Zukunfts Werk Stadt_Das Buch
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Eröffnungskonferenz<br />
LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />
Paul Böhm, Walter Buschmann,<br />
Marc Leßle, Christian Schaller<br />
Sebastian Tautkus,<br />
Friedhelm Terfrüchte<br />
O-Ton<br />
2018<br />
Walter Buschmann: Mir fällt noch ein positives Beispiel hier aus Köln ein,<br />
und das ist das Carlswerk beziehungsweise das ganze Industriegelände an der<br />
Schanzenstraße in Mülheim Nord. <strong>Das</strong> ist wirklich so eine schrittweise Entwicklung,<br />
auch unter Erhaltung eines industriellen Kerns, das denkmalpflegerisch sehr positiv<br />
zu bewerten ist. Da werden ja nicht nur die denkmalwerten Gebäude erhalten,<br />
sondern eben auch zusätzlich andere historische Bauten. <strong>Das</strong> ist das, was wir hier<br />
auch erreichen wollen. <strong>Das</strong> wird drüben, auf der anderen Seite der Deutz-Mülheimer-Straße,<br />
konterkariert durch den hohen Kaufpreis. Man spricht da von 120 bis<br />
170 Millionen. Da ist also noch eine Spanne von mehreren zehn Millionen Euro drin,<br />
die fällig werden, wenn die Entwickler*innen von der <strong>Stadt</strong> Köln entsprechend positive<br />
Planungsergebnisse bekommen. <strong>Das</strong> ist eine Entwicklung, die darauf hinausläuft,<br />
dass so eine Nutzung, die wir hier in Köln dringend brauchen, wie die Kunst<br />
zum Beispiel, dass die dort nicht mehr stattfinden kann. <strong>Das</strong> fehlt natürlich auch<br />
im Carlswerk. Und das wäre eine wichtige Entwicklungsmöglichkeit, die ich hier für<br />
dieses Gelände sehe. <strong>Das</strong>s man versucht, in dieses ganze Nutzungsspektrum, das<br />
hier zur Diskussion steht, Wohnen und Büros, Schulen natürlich auch, dass man da<br />
in vernünftiger Weise Kunst integriert.<br />
Wir haben gerade im Nebengespräch darüber gesprochen, dass Köln mal<br />
eine sehr wichtige Kunststadt war in den 1960er Jahren mit Fluxus. Der Beigeordnete<br />
Hackenberg hat hier unglaublich was bewirkt. <strong>Das</strong> alles ist doch sehr stark im<br />
Niedergang begriffen. Und man könnte eben versuchen, mit einem solchen Objekt<br />
hier einen Neustart zu machen und diese Nutzung als Impuls in die <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
einzubringen.<br />
Paul Böhm: Ich wollte Ihnen ein klein bisschen widersprechen und doch<br />
mal sagen: Ich glaube nicht, dass die Kunststadt Köln im Niedergang ist. Und mich<br />
dafür bedanken, dass wir heute hier sein können und diese großartige Ausstellung<br />
sehen können, die doch sehr wohl zeigt, dass es in Köln Kunst gibt, die durchaus<br />
nationales oder internationales Niveau hat. Vielen Dank dafür.<br />
(Applaus)<br />
Christian Schaller: Auch für uns, für uns alle, gerade für uns Architekten,<br />
kann ich sagen, ist es ja diese Komplexität an Raum und dieses Erlebnis von Raum,<br />
das durch die Kunst sichtbar gemacht wird. Die Kunst zeigt, was daraus werden<br />
könnte. Was uns immer so stört an vielen neuen städtebaulichen Entwicklungen, ist<br />
eigentlich die Simplizität. Es ist einfach langweilig. Komplexität, das kann man eben<br />
hier wunderbar sehen, entsteht ja, indem man einfach mal was sein lässt, Spielräume<br />
lässt. Und die dann Stück für Stück bearbeitet. Wie das wahrscheinlich jeder<br />
Künstler auch tut. Ein Bildhauer, der nimmt ja auch einen Klotz, guckt sich den erst<br />
mal an und fragt sich, was man daraus machen kann – und dann macht er etwas<br />
daraus. Und so sind ja auch früher unsere Städte, in gewisser Weise, gewachsen.<br />
<strong>Das</strong> ist etwas anderes, als wenn man nach einer abstrakten Geometrie darangeht<br />
und setzt sich an den Schreibtisch oder Computer und sagt: „Hier machen wir da<br />
mal eine Straße und da mal eine Straße, und dann entsteht da ein Block, und dann<br />
rechnen wir die Quadratmeter aus.“ Und dann rechnet man aus, wie sich das rech-