Zukunfts Werk Stadt_Das Buch
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WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />
205<br />
SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />
Schönheit der Vergänglichkeit #2<br />
KriegsBlicke<br />
2013<br />
Die riesige Industriebrache der ehemaligen<br />
KHD-<strong>Werk</strong>e gilt sowohl als Zeugin der Industriellen Revolution<br />
im 19. Jahrhundert wie zugleich auch als Ausgangspunkt für<br />
moderne Formen der Kriegsführung. Die Industrielle Revolution<br />
brachte nicht nur enorme technische Errungenschaften<br />
mit sich, sondern verursachte auch die rasante Entwicklung<br />
der Verkehrs- und Kommunikationstechnologien. Durch die<br />
Möglichkeit, Massenprodukte und damit auch Waffen und<br />
andere Kriegsgüter schnell herstellen und transportieren zu<br />
können, wurden die Voraussetzungen für die zwei Weltkriege<br />
des 20. Jahrhunderts und ihre vernichtenden Dimensionen<br />
geschaffen.<br />
Aber wie kam es dazu? Sind Technologie und Ideologie<br />
eine „Synergie“ eingegangen? Oder ist der Zusammenhang<br />
von Rationalität und Barbarei, der beide Weltkriege<br />
kennzeichnet, nicht eher Folge einer „Dialektik der Aufklärung",<br />
wie sie schon Adorno und Horkheimer beschreiben?<br />
Angelehnt an Christa Wolfs Bemerkung „Wann Krieg beginnt,<br />
das kann man wissen, aber wann beginnt der Vorkrieg? Falls<br />
es da Regeln gäbe, müsste man sie weitersagen". (Kassandra)<br />
fragt auch dieses Projekt nicht nur nach den Mechanismen<br />
und Bedingungen des Krieges, sondern auch nach seinem<br />
„Vorkrieg“ und schlägt damit eine Brücke in die Gegenwart.<br />
Geht Syrien uns etwas an, oder ziehen wir uns doch lieber in<br />
unsere eigene Friedenswelt zurück? Wohin führt uns der gesellschaftliche<br />
Umbruch des 21. Jahrhunderts?<br />
KriegsBlicke verbindet die Außensicht auf den Krieg<br />
durch dokumentarisches Text-, Bild- und Tonmaterial mit persönlichen<br />
Berichten und Geschichten von Zeitzeugen, die ein<br />
inneres Bild des Krieges entwerfen. Die Spannung zwischen<br />
Außen- und Innensicht, Vergangenheit und Gegenwart, Industriebrache<br />
und digitalen Effekten eröffnet neue Zusammenhänge<br />
und Perspektiven. Bindeglied bleibt jedoch immer die<br />
virulente Frage nach den Voraussetzungen des „Vorkrieges“<br />
und der Möglichkeit, ihn zu erkennen. Bei unserer künstlerischen<br />
Arbeit stehen – ähnlich wie bei einer Diskursanalyse<br />
– weniger konkrete Fakten, sondern vielmehr die unterschiedlichen<br />
Darstellungen und Wahrnehmungen des Krieges und<br />
seiner Vorgeschichte im Fokus.<br />
Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle<br />
2013. Wie zu Zeiten der Industriellen Revolution<br />
verändert sich unser Leben heute rasant. Wir stehen inmitten<br />
der digitalen Revolution. Soziale, kulturelle, wirtschaftliche<br />
und nicht zuletzt politische Umwälzungen finden im Gigahertz-Rhythmus<br />
statt. Genau 100 Jahre nach 1913, dem Vorabend<br />
der beginnenden Katastrophe. KriegsBlicke begibt sich<br />
auf eine Spurensuche nach dem „Vorkrieg“ und bewegt sich<br />
in einem permanenten Spannungsfeld zwischen Gegenwart<br />
und Vergangenheit. War der „Vorkrieg“ 1913 schon spürbar?<br />
Wie standen die Menschen 1913 zum Krieg? Wirkt die damalige<br />
Annahme des Friedensaktivisten David Starr Jordan, dass<br />
es keinen großen Krieg geben werde, da die internationale<br />
Finanz- und Wirtschaftswelt zu eng miteinander verflochten<br />
sei, gerade deshalb so bedrückend, weil die Situation der<br />
heutigen so stark ähnelt? Wie gehen wir heute eigentlich mit<br />
„Krieg“ um? Wähnt sich die „Generation des Friedens“, die<br />
noch nie einen Krieg im eigenen Land erlebt hat, in Sicherheit<br />
vor einem Weltkrieg,. oder vor welchen Herausforderungen<br />
stehen wir? Welche Auswirkungen haben Bundeswehr-Einsätze<br />
auf mentale und gesellschaftliche Strukturen, und wie<br />
stehen wir zu internationalen Einsätzen der NATO?