blu November / Dezember 2019
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6 STADTGESPRÄCH<br />
FOTO: S. BUSSE<br />
NACHGEFRAGT<br />
TIM FISCHER<br />
IST „ZEITLOS“<br />
Dieses Jahr feiert der Wahlberliner<br />
Tim Fischer sein<br />
30. Bühnenjubiläum – und das mit<br />
erst 46 Jahren! Ein wahres Wunderkind<br />
war er und ist zudem bis heute<br />
erfolgreich mit seiner ganz eigenen<br />
Art Chanson: 1995 erhielt Tim Fischer<br />
den Deutschen Kleinkunstpreis, 2017<br />
war er Teil der vielfach ausgezeichneten<br />
Serie „Babylon Berlin“. Im<br />
Herbst erscheint mit „Zeitlos“ ein<br />
neues Doppelalbum, das neue und<br />
ältere Lieder vereint. Und Tim geht<br />
auf Tour! Los geht es im Oktober im<br />
Tipi am Kanzleramt, es folgen bis in<br />
den Mai 2020 hinein Auftritte unter<br />
anderem in München, Düsseldorf,<br />
Hamburg, Köln, Bremen, Stuttgart<br />
sowie Leipzig und Frankfurt. Aber<br />
auch Oldenburg wird nicht vergessen!<br />
Dreißig Jahre auf der Bühne zu<br />
stehen, ist eine große Leistung.<br />
Was hat sich für dich verändert?<br />
Hattest du jemals Lampenfieber?<br />
Lampenfieber gibt es bei mir phasenweise.<br />
Eben denke ich noch, ich sitze<br />
fest im Sattel, doch dann schlägt mir das<br />
Leben ein Schnippchen und es stellt sich<br />
Nervosität ein. Das kann ich vor einem<br />
Auftritt natürlich gar nicht gebrauchen!<br />
Ich fühle mich dann wie ein Säugling,<br />
der erst mal laufen und sprechen lernen<br />
muss.<br />
Provinz oder Großstadt, wo fühlst<br />
du dich besser verstanden?<br />
Heute ist das wirklich kein Thema mehr.<br />
Die Leute auf dem Land leben ja dank<br />
Internet nicht mehr hinterm Mond.<br />
Ich bin ein Fan von Großstädten, liebe<br />
Berlin, Frankfurt oder Köln. Aber genauso<br />
gerne trete ich auf dem Land auf. Die<br />
Menschen dort freuen sich ebenso über<br />
unseren Besuch. Ich habe mir in dreißig<br />
Jahren ein treues Publikum erarbeitet,<br />
das zu Freunden wurde. Da ist gleich eine<br />
gute Energie im Saal.<br />
Über Political Correctness wird viel<br />
diskutiert, gibt es alte Lieder, die<br />
du magst, die aber einfach nicht<br />
mehr gehen?<br />
Es kommt drauf an, wer einen Shitstorm<br />
bei Nichtgefallen verbreitet. Als Künstler<br />
sollte man Farbe bekennen und klarmachen,<br />
wo man steht. Die Lieder von<br />
Georg Kreisler beispielsweise sprechen<br />
mir total aus der Seele. Er hatte die<br />
richtige Einstellung, nämlich klar gegen<br />
rechts. Dass man mit solchen Aussagen<br />
in manchen Gegenden auf Ablehnung<br />
stößt, ist doch völlig klar. Man kann eben<br />
kein Omelett machen, ohne ein Ei zu<br />
zerschlagen. Ich hatte nie den Anspruch,