entsteht.
Wir als E/D/E und ich persönlich
sind stolz darauf und wollen diese Initiative
weiter nachhaltig fördern“,
betonte Dr. Andreas Trautwein, Vorsitzender
der E/D/E-Geschäftsführung,
in diesen Zusammenhängen. 2
40 Stahlreport 5|19
FDL-Fachforum in Berlin
Künstliche Intelligenz
Einmal im Jahr lädt der FDL zum FachForum nach Berlin ein, der themenspezifischen Fachtagung der
Fernunterrichts- und Fernstudienbranche, in diesem Jahr am 4.11. zum Thema KI. (Vgl. 4/19, S. 39)
Im Rahmen der Veranstaltung werden aktuelle Trends in der Weiterbildung – speziell im mediengestützten
Lernen – aus wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, bildungspolitischen und
praxisorientierten Perspektiven beleuchtet.
In Anlehnung an das Wissenschaftsjahr 2019
widmet das Forum DistancE-Learning (FDL) seine Jahrestagung
dem Thema KI und fragt unter dem Titel
„Künstliche Intelligenz und Bildung – Chancen für DistancE-Learning“,
welche Herausforderungen und Perspektiven
aktuelle sowie zukünftige Entwicklungen für
Fernstudien- und -unterrichtsmodelle bereithalten.
Mit der Wahl von namhaften Referenten und Workshopleitern
soll die Fachtagung dazu beitragen, sich
über realistische Szenarien zu verständigen, zukunftsweisende
Fragestellungen zu identifizieren und erste
Antworten aufzuzeigen. Den Teilnehmern soll die Möglichkeit
geboten werden, sich intensiv mit den Entwicklungsperspektiven,
betrieblichen IT-Organisationsstrukturen,
unternehmenskulturellen Herausforderungen
und didaktischen Fragen sowie den Zukunftsaussichten
in der Branche zu beschäftigen.
In den Diskurs sollen auch konkrete Erfahrungen
aus der Praxis und aktuelle Erkenntnisse aus der Wissenschaft
einfließen, welche die Digitalisierung und
Anwendung von KI in der Weiterbildung betreffen und
einen spannenden Chancen-Pool für das mediengestützte
Lernen bieten können.
Durch eine abwechslungsreiche Abfolge von Fachvorträgen,
Workshops und einer Podiumsdiskussion
will die Veranstaltung den Teilnehmern während des
ganzen Tages einen gleich hohen Spannungsbogen bieten.
2
[ Info ]
Eine Anmeldung
zum diesjährigen
Fachforum des FDL
ist bereits jetzt möglich.
Die Programm -
übersicht und erste
Angaben zu den diesjährigen
Referenten
finden sich auf
www.fachforumdistance-learning.de.
VDW will Werkzeugmaschinen voranbringen
Entwicklung einer Standardschnittstelle
Auf dem Weg von umati zu einer international anerkannten Standardschnittstelle für die
Kommunikation von Werkzeugmaschinen mit übergeordneten IT-Systemen gibt es Fortschritte:
Eine Arbeitsgruppe hat ihre Tätigkeit aufgenommen, und weitere Steuerungshersteller sind dabei.
Das hat der VDW mitgeteilt und dabei auch auf die EMO verwiesen.
“Nicht nur, dass unsere neu
gegründete OPC UA Joint Working
Group (JWG) Mitte Februar die
Arbeit aufgenommen hat, es ist auch
gelungen, zwei weitere namhafte
Steuerungshersteller für die Mitarbeit
zu gewinnen: B&R Automation
aus Österreich und Mitsubishi Electric
aus Japan“, sagte Dr. Alexander
Broos, Leiter Forschung und Entwicklung
im VDW (Verein Deutscher
Werkzeugmaschinenfabriken).
Außerdem werde umati (universal
machine tool interface) von Beckhoff,
Bosch Rexroth, Fanuc, Heidenhain
und Siemens aus der
Steuerungswelt unterstützt. „Damit
haben wir alle wichtigen Anbieter
von CNC-Steuerungen für Werkzeugmaschinen
bei umati mit an Bord“,
freute sich Götz Görisch, umati-Projektleiter
im VDW.
Für die Steuerungshersteller sei die
Beteiligung und Unterstützung nur
folgerichtig, denn ihre Kunden fragten
bereits immer häufiger nach
einem herstellerübergreifenden
Standard, um ihre Daten auslesen
und in einem einheitlichen Datenformat
verarbeiten zu können, hat
man beim VDW beobachtet.
Gemeinsam mit acht namhaften
Werkzeugmaschinenherstellern
hatte der VDW umati 2017 als Projekt
„Konnektivität für Industrie 4.0“
aus der Taufe gehoben. Auf der
nächsten Metallbearbeitungsmesse
EMO in Hannover (16.-21.9.19) ist
eine große Demoinstallation mit
internationaler Beteiligung geplant.
„Bis dahin gibt es noch viel zu tun“,
sagte Görisch: Zum einen soll die
OPC UA Spezifikation für Werkzeugmaschinen
stehen, zum anderen
müssen in den Maschinen und
Steuerungen der Teilnehmer die notwendigen
Voraussetzungen und
Anpassungen geschaffen werden.
In Hannover sollen dann die ersten
Use Cases im Mittelpunkt stehen.
Inzwischen haben sich 130 Mitarbeiter
aus 60 Firmen in zwölf Ländern
für die Mitarbeit in der JWG
registriert. 2
Dr. Alexander Broos,
Leiter für Forschung
und Entwicklung im
VDW
Stahlreport 5|19
41
Verbände
XXXXXXXXXX
und Politik
Berichte/Nachrichten
„hub.berlin“ als neues
Veranstaltungsmuster
Digitale Welt
Mit über 8.000 Besuchern hat die
hub.berlin in diesem Jahr, in dem die
Computermesse CeBIT mangels
Interesse abgesagt werden musste,
ihre Teilnehmerzahl mehr als verdoppelt
und einen neuen Teilnehmerrekord
verzeichnet. Außerdem gab es
Preise.
Das hat der Digitalverband Bitkom
gemeldet, dem bei diesem innovativen und
messeähnlichen Veranstaltungsmuster zur
digitalen Welt in der Hauptstadt eine Schlüsselrolle
zukommt. Unter den Rednern waren
die Bundesministerinnen Katarina Barley
(Justiz und Verbraucherschutz) sowie Anja
Karliczek (Bildung und Forschung), Bundeswirtschaftsminister
Peter Altmaier, Telekom-Chef
Timotheus Höttges und der EnBW-
CEO Frank Mastiaux, ferner zahlreiche
Startup-Gründer. Insgesamt traten auf den
elf Bühnen mehr als 350 Sprecher auf.
„Wir brauchen in Deutschland Digitalisierung
zum Anfassen. Die hub.berlin hat
gezeigt, was mit neuen Technologien wie KI
oder Blockchain heute schon möglich ist und
wohin die Reise morgen geht“, sagte Achim
Berg, Präsident im Bundesverband Informationswirtschaft,
Telekommunikation und
neue Medien e. V. (Bitkom).
„Um Deutschland fit zu machen für die
Digitalisierung, müssen wir Startups, Mittelständler
und große Unternehmen viel
enger zusammenbringen. Die hub.berlin
schafft diesen Brückenschlag an nur zwei
Tagen und entwickelt sich zu einer wichtigen
internationalen Dialog-Plattform rund um
das Thema Digitalisierung.“ So lobte Bundeswirtschaftsminister
Peter Altmaier.
Zu den thematischen Schwerpunkten
der diesjährigen Veranstaltung zählten u.a.
Künstliche Intelligenz, Internet of Things
und Blockchain sowie die Digitalisierung
des Gesundheitswesens und vernetzte Mobilität.
Im Digital Arts Lab stellten zwölf Grenzgänger
zwischen Technologie und Kunst ihre
Arbeiten vor und ermöglichten den Besuchern
einen besonderen Blick über den Tellerrand.
2
[ Info ]
Die nächste hub.berlin findet am 1. und 2. April
2020 statt.
Innovationen beim Bauforum Stahl
Neues Veranstaltungsformat
Bei den regionalen Unternehmergesprächen des Bauforums Stahl
kündigte Geschäftsführer Dr. Rolf Heddrich kürzlich ein neues
Veranstaltungsformat an. Der Verband für das Bauen mit Stahl
will das Netzwerktreffen unter neuem Namen in Zukunft noch
regionaler und fachübergreifender gestalten und außerdem eine
Berufsfachmesse anbieten.
So wird aus den Regionalen
Unternehmergesprächen (vgl. 4/19,
S. 41) bereits 2020 die bauFORUMstahl
und LOUNGE. „Die Regionalen Unternehmergespräche
sind ein wichtiger
Teil unserer Verbandsaktivitäten, eine
Plattform der Kommunikation, um Themen
zu behandeln, die regional attraktiv
und doch fachübergreifend relevant
sind“, erklärte der neue Geschäftsführer
und Sprecher des Verbandes, Dr.
Rolf Heddrich.
Berufsfachmesse
Ein erster Schritt in diese Richtung
wird die 1. Berufsfachmesse Stahlbau
sein, die der Verband für das Bauen
mit Stahl am 23.11.19 im Areal Böhler
in Düsseldorf veranstaltet. Im Rahmen
einer großen Fachausstellung und
einer begleitenden Vortragsreihe sollen
dort – vom Abiturienten bis zum Absolventen
– junge Menschen auf die beruflichen
Perspektiven im Stahlbau aufmerksam
gemacht werden. „Die
Zukunft gehört unserem Nachwuchs
und genau hier setzt diese Veranstaltung
an“, so Reiner Temme, Geschäftsführer
der Temme Stahl- und Industriebau
GmbH aus Bad Lauchstädt bei
Halle und Präsident des Deutschen
Stahlbauverbandes, der eigens zu dieser
Veranstaltung nach Nordrhein-
Westfalen kommt und hofft, dass möglichst
viele Kollegen seinem Beispiel
folgen werden. „Aus Überzeugung für
die Sache“, so der Stahlbauunternehmer.
Unternehmergespräche
Der Auftakt der Neuausrichtung der
Regionalen Unternehmergespräche
soll im nächsten Jahr erfolgen: Vom
Oberbürgermeister bis zum Startup-
Unternehmen will sich der Verband
die Experten einladen, die in der Stahlbaubranche
für Bewegung sorgen können.
Das Bauforum Stahl sieht seine
Aufgabe nicht zuletzt darin, den Mitgliedsunternehmen
neue Anregungen
zu bieten, Innovationen transparent
zu machen und ein starkes Netzwerk
zu bilden.
bauforumstahl e.V. (BFS) ist der
Spitzenverband für das Bauen mit Stahl
in Deutschland. Gemeinsam mit dem
Deutschen Stahlbau-Verband DStV
vertritt er die Anliegen seiner Mitglieder
gegenüber Politik, Fachwelt,
Medien und Öffentlichkeit, bietet Wissenstransfer
und engagiert sich in Forschung
und Normung. Übergeordnetes
Ziel ist es, die Stahlbauweise unter
Berücksichtigung ganzheitlicher
Aspekte wie Wirtschaftlichkeit, Sicherheit,
Flexibilität und Nachhaltigkeit
zu fördern. Zu den rund 350 Mitgliedern
zählen alle namhaften deutschen
Stahlbauunternehmen, Vorlieferanten
und Folgegewerke, Architektur- und
Ingenieurbüros sowie Hochschulen
und Universitäten. 2
42 Stahlreport 5|19
Digitale Frachtpapiere erwünscht
Ergebnisse einer Bitkom-Umfrage
Berlin im Blick
Nach der Absage der CeBIT
Etwa neun von zehn Unternehmen
(88 %), die Waren transportieren, geben an,
dass es ihnen helfen würde, wenn künftig
auch eine digitale Variante der Frachtpapiere
juristisch anerkannt wäre. Dies ist
eines der Ergebnisse einer Umfrage des
Digitalverbands Bitkom.
Bei dieser Erhebung des Bundesverband
Informationswirtschaft, Telekommunikation
und neue Medien e. V. (Bitkom) präzisierte
jedes zweite Unternehmen (50 %), dass es
ihnen sehr helfen würde, weiteren 38 %
würde es eher helfen. Gerade einmal 6 %
gaben an, dass ihnen eine solche Änderung
eher nicht helfen würde, 5 % sagten, dass
es ihnen überhaupt nicht helfen würde.
Dortmunder Forum
Stahl und die Logistik
Das NetzwerkForum Stahl erlebt am
14.5.19 in Dortmund eine nächste Auflage.
Bereits zum 19. Mal haben der Verband Verkehrswirtschaft
und Logistik Nordrhein-
Westfalen e.V. (VVWL) sowie Partner zu dem
halbtägigen Treffen rund um die Stahllogistik
eingeladen. Das Leitthema der zweiteiligen
Veranstaltung lautet: „Stahl und Stahllogistik:
Trends und Innovationen 2019 Plus“.
„Der Zwang, Frachtdokumente auf Papier
mit sich zu führen, ist angesichts der Digitalisierung
in der Logistik ein nicht mehr
nachvollziehbarer Anachronismus. Papierdokumente
kosten Unternehmen und Verwaltung
Zeit und Geld und belasten zudem
die Umwelt“, resumierte Julia Miosga,
Bereichsleiterin Handel & Logistik beim Bitkom,
die Ergebnisse der repräsentativen
Umfrage unter 514 Unternehmen mit Logistikprozessen.
Die Bitkom-Umfrage zeige im
Übrigen, dass je größer die Unternehmen,
desto größer die Vorteile durch digitale
Frachtdokumente.
Auch vor diesen Hintergründen unterstützt
Bitkom die EU-Initiative für elektronische
Informationen zum Güterverkehr, über die
nach Meinung des Verbandes möglichst
noch in dieser Legislaturperiode entschieden
werden sollte.
In dem Trialog Land – Branche – Publikum:
„Stahlstandorte NRW und Westeuropa im
globalen Umfeld“ werden Christoph Dammermann
(Staatssekretär im Ministerium
für Wirtschaft, Digitales und Innovationen
des Landes NRW) und Dr. Martin Theuringer
(Geschäftsführer Wirtschaftsvereinigung
Stahl) zu Beginn des Vormittags aktuelle
wirtschaftspolitische Herausforderungen für
die Branche in Westeuropa diskutieren. Zu
diesem ersten Programmblock gehören
auch ein Trialog-Impuls von Stefan Windgätter
aus seiner Sicht als Transportlogistik-
Unternehmer und Vorsitzender des Fachausschusses
Stahl im VVWL sowie die
„Rahmenbedingungen für die Stahlkonjunktur
2019“, die Dr. Theuringer einbringt.
Der zweite Veranstaltungsblock vor dem
abschließenden Mittagessen thematisiert
unter der Überschrift „Digitalisierung, Prozesse
und Schnittstellenoptimierung in
Stahl und Logistik“ Erfahrungen, Prozesse
und Optimierungsansätze in diesem
Bereich. Teilnehmer sind Bert Kloppert (Leiter
Transport/Logistik 1, thyssenkrupp
Steel Europe AG), Frank Michalk (Director
Sales an Business Development Logenios
GmbH), Dirk Schmaus (Vorstandsvorsitzender
BiTech AG in Leverkusen) und Dirk M.
Müller (Geschäftsführender Gesellschafter
Rheinkraft International GmbH).
[ Info ]
Die Forumsveranstaltung wird wieder von dem
Fachjournalisten Michael Cordes (Verkehrsrundschau)
moderiert. Weitere Informationen und
Anmeldemöglichkeiten gibt es beim VVWL über
www.vvwl.de.
Erstmals seit Jahrzehnten hat in diesem
April eine Hannover Messe stattgefunden,
ohne dass gleichzeitig auf eine aktuelle
Computermesse CeBIT hätte verwiesen
werden können. Das rief Erinnerungen an
den letzten Herbst wach, als das einstige
Großevent endgültig abgesagt und der
Blick der Branche auf Berlin gerichtet worden
war.
„Wir bedauern, dass die Cebit 32 Jahre
nach ihrer Erstauflage nicht mehr als eigenständige
Veranstaltung stattfindet. Messe-
Vorstand Oliver Frese und seinem Team
danken wir für ihr Engagement und den
Versuch, die Cebit zuletzt mit einem mutigen
Konzept wieder auf den Wachstumspfad
zu führen. Unabhängig von der positiven
Resonanz, die das neue Konzept fand,
muss es sich natürlich auch für den Veranstalter
rechnen. Markt und Messelandschaft
haben sich in den vergangenen Jahrzehnten
stark gewandelt. Digitale Themen
spielen inzwischen in allen Branchen eine
entscheidende Rolle. Wir begrüßen, dass
die Themen rund um die Industrie 4.0 auf
der Hannover-Messe künftig noch stärker
aufgegriffen werden.“ So kommentierte Bitkom-Präsident
Achim Berg im November
2018 die Absage.
Gleichzeitig lud der Bundesverband Informationswirtschaft,
Telekommunikation und
neue Medien e. V. (Bitkom) die Digitalwirtschaft,
ihre Partner und Kunden für 2019
zu zwei innovativen und stark wachsenden
Formaten ein: Am 10./11.4.19 führte Bitkom
in Berlin sein internationales hub-Festival
mit Artificial Intelligence Summit
durch. Und vom 19.-21.11.19 findet zum
zweiten Mal die Smart Country Convention
des Bitkom bei der Messe Berlin statt.
Email: Norm statt Guidline
Es gibt jetzt eine genormte Prüfmethode für
Emaillierungen mit Lebensmittelkontakt.
Darauf hat der Deutsche Email Verband
(dev) hingewiesen. Bis Anfang 2019 war die
„Guidline 1001: Migration from enamelled
articles made for food contact – Methode
of test and permissible limits“ der European
Enamel Authority (EEEA) der aktuelle Test-
Standard. Mit der Veröffentlichung der EN
ISO 4531 ist die EEA-Richtlinie nun durch
eine offizielle Norm ersetzt worden.
Stahlreport 5|19
43
Wissenswertes
Bericht
BIBB-Studie analysiert Schülerwünsche
Ausbildung vs. Studium
Angesichts steigender Studierendenzahlen hat das BIBB untersucht, welche Schüler/-innen
trotz Hochschulzugangsberechtigung eher eine Ausbildung als ein Studium planen und welche
Faktoren dies begünstigen. Dabei hat sich gezeigt, dass neben Einflüssen des sozialen Umfelds
auch der Berufsorientierungsprozess sowie Kosten-, Nutzen- und Chanceneinschätzungen der
Jugendlichen von Bedeutung sind.
z Die Pläne der Jugendlichen sind
zunächst stark durch die Erwartungshaltung
der Eltern geprägt.
Nur wenige Jugendliche, die ein
Studium anstreben, vermuten, dass
ihre Eltern sich statt eines Studiums
eine Ausbildung für sie wünschen.
Die Wahrscheinlichkeit,
eine Ausbildung in Betracht zu ziehen,
erhöht sich indessen, wenn
die Jugendlichen vermuten, dass
sich auch mit einer Ausbildung ein
Beruf ergreifen lässt, der vom
Niveau her ähnlich oder besser ist
als die von den Eltern ausgeübten
Berufe. Dies führt aus Sicht der
Fachleute im Bundesinstitut für
Berufsbildung (BIBB) zu der Anregung,
bei Berufsorientierungsmaßnahmen
neben den individuellen
Interessen und Zielen der Schüler/-innen
auch die sozialen Prozesse
zu verdeutlichen, unter deren
Einfluss sie stehen.
z Sowohl Studien- als auch Ausbildungsinteressierte
erwarten von
einem Studium einen hohen Nutzen.
Doch nur Ausbildungsinteressierte
sehen dies auch für eine Ausbildung
so. Die Wahrscheinlichkeit,
eine Ausbildung für sich in
Betracht zu ziehen, steigt also mit
der Überzeugung, damit auch
attraktive Berufschancen zu haben.
Eine bessere Aufklärung über die
Karriereperspektiven nach Ausbildungsabschluss
könnte daher aus
Sicht des BIBB zu einer Attraktivitätssteigerung
der Ausbildung
beitragen.
zDie BIBB-Untersuchung zeigt ferner,
dass die Wahrscheinlichkeit, eine
Ausbildung anzustreben, umso
höher ist, je konkreter die eigenen
beruflichen Vorstellungen sind. Die
Ergebnisse verdeutlichen aber
auch, dass ein Teil der Jugendlichen
offensichtlich meint, ihre beruflichen
Interessen besser in einem
Studium realisieren zu können.
Dies gilt z.B. für jene mit Interesse
an forschend-abstrakten oder künstlerisch-sprachlichen
Tätigkeiten.
Dass auch eine Vielzahl von Ausbildungsberufen
derartige Tätigkeitsaspekte
bieten, spricht aus
Sicht der BIBB-Fachleute dafür, in
der Berufsorientierung stärker auch
auf solche Berufe einzugehen.
Der Appell von BIBB-Präsident Friedrich
Hubert Esser lautet daher: „Um
die Attraktivitätsverluste der beruflichen
Bildung in den Griff zu bekommen,
braucht es eine gesamtgesellschaftliche
Debatte über den Wert von
Berufen.“ Es gelte zuvorderst, Tiefe
und Tragweite des Attraktivitätsproblems
zu erkennen sowie Maßnahmen
zu erdenken, die wirklich helfen, um
den Akademisierungstrend aufzuhalten,
so Esser weiter. 2
44 Stahlreport 5|19
Bereit für größere Aufgaben?
Fernstudium – in drei Jahren berufsbegleitend zum „Betriebswirt Stahlhandel (BDS)“
Argumente
z Staatlich zugelassener Studiengang
z Markenrechtlich geschützter Abschluss
z Orientiert am Europäischen und
Deutschen Qualifikationsrahmen
z Zertifizierter Anbieter
Inhalte
z Technik (Werkstoffe, Produkte,
Anarbeitung)
z Wirtschaft (Kaufmännische Kompetenz,
Führungskompetenz)
z Methoden (Selbst- und Sozialkompetenz)
Formen
z 60 Module
z 6 Präsenzphasen
z 3 Prüfungen
z 1 Studienarbeit
Für Auskünfte und Anmeldungen:
Bundesverband Deutscher Stahlhandel (BDS AG)
Wiesenstraße 21 · 40549 Düsseldorf
Telefon: 0211 86497-0 · Telefax: 0211 86497-22
www.stahlhandel.com
fernstudium
Betriebswirt
Stahlhandel (BDS)
Wissenswertes
Nachrichten
Prüferehrenamt stärken -
Berufliche Bildung sichern
Hintergründe,
Herausforderungen,
Handlungsfelder
GemeinsamQualitätPrüfen
Strategiepapier Prüferehrenamt
(Quelle: DIHK)
Buchtipp
Nitrieren und Nitrocarburieren
Mit dieser neu bearbeiteten
Auflage eines traditionsreichen
Fachbuchs soll dem Leser
eine kurzgefasste Information
über den gegenwärtigen technischen
Stand der speziellen Wärmebehandlungsverfahren
Nitrieren
und Nitrocarburieren
geboten werden.
Strategiepapier Prüferehrenamt
Sie sind das Rückgrat der Beruflichen Bildung: Mehr als
150.000 ehrenamtliche Prüfer engagieren sich allein bei den
Industrie- und Handelskammern in über 30.000 Prüfungsausschüssen.
Wie ihre Leistungen stärker ins Licht der Öffentlichkeit
gerückt und für die Zukunft gesichert werden können,
beschreibt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag
(DIHK) seit Ende des vergangenen Jahres in einem Strategiepapier.
Darin wird deutlich, dass ehrenamtliche Prüfer jährlich
mehr als 600.000 Zwischen- und Abschlussprüfungen in der
Ausbildung, mehr als 60.000 Prüfungen in der Höheren Berufsbildung
und über 70.000 Ausbildereignungsprüfungen durchführen.
Rund 3.000 Prüfer arbeiten zudem unentgeltlich in den
zentralen IHK-Aufgabenerstellungseinrichtungen mit. Das Strategiepapier
soll für Anerkennung sorgen und auch helfen, den
Aufwand für Prüfungen in praktikablen Grenzen zu halten.
Nach der Darstellung der Entstehung,
des Aufbaus und des
Gefüges von Nitrierschichten
werden ihre Eigenschaften im
Hinblick auf die praktische
Anwendung beschrieben: Verbesserung
des Verschleiß-, Festigkeits-
und Korrosionsverhaltens.
Die derzeit wichtigsten
industriell angewendeten Verfahren
Gas- und Plasmanitrieren
und -nitrocarburieren sowie das Salzbadnitrocarburieren
und die dafür erforderlichen
Behandlungsmittel und die Verfahrens- und
Anlagentechnik werden vorgestellt. Für die
praktische Anwendung sind Hinweise zur Verfahrensauswahl,
zur Vor- und Nachbehandlung,
zur Nitrierbarkeit, Möglichkeiten
zum Vermeiden
typischer Fehler und Anwendungsbeispiele
enthalten.
Eine Darstellung der Vorgehensweise
für Zeichnungsangaben
und der für die Qualitätskontrolle
maßgebenden
Prüfmethoden runden das
Werk ab.
Aus dem Inhalt: Entstehung,
Aufbau und Gefüge von
Nitrierschichten – Eigenschaften
– Vorbehandeln und
Vorbereiten der Werkstücke –
Gasnitrieren und Gasnitrocarburieren
– Plasmanitrieren
und -nitrocarburieren – Salzbadnitrocarburieren
– Sonderverfahren
zum Nitrieren/
Nitrocarburieren – Nachbehandlung – Hinweise
zur Werkstoff- und Verfahrensauswahl
– Nitrierte und nitrocarburierte Werkstücke:
Darstellung und Angaben in Zeichnungen und
anderen Fertigungsunterlagen – Prüfen
nitrierter/nitrocarburierter Werkstücke.
Liedtke, Dieter e.a.;
Wärmebehandlung von
Eisenwerkstoffen II. Nitrieren
und Nitrocarburieren;
7., neu bearbeitete Auflage;
Tübingen 2018; 353 Seiten;
64,80 €; expert verlag
GmbH, 72070 Tübingen;
ISBN 978-3-8169-3402-8
KWB-Treffen der Ausbildungsleiter
Das Kuratorium der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung (KWB) mit Sitz in Bonn betreut
zwei Arbeitsgemeinschaften, die für kaufmännische und gewerblich-technische Ausbildungsleiter.
In Kooperation dieser Arbeitsgemeinschaften organisiert das KWB jeweils im
Frühjahr eine Tagung für kaufmännische Ausbildungsleiter und im Herbst eine solche Veranstaltung
für gewerblich-technische Ausbildungsleiter. Die Termine dafür sind in diesem
Jahr der 23./24.5.19 in Düsseldorf (mit Unterstützung der örtlichen IHK bei Vodafone) und
der 29./20.11.19 in Marl (mit Gastgeber Evonik an einem der größten Chemiestandorte
Deutschlands). Einzelheiten dazu gibt es unter www.kwb-berufsbildung.de
Gümpel, Paul e.a.;
Rostfreie Stähle. Grundwissen, Konstruktionsund
Verarbeitungshinweise; 5., durchgesehene
Auflage; Tübingen 2016; 248 Seiten;
56,00 €; expert verlag GmbH, 72070 Tübingen;
ISBN 978-3-8169-3148-5
Buchtipp:
Rostfreie Stähle
Das in fünfter Auflage inzwischen
wieder lieferbare Buch erhebt den
Anspruch, einen Überblick über die
metallkundlichen Grundlagen auf dem
Gebiet der nichtrostenden Stähle zu
geben sowie über das Einsatzverhalten
dieser Werkstoffe. Es werden insbesondere
die notwendigen Hinweise für den
Konstrukteur und den Verarbeiter von
nichtrostenden Stählen formuliert. Einen
Schwerpunkt stellt hierbei das Korrosionsverhalten
dieser Werkstoffe dar. Es
geht in diesem Werk für die Zielgruppen
der Ingenieure, Techniker und Fachkräfte
speziell darum, materialkundliches
Grundwissen einer- mit andererseits Konstruktions-
und Verarbeitungshinweisen
zu kombinieren. Dieser Aufgabe haben
sich Prof. Dr.-Ing. Paul Gümpel und sieben
Mitautoren gestellt.
Aus dem Inhalt: Einführung in die Werkstoffkunde
der nichtrostenden Stähle –
Korrosion von nichtrostenden Stählen in
wässrigen Medien – Umformen von nichtrostendem
Kaltband durch Tiefziehen und
Streckziehen – Oberflächen und Oberflächenbehandlung
bei Feinblechen aus
nichtrostendem Stahl – Schweißtechnische
Verarbeitung nichtrostender Stähle
– Verarbeitungsverhalten von nichtrostenden
Stählen – Neuere Entwicklungen
bei nichtrostenden Stählen.
46 Stahlreport 5|19
Fotos, 2: Schuler AG
Motive der neuen 5-Euro-Sammlermünze … … und ihre Bestandteile.
Metall und Polymer
Neue Fünf-Euro-Sammlermünze
Die erste neue 5-Euro-Sammlermünze mit dem Motiv „gemäßigte
Zone“ ist im April mit Maschinen aus dem Schuler-Konzern in
Karlsruhe angeprägt worden. Das metallene Geldstück, das u.a.
einen Hasen und Wald zeigt, ist mit einem lichtdurchlässigen grünen
Polymerring versehen, der in fünf Farbabstufungen verwendet wird.
Die neue Münze ist Teil der fünfteiligen Serien „Klimazonen der Erde,
die 2017 ihren Auftakt hatte. Das Motiv der dritten Ausgabe widmet
sich der gemäßigten Klimazonen, zu der auch Deutschland zählt.
Typisch für diese Klimazone sind der Wechsel der Jahreszeiten und
Laubmischwälder Daher sind eine Waldsilhouette und ein herbstlicher
Eichenast als Bildelemente integriert – sowie ein Feldhase, der
als typischer Vertreter offener Landschaften in der gemäßigten Zone
gilt. Das Motiv stammt von dem Berliner Künstler Peter Lasch. Die
Wertseite, die bei allen Münzen der Serie identisch ist, wurde von
der Künstlerin Stefanie Radtke aus Leipzig entworfen.
Die Auflage der Sammlermünze liegt bei 3,4 Mio. Stück; davon werden
3 Mio. in Stempelglanzqualität und 400.000 in Spiegelglanzoptik
geprägt. Der Erstausgabetag wird der 19.9.19 sein. Das Geldstück
wird – mit jeweils unterschiedlichen Grüntönen – auch in den Münzstätten
in Stuttgart, München, Hamburg und Berlin geprägt. Die Herstellung
der Münzrohlinge findet ausschließlich in den Münzstätten
Karlsruhe und München statt.
TV-Dokumentation
Hermann Röchling
Einer der umstrittensten Wirtschaftsführer
der Weltkriegszeiten, Hermann Röchling,
stand im Mittelpunkt einer Fernsehdokumentation,
die Anfang April in der ARD
und auf Arte gezeigt wurde und danach für
einige Wochen in der Arte-Mediathek stand:
Corten-Kunst in Passau
Corten-Stahl war – neben Holz – das
bevorzugte Material des Bildhauers Franz
Bernhard (1934-2001). Das Museum
Moderner Kunst in Passau widmet ihm
eine Ausstellung und zeigt noch bis zum
7.7.19 Skulpturen, Wandobjekte, Radierungen
und Zeichnungen des Künstlers.
[ Info ]
„Der Stahlbaron – Hermann Röchling und
die Völklinger Hütte. Dr. jur. h.c. Hermann
Röchling (1872 bis 1955) war ein deutscher
Montanunternehmer, der sich vor 1945 an
der Seite von Nazigrößen zeigte und sich
nach dem Zweiten Weltkrieg mit Wirtschafts-
sowie Politikgrößen der jungen
Bundesrepublik ablichten ließ. Das dokumentiert
der Fernsehfilm, den es in unterschiedlichen
Längenfassungen gibt und der
nachvollziehbar macht, warum der Name
des in Völklingen Geborenen bis heute in
der Stahlwirtschaft bekannt ist – nicht nur
im Saarland.
Foto: wikipedia
Bildnis von Hermann Röchling an einem
Industriedenkmal in Völklingen.
Eine Wertung der Lebensleistung von Hermann
Röchling muss der Zuschauer selber
vornehmen, Fakten dazu liefert der Film.
Foto: Bengt Oberger
Nähere Informationen gibt es unter
www.mmk-passau.de.
Franz Bernhard: Der Kopf, Corten-Stahl, 2000
Stahlreport 5|19
47
Lifesteel
Bericht/Nachricht
Foto: WZV/Velux Deutschland GmbH
Die am Mont Blanc neu -
gebaute Refuge du Goûter
erhielt eine glänzende Haut
aus Edelstahl Rostfrei.
Brückenfunktionen
Der Berg ruft: nach Edelstahl Rostfrei
Schroffe Felsen, ewiges Eis und extreme Wetterverhältnisse: Weit über hundert Jahre lang lockten diese
Herausforderungen lediglich Alpinisten in die Berge. Später entdeckten dann auch Hobbykletterer den Zauber
von Hochgebirgen – u.a. mit der Folge, dass vormals spartanische Schutzhütten aus Holz moderner Architektur
weichen mussten. Des einen Leid ist des anderen Freud. Bei der alpinen Gratwanderung zwischen Tradition
und Innovation übernimmt Edelstahl Rostfrei eine Brückenfunktion. Das ruft nicht der Berg, sondern der
zuständige Warenzeichenverband – und benennt zahlreiche Beispiele, u.a. am Mont Blanc und an der Zugpitze.
Warenzeichenverband
Weit über 700 Schutzhütten stehen
allein in den Alpen, viele davon
wurden vor über hundert Jahren
gebaut. Neben der Zeit haben die
herausfordernden Witterungseinflüsse
– tiefer Frost, orkanartige Windböen,
UV-Strahlung – sowie Auswirkungen
des Klimawandels wie auftauende Permafrostböden
massiv an ihnen genagt.
Zugleich entspricht ihre Ausstattung
nicht mehr den gestiegenen Anforde-
Das international geschützte Markenzeichen Edelstahl
Rostfrei wird seit 1958 durch den Warenzeichenverband
Edelstahl Rostfrei e.V. (WZV) an Verarbeiter und
Fachbetriebe vergeben. Die derzeit über 1.200 Mitgliedsunternehmen
verpflichten sich zum produkt- und
anwendungsspezifisch korrekten Werkstoffeinsatz und
zur fachgerechten Verarbeitung. Missbrauch des Markenzeichens
wird vom Verband geahndet.
rungen. Nicht zuletzt werden sie auch
veränderten gesetzlichen Vorgaben zu
Umweltschutz, Brandschutz oder Statik
oftmals nicht mehr gerecht. Mit enormem
Aufwand werden sie deshalb entweder
sukzessive renoviert oder direkt
durch einen Neubau mit modernster
Technik ersetzt.
Für Planer und Bauherren sind mit
der isolierten Lage der Berghütten zahlreiche
Herausforderungen verbunden.
Abgeschnitten von der Zivilisation und
jeder Infrastruktur, müssen Mensch
und Material während der Sommermonate
dorthin per Helikopter transportiert
werden. Angesichts des meist
eng begrenzten Bauraums, der die Aufstellung
eines Krans verhindert, muss
der Hubschrauber auch Hebezeugfunktion
übernehmen. Viele der Hütten
zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Das Zusammenspiel all dieser Faktoren
verlangt energetische Autonomiekonzepte
mit gesicherter ökologischer
Verträglichkeit. Entsprechend
modernisierte oder neu errichtete Berghütten
zeichnet deshalb ein ausgeklügeltes
Energiemanagement mit Solarund
Photovoltaikpaneelen, Wärmespeicher,
energiesparenden Geräten
und witterungsoptimierter Ausrichtung
der Gebäudeöffnungen aus. Die Wasserversorgung
erfolgt durch gesammeltes
Schmelz- und Regenwasser, das
in – oftmals unterirdischen – Wassertanks
aus Edelstahl Rostfrei entkeimt
und gespeichert wird. Das anfallende
Abwasser reinigen dezentrale lokale
Abwasseraufbereitungsanlagen mehrstufig.
Durch Wiederverwendung als
Brauchwasser – beispielsweise für die
Toilettenspülung – wird der Trinkwasserbedarf
um bis zu 30 % gesenkt. Nicht
verbrauchtes, gereinigtes Abwasser
kann in der ökologisch sensiblen Umgebung
versickern. Die verbleibenden
48 Stahlreport 5|19
Fäkalschlämme werden kompostiert
und per Hubschrauber zur nächstgelegenen
Kläranlage ins Tal transportiert.
Viele Hütten im Hochgebirge werfen
sich wortwörtlich in Schale: Ihre
Holzkonstruktion ist mit einer Wetterhülle
aus Metall ummantelt. Dabei
punktet Edelstahl Rostfrei mit seiner
maximalen Witterungsbeständigkeit
und für Jahrzehnte hochwertigen
Ästhetik. Zudem spricht für den nichtrostenden
Stahl, dass er am Ende seiner
Lebenszeit nahezu vollständig ohne
Qualitätseinbußen recycelt werden.
Mont Blanc
Die am Mont Blanc in 3.817 m Höhe
neugebaute Refuge du Goûter verdankt
ihre ovale Form und Lage am äußersten
Rand des schneebedeckten Kamms der
herausfordernden Topografie und Witterung.
Nur zur Hälfte steht sie auf
dem Felsen, der andere Teil schwebt
frei über dem Abgrund und verleiht
der energieautarken Schutzhütte mit
Passivhausstandard ihre spektakuläre
Wirkung. Die Holzkonstruktion wird
durch eine 50 Zentimeter dicke Dämmung
aus Holzwolle vor der hier herrschenden
extremen Kälte geschützt.
Um den Temperaturen von unter minus
40 Grad und Orkanböen mit Geschwindigkeiten
von über 250 Stundenkilometern
dauerhaft die Stirn bieten zu
können, erhielt der vierstöckige Kuppelbau
eine glänzende Haut aus Edelstahl
Rostfrei. Dank der guten Verformbarkeit
und hohen Festigkeit des
Materials konnte für die vollflächige
Bekleidung der elliptischen Form eine
geringere Materialstärke gewählt werden.
Unempfindlich gegenüber UV-
Strahlung und Temperatursprüngen,
wartungsfrei und korrosionsbeständig
bewährt sich die Edelstahlhaut als
nachhaltig wirtschaftliche Entscheidung.
Zugpitze
Die Höllentalangerhütte ist im Wettersteingebirge
auf 1.387 Meter Höhe ein
beliebter Ausgangspunkt für Bergsteiger,
um die Zugspitze von ihrer schwierigsten
Seite besteigen zu können. Ihr
flachgeneigtes Pultdach ist ebenso wie
der gesamte übrige Baukörper so konzipiert,
dass Lawinen eine möglichst
geringe Angriffsfläche haben.
Die Herausforderung bei der Tragwerkplanung
bestand darin, mit möglichst
wenig Material Schneelasten von
Foto: WZV/Homann.Zehl Architekten
Auf die Holzunterkonstruktion des Dachs der Höllentalangerhütte
im Wettersteingebirge wurde eine Doppelstehfalzdeckung aus
Edelstahl Rostfrei aufgebracht.
bis zu 10,5 kN/m² standzuhalten. Auf
die wärmegedämmte hinterlüftete Holzunterkonstruktion
des Dachs mit
30 mm dicker Schalung und zweilagiger
Abdichtung wurde deshalb eine 600 m 2
große Doppelstehfalzdeckung aus Edelstahl
aufgebracht. Auch für die Fenster-
und Sockelanschlussbleche wählten
die Architekten diesen Werkstoff. Die
matt patinierte Oberfläche der wetterfesten
Elemente aus nichtrostendem
Stahl greift die Tonigkeit der alpinen
Landschaft auf und ordnet sich so behutsam
der Umgebung unter. 2
Stahl schafft Dynamik auf der Schiene
Neue Reparaturwerkstätten im belgischen Melle
Angesichts der Diskussionen über den
Zustand – und die Zustände – bei den deutschen
Bahnen stehen entsprechende Instandhaltungsfragen
im Mittelpunkt des öffentlichen
Interesses. Das ist in Belgien ähnlich, wo jetzt
mit Hilfe von viel Stahl im Projekt TW Melle die
Reparaturinfrastruktur nachhaltig verbessert,
für Dynamik auf der Schiene gesorgt werden
konnte.
Insgesamt 270 t Stahl, darunter Träger und
weitere Stahlkonstruktionen innerhalb des
Werkes, wurden von Anfang Juni 2018 bis Ende
September gleichen Jahres im belgischen
Melle verarbeitet. In den gerade fertiggestellten
Reparaturwerkstätten sollen in Zukunft
Wartung und Inspektion des technischen und
mechanischen Materials für die Eisenbahn
durchgeführt werden. Die Metallbauarbeiten
wurden von Dugardein-De Sutter durchgeführt,
Coatinc Ninove hat sie veredelt. Ann Eeckhout,
Sales Representative von Coatinc Ninove, hat
das Projekt von Beginn an begleitet. Sie betont
die Wichtigkeit der neuen Reparaturwerkstätten:
„Da unser Bahnnetz in Belgien so ungeheuer
dicht und weitreichend ist, ist eine zuverlässige
Instandhaltung der Strecken absolut
unerlässlich. Durch unsere Zusammenarbeit
mit Dugardein-De Sutter kann nun langfristig
die technische Inspektion und Wartung des
Streckenmaterials gewährleistet werden.“
Die gerade fertiggestellten
Reparaturwerkstätten in Melle …
In Belgien gibt es tatsächlich eines der dichtesten
Bahn-Streckennetze der Welt: Mit einer
Dichte von 112,6 m/km² liegt es weit über
dem EU-Durchschnitt. Die Instandhaltung der
Infrastruktur solcher Größe in dem kleinen
Nachbarland stellt deshalb eine besondere
Herausforderung für die staatliche Eisenbahngesellschaft
dar.
... sollen die belgischen Bahnen
optimal einsatzbereit halten.
Fotos, 2: Dugardein-De Sutter
Stahlreport 5|19
49
Lifesteel
Nachricht
Im Notfall bitte benutzen:
Thyssenkrupp-Aufzug …
… im Fremont-Hochhaus
in San Francisco.
Die anderen Aufzüge
Thyssenkrupp freut sich über Hochhauspreis
Der Fremont-Wolkenkratzer in San Francisco gilt als widerstandsfähigstes
Gebäude an der US-Westküste. Das Gebäude kann sich neuerdings mit dem
renommiertesten Hochhauspreis der Welt schmücken – und ist besonderer
Stolz für Thyssenkrupp. Der Technologiekonzern mit Werkstoffkompetenz ist
dort für Aufzüge verantwortlich, die auch im Notfall benutzt werden sollen.
Daraus ergeben sich Perspektiven auch für den Stahlbau.
Die Aufzüge mit der sogenannten Occupant-Evacuation-Operation-Ausstattung
(OEO) wurden von thyssenkrupp Elevator entwickelt. OEO-fähige Anlagen sind
im Gegensatz zu herkömmlichen Aufzügen, die im Notfall nicht benutzt werden
dürfen, so konstruiert, gerade in Ausnahmesituationen der schnellstmöglichen
Evakuierung von Hochhausnutzern zu dienen. Die speziellen Lifts sind mit
Schutzvorrichtungen ausgestattet, die das Eindringen von Wasser, Feuer, Hitze
und Rauch in die Schächte verhindern. Im Falle eines Stromausfalls können die
Kabinen mit Notstrom betrieben werden.
Das Bauwerk wurde von der Jay Paul Company konstruiert und ist das höchste
Gebäude mit Mischnutzung westlich des Mississippi. Der Wolkenkratzer verfügt
über mehr als 83.000 m 2 Bürofläche, 74 Luxuswohnungen in den oberen Stockwerken,
Einzelhandelsflächen und direkten Zugang zu dem 5,4 Hektar großen
„Rooftop-Park“. Insgesamt 14 der 17 Aufzüge im 181 Fremont sind OEO-fähig.
Das Gebäude bekam im April den „Best Tall Building Award“. Der Preis richtet
das Scheinwerferlicht auf Bauprojekte, die sowohl der Architektur von Wolkenkratzern
als auch der Gestaltung urbaner Räume mit Hinblick auf maximale
Nachhaltigkeit entscheidende Impulse verleihen. Auch die Lebensqualität der
Bewohner spielt eine entscheidende Rolle. 181 Fremont erhielt die Auszeichnung
für den wegweisenden Ansatz bei Sicherheit und Nachhaltigkeit.
Foto: thyssenkrupp Elevator
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