STADTMAGAZIN Bremen Juni 2019
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TITEL<br />
„Menschen brauchen Wissen über Medien“<br />
Cornelia Holsten, Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt, im Interview mit dem <strong>STADTMAGAZIN</strong><br />
Cornelia Holsten ist seit 2009 die Direktorin der Bremer Landesmedienanstalt. <br />
Fotos: Marco Meister<br />
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Bewusst konsumieren und sich nicht davon bestimmen lassen:<br />
Dies ist der Umgang mit Medieninhalten, für den sich<br />
Cornelia Holsten einsetzt. Seit 2009 sitzt die gebürtige Bremerin<br />
als Direktorin an der Spitze der Bremischen Landesmedienanstalt<br />
(Brema). Eine Anstalt des öffentlichen Rechts, die sich der<br />
Aufsicht und Regulierung privater Programminhalte verschrieben<br />
hat. Im Gespräch mit dem <strong>STADTMAGAZIN</strong> <strong>Bremen</strong>, spricht Cornelia<br />
Holsten über den Wandel der Medienlandschaft, ihre alltäglichen<br />
Aufgaben und verrät, was es mit der Medienkompetenz eines<br />
Menschen auf sich hat.<br />
Frau Holsten, was sind Ihre Aufgaben als Direktorin der Bremer<br />
Landesmedienanstalt?<br />
Cornelia Holsten: Tatsächlich fällt fast alles, was mit privaten Medien<br />
zu tun hat, in meinen Aufgabenbereich. Medienanstalten sind<br />
erfunden worden, um eine Aufsicht über den privaten Rundfunk zu<br />
gewährleisten. Hörfunk- und TV-Sender brauchen eine Zulassung,<br />
bevor sie an den Start gehen können, und müssen anschließend beaufsichtigt<br />
werden. Werbekennzeichnung ist hier unter anderem ein<br />
großes Stichwort. Ich habe immer das Gefühl, als ich vor zehn Jahren<br />
anfing, wurde es erst richtig spannend in diesem Bereich. Es wurde<br />
klar: Menschen brauchen Wissen über Medien, um sie richtig nutzen<br />
zu können. Mein Antrieb besteht darin, dazu beizutragen, dass<br />
wir etwas mit den Medien machen und nicht umgekehrt.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Medien haben eine unheimliche Macht. Sie prägen die Gesellschaft<br />
stark, indem sie auf die Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit einwirken.<br />
Sie erzeugen Wissen und natürlich auch Emotionen. Umso<br />
wichtiger ist ein geschulter Umgang mit ihnen. Das zeigt zum Beispiel<br />
das Influencer-Marketing und die damit verbundene Werbekennzeichnungspflicht.<br />
Viele Fälle, in denen Influencer dagegen verstoßen,<br />
sind auf Unbedachtheit und Unwissenheit zurückzuführen.<br />
Die Medienlandschaft ist massiv im Wandel. Wie wirkt sich diese<br />
Entwicklung auf die Arbeit der Brema aus?<br />
Die Medienlandschaft bringt immer wieder neue Trends hervor.<br />
Entsprechend gehört es auch zu meinen Aufgaben, ihnen erstmal<br />
wertfrei auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was der Reiz<br />
an ihnen ist. Dazu gehören Sprachassistenten genauso wie zum Beispiel<br />
Podcasts. Generell kann man sagen, dass unsere Arbeit durch<br />
den Wandel umfangreicher geworden ist. Zum Beispiel sind Streaming-Dienste<br />
für uns mittlerweile ein Thema. In keinem anderen<br />
Bundesland nutzen die Menschen so intensiv Angebote wie Amazon<br />
Prime und Netflix.<br />
Das Kernanliegen der Landesmedienanstalt ist die Förderung<br />
der Medienkompetenz. Was genau kann man sich darunter vorstellen?<br />
Ich mag den Begriff ehrlich gesagt nicht so besonders, weil er überstrapaziert<br />
wurde. Medienkompetenz bedeutet, dass ich reflektiert<br />
Medien nutze und mich bewusst entscheide, welche Inhalte ich gut<br />
oder schlecht finde. Ein wichtiger Teilbereich ist zum Beispiel die<br />
Werbekompetenz. Wir klären zum Beispiel Schüler darüber auf, wie<br />
sie Werbeinhalte in sozialen Netzwerken erkennen. Medienkompetenz<br />
bedeutet aber auch, Kleinkindern im Kindergarten beizubringen,<br />
gut zuzuhören. Schließlich ist Hören einer der ersten Aufnahmewege<br />
für Medien.