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syndicom magazin Nr. 13

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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12<br />

Dossier<br />

tion für neue soziale Errungenschaften zu nutzen, etwa<br />

die massive Verkürzung der Arbeitszeit und eine vertiefte<br />

demokratische Mitsprache. Giorgio Pardini, in der <strong>syndicom</strong><br />

für die ICT-Wirtschaft zuständig, sagt: «Die digitale<br />

Gesellschaft braucht ein soziales Betriebssystem.»<br />

Anschaulich wird das im Konkreten. Auf dem Lande,<br />

wo Poststellen schliessen und der öffentliche Verkehr für<br />

mehr Rentabilität ausgedünnt wird, gären Revolten, weil<br />

sich die Menschen ausgeschlossen fühlen. Doch das ist<br />

nur ein matter Vorgeschmack darauf, was die zunehmende<br />

Entmaterialisierung der anderen öffentlichen Dienste<br />

an Ausschluss und Marginalisierung provozieren wird.<br />

Leicht beobachten kann man dies in Nachbarländern, die<br />

ihre öffentlichen Dienste schon stärker digitalisiert haben.<br />

Wo Steuern nur noch elektronisch abgewickelt, Ausweise,<br />

Bewilligungen, Subventionen, Stipendien, Abstimmungen,<br />

Jobsuche, Nachfragen bei Sozialversicherungen<br />

allein über Internet-Formulare geregelt werden, ist sofort<br />

ein Teil der Bevölkerung abgehängt. Nicht nur die Älteren.<br />

Die Kinder der Digitalisierung, die «Digital Natives» sind<br />

zwar online zu Hause, aber oft nur in Unterhaltungsmedien.<br />

Müssen sie Probleme regeln, erweisen sie sich oft<br />

als digitale Analphabeten.<br />

Digitale Spaltung der Gesellschaft<br />

Die digitale Spaltung<br />

der Gesellschaft<br />

verschärft die<br />

sozialen Unterschiede.<br />

Diesen «Digital Divide», die digitale Spaltung der Gesellschaft,<br />

will der Walliser SP-Nationalrat Mathias Reynard<br />

nun schon in der Schule bekämpfen. Sein Postulat<br />

begründet er so: Bevorzugte Schichten nutzen digitale Instrumente,<br />

um ihr schon beträchtliches kulturelles Kapital<br />

zu erhöhen. Die Digitalisierung verschärft die sozialen<br />

Unterschiede.<br />

Für einen neu gedachten, echten Service public stellt<br />

sich also ein doppeltes Problem: Er muss die digitale Spaltung<br />

der Gesellschaft, die sich zwischen sozialen Schichten,<br />

Altersgruppen und auch zwischen den Geschlechtern<br />

manifestiert, durch Bildungsprogramme auf allen Stufen<br />

sowie durch Anstrengungen bei der intuitiven Ausgestaltung<br />

der Dienste bekämpfen. Und für jeden Vorgang muss<br />

es weiterhin Ansprechpersonen geben. Nicht nur Sprachbots.<br />

Niederschwelliger, kostenfreier Zugang ist ein<br />

Grundrecht.<br />

Umgekehrt könnten neue digitale Bildungsinstrumente<br />

die kulturelle Hegemonie der oberen Schichten<br />

brechen. Die öffentliche Hand muss solche Bildungs- und<br />

Weiterbildungsangebote bereitstellen und digitale Bildungsangebote<br />

aus der Gesellschaft kompetent unterstützen.<br />

Dies wirft ein Schlaglicht darauf, was ein digitaler<br />

Service public, wie wir ihn wollen, leisten müsste – und<br />

was er könnte.<br />

Deutlich wird auch, dass wir uns bei der Aushandlung<br />

des Service public digital nicht auf Regierung oder Parlament<br />

verlassen sollten. Es ist Aufgabe der Organisationen<br />

der Zivilgesellschaft wie <strong>syndicom</strong>, den neuen Öffentlichen<br />

Dienst zu definieren und durchzusetzen.<br />

bit.ly/2pv4CVg<br />

Fotostrecke<br />

Die Idee, unser Dossier über den digitalen Öffentlichen<br />

Dienst mit Gesichtern des Service public zu bebildern,<br />

stammt vom bekannten Luzerner Fotoreporter Fabian Biasio.<br />

Die Kantonsrichterin Marianne Heer (Seiten 8/9), der Poststellenhalter<br />

Carlo Mächler (Seite 11), der Pilzkontrolleur<br />

René Zopp (Seite 12) und der Zugbegleiter Roger Gander<br />

(Seite 15) stehen für eine leitende Forderung von <strong>syndicom</strong>:<br />

Auch in digitalen Zeiten muss der direkte menschliche<br />

Kontakt den Service public prägen. Biasio sagt: «Mein Job ist<br />

es, mit Bildern Geschichten zu erzählen. Geschichten, die<br />

berühren.» Auf seiner Webseite sind einige hervorragende<br />

Arbeitsproben zu sehen.<br />

www.biasio.com/willkommen.html<br />

Die Helvetia-Illustration auf der Titelseite stammt von<br />

tnt-graphics.ch

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