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HEROES<br />
Slimheli<br />
DAS GEHT<br />
UNTER DIE HAUT<br />
Helmut „Slimheli“ Zeiner tätowiert Sportstars<br />
von Marko Arnautović bis Rafael Rotter. Im Service<br />
inkludiert: ein offenes Ohr und offene Worte. Seine<br />
Profession ist das Ende seines Wegs von Rückschlag<br />
zu Rücksicht, von Verbrechen zu Vertrauen.<br />
Zuletzt stach er Torwart<br />
Christopher Knett, dann<br />
folgte die halbe Mannschaft<br />
des österreichischen<br />
Fußballklubs FC Wacker Innsbruck.<br />
Marko Arnautović bezeichnet<br />
er als sein „viertes<br />
Kind“, und David Alaba kommt<br />
gerne einfach nur zum <strong>Red</strong>en<br />
vorbei: Helmut „Slimheli“<br />
Zeiner ist in der Sportszene<br />
erste Adresse – nicht nur beim<br />
Wunsch nach einem neuen<br />
Tattoo, sondern auch bei Gesprächsbedarf.<br />
Zeiner malt ihnen Jesus,<br />
Engel und die Gottesmutter<br />
Maria unter die Haut. Sie erzählen<br />
ihm ihr Privatleben.<br />
Auch das geht manchmal<br />
unter die Haut. „Manche haben<br />
beim <strong>Red</strong>en auch schon<br />
Tränen vergossen, vor Wut<br />
oder Trauer“, sagt Slimheli.<br />
Viele der Sportler, die zu ihm<br />
kommen, kennt er seit ihrer<br />
Jugend – über seine drei<br />
„Ich sage nur<br />
etwas zu Dingen,<br />
die ich selbst<br />
schon erlebt habe.“<br />
Söhne, die mit ihnen gemeinsam<br />
trainierten.<br />
Slimheli ist ihnen Zuhörer<br />
– und Ratgeber, „aber ich sage<br />
nur etwas zu Dingen, die ich<br />
selbst schon erlebt habe“. Was<br />
den Gesprächsstoff allerdings<br />
kaum einschränkt, denn der<br />
drahtige Mann mit der Friedenstaube<br />
am Hinterkopf hat<br />
in seinem Leben genug erlebt,<br />
um ein ganzes Buch zu füllen<br />
– geschehen unter dem Titel<br />
„Slimheli“ im März <strong>2019</strong> im<br />
egoth Verlag. Eine Kindheit<br />
in kriminellem Umfeld, ein<br />
Staatsmeistertitel im Breakdance<br />
und eine Karriere als<br />
Eishockeyspieler liegen hinter<br />
dem heute 52-Jährigen.<br />
2015 überlebte er zwei Herzinfarkte,<br />
auch Großvater ist<br />
er schon geworden.<br />
„Die Sportler sind sich<br />
bewusst, dass ich in meinem<br />
Leben schon sehr viel gesehen<br />
habe. Wenn man weiß, dass<br />
jemand schon viel hinter sich<br />
hat, hört man demjenigen<br />
ganz anders zu.“ Wegen seines<br />
Alters und seiner Lebenserfahrung<br />
hätten die Jungen Vertrauen<br />
zu ihm, sagt Helmut<br />
Zeiner. „Und sie haben Respekt<br />
vor mir – auch davor,<br />
dass ich es geschafft habe, mir<br />
nach vielen Rückschlägen ein<br />
gutes Leben aufzubauen.“<br />
CHRISTIAN HOFER<br />
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