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Die Kunst des Zweifelns und Glaubens

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erstes buch<br />

KAPITEL 3<br />

NICHT JEDER ERHÄLT IN DIESEM LEBEN<br />

DEN SEINEN TATEN GEBÜHRENDEN LOHN,<br />

DAHER WIRD ER IHN IN EINEM<br />

KÜNFTIGEN LEBEN ERHALTEN<br />

<strong>Die</strong>se <strong>und</strong> andere Beispiele, wie sie den Lesern zahlreich in den<br />

Sinn kommen, da sie ja häufig vorkommen, sind bestens geeignet,<br />

darin Gottes Gerechtigkeit aufs deutlichste zu offenbaren.<br />

Hier wird manch einer sagen: Warum geht es dann nicht<br />

immer so zu? Warum gehen oft die Unschuldigen zugr<strong>und</strong>e,<br />

<strong>und</strong> die Übeltäter triumphieren? Ich antworte: Wenn es nicht<br />

immer geschieht, so heißt das nicht, dass es überhaupt nicht<br />

geschieht; vielmehr, wenn es irgendwann geschieht, so heißt<br />

das, dass es geschieht. Mir genügt es zunächst festzuhalten, dass<br />

die Gerechtigkeit in manchen Fällen so klar zutage tritt, dass<br />

sie nicht einmal von den Dreistesten geleugnet werden kann.<br />

Und ich füge noch ein Gleichnis hinzu.<br />

Da gibt es irgendwo einen Staat, der nach Einberufung<br />

<strong>des</strong> Senats <strong>und</strong> nach gefasstem Beschluss dafür sorgt, dass ein<br />

Räuber ergriffen <strong>und</strong> ans Kreuz geschlagen wird. Ich frage: Ist<br />

dieser Räuber nun durch Zufall bestraft worden? Ganz <strong>und</strong> gar<br />

nicht, sondern kraft Beschluss <strong>und</strong> Vorsehung. Nun werden<br />

aber in demselben Staat nicht alle Bösewichte bestraft, selbst<br />

wenn sie bekannt sind. Zugegeben – aber was weiter? Willst du<br />

<strong>des</strong>halb etwa behaupten, dass in jenem Staat keine Gerechtigkeit<br />

herrscht? Keineswegs – genauso wie es auch dort Schwerter<br />

gibt, selbst wenn man die Schwerter nicht immer gebraucht.<br />

Denn sie haben dort manchmal triftige Gründe, warum sie sich<br />

ihrer nicht oder noch nicht bedienen. Bisweilen ist nämlich<br />

ein Übeltäter so mächtig oder angesehen, dass er nicht bestraft<br />

werden kann, ohne damit größte Gefahr für den Staat herauf-<br />

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