KURT Juli/August 2019
KURT ist das Stadt-, Kultur- und Szenemagazin für die Region Gifhorn. Ausgabe Juli/August 2019
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Ausgabe Juli/August 2019
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Engagement<br />
Engagement<br />
» Stunden, meist über mehrere<br />
Monate. „Von zwei Damen, die<br />
ich betreut habe, musste ich<br />
inzwischen Abschied nehmen.<br />
Aktuell begleite ich zwei Herren“,<br />
berichtet sie aus ihrem<br />
ersten Jahr in der ehrenamtlichen<br />
Hospizarbeit.<br />
„Einer der Herren wohnt<br />
zurzeit im Hospiz in Uelzen,<br />
weil die Hospizhäuser in<br />
Wolfsburg und Braunschweig<br />
Im Trauerfall an Ihrer Seite<br />
leider keinen freien Platz<br />
mehr für ihn hatten und uns in<br />
Gifhorn immer noch ein stationäres<br />
Hospizhaus fehlt“,<br />
erklärt Susanne Scherf. „So<br />
müssen die Angehörigen des<br />
Schwerstkranken weite Wege<br />
zurücklegen, um ihn zu besuchen<br />
und daher sind ihnen<br />
tägliche Besuche oft nicht<br />
möglich.“ Die Sterbebegleiterin<br />
hofft deshalb auf den baldigen<br />
Bau des Gifhorner Hospizhauses,<br />
dessen Baupläne<br />
bereits fertig sind. Ein Modell<br />
davon kann zurzeit im Foyer<br />
des Gifhorner Kreishauses begutachtet<br />
werden.<br />
Der zweite Herr, den Susanne<br />
Scherf zurzeit begleitet,<br />
lebt mit seiner Frau im<br />
Landkreis Gifhorn. Seine Frau<br />
koordiniert die Einsätze der<br />
Pflegekräfte und des Palliativ-<br />
Erledigung sämtlicher Bestattungsformalitäten<br />
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arztes, versorgt ihren Mann<br />
mit Essen und macht den ganzen<br />
Haushalt einschließlich<br />
Garten. „Ich fahre dort hin,<br />
damit sie Zeit hat, zum Friseur<br />
zu gehen, oder sich auch mal<br />
mit einer Freundin auf einen<br />
Kaffee treffen kann, einfach,<br />
um ihr eine Pause von der täglichen<br />
24-Stunden-Arbeit –<br />
das Umsorgen ihres Mannes –<br />
zu schenken“, erklärt Susanne<br />
Scherf mit einem Lächeln im<br />
im Gesicht. „Ich unterhalte<br />
mich dann mit dem Herrn, wir<br />
erzählen uns von besonderen<br />
Erlebnissen, wir trinken einen<br />
Tee oder wir stöbern gemeinsam<br />
in einem alten Fotoalbum.<br />
Zwischendurch gibt es natürlich<br />
auch immer wieder ernstere<br />
Themen, mit denen wir<br />
uns auseinandersetzen – und<br />
die sind mindestens genauso<br />
wichtig.“<br />
„Wir, die ehrenamtlichen<br />
Begleiter, wollen ja unterstützen,<br />
wo wir können, aber auch<br />
niemandem etwas wegnehmen.<br />
So haben Ärzte, Pflegepersonal<br />
und die eigene Familie<br />
alle ihre wichtigen Aufgaben“,<br />
erklärt die Mitarbeiterin im<br />
Fachbereich Soziales der<br />
Gifhorner Kreisverwaltung.<br />
„Das Angebot der Hospizhilfe<br />
ist eine Option, die an mancher<br />
Stelle für Entlastung sorgen<br />
kann.“<br />
In dieser Frau, die für ihren<br />
Mann sorgt, die jederzeit<br />
für ihn da ist, die sich selbst<br />
und ihre eigenen Bedürfnisse<br />
komplett zurückstellt, erkennt<br />
Susanne Scherf sich<br />
selbst wieder. Als ihre beiden<br />
Söhne sieben und zehn Jahre<br />
und ihre Tochter gerade erst<br />
zwei Jahre alt waren, erlitt ihr<br />
Susanne Scherf ist seit einem Jahr als ehrenamtliche Sterbebegleiterin<br />
des Vereins Hospizarbeit Gifhorn im Einsatz.<br />
Foto: Thorben Kroll<br />
Mann einen Herzinfarkt. „Von<br />
einem Sauerstoffmangel im<br />
Gehirn während des Infarktes<br />
hat er sich nicht wieder erholt“,<br />
erinnert sie sich an diese<br />
schwere Zeit. Plötzlich war<br />
sie im Grunde alleinerziehende<br />
Mutter samt Pflegefall zu<br />
Hause: „Er hat nur noch wenige<br />
Worte sprechen können.<br />
Wir konnten uns selten sicher<br />
sein, was er von verbaler Kommunikation<br />
noch verstehen<br />
konnte. Aber er erkannte uns;<br />
ich konnte beobachten, dass er<br />
sich entspannte, ruhiger wurde<br />
und zufriedener wirkte, sobald<br />
die Kinder ins Zimmer kamen.<br />
So lebten wir insgesamt sechs<br />
Jahre lang.“<br />
Sechs lange Jahre, in denen<br />
Susanne Scherf mit drei kleinen<br />
Kindern und ihrem pflegebedürftigen<br />
Mann als zusätzliche<br />
Aufgabe neben ihrem<br />
Beruf mächtig gefordert war: »<br />
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