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„KINDERRECHTE GEHÖREN<br />
INS GRUNDGESETZ“<br />
Fachkräfte sollten Kinderrechte nicht nur kennen, sondern<br />
diese auch im <strong>Kita</strong>-Alltag fest verankern. Denn Kinder sind<br />
keine kleinen Erwachsenen, sie benötigen besonderen Schutz.<br />
Interview Tina Sprung<br />
Prof. Dr. Jörg Maywald<br />
ist Geschäftsführer der<br />
Deutschen Liga für das<br />
Kind und Honorarprofessor<br />
für Internationale<br />
Kinderrechte an der<br />
Fachhochschule Potsdam.<br />
Er kämpft seit<br />
Jahren dafür, Kinderrechte<br />
in das Grundgesetz<br />
aufzunehmen.<br />
eine klare Pfl icht: Sie müssten die Interessen des<br />
Kindes mit Vorrang berücksichtigen und die Kinder<br />
anhören. Das ist heute nicht in jedem Fall<br />
verpfl ichtend und wird in der Praxis häufi g nicht<br />
umgesetzt. Zweitens würde sich die Gesellschaft<br />
der Kinderrechte bewusst werden. Das würde<br />
auch mittelfristig etwas an der Ausbildung der<br />
Fachkräfte und der Einstellung der Eltern ändern.<br />
Fotos: © Rawpixel.com / Shutterstock.com; Bettina Keller<br />
<strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong>: Die neue Bundesregierung möchte<br />
die Kinderrechte in die Verfassung aufnehmen.<br />
Warum ist es das so wichtig?<br />
Jörg Maywald: Das Grundgesetz und die Allgemeinen<br />
Menschenrechte gelten uneingeschränkt<br />
auch für Kinder, aber wir dürfen nicht vergessen,<br />
dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind.<br />
Sie haben spezifi sche Bedürfnisse und brauchen<br />
besonderen Schutz. Beispiel sexueller Missbrauch<br />
durch Erwachsene: Auch wenn das Kind zustimmt,<br />
weil es nicht versteht, was da gerade passiert,<br />
muss es vor Missbrauch geschützt werden. Zwar<br />
ist das bereits im Strafgesetzbuch verankert, aber<br />
das besondere Schutzbedürfnis und der Vorrang<br />
des Kindeswohls müssen ins Grundgesetz. Auch<br />
die Rechte auf altersgerechte Beteiligung und auf<br />
bestmögliche Förderung sollten in die Verfassung<br />
aufgenommen werden.<br />
Was würde sich ändern, wenn wir die Kinderrechte<br />
im Grundgesetz verankern?<br />
Bei Entscheidungen von Gerichten und Jugendämtern<br />
hätten Richter und Behördenmitarbeiter<br />
Das Thema ist also in der Gesellschaft noch<br />
zu wenig angekommen?<br />
Mein Eindruck ist, dass die Kinderrechte nur als<br />
allgemeines Thema angekommen sind. Fachkräfte,<br />
die meisten Eltern und selbst viele Kinder kennen<br />
sie. Rechte zu kennen, heißt aber nicht, diese<br />
auch zu verwirklichen. Davon sind wir in vielen<br />
Bereichen noch weit entfernt. Durch fehlendes<br />
pädagogisches Wissen aufgrund von Defi ziten<br />
in der Ausbildung werden die Kinderrechte im<br />
<strong>Kita</strong>-Alltag oft nicht gelebt.<br />
Und wie können Fachkräfte die Kinderrechte<br />
im Alltag leben?<br />
Das beginnt schon bei der Begrüßung. Wenn<br />
Fachkräfte zu den Kindern sagen: „Schön, dass du<br />
da bist“, sprechen sie das Kind als Persönlichkeit<br />
an. Wichtig ist auch, sich in Kinder hineinversetzen<br />
zu können, Fehlverhalten aus Sicht des Kindes<br />
zu verstehen, die Kinderrechte zu kennen und im<br />
Alltag abzuwägen. Beispiel Zähneputzen. Das Kind<br />
möchte seine Zähne nicht putzen. Die Fachkraft<br />
kann ihm aber nicht die Zahnbürste mit Gewalt<br />
in den Mund stecken, obwohl die Kinder das<br />
Recht auf bestmögliche Gesundheitsfürsorge