immobilia 2019/04 - SVIT
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FOCUS INTERVIEW<br />
IMMOBILIENMÄRKTE AN DER PERIPHERIE<br />
Verzeichnen Sie also viele Zuzüger?<br />
Zuzüger aus anderen Kantonen und aus dem Ausland<br />
machen den grösseren Teil des positiven Wanderungssaldos<br />
von Glarus Nord aus. Wir stellen<br />
aber auch eine Bewegung aus den andern beiden<br />
Gemeinden in den Norden fest.<br />
Verlieren die Mitte und der Süden an Attraktivität?<br />
Die Entwicklung in der Gemeinde Glarus als<br />
Hauptort sowie Dienstleistungs- und Bildungszentrum<br />
ist stabil. Angebot und Nachfrage sind immer<br />
recht konstant. In Glarus Süd ist die Situation herausfordernd.<br />
Hier wird die Distanz zur Autobahn<br />
und die Fahrzeit mit dem ÖV deutlich spürbar. Die<br />
Bevölkerungszahl stagniert. Das führt dazu, dass<br />
nicht im gewünschten Mass in die alternde Bausubstanz<br />
investiert wird. Wo gebaut wird, findet es<br />
dank schönen Wohnlagen, moderaten Kauf- und<br />
Mietpreisen guten Absatz.<br />
Was kann die pendente Richtplanrevision<br />
zur Entwicklung der drei unterschiedlichen<br />
Räume beitragen?<br />
Wir haben die Entwicklungsschwerpunkte definiert.<br />
Ich nenne als Beispiele die Erhaltung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit des Gewerbe- und Industriestandorts,<br />
die Vitalisierung des Wohnraums in Glarus<br />
Süd oder die Ausschöpfung der Potenziale im<br />
Tourismus. Aus der Sicht der Regierung sind die wesentlichen<br />
und aktuellen Themen aufgenommen,<br />
damit sich der Kanton weiterentwickeln kann. Ende<br />
April kommt der Richtplan nun in den Landrat.<br />
Findet auch ein Transfer zwischen Nord und<br />
Süd statt – Stichwort Baulandreserven?<br />
BIOGRAPHIE<br />
MARIANNE<br />
LIENHARD<br />
(*1968) ist seit 2014<br />
Regierungsrätin des<br />
Kantons Glarus und<br />
Vorsteherin des Departements<br />
für Volkswirtschaft<br />
und Inneres.<br />
Davor war sie ab 2006<br />
Parlamentarierin im<br />
Landrat. Die gebürtige<br />
Elmerin ist Fachfrau<br />
für Finanzen und<br />
Rechnungswesen mit<br />
eidgenössischem Fachausweis<br />
und führte bis<br />
zur Wahl in die Regierung<br />
ein Treuhandunternehmen<br />
in Glarus.<br />
Für einen solchen Transfer ist die Zeit noch nicht<br />
reif. Jede Gemeinde will ihre grösstmögliche Eigenständigkeit<br />
erhalten. Die Umsetzung des Raumplanungsgesetzes<br />
wird aber punktuell auch zu Auszonungen<br />
führen, falls die Reserven zu gross sind.<br />
Sie haben ausbleibende Investitionen in Altliegenschaften<br />
angesprochen. Was sind die<br />
Konsequenzen?<br />
Demodierte Liegenschaften sind nicht attraktiv für<br />
einkommensstarke Steuerzahler. Anreize zum Sanieren<br />
fehlen aber vielfach. Es ist darum mein Anliegen,<br />
dass alte Bausubstanz vermehrt erneuert<br />
wird.<br />
Stellen Sie einen Zusammenhang mit der<br />
Zahl der Sozialhilfefälle fest?<br />
Mit meiner Aussage will ich explizit keine Verbindung<br />
zur Sozialhilfequote herstellen. In Glarus Süd<br />
mag der Immobilienbestand zwar älter sein, das<br />
Steuersubstrat pro Kopf ist aber praktisch auf kantonalem<br />
Niveau. Einen Zusammenhang zwischen<br />
dem baulichen Zustand einer Liegenschaft, dem<br />
Mietzins und dem Einkommen der Bewohner gibt<br />
es durchaus. Und selbstverständlich möchten wir<br />
auch attraktiven Wohnraum für mittlere und höhere<br />
Einkommen anbieten können. Kommt dazu, dass<br />
angesichts tiefer Baulandpreise das Bauen auf der<br />
grünen Wiese vergleichsweise günstig ist. Auch<br />
dies lässt Sanierungen unattraktiver erscheinen.<br />
Ich habe mich auf den gängigen Marktplätzen<br />
nach Wohneigentum im Kanton Glarus<br />
umgesehen. Mit nur rund 50 Häuser und<br />
25 Eigentumswohnungen ist der Markt sehr<br />
ausgetrocknet.<br />
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IMMOBILIA / April <strong>2019</strong>