STADTMAGAZIN Bremen Juni 2019
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„In dem Wiederaufbau Deutschlands sind die beiden Riesendampfer<br />
„<strong>Bremen</strong>“ und „Europa“ zwei Meilensteine, die<br />
man nicht übersehen wird und die den Ruf über die Meere<br />
tragen: Es geht aufwärts!“ Selbst die sozialdemokratische „Bremer<br />
Volkszeitung“ überschlug sich am 16. Juli 1929 geradezu<br />
vor patriotischer Begeisterung. Ein international beachtetes<br />
Großereignis stand bevor: Der erste der beiden neuen Schnelldampfer<br />
des Norddeutschen Lloyd, die „<strong>Bremen</strong>“, stach zu seiner<br />
Jungfernfahrt in See. Was in einer Bauzeit von knapp zwei<br />
Jahren auf der Bremer Werft AG „Weser“ entstanden war, entpuppte<br />
sich als Schiff der Superlative. 65 Millionen Reichsmark<br />
– nach heutiger Kaufkraft rund 227 Millionen Euro – waren investiert<br />
und mehr als 7000 Tonnen Stahl verbaut worden. Das<br />
Ergebnis war ein Ocean Liner von über 280 Metern Länge, der<br />
2228 Passagiere im Linienverkehr von Bremerhaven aus über<br />
den Atlantik befördern sollte. Den Reisenden – vor allem denen<br />
der ersten Klasse – stand jeder erdenkliche Komfort zur Verfügung:<br />
luxuriös ausgestattete Kabinen mit eigenem Duschbad,<br />
aufwändig gestaltete Gesellschaftsräume, eine Schwimmhalle,<br />
eine Einkaufspassage und vieles mehr. Eine technologische<br />
Sensation war das auf dem Oberdeck stationierte Postflugzeug,<br />
das, vor der amerikanischen Küste gestartet, seine Fracht auf<br />
schnellstem Wege nach New York bringen sollte. Entscheidend<br />
aber waren Neuerungen, die die „<strong>Bremen</strong>“ zu einem der damals<br />
modernsten Schnelldampfer der Welt machten: eine besondere,<br />
gewichtsparende Bauweise sowie vier Dampfturbinen, die mit<br />
insgesamt 130.000 PS vier gigantische Schiffsschrauben antrieben.<br />
Mit bis zu 29 Knoten (54 km/h) sollte der stählerne Koloss<br />
den Atlantik überqueren.<br />
Die Erwartungen, die in das Schiff gesetzt wurden, waren<br />
groß – und wurden nicht enttäuscht. Bereits bei ihrer Jungfernreise<br />
errang die „<strong>Bremen</strong>“ das „Blaue Band“, die begehrte Ehrung<br />
für die schnellste Atlantiküberfahrt. In nur vier Tagen und<br />
17 Stunden erreichte sie<br />
New York – sieben Stunden<br />
schneller als die Britische<br />
„Mauretania“, die<br />
bis dahin zwanzig Jahre<br />
lang den Rekord gehalten<br />
hatte.<br />
Die Ankunft im Zielhafen<br />
war triumphal;<br />
die „Bremer Volkszeitung“<br />
62<br />
KOLUMNE<br />
EXPERIMENT MODERNE IM FOCKE MUSEUM<br />
Der Schnelldampfer „<strong>Bremen</strong>“<br />
Exponate zur „<strong>Bremen</strong>“ in der Sonderausstellung<br />
„Experiment Moderne.<br />
<strong>Bremen</strong> nach 1918“.<br />
Foto: Martin Luther, Focke-Museum<br />
meldete am 24. Juli 1929<br />
ein „Trommelfeuer der<br />
Glückwünsche“, das den<br />
Schnelldampfer empfing.<br />
Auch auf die New Yorker<br />
Bevölkerung machte das<br />
technische Wunderwerk aus dem fernen <strong>Bremen</strong> großen Eindruck:<br />
Bereits zwei Tage nach seiner Ankunft hatten 80.000<br />
Schaulustige den Schnelldampfer besichtigt.<br />
Das 90-jährige Jubiläum der Jungfernfahrt der „<strong>Bremen</strong>“ ist<br />
für das Focke-Museum ein Grund zu feiern. Am 4. August wird<br />
es mit der Finissage der Ausstellung „Experiment Moderne.<br />
<strong>Bremen</strong> nach 1918“ an das Ereignis erinnern.<br />
VON JAN WERQUET, KURATOR DER AUSSTELLUNG<br />
AUSSTELLUNGEN<br />
Kunst im Hallenkomplex<br />
„Kap-Hoorn-Art“ mit 65 internationalen Künstlern<br />
Es ist die größte Ausstellung für Bildende Künstler in <strong>Bremen</strong>: Bei<br />
der jährlichen „Kap-Hoorn-Art“ in Gröpelingen kommen nationale<br />
und internationale Kunstschaffende zusammen und präsentieren<br />
in den etwa 1800 Quadratmeter großen Ausstellungsräumen<br />
ihre Arbeiten zu einem wechselnden Thema. In diesem Jahr haben<br />
sich 65 Künstlerinnen und Künstler mit dem Thema „Transparenzen“<br />
auseinandergesetzt. An zwei Tagen können die Werke betrachtet<br />
werden. Die Anwesenheit der Kreativschaffenden ermöglicht<br />
es Besuchern zudem, mit ihnen in Dialog zu treten. (SM)<br />
Samstag, 15. <strong>Juni</strong>, 13 bis 18 Uhr, und Sonntag, 16. <strong>Juni</strong>, 11 bis 18 Uhr,<br />
Hafen-Ateliers, Kap-Horn-Straße.<br />
Ganz neue Blickwinkel<br />
„Naturalia Artistica“ im Übersee-Museum<br />
Naturwissenschaftliche Objekte, die auf zeitgenössische Kunst<br />
treffen und in einen Dialog treten: Das ist das Vorhaben der Künstlerin<br />
Anja Schindler in der neuen Ausstellung „Naturalia Artica“,<br />
die einen ganz neuen Blickwinkel<br />
auf die Sammlung<br />
des Übersee-Museums ermöglichen<br />
soll.<br />
So bilden menschliche,<br />
künstliche sowie Schöpfungen<br />
der Natur ein organisches<br />
System, dessen Bestandteile<br />
so miteinander<br />
verwachsen sind, dass sie<br />
sich nicht voneinander abgrenzen<br />
lassen. (SM)<br />
„Naturalia Artica“ ist vom<br />
28. <strong>Juni</strong> bis zum 3. November<br />
im Kabinett Übersee sowie im<br />
Schaumagazin „Übermaxx“ zu<br />
sehen.<br />
Fotos: Sung Hern lee, Gerlinde Spotka, Gero Paul, Maria Prinz<br />
Foto: Kai Myller