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Zukunfts Werk Stadt_Das Buch

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Ein Prozess<br />

im Dialog mit Martin Schmidt<br />

und Sebastian Sonntag<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018<br />

MS: Hallo Marc. Architektur erzählt sehr viel von der Gesellschaft, von unserem<br />

Zusammenleben und ist immer auch ein Spiegel von Werten und Haltungen<br />

einer Gesellschaft. Für mich ist Baukultur, Kultur des Bauens, immer ein Spiegel der<br />

gesellschaftlichen Umstände, und das ist eigentlich mein Interesse, mein persönlichstes<br />

Interesse.<br />

So ist das auch hier, ich glaube, Architektur fällt nicht irgendwie vom Himmel,<br />

ein Baustil oder eine Bauform ist nie gottgegeben oder ist nur die Idee eines<br />

kreativen Architekten, der das jetzt erfunden hat und umsetzt. Auch die Formen von<br />

Corbusier sind beeinflusst durch die technischen Möglichkeiten, die es gab.<br />

<strong>Das</strong> ist das Spannende hier an dem Objekt, dass es ursprünglich ganz<br />

der Funktion gewidmet war, und das ist jetzt das Interessante: Wie kann man das<br />

umnutzen? <strong>Das</strong> wird die Frage sein. Und die Frage, wie eine Gesellschaft mit solchen<br />

Gebäuden umgeht. Natürlich kann man jetzt immer sagen, man muss so was<br />

Historisches erhalten. Aber das ist natürlich auch blöd, wenn wir immer nur Fragmente<br />

aufbewahren, die keiner Nutzung zugeführt werden. Deswegen find ich hier<br />

inspirierend zu sehen, was man aus so einem Bestand oder mit so einer Substanz<br />

machen kann.<br />

<strong>Das</strong> Großartige an eurer Arbeit ist, Ihr habt ja hier schon <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

gemacht, da wusstet Ihr noch gar nicht, dass Ihr <strong>Stadt</strong>entwicklung macht. Ich fand<br />

das so spannend zu sehen, dass Ihr da so reingewachsen seid und dann plötzlich<br />

festgestellt habt, dass ihr mit eurer Arbeit auch einen Impuls für dieses Viertel gebt.<br />

Und ich glaube, das dauerte dann auch einen Moment, bis ihr euch das überhaupt<br />

angenommen habt, und am Anfang auch immer gefragt habt: „Na, ist das überhaupt<br />

das, was wir wollen?“ Ich finde es eben auch wichtig bei allen bisherigen Planungen,<br />

die ich so kenne, dass es die Möglichkeit gibt, hier mal aus einer anderen<br />

Perspektive und eben auch aus der künstlerischen Sicht zu sehen, wie die Zukunft<br />

der <strong>Stadt</strong> aussehen kann.<br />

ML: Ja, die Frage des Investors war ja tatsächlich – als wir hier angekommen<br />

sind hat es einfach leergestanden –, ob wir das beleben wollen. Natürlich<br />

haben wir erst mal Kunst gemacht und was wir erst später festgestellt haben, ist ja,<br />

dass wir hier die Einzigen sind. Hier hat ja 150 Jahre lang niemand gewohnt, hier<br />

wurde nur gearbeitet. Im Vergleich zu anderen Orten, die weiterentwickelt werden,<br />

gibt es hier keinen, der die Verantwortung übernimmt oder gegen oder für irgendwas<br />

sein könnte. Da sind wir die Einzigen. Und das war tatsächlich die Frage, die wir<br />

uns gestellt haben: Tun wir das jetzt? Gehen wir jetzt aus der Kraft der Kunst hinein<br />

in die Quartiersentwicklung, <strong>Stadt</strong>entwicklung. So ein Ort ist auch Kunst, und dementsprechend<br />

fühlen wir uns für diese Transformation auch als Künstler verantwortlich<br />

und wollen uns gesellschaftlich mit reinbegeben. Meinst du das kann ein Mittel<br />

sein?<br />

MS: Also grundsätzlich muss ich sagen, dass Architektur, <strong>Stadt</strong>, Raum<br />

und Orte aus eurer Arbeit nicht wegzudenken sind. Die waren ja immer Basis und

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