Höxter-Kurier 514 mit Seniorenzeitung Weserbergland
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<strong>Seniorenzeitung</strong> <strong>Weserbergland</strong> Nr. 35 11. Mai 2019 Seite 10<br />
An unserem Hof grenzten<br />
noch Nachbarhäuser, welche<br />
dicke schwarze Balken <strong>mit</strong><br />
Lehmfachwerk hatten. In einem<br />
dieser Nachbarhäuser hatten wir<br />
von unserer Hofseite aus einen<br />
Raum, den wir als Waschküche<br />
benutzten. Hier stand ein großer<br />
Kessel, der von unten her <strong>mit</strong><br />
Holz befeuert werden konnte um<br />
das Wasser für die Wäsche heiß<br />
zu machen. Außerdem stand hier<br />
noch eine alte Wringmaschine<br />
<strong>mit</strong> zwei gelben Gummirollen,<br />
die <strong>mit</strong> einer großen Kurbel<br />
gedreht werden mussten. Ich<br />
half meiner Oma oft, die Wäsche<br />
zu machen, da ich schon stark<br />
Meine Schubladengeschichte - von Manfred Jouliet<br />
Das Bad war auch der Wäscheraum<br />
genug war um die Kurbel zu<br />
drehen und die Wäsche auf diese<br />
Art und Weise ziemlich trocken<br />
zu bekommen.<br />
Die Wäsche wurde dann <strong>mit</strong><br />
einem Handwagen über die Weserbrücke<br />
auf eine große Wiese<br />
gebracht, die bei uns Bleiche<br />
genannt wurde. Hier wurde die<br />
Wäsche dann aufgehängt oder<br />
auf die Wiese gelegt da<strong>mit</strong> sie<br />
schön weiß wurde. Ich musste<br />
dann dableiben um aufzupassen<br />
und auch um hin und wieder die<br />
Wäsche die auf der Wiese lag <strong>mit</strong><br />
einer Gießkanne nass zu machen.<br />
Ich verstand das nicht, denn sie<br />
lag ja da um trocken zu werden,<br />
aber ich sollte sie immer mal nass<br />
machen. Warum???<br />
Na, jedenfalls wurde dieser<br />
Raum, wo wir also die Wäsche<br />
kochen konnten, auch regelmäßig<br />
dann auch als Baderaum genommen.<br />
Dann wurde die große<br />
Zinkwanne, die aussah wie eine<br />
große Schaukel, aufgestellt und<br />
<strong>mit</strong> warmen Wasser gefüllt. Ein<br />
großes Stück Kernseife lag auf<br />
einem Holzhocker, der neben der<br />
Wanne stand <strong>mit</strong> einem großen<br />
weißen Badetuch daneben. Ich<br />
wurde dann eine ganze Zeit<br />
alleine gelassen um genüsslich<br />
baden zu können. Nun saß ich in<br />
der Wanne und plantschte erst<br />
ein bisschen so herum, kam aber<br />
schnell auf den Gedanken <strong>mit</strong><br />
der Wanne etwas zu schaukeln,<br />
denn sie war ja am oberen Teil<br />
rund und ging dann ziemlich<br />
hoch über den Kopf. Zuerst ging<br />
es etwas schwer, diese große<br />
Wanne in Bewegung zu bringen.<br />
Aber bald fand ich heraus, wenn<br />
ich mich ganz doll halb stehend<br />
hinten anlehnte, dann hob sich<br />
die Wanne vorne an und fing zu<br />
schaukeln an.<br />
Das Wasser schwappte schön<br />
hin und her, wurde aber <strong>mit</strong> jedem<br />
schaukeln doller, bis plötzlich<br />
<strong>mit</strong> einem großen Schwapp<br />
die Wanne hintenüber rollte und<br />
<strong>mit</strong> dem geraden Bodenteil in<br />
der Luft stand. Ich lag nun im<br />
Wasser, <strong>mit</strong> den Beinen nach<br />
oben, der nackte Po hing in der<br />
Luft, aber den Kopf unter Wasser.<br />
Ich war sehr erschrocken als ich<br />
mich wieder besinnen konnte.<br />
Das Wasser floss quer durch<br />
die Waschküche und als ich die<br />
Wanne wieder in die richtige<br />
Lage gebracht hatte, saß ich<br />
so nackt wie ich war auf dem<br />
Trocknen. Meine Oma hat wohl<br />
einen Teil meiner Akrobatik <strong>mit</strong><br />
angesehen, jedenfalls stand sie<br />
an der Tür und hatte vor lauter<br />
Lachen Tränen in den Augen.<br />
Manfred Jouliet<br />
Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) in Dalborn (Blomberg) startet Bildungsprogramm unter dem Namen „AckerBildung“<br />
Gemeinsam Gärtnern so wie die Großväter (und -mütter)<br />
Klimawandel, Artenschwund,<br />
Höfesterben, das sind Schlagworte<br />
die zeigen, dass ein Umdenken<br />
notwendig ist. Für dieses<br />
Umdenken braucht es Ideen und<br />
Selbst geerntet schmeckt es einfach besser.<br />
Alternativen. Ein Modell um die<br />
eigene Ernährung wieder selbst<br />
in die Hand zu nehmen und<br />
Gemüse selber zu erzeugen ist<br />
die SoLaWi e.V. (Solidarische<br />
Landwirtschaft) in Dalborn bei<br />
Blomberg. „Hier lernt man den<br />
Wert der Arbeit wieder schätzen“,<br />
sagt Gärtnerin Katharina<br />
Herzog.<br />
Gemeinsame<br />
Gemüseversorgung gibt<br />
ein Beispiel<br />
Vor sechs Jahren gegründet,<br />
ist daraus eine Gemeinschaft<br />
für die Selbstversorgung geworden.<br />
Die Mitglieder teilen<br />
sich die Verantwortung,<br />
Kosten, Wissen und Ernte<br />
nach dem Solidar-Prinzip.<br />
Für durchschnittlich 70 Euro<br />
im Monat ist man Teil der<br />
Gemeinschaft und bezahlt<br />
auch Gärtnerinnen und Gärtner<br />
für die Bestellung der ein<br />
Hektar großen Ackerfläche.<br />
Dort werden ohne Pestizide<br />
oder Kunstdünger mehr als<br />
40 Gemüsekulturen angebaut,<br />
verteilt auf aktuell 46 Gemüse-<br />
Anteile. Hinter jedem Gemüseanteil<br />
stecken ein oder zwei<br />
Vereins<strong>mit</strong>glieder. Die Ernte<br />
bereichert den Speiseplan auf<br />
gesunde Art und Weise. Die<br />
Gemeinschaft wird auf zahlreichen<br />
Mitmachaktionen wie<br />
Pfingstcamps, Feierabend-Jäten,<br />
gemeinsame Sauerkraut-<br />
Herstellung und Hoffeste oder<br />
beim gemeinsamen Gärtnern<br />
gepflegt. Ein Modell, das das<br />
Bundesministerium für Umwelt,<br />
Naturschutz und innere<br />
Sicherheit für sinnvoll erachtet<br />
und stärken will. Jetzt wurde<br />
das Bildungsprogramm vorgestellt,<br />
das unter dem Motto<br />
Radieschen, Portulak & Co.: Die SoLaWi in Dalborn (Blomberg) stellt ihr neues Bildungsprogramm vor, <strong>mit</strong> (von links)<br />
Carsten Sperling (Projektleiter), Katharina Herzog (Gärtnerin), Lioba Schulte (Vorstand) und Maren Weber (Bildungsreferentin).<br />
Foto: Manfred Hütte<br />
„Raus aus der Konsumfalle“<br />
vom Bund gefördert wird.<br />
Bildungsprogramm<br />
ver<strong>mit</strong>telt Wissen<br />
Durch die Förderung werden<br />
die Strukturen und Abläufe<br />
der SoLaWi gestärkt<br />
und ein Bildungsprogramm<br />
erarbeitet, das unter dem<br />
Begriff „AckerBildung“ jetzt<br />
startet, erklärt Maren Weber,<br />
Bildungsreferentin der<br />
SoLaWi. Interessierte sind zu<br />
Vorträgen, Diskussionen und<br />
Action Learning Workshops<br />
eingeladen. Die Themen sind<br />
vielfältig: von Agrarpolitik<br />
und Biodiversität über Gartenpflege<br />
und Kompostbau<br />
bis hin zu Pestizidverbot und<br />
Sauerkraut-Herstellung. „Ziel<br />
der „AckerBildung“ ist es,<br />
den Menschen Wissen über<br />
den Gemüseanbau und das<br />
SoLaWi-Konzept zu ver<strong>mit</strong>teln<br />
und sie zum zukunftsfähigen<br />
Handeln zu befähigen und zu<br />
motivieren. Um Eltern eine<br />
Workshop-Teilnahme zu ermöglichen,<br />
wird auf Anfrage<br />
eine Kinderbegleitung angeboten.<br />
Für Grundschulkinder gibt<br />
es durch Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
der NABU Umweltbildungsstätte<br />
Rolfscher Hof die Möglichkeit,<br />
an vier Terminen die<br />
Arbeitsschritte im Gartenjahr<br />
zu erlernen. Wegen der Projektförderung<br />
in 2019 sind die<br />
meisten Angebote kostenfrei.<br />
Schmeckt lecker und ist<br />
gesund<br />
Zurzeit werden viele Pflanzen<br />
noch im Gewächshaus<br />
großgezogen, lediglich die<br />
ersten Radieschen, der Spinat<br />
und der Mangold konnten<br />
geerntet werden. Eingelagerte<br />
Kartoffeln, Möhren, rote oder<br />
geringelte Bete sowie Porree<br />
und Sellerie ergänzen das<br />
Gemüseangebot, das man hier<br />
übrigens nicht kaufen kann.<br />
Morgens geerntet, wandert<br />
es am gleichen Tag noch ins<br />
Angebot für die Mitglieder. Ab<br />
Mai ist wieder Saison, dann<br />
gibt es wöchentliche Gemüse<br />
als Ergebnis der Teilhabe für<br />
die Mitglieder. In der Winterzeit<br />
gibt es alle zwei Wochen<br />
frisches Gemüse. Das Gemüse<br />
hier ist zwar weder fotogen<br />
noch plastikverpackt. „Es<br />
schmeckt aber einfach besser<br />
und ist gesund“, sagt Maren<br />
Weber, und sie weiß es aus<br />
eigener Erfahrung. Mehr über<br />
die SoLaWi und das komplette<br />
Programm gibt es unter www.<br />
solawi-dalborn.org. M.H.<br />
Wenn<br />
BETTEN,<br />
!?!?!<br />
dann zu<br />
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<strong>Höxter</strong> Rückblick<br />
Was war<br />
1970 in<br />
<strong>Höxter</strong>?<br />
Ein kleiner Einblick in die<br />
Geschichte der Stadt <strong>Höxter</strong>.<br />
<strong>Höxter</strong> ist eine Mittelstadt<br />
<strong>mit</strong> etwa 30.000 Einwohnern<br />
und ist Kreisstadt das Kreises<br />
<strong>Höxter</strong>. Liegt im Zentrum des<br />
<strong>Weserbergland</strong>es und ist die<br />
östlichste Stadt von Nordrhein-<br />
Westfalen.<br />
Die nächstgelegenen Großstädte<br />
sind Paderborn, Bielefeld,<br />
Hannover, Göttingen und<br />
Kassel. Das Stadtgebiet ist in<br />
12 Ortschaften und die Kernstadt<br />
gegliedert und umfasst<br />
eine Fläche von 157,0 km2 <strong>mit</strong><br />
einer Nord-Süd-Ausdehnung<br />
von 21,7 Kilometern und in<br />
Ost- West Richtung etwa<br />
13,7 Kilometern. Im Stadtkern<br />
wohnen ca. 14000 Einwohner<br />
und ist erst im Rahmen der<br />
nordrhein-westfälischen Gebietsreform<br />
<strong>mit</strong> dem Gesetz<br />
zur Neugliederung des Kreises<br />
<strong>Höxter</strong> von Dezember 1969 so<br />
angewachsen wie jetzt.<br />
Was war geschehen?<br />
Die Gebietsreform sah eine<br />
Eingliederung von den bis dahin<br />
selbständigen Gemeinden<br />
Albaxen, Bödexen, Bosseborn,<br />
Brenkhausen, Fürstenau, Godelheim,<br />
Lüchtringen, Lüttmarsen,<br />
Ottbergen, Ovenhausen<br />
und Stahle aus dem Amt <strong>Höxter</strong><br />
und die Gemeinde Bruchhausen<br />
aus dem Amt Beverungen vor.<br />
Diese Ortschaften wurden zum<br />
1. Januar 1970 <strong>mit</strong> der amtsfreien<br />
Stadt <strong>Höxter</strong> zur neuen Stadt<br />
<strong>Höxter</strong> zusammengeschlossen.<br />
Im Jahre 2020 gibt es diese<br />
„Eingemeindung“ 50 Jahre.<br />
Manfred Jouliet