ERA Magazin Herbst 2019
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anderen Auftraggeber tätig, kann aber<br />
die Annahme der Dienste des Maklers<br />
nur dann als konkludentes Einverständnis<br />
zum Abschluss eines Maklervertrags<br />
gedeutet werden, wenn der<br />
Makler zuvor deutlich zu erkennen<br />
gegeben hat, für seine Bemühungen<br />
(auch) eine Provision von seinem Gesprächs-<br />
bzw Verhandlungspartner zu<br />
erwarten. 3 Ob 224/18i<br />
Wohnungseigentum (Neufestsetzung<br />
des Aufteilungsschlüssels für<br />
Liftkosten):<br />
• Die Auslegung eines Vertrags (hier:<br />
einer Kostenaufteilungsvereinbarung<br />
im Wohnungseigentumsvertrag) unterliegt<br />
einer Einzelfallbeurteilung.<br />
• Im Falle eines gesetzlichen Schriftformgebots<br />
ist die ergänzende Auslegung<br />
von Urkunden durch den Formzweck<br />
beschränkt.<br />
• Es ist vertretbar, eine Vereinbarung,<br />
nach welcher grundsätzlich alle liegenschaftsbezogenen<br />
Aufwendungen<br />
im Verhältnis der Nutzflächen,<br />
die Liftkosten aber im Verhältnis der<br />
grundbücherlichen Miteigentumsanteile<br />
zu verteilen seien, insgesamt als<br />
einheitliche Vereinbarung eines abweichenden<br />
Aufteilungsschlüssels zu<br />
qualifizieren.<br />
• Geht man von einer derartigen<br />
einheitlichen Vereinbarung aus, so<br />
bedarf es für eine gerichtliche Neufestsetzung<br />
des Aufteilungsschlüssels<br />
wesentlicher Änderungen der Nutzungsmöglichkeiten<br />
seit der Vereinbarung<br />
(selbst wenn die Neufestsetzung<br />
jenen Aufwendungen gelten soll, für<br />
die eine Aufteilung nach grundbücherlichen<br />
Anteilen – also nach dem<br />
gesetzlichen Aufteilungsschlüssel –<br />
vereinbart wurde). 5 Ob 12/19d<br />
Mietrecht (Verpachtung eines im<br />
Mietgegenstand betriebenen Unternehmens<br />
in der MRG-Vollanwendung):<br />
• Jede einzelne Verpachtung und jeder<br />
Pächterwechsel verwirklicht für<br />
sich den Mietzinsanhebungstatbestand<br />
des § 12a Abs 5 MRG.<br />
• § 12a Abs 5 MRG sieht im Fall der<br />
Unternehmensverpachtung für die<br />
Anhebung des Mietzinses keine<br />
Präklusivfrist vor.<br />
• Die Voraussetzungen für einen „Branchenabschlag“<br />
(Berücksichtigung der<br />
Art der im Mietgegenstand ausgeübten<br />
Geschäftstätigkeit im Sinne eines<br />
„branchenangemessenen“ Mietzinses)<br />
sind einerseits Ertragsschwäche und<br />
andererseits soziale Schutzwürdigkeit<br />
als „Nahversorger“ im weiteren Sinn<br />
(Betrieb, der Grundbedürfnisse der Bevölkerung<br />
abdeckt bzw einen Beitrag<br />
zur Aufrechterhaltung bewährter Versorgungsstrukturen<br />
leistet).<br />
• Ein Einzelhandel mit Damenschuhen<br />
kann nicht von vornherein vom Kreis<br />
der schutzwürdigen Unternehmen<br />
und damit vom „Branchenabschlag“<br />
ausgeschlossen werden. 5 Ob 3/19f<br />
Wohnungseigentum (Bauzustandsgutachten):<br />
• § 37 Abs 4 Satz 3 WEG (mangels<br />
WOHNEN UND MEHR<br />
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