28.08.2019 Aufrufe

GAB September 2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

FILM<br />

INTERVIEW<br />

JAMIE BELL:<br />

„... einen Bogen um mich gemacht ...“<br />

Facettenreicher als die von<br />

Jamie Bell kann eine Schauspielerkarriere<br />

kaum sein. Als Teenager<br />

gab er sein Debüt als kleiner<br />

Balletttänzer im Sensationserfolg<br />

„Billy Elliott – I Will Dance“, anschließend<br />

war er in so unterschiedlichen<br />

Filmen wie „Dear Wendy“, „King<br />

Kong“ oder „Jane Eyre“ zu sehen.<br />

Für Steven Spielberg spielte er die<br />

Hauptrolle in „Die Abenteuer von<br />

Tim und Struppi“, für Lars von Trier<br />

stand er in „Nymphomaniac“ auf<br />

Sadomaso-Sex. In diesem Jahr<br />

war er bereits als Bernie Taupin im<br />

Elton-John-Film „Rocketman“ (ab<br />

10.10. auf DVD) zu sehen, nun spielt<br />

der 33-Jährige, der in zweiter Ehe<br />

mit Kollegin Kate Mara verheiratet<br />

und Vater von zwei Kindern ist, in<br />

„Skin“ einen brutalen Neonazi.<br />

Mr. Bell, in Ihrer Rolle in „Skin“ sind<br />

Sie über und über mit Tattoos übersät.<br />

Haben Sie real auch welche?<br />

Ja, ein paar. Allerdings ist keines von<br />

denen mit irgendeiner Ideologie oder so<br />

verbunden. Sie erinnern eher an private<br />

Momente wie etwa die Geburt meines<br />

ersten Sohnes. Ich finde den Schmerz,<br />

der mit Tätowierungen einhergehen kann,<br />

ehrlich gesagt nicht ohne. Mich im Gesicht<br />

tätowieren zu lassen, könnte ich mir daher<br />

zum Beispiel echt nicht vorstellen.<br />

Wie lange saßen Sie bei den Dreharbeiten<br />

morgens im Make-up-Stuhl,<br />

um sich all die Tätowierungen aufmalen<br />

zu lassen?<br />

Gesicht und Hände dauerten etwa<br />

zweieinhalb Stunden. Wenn Szenen dran<br />

waren, in denen ich mit freiem Oberkörper<br />

zu sehen war, konnten es auch schon mal<br />

über fünf Stunden sein.<br />

Sie sind in dem Look auch raus auf<br />

die Straße gegangen. Wie waren die<br />

Reaktionen?<br />

Das war eine interessante Erfahrung.<br />

Den ehemaligen Neonazi Bryon Widner,<br />

den ich im Film spiele, gibt es ja wirklich,<br />

und die Tattoos in seinem Gesicht ließ er<br />

sich natürlich nicht zuletzt stechen, um<br />

den Leuten Angst zu machen. Und um<br />

in Ruhe gelassen zu werden. Eigentlich<br />

hätte er sich auch „Fuck Off“ auf die Stirn<br />

tätowieren lassen können. Ich selbst fand<br />

jedenfalls interessant, dass die Leute gar<br />

nicht unbedingt so sehr gestarrt haben.<br />

Eher haben sie entweder einen Bogen um<br />

mich gemacht oder das Zeug in meinem<br />

Gesicht ganz bewusst ignoriert.<br />

Die Geschichte, die „Skin“ erzählt,<br />

ist verdammt starker Tobak. War<br />

dies die schwierigste Rolle Ihrer<br />

Karriere?<br />

Es war auf jeden Fall die, auf die ich mich am<br />

gründlichsten vorbereiten musste. Angefangen<br />

mit den rein physischen Aspekten, also<br />

den Tätowierungen, aber auch Perücken<br />

oder Zahn- und Nasenprothesen. Gleichzeitig<br />

habe ich in Los Angeles aber auch<br />

mit einer Frau zusammengearbeitet, die<br />

Schauspieler psychologisch auf ihre Rollen<br />

vorbereitet. Sie ließ sich von mir meine<br />

Lebensgeschichte erzählen und erklärte<br />

mir dann, dass ich darin alles finden würde,<br />

um diese Rolle zu verkörpern. Erst wollte<br />

ich mich beschweren, schließlich habe ich<br />

mit einem brutalen Neonazi eigentlich<br />

nichts gemeinsam. Aber dann zeigte sie mir

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!