Erfolg Magazin Ausgabe 6-2019
ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu! MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben TOKIO HOTEL: Erfolgsstory
ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war
JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz
JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe
HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu!
MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben
TOKIO HOTEL: Erfolgsstory
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Leben<br />
Der Weltfußballer Christiano Ronaldo<br />
ist bekannt dafür mehrere Schlafpausen<br />
pro Tag zu machen, um so fit<br />
im Kopf und auf dem Fußballfeld zu<br />
bleiben.<br />
Es ist also erwiesen, dass die Reduzierung<br />
der Konzentration auf ein Problem die<br />
Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht, genau<br />
dieses Problem zu lösen. Aber wie sieht es<br />
jetzt mit Ruhephasen oder dem Nickerchen<br />
aus?<br />
Was genau nach einer komplexen Entscheidung<br />
im schon erwähnten Hippocampus<br />
passiert, hat die Forschungsgruppe NeuroCode<br />
am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung<br />
(MPIB) gemeinsam mit<br />
Wissenschaftlern der Princeton University<br />
untersucht: 33 Probanden mussten in<br />
mehreren Blöcken eine komplexe Entscheidungsaufgabe<br />
bearbeiten. Dabei lagen sie<br />
im Magnetresonanztomografen (MRT).<br />
So wurde die Hirnaktivität aufgezeichnet.<br />
Im Fokus stand dabei der orbitofrontalen<br />
Cortex, der vordere, stirnseitige Teil des<br />
Gehirns und der Hippocampus. In dem<br />
vorderen Teil des Gehirn spielen sich bekanntlich<br />
die mentalen Entscheidungsprozess<br />
ab. Jede Art von Entscheidung bildete<br />
hier ein spezifisches neuronales Aktivitätsmuster.<br />
Nach jedem Aufgabenblock sollten sich<br />
die Probanden für fünf Minuten ausruhen<br />
und ruhig im MRT liegen bleiben. Die<br />
Wissenschaftler wollten so herausfinden,<br />
was genau in dieser Ruhephase nach dem<br />
Bearbeiten der komplexen Entscheidungsaufgaben<br />
im Gehirn passiert. „Während<br />
die Probanden in den Pausen zwischen den<br />
Aufgaben ruhig dalagen, spielte der Hippocampus<br />
die soeben erledigte Entscheidungsaufgabe<br />
erneut ab. Dabei konnten wir<br />
die Reihenfolge der zuvor stattgefundenen<br />
Erlebnisse beobachten. Unsere Ergebnisse<br />
lassen vermuten, dass diese Wiederholung<br />
im Gehirn beschleunigt – quasi im Zeitraffer<br />
– geschieht.“, so Nicolas Schuck, Leiter<br />
der Forschungsgruppe NeuroCode. Für die<br />
Wissenschaftler ist dies ein Beleg, dass Ruhephasen<br />
eine positive Rolle beim Erlernen<br />
neuer Aufgaben spielen.<br />
Schlaf trägt zur Bildung unsres Langzeitgedächtnisses<br />
bei. Er festigt also zuvor erworbenes<br />
Wissen. Über Nacht wird dauerhaft<br />
im Gehirn abgelegt, was wir den Tag über<br />
an Wissen erworben haben. Auch kürzere<br />
Schlafphasen haben so eine Wirkung.<br />
Wissenschaftler vom Institut für Medizinische<br />
Psychologie und Verhaltensneurobiologie<br />
der Universität Tübingen haben<br />
in einer aktuellen Studie die Lernleistung<br />
am Beispiel vorhersehbarer Abläufe im Zusammenhang<br />
mit Schlaf untersucht. Dazu<br />
ließen sie zwei Personengruppen an einem<br />
Bildschirm festgelegte Sequenzen von visuellen<br />
Mustern lernen. Nach entweder einer<br />
Schlaf- oder einer Wachphase testeten die<br />
Wissenschaftler, wie die Probanden auf<br />
Abweichungen in den gelernten Abläufen<br />
reagierten. Dabei zeigte sich, dass die<br />
Gruppe mit Schlafphase die Abläufe stärker<br />
Ruhephasen und<br />
Schlaf haben also<br />
einen nachhaltig<br />
positiven Effekt<br />
auf Gedächtnis und<br />
Arbeitsleistung.<br />
verinnerlicht hatte und sicherer beherrschte,<br />
auch wenn die Sequenzen in schnellerer<br />
Abfolge präsentiert wurden.<br />
Ruhephasen und Schlaf haben also einen<br />
nachhaltig positiven Effekt auf Gedächtnis<br />
und Arbeitsleistung. Ist dies dann ein Plädoyer<br />
für das Nickerchen am Arbeitsplatz?<br />
Die Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen.<br />
Auf jeden Fall muss hier aber der<br />
ein oder andere „Chef“ seine Sichtweise<br />
ändern. Es ist ein Plädoyer Freiräume und<br />
Ruhephasen für die Mitarbeiter nicht nur<br />
zuzulassen sondern auch aktiv zu fördern.<br />
Der Autor<br />
Uli Funke<br />
ist deutscher Keynote Speaker, Berater,<br />
Fotograf und ehemaliger Radio-Chefredakteur.<br />
Er ist außerdem Mitglied der<br />
Akademie für neurowissenschaftliches<br />
Bildungsmanagement und der German<br />
Speakers Association.<br />
Bilder: Depositphotos/vverve, Christina Pörsch<br />
10 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 06/<strong>2019</strong> . ERFOLG magazin