immobilia 2019/04 - SVIT
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BAU & HAUS<br />
IMMOBILIENMÄRKTE<br />
für Einfamilien häuser (Transaktionspreise). Robert<br />
Weinert, Ökonom beim Beratungsunternehmen<br />
Wüest Partner, hält dazu fest: «Im Wesentlichen ist<br />
es immer eine Kombination verschiedener Einflussfaktoren<br />
der Makrolage, die die Entwicklung bestimmen.»<br />
Zum einen sind dies das Steuerniveau und die<br />
Verkehrserschliessung mit öffentlichem und privatem<br />
Verkehr; ein Ausbau dieser Infrastruktur oder eine Erhöhung<br />
der Zugfrequenzen etc. sind der Standortgunst<br />
natürlich förderlich. Weiter spielen aber die Bautätigkeit<br />
und damit das Angebot auf dem lokalen Markt eine<br />
Rolle. Zu den vier Hauptfaktoren zählt Ökonom Weinert<br />
zudem das absolute Preisniveau für Eigenheime:<br />
Denn vergleichsweise günstige Wohnstandorte ziehen<br />
Zielgruppen an, denen das Wohnen in den städtischen<br />
Zentren zu teuer ist. Somit wird in vielen Fällen die Erschwinglichkeit<br />
gewisse Nachteile bei den Distanzen<br />
oder bei der Steuerbelastung ausgleichen.<br />
In Bezug auf den Markt für Einfamilienhäuser gehen<br />
die meisten Experten davon aus, dass sich das Gefälle<br />
zwischen Peripherie und Agglomerationen nicht<br />
vergrössern wird – denn der Traum vom Eigenheim<br />
im Grünen bleibt ohne Zweifel intakt. Was andere Kategorien<br />
betrifft, insbesondere Miet- und Eigentumswohnungen,<br />
dürfte die Kluft eher grösser werden.<br />
Denn vieles spricht dafür, dass sich sowohl das Interesse<br />
der Investoren als auch die Wohnungsnachfrage<br />
in den nächsten Jahren vor allem in den Agglomerationen<br />
konzentrieren werden.<br />
INVESTOREN: SPREU TRENNT<br />
SICH VOM WEIZEN<br />
Gegenläufige Trends sind heute teils auch bei Anlageobjekten<br />
sichtbar. Während in den grossen Agglomerationen<br />
die Preise immer noch leicht steigen<br />
(Zürich, Genf, Basel), mangelt es an peripheren Lagen<br />
oft an Investoren und Kaufinteressenten. So werden<br />
heute Gewerbe- und Bürohäuser an B-Lagen, die auch<br />
noch technisch und baulich nicht «top» sind, kaum auf<br />
grosses Interesse stossen. Für den Raum St. Gallen erwarten<br />
viele Experten sowohl für Mehrfamilienhäuser<br />
als auch für Büroliegenschaften tendenziell sinkende<br />
Bewertungen. Das geht aus dem neusten Real<br />
Estate Investor Survey von PricewaterhouseCoopers<br />
hervor. Grosse Zurückhaltung legen heute Investoren<br />
im Raum Lugano an den Tag. Entgegen dem gesamtschweizerischen<br />
Trend erwarten die Beobachter hier<br />
fallende Preise für Anlageobjekte.<br />
Swiss Prime Site, die grösste Schweizer Immobiliengesellschaft,<br />
konzentriert sich mit ihren eigenen<br />
Projektentwicklungen auf vier «Cluster»: darunter<br />
Genf mit dem Projekt Espace Tourbillon, dann Zürich,<br />
Bern mit zwei eigenen Projekten sowie mit Stücki<br />
Park in Basel. In Genf sehen die Investmentspezialisten<br />
zum Beispiel im Raum Praille Acacias Vernets<br />
(PAV) etwas ausserhalb des Finanzdistrikts grosses<br />
Potenzial. «Dorthin verlegten Banken und Finanzdienstleister<br />
ihren Sitz», so ein Sprecher von SPS.<br />
Dennoch müsse jede Lage individuell und abhängig<br />
von der geplanten Nutzung gründlich analysiert<br />
werden. Zürich Nord halte man zum Beispiel für wenig<br />
aussichtsreich, ganz im Gegensatz zu boomenden<br />
Standorten in Richtung Zürich-Schlieren und Limmattal.<br />
– Gegenläufige Trends werden auch die Zukunft<br />
prägen: Diesen Schluss legen schon allein die<br />
Bevölkerungsszenarien des Bundesamtes für Statistik<br />
nahe. Demnach werden Zürich und Fribourg<br />
weiter zulegen, während Uri, Graubünden oder Appenzell-Innerrhoden<br />
unterdurchschnittlich abschneiden.<br />
*JÜRG ZULLIGER<br />
Der Autor, lic. phil. I, ist<br />
Fachjournalist und<br />
Buchautor mit dem<br />
Themenschwerpunkt<br />
Immobilien und<br />
Immobilienwirtschaft.<br />
Der ÖV im Fokus: Am Bahnhof Lancy in Genf investieren<br />
SBB Immobilien und weitere Investoren rund 750 Mio. CHF.<br />
(BILDER: SBB CFF FFS).<br />
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IMMOBILIA / April <strong>2019</strong>