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Meine Kita 02/18

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www.fruehe-bildung.online | 5<br />

„KINDERRECHTE GEHÖREN<br />

INS GRUNDGESETZ“<br />

Fachkräfte sollten Kinderrechte nicht nur kennen, sondern<br />

diese auch im <strong>Kita</strong>-Alltag fest verankern. Denn Kinder sind<br />

keine kleinen Erwachsenen, sie benötigen besonderen Schutz.<br />

Interview Tina Sprung<br />

Prof. Dr. Jörg Maywald<br />

ist Geschäftsführer der<br />

Deutschen Liga für das<br />

Kind und Honorarprofessor<br />

für Internationale<br />

Kinderrechte an der<br />

Fachhochschule Potsdam.<br />

Er kämpft seit<br />

Jahren dafür, Kinderrechte<br />

in das Grundgesetz<br />

aufzunehmen.<br />

eine klare Pfl icht: Sie müssten die Interessen des<br />

Kindes mit Vorrang berücksichtigen und die Kinder<br />

anhören. Das ist heute nicht in jedem Fall<br />

verpfl ichtend und wird in der Praxis häufi g nicht<br />

umgesetzt. Zweitens würde sich die Gesellschaft<br />

der Kinderrechte bewusst werden. Das würde<br />

auch mittelfristig etwas an der Ausbildung der<br />

Fachkräfte und der Einstellung der Eltern ändern.<br />

Fotos: © Rawpixel.com / Shutterstock.com; Bettina Keller<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong>: Die neue Bundesregierung möchte<br />

die Kinderrechte in die Verfassung aufnehmen.<br />

Warum ist es das so wichtig?<br />

Jörg Maywald: Das Grundgesetz und die Allgemeinen<br />

Menschenrechte gelten uneingeschränkt<br />

auch für Kinder, aber wir dürfen nicht vergessen,<br />

dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind.<br />

Sie haben spezifi sche Bedürfnisse und brauchen<br />

besonderen Schutz. Beispiel sexueller Missbrauch<br />

durch Erwachsene: Auch wenn das Kind zustimmt,<br />

weil es nicht versteht, was da gerade passiert,<br />

muss es vor Missbrauch geschützt werden. Zwar<br />

ist das bereits im Strafgesetzbuch verankert, aber<br />

das besondere Schutzbedürfnis und der Vorrang<br />

des Kindeswohls müssen ins Grundgesetz. Auch<br />

die Rechte auf altersgerechte Beteiligung und auf<br />

bestmögliche Förderung sollten in die Verfassung<br />

aufgenommen werden.<br />

Was würde sich ändern, wenn wir die Kinderrechte<br />

im Grundgesetz verankern?<br />

Bei Entscheidungen von Gerichten und Jugendämtern<br />

hätten Richter und Behördenmitarbeiter<br />

Das Thema ist also in der Gesellschaft noch<br />

zu wenig angekommen?<br />

Mein Eindruck ist, dass die Kinderrechte nur als<br />

allgemeines Thema angekommen sind. Fachkräfte,<br />

die meisten Eltern und selbst viele Kinder kennen<br />

sie. Rechte zu kennen, heißt aber nicht, diese<br />

auch zu verwirklichen. Davon sind wir in vielen<br />

Bereichen noch weit entfernt. Durch fehlendes<br />

pädagogisches Wissen aufgrund von Defi ziten<br />

in der Ausbildung werden die Kinderrechte im<br />

<strong>Kita</strong>-Alltag oft nicht gelebt.<br />

Und wie können Fachkräfte die Kinderrechte<br />

im Alltag leben?<br />

Das beginnt schon bei der Begrüßung. Wenn<br />

Fachkräfte zu den Kindern sagen: „Schön, dass du<br />

da bist“, sprechen sie das Kind als Persönlichkeit<br />

an. Wichtig ist auch, sich in Kinder hineinversetzen<br />

zu können, Fehlverhalten aus Sicht des Kindes<br />

zu verstehen, die Kinderrechte zu kennen und im<br />

Alltag abzuwägen. Beispiel Zähneputzen. Das Kind<br />

möchte seine Zähne nicht putzen. Die Fachkraft<br />

kann ihm aber nicht die Zahnbürste mit Gewalt<br />

in den Mund stecken, obwohl die Kinder das<br />

Recht auf bestmögliche Gesundheitsfürsorge

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