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Autosalon Genf<br />
vieler Hersteller zu traditionellen Automobilsalons<br />
hat sich grundlegend verändert.<br />
Wer nichts Neues zu zeigen hat, ist heute<br />
schneller bereit, sogar ganz auf seine Präsenz<br />
zu verzichten und das Geld anderweitig<br />
einzusetzen. Früher dagegen war eine<br />
Teilnahme am Autosalon unverzichtbar.<br />
Dafür finden andere Events wie die CES in<br />
Las Vegas (die weltweit grösste Fachmesse<br />
für Unterhaltungselektronik, die Red.)<br />
oder der Mobile Weltkongress in Barcelona<br />
unmittelbar vor dem Genfer Autosalon<br />
immer grössere Beachtung auch bei den<br />
Automobilherstellern. Sie treten dort allerdings<br />
primär als Mobility-Dienstleister<br />
auf. Volvo beispielsweise hat bei der Motor<br />
Show in Los Angeles im Januar am ersten<br />
Tag nicht ein einziges Fahrzeug auf seinem<br />
Messestand gezeigt, sondern seine Mobility-Kompetenzen.<br />
Auf der anderen Seite<br />
dürfen wir gerade bei uns in Genf jedes<br />
Jahr auch neue, sehr interessante Hersteller<br />
begrüssen.<br />
Im digitalen Zeitalter kann man<br />
Trends und Modelle oft schon Wochen<br />
voraus im Internet bestaunen.<br />
Weshalb soll man sich als Besucher<br />
die Mühe machen, die meist lange<br />
Anreise nach Genf in Kauf zu nehmen<br />
und sich in die Menschenmassen zu<br />
stürzen?<br />
Hefti: Das Auto ist immer noch mit grossen<br />
Emotionen verbunden. Man möchte es<br />
nicht nur sehen, sondern eben auch die Materialien<br />
fühlen, das Sitzleder riechen oder<br />
die Platzverhältnisse erfahren. Das kann<br />
man nur in der realen Welt, also vor Ort.<br />
Dazu werden gerade in Genf immer viele<br />
sogenannte Hypercars von exklusiven<br />
Marken wie etwa Bugatti oder Lamborghini<br />
präsentiert. Ich stelle bei den Besuchern<br />
deshalb grundsätzlich immer noch grosse<br />
Begeisterung für das Automobil fest. Und<br />
es gibt auch Leute, die mit klaren Vorgaben<br />
zu uns kommen. Zum Beispiel, um im<br />
Vorfeld einer möglichen Anschaffung die<br />
energieeffizientesten Fahrzeuge zu finden<br />
und zu vergleichen.<br />
Wie viele Welt- und Europapremieren<br />
dürfen wir in diesem Jahr in Genf<br />
erwarten?<br />
Hefti: Ich denke, das Volumen wird in allen<br />
Bereichen auf dem Niveau der Vorjahre liegen.<br />
Das heisst über 900 ausgestellte Fahrzeuge,<br />
über 650 000 Besucher und rund<br />
150 Welt- und Europapremieren.<br />
Ist ein regelmässiger und gern gesehener Gast am GIMS: Prinz Albert von Monaco beim Besuch<br />
der TAG-Heuer-Sonderausstellung.<br />
Welche Exponate haben das Potenzial<br />
zum Star?<br />
Hefti: Schwierig zu sagen. Ich freue mich<br />
auf einige neue Hersteller. Das sind Arco-<br />
Fox aus China, e.GO Mobile aus Aachen mit<br />
seinen Elektroautos oder Aurus aus Russland.<br />
Zwar fehlt Volvo in diesem Jahr, dafür<br />
ist aber das Tochterunternehmen Polestar<br />
mit spannenden Autos dabei. Ein besonderes<br />
Highlight ist zudem die Abarth-Spezialausstellung<br />
anlässlich des 70. Geburtstags.<br />
Am 1. Juli 2<strong>01</strong>9 übergeben Sie die<br />
Verantwortung an Nachfolger Olivier<br />
Rihs. Welchen Rat geben Sie ihm mit<br />
auf den Weg?<br />
Hefti: Er muss den richtigen Mix aus traditionellem<br />
Autosalon und publikumswirksamer<br />
Unterhaltung finden. Die Besucherinnen<br />
und Besucher wollen heute eben<br />
nicht nur Autos anschauen, sondern sich<br />
auch aktiv einbringen können. Da gibt es<br />
eine Vielzahl an Möglichkeiten. Daneben<br />
muss die Digitalisierung vorangetrieben<br />
werden. Ganz wichtig ist aber auch der<br />
Austausch mit den Herstellern, um deren<br />
Puls fühlen zu können.<br />
Eine letzte Frage: Was machen Sie<br />
ab Juli mit so viel Freizeit? Ich weiss,<br />
dass Sie ein glühender Fan der<br />
Schweizer Fussballnationalmannschaft<br />
sind. Wird man Sie in Zukunft<br />
öfters im Stadion antreffen? Oder<br />
gehen Sie vermehrt auf Reisen?<br />
Hefti: Ich habe gute Freunde, die viele Länderspiele<br />
unserer Fussball-Nationalmannschaft<br />
besuchen. Da möchte ich vermehrt<br />
dabei sein, was mir vorher aufgrund meines<br />
vollen Terminkalenders leider selten<br />
vergönnt war. Dazu wird auch der Motorsport<br />
eine grosse Liebe von mir bleiben.<br />
Das eine oder andere Rennen schaue ich<br />
mir sicher live an. Die 500 Meilen von Indianapolis<br />
stehen da weit oben auf der Liste.<br />
Gerne würde ich auch vermehrt mit meinem<br />
Töff unterwegs sein. Aber eben nicht<br />
wie bisher nur drei, vier Tage, sondern<br />
gerne auch zwei bis drei Wochen am Stück.<br />
Überhaupt möchte ich noch möglichst oft<br />
reisen und Neues entdecken!<br />
Herzlichen Dank für das Gespräch!<br />
Interview Markus Rutishauser / Bild zVg<br />
Internet www.gims.swiss<br />
Kommt immer gerne nach Genf: Jean Todt, der Präsident des Welt-Automobilverbands FIA und<br />
ehemaliger Ferrari-Teamchef.<br />
NR. <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>9<br />
AUTO<br />
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