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FILM<br />
INTERVIEW<br />
JAMIE BELL:<br />
„... einen Bogen um mich gemacht ...“<br />
Facettenreicher als die von<br />
Jamie Bell kann eine Schauspielerkarriere<br />
kaum sein. Als Teenager<br />
gab er sein Debüt als kleiner<br />
Balletttänzer im Sensationserfolg<br />
„Billy Elliott – I Will Dance“, anschließend<br />
war er in so unterschiedlichen<br />
Filmen wie „Dear Wendy“, „King<br />
Kong“ oder „Jane Eyre“ zu sehen.<br />
Für Steven Spielberg spielte er die<br />
Hauptrolle in „Die Abenteuer von<br />
Tim und Struppi“, für Lars von Trier<br />
stand er in „Nymphomaniac“ auf<br />
Sadomaso-Sex. In diesem Jahr<br />
war er bereits als Bernie Taupin im<br />
Elton-John-Film „Rocketman“ (ab<br />
10.10. auf DVD) zu sehen, nun spielt<br />
der 33-Jährige, der in zweiter Ehe<br />
mit Kollegin Kate Mara verheiratet<br />
und Vater von zwei Kindern ist, in<br />
„Skin“ einen brutalen Neonazi.<br />
Mr. Bell, in Ihrer Rolle in „Skin“ sind<br />
Sie über und über mit Tattoos übersät.<br />
Haben Sie real auch welche?<br />
Ja, ein paar. Allerdings ist keines von<br />
denen mit irgendeiner Ideologie oder so<br />
verbunden. Sie erinnern eher an private<br />
Momente wie etwa die Geburt meines<br />
ersten Sohnes. Ich finde den Schmerz,<br />
der mit Tätowierungen einhergehen kann,<br />
ehrlich gesagt nicht ohne. Mich im Gesicht<br />
tätowieren zu lassen, könnte ich mir daher<br />
zum Beispiel echt nicht vorstellen.<br />
Wie lange saßen Sie bei den Dreharbeiten<br />
morgens im Make-up-Stuhl,<br />
um sich all die Tätowierungen aufmalen<br />
zu lassen?<br />
Gesicht und Hände dauerten etwa<br />
zweieinhalb Stunden. Wenn Szenen dran<br />
waren, in denen ich mit freiem Oberkörper<br />
zu sehen war, konnten es auch schon mal<br />
über fünf Stunden sein.<br />
Sie sind in dem Look auch raus auf<br />
die Straße gegangen. Wie waren die<br />
Reaktionen?<br />
Das war eine interessante Erfahrung.<br />
Den ehemaligen Neonazi Bryon Widner,<br />
den ich im Film spiele, gibt es ja wirklich,<br />
und die Tattoos in seinem Gesicht ließ er<br />
sich natürlich nicht zuletzt stechen, um<br />
den Leuten Angst zu machen. Und um<br />
in Ruhe gelassen zu werden. Eigentlich<br />
hätte er sich auch „Fuck Off“ auf die Stirn<br />
tätowieren lassen können. Ich selbst fand<br />
jedenfalls interessant, dass die Leute gar<br />
nicht unbedingt so sehr gestarrt haben.<br />
Eher haben sie entweder einen Bogen um<br />
mich gemacht oder das Zeug in meinem<br />
Gesicht ganz bewusst ignoriert.<br />
Die Geschichte, die „Skin“ erzählt,<br />
ist verdammt starker Tobak. War<br />
dies die schwierigste Rolle Ihrer<br />
Karriere?<br />
Es war auf jeden Fall die, auf die ich mich am<br />
gründlichsten vorbereiten musste. Angefangen<br />
mit den rein physischen Aspekten, also<br />
den Tätowierungen, aber auch Perücken<br />
oder Zahn- und Nasenprothesen. Gleichzeitig<br />
habe ich in Los Angeles aber auch<br />
mit einer Frau zusammengearbeitet, die<br />
Schauspieler psychologisch auf ihre Rollen<br />
vorbereitet. Sie ließ sich von mir meine<br />
Lebensgeschichte erzählen und erklärte<br />
mir dann, dass ich darin alles finden würde,<br />
um diese Rolle zu verkörpern. Erst wollte<br />
ich mich beschweren, schließlich habe ich<br />
mit einem brutalen Neonazi eigentlich<br />
nichts gemeinsam. Aber dann zeigte sie mir