Zukunfts Werk Stadt_Das Buch
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PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />
TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />
MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />
KriegsBlicke<br />
im Dialog mit Adolf Hellmich<br />
2013<br />
1925 in Ostpreußen geboren.<br />
1942 gemustert<br />
1943 eingezogen<br />
Vorkriegszeit<br />
Ich hab dann 1930 mitgenommen, ganz fest, dass es den Leuten schlecht<br />
ging. Bei uns im Dorf weiß ich, dass die alle keine Arbeit hatten, sofern sie nicht<br />
Bauern waren. Und dass sie politisch sehr aktiv waren. Ich entsinne mich an die<br />
Kommunisten, und mein Vater war Sozialdemokrat, `n aktiver Sozialdemokrat. Der<br />
Kommunist von meinem Vater kam und sagte: Die, das waren die Nazis, die in<br />
der Hauptstadt waren, wollen uns alle umbringen. Und der, der hat das nicht als<br />
dummes Gerede genommen, sondern als echte Drohung, der hatte Angst. Und an<br />
die Machtübernahme kann ich mich sehr gut besinnen. Da marschierten die Nazis<br />
mit ihren Fahnen und Fackeln und sangen. Paar Tage später war bei uns Hausdurchsuchung.<br />
SA und Polizei.<br />
Ja, es gab Arbeit. Mein Vater bekam Arbeit dann bei der Bahn. Es muss<br />
schon ..., ja vermutlich 34, ja 34 wurde schon der erste Mai da doll gefeiert, da war<br />
der Vater schon beschäftigt bei der Bahn. Also auch bei uns auf dem Dorf machte<br />
sich das bemerkbar. Ich weiß, bei uns, da mit den arbeitslosen Arbeitern wurden<br />
die beiden Dorfteiche entschlammt. 34 da waren bei uns Feste, die hat`s im Dorf<br />
gar nicht gegeben. Und ich weiß, dat war `n Fest, da marschierte die SA auf, aber<br />
auch der Pfarrer hat ne Predigt gehalten. Also, es passierte was Neues. Bei den<br />
Bauern kam auch Schwung, Reichsnährstand hieß das da und so was alles. Also,<br />
das war toll. Breites, breites Plus. Bei uns im Dorf war ja die Bauernseite sehr stark.<br />
Da wurde eingeführt: Bauernführer, Ortsbauernführer, Bezirksbauernführer, Reichsnährstand.<br />
Also da war positive Entwicklung. Dann gab`s für die jungen Leute<br />
Ehestandsdarlehen, dass se heiraten, und es wurde Kindergeld eingeführt. Ja, und<br />
dass Arbeiterkinder zur höheren Schule gingen, das hat es bei uns nicht gegeben.<br />
Und ich kam dann 39, ging ich dann auch zur höheren Schule. Mit 14 erst, aber da<br />
hatten die eine Lösung. Aufbauschule, dass die Kinder vom Land mit 14 erst in die<br />
Schule kamen. Weil sie ja zum Teil von Zuhause wegmussten, nich? Ich konnte, nach<br />
Friedland konnte ich fahre. Mit dem Zug und auch mit´m Fahrrad. Also ich glaub<br />
schon, dass ne positive Grundstimmung da war.<br />
In der Schule habe ich in Erinnerung, dass in der Pause auf``m Schulhof,<br />
die großen Jungs, so zwölf bis 14 getrennt saßen, die Arbeiter und die Nazis sozusagen.<br />
Die Nazis waren die Bauern und die Arbeiter waren die Arbeiter. Nur mein<br />
Onkel, der war Schuhmacher, und der wusste immer nicht, wo er hingehörte. Nach<br />
33 waren die auf einmal alle nette Jungs. Da hat´s diese Gruppierungen nicht mehr<br />
gegeben. Mein Onkel hatte im selben Haus, in dem wir wohnten, ne Schuhmacherei.<br />
Und ich bin da als Junge, wenn ´n Kunde zu ihm kam immer reingegangen,<br />
zu der <strong>Werk</strong>statt, und habe zugehört, was die sprachen. Und das war alles positiv.<br />
Aber! Bei der Oma kamen da so Gedanken: Wenn das so weitergeht, gibt es Krieg.<br />
Weißt du, dieser Weg zu Österreich, Sudetenland, das wurde so alles aufgenommen,<br />
aber wenn es so weitergeht, dann gibt es Krieg, und vor Krieg hatten<br />
unsere Leute ja Angst. So ganz trauten sie den Nazis nicht. Aber bei uns wurden<br />
die Jungs Soldat. Militär war ja für die Jungs vom Land die einzige Karrierechance.