27.07.19 Lindauer Bürgerzeitung
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WISSENSWERTES 27. Juli 2019 · BZ Ausgabe KW 30/19<br />
„Mission impossible“? Nicht für dieses Team!<br />
Museumsdepot Umzug mit mehr als 6.000 Sammlungsgegenständen innerhalb von nur drei Monaten<br />
Fortsetzung:<br />
Während alle Flachwaren,<br />
so nennt man im Fachjargon<br />
zum Beispiel die gesamte grafische<br />
Sammlung des Museums,<br />
die aus Papier und Pergament<br />
besteht, ans Stadtarchiv übergeben<br />
wurden, da dort die speziellen<br />
Lagerbedingungen für<br />
dieses Material gegeben sind,<br />
wurden alle anderen Gegenstände<br />
ins neue Museumsdepot gebracht.<br />
Eine schwere, knifflige,<br />
oft schmutzige und sehr aufwändige<br />
Arbeit, aber zugleich<br />
auch eine äußerst spannende<br />
Herausforderung.<br />
Zusammen mit einem Team,<br />
für das sie gar nicht genug<br />
lobende Worte finden kann,<br />
hat sie aus einer eigentlichen<br />
„Mission impossible“ eine geglückte<br />
Aktion gemacht: „Alle<br />
Sammlungsgegenstände sind<br />
im Rahmen des Umzugs erhalten<br />
geblieben“, bestätigt die Sammlungsbetreuerin.<br />
Das ist nicht<br />
nur ihrer akribischen Planung<br />
und genauenÜberwachung zu<br />
verdanken, sondern auch her-<br />
Im Museumsdepot wartet das<br />
Originalepitaph (Grabdenkmal)<br />
von dem bedeutenden<br />
Bildhauer Esaias Gruber d. Ä.<br />
(um 1595 in Lindau gestorben)<br />
darauf, dass es auch nach<br />
der Sanierung des Cavazzen<br />
wieder einen festen Platz im<br />
Stadtmuseum erhält.<br />
Aus konservatorischer Sicht gehören die zwei besonders gut erhaltenen Totentafeln des 17. Jahrhunderts (li.), die früher im historischen<br />
Aeschacher Friedhof aufgestellt waren und dann im 1. Stock des Cavazzen hingen, zu den Glanzstücken der <strong>Lindauer</strong> Museumssammlung.<br />
Es ist eine sogenannte Mixed Collection, also eine vielfältige Sammlung, die Gegenstände aus sehr unterschiedlichen Materialien umfasst.<br />
Darunter Möbel oder ein riesiger Schlitten mit Löwenkopf (re.) und seit neuestem auch ein historischer Leichenwagen.<br />
BZ-Fotos (3): HGF<br />
vorragenden Handwerkern, bau, der Uhrmachermeister<br />
Fachleuten und freiwilligen Joachim Schmid, das sechsköpfigen<br />
Helfern, zu denen u.a. Restaurator<br />
Profi-Umzugsteam<br />
Bernhard Leinmüller, das<br />
Team vom Steinmetz-Meisterbetrieb<br />
der Firma Max Müller, der<br />
Museumstechniker Wolfgang<br />
Steffi Schneider, die Kuen, das Theater-Team Chri-<br />
Firma Gammer Kachelofenstian<br />
Bandte, Jörg Wagner und<br />
Ein Kachelofen aus dem 16. Jahrhundert<br />
musste in einer Spezialverpackung<br />
in einem Stück und<br />
aufrecht stehend transportiert<br />
werden. Millimeterarbeit für die<br />
Fa. Kran Trunzer.<br />
Der tonnenschwere Ofen (li. hat<br />
das Umzugsteam fast an die<br />
Grenzen des Machbaren gebracht.<br />
Noch hat er seinen Platz in der<br />
Werkstatt des Depots, wo z.B.<br />
Restauratoren arbeiten können.<br />
<br />
Werner Müller und das Reinigungsteam<br />
um Birgit Stöcker<br />
gehören. Nicht selten haben<br />
sie sich in den Umzugsmonaten<br />
Nächte um die Ohren<br />
geschlagen, um z.B. in mühevoller<br />
Kleinarbeit das Gruber-<br />
Grabdenkmal ohne Beschädigungen<br />
aus der Wand zu meißeln.<br />
Oft waren unkonventionelle<br />
Ideen gefragt, bei deren<br />
Umsetzung auch schon mal<br />
die Drehleiter der Feuerwehr<br />
zum Einsatz kam.<br />
Alle Gegenstände wurden im<br />
Cavazzen verpackt und zum<br />
Depot transportiert. Dort hat<br />
man sie vor dem Gebäude in<br />
einer mobilen Wärmekammer<br />
einer thermischen Behandlung<br />
unterzogen, um keine Schadinsekten<br />
ins neue Depot einzuschleppen.<br />
Nun werden alle<br />
Gegenstände gesichtet und mit<br />
der Inventarliste verglichen. In<br />
11<br />
einer elektronische Datenbank<br />
werden der Zustand jedes Gegendokumentiert<br />
und eine Bewertung<br />
hinterlegt, ob eine Restaurierung<br />
notwendig ist. Nach der<br />
vorsichtigen Reinigung wird<br />
jedes Stück nach einem dauerhaften<br />
System eingeordnet, so<br />
dass jederzeit in der Datenbank<br />
nachvollziehbar ist, welche Gegenstände<br />
zur Sammlung gehören<br />
und wo sie ihren Platz im<br />
Depot haben. Eine Mammutaufgabe<br />
bei über 6.000 Objekten.<br />
Deshalb ist die Depot-Chefin<br />
überglücklich, dass sie bereits<br />
drei sehr engagierte ehrenamtliche<br />
Helfer hat: Goldschmiedin<br />
Uli Eckert kümmert sich z.B. um<br />
Metall-Gegenstände, wie die vielen<br />
Säbel. Susi Nitz packt delikate<br />
Kleinteile aus, reinigt und lagert<br />
sie. Die ganze Hingabe von Walter<br />
Gumpelmayr gehört den mechanischen<br />
Musikinstrumenten. HGF<br />
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