Erfolg Magazin Ausgabe 6-2019
ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu! MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben TOKIO HOTEL: Erfolgsstory
ILKA BESSIN: Die Frau, die Cindy aus Marzahn war
JOACHIM GAUCK: Keine Toleranz für Intoleranz
JEANETTE BIEDERMANN: Musik und Liebe
HARALD GLÖÖCKLER: Bleib dir selbst treu!
MICAELA SCHÄFER: Das nackte Leben
TOKIO HOTEL: Erfolgsstory
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Einstellung<br />
Ein Tipp von Dr. Marion Bourgeois<br />
Sie gelte als überheblicher Sturkopf,<br />
der sich nicht immer an<br />
die royalen Spielregeln halte“.<br />
Auch wenn die dpa-Meldung von<br />
nicht genau definierten „Quellen“<br />
spricht, ist klar, dass es um Prinz Harrys Frau<br />
Meghan, Herzogin von Sussex, geht. Die beiden<br />
„scheinen ihr eigenes Ding<br />
machen zu wollen“, heißt es weiter<br />
im Bericht des Hamburger<br />
Abendblatts. Wir alle kennen<br />
sture Menschen, die sich nicht<br />
überzeugen lassen. Aber was<br />
kann man tun, wenn der andere<br />
partout nicht will?<br />
Wie oft haben wir schon versucht,<br />
jemandem etwas zu<br />
vermitteln und er oder sie<br />
begreift es einfach nicht. 25<br />
Mal haben wir es ihm/ihr gesagt<br />
und trotzdem nimmt er/<br />
sie es nicht an. Was passiert,<br />
wenn wir denken „der Typ ist<br />
ein Sturkopf!“ und genau mit der Haltung<br />
auf diesen Sturkopf zugehen? Wir<br />
sind der felsenfesten Überzeugung, dass<br />
wir im Recht sind. Jawohl! Ich muss einfach<br />
nur so lange auf meinen Standpunkt<br />
beharren, bis er es endlich kapiert hat.<br />
Ist doch offensichtlich: Der andere ist<br />
im Unrecht! Aber eigentlich meinen wir:<br />
Der andere ist nicht o.k., so wie er ist!<br />
Ich bin o.k. – Du bist o.k.<br />
Thomas A. Harris hat mit Eric Berne die<br />
Transaktionsanalyse wissenschaftlich begründet.<br />
Sie besagt, dass jede Aktion einen<br />
Reiz ausübt und zu einer Reaktion<br />
des Gegenübers führt. Je nachdem, wie<br />
die Grundeinstellung beider ist, wird das<br />
jeweilige Verhalten ausfallen. Die Wahrscheinlichkeit<br />
für ein lösungsorientiertes<br />
Denken und Handeln ist relativ hoch,<br />
wenn jemand aus der Haltung "Ich bin o.k.<br />
– Du bist o.k." heraus agiert. Nur so ist eine<br />
gute Gesprächsgrundlage gegeben und ein<br />
positiver Diskurs überhaupt erst möglich.<br />
Haben wir tatsächlich einen<br />
Sturkopf gegenüber,<br />
gibt es also letztendlich<br />
nur eine Möglichkeit:<br />
Mit einem positiven<br />
Mindset in jegliche<br />
Diskussion zu starten.<br />
Andere Perspektiven zulassen – ganz<br />
ohne Bewertung<br />
Haben wir tatsächlich einen Sturkopf gegenüber,<br />
gibt es also letztendlich nur eine<br />
Möglichkeit: Mit einem positiven Mindset<br />
in jegliche Diskussion zu starten. Das geht<br />
allerdings nur dann, wenn wir felsenfest davon<br />
überzeugt sind, dass der andere schon<br />
einen Grund haben wird, warum er so reagiert,<br />
wie er reagiert. Und dass es möglich<br />
ist, diesen Grund zu verstehen. Habe ich<br />
das nicht, bilde es mir nur ein, oder – noch<br />
schlimmer – täusche es nur vor, dann wird<br />
der andere durch unsere Körpersprache<br />
„den Braten riechen“ – und genau die nötige<br />
Grundlage für ein konstruktives Miteinander<br />
fehlt. Es ist ein großer Unterschied,<br />
ob ich in eine Diskussion einsteige unter<br />
dem Motto: „Meine Meinung ist die (einzig)<br />
richtige und ich hau dir jetzt mal meine<br />
Argumente um die Ohren, warum das so<br />
ist!“ Oder ob ich eine Diskussion starte in<br />
der Überzeugung: „Ich habe meine Meinung,<br />
die ist für mich richtig und ich habe<br />
dafür auch gute Argumente, aber das ist nur<br />
eine Seite der Medaille! Der andere steht auf<br />
einer anderen Seite. Er hat eine andere Perspektive,<br />
denn er sieht ja das, was hinter mir<br />
ist, nicht das, was hinter ihm ist. Erst wenn<br />
ich verstehe, welche Argumente ihn antreiben<br />
und dazu bewegen, seine Haltung nicht<br />
aufgeben zu wollen, dann – und erst dann<br />
– kann ich eine richtige Diskussion, die den<br />
Namen verdient hat, führen.“<br />
Auf dem Irrweg – zwischen Position und<br />
Interesse<br />
Das klassische Harvard-Konzept unterscheidet<br />
zwischen Position und Interesse. Nehmen<br />
wir an, es gibt Position A und Position B.<br />
A: „Ich brauche das Budget!“<br />
B: „Nein, du bekommst es nicht!“<br />
A: „Ich will diese Anzahl an Mitarbeitern!“<br />
B: „Nein, du bekommst sie nicht!“<br />
Um von der Position zum Thema Interesse<br />
zu kommen, gibt es einen einfachen Trick:<br />
Die Frage nach dem `Warum`: „Warum<br />
gibst du mir das Budget nicht? Was ist dein<br />
Interesse, dein Bedürfnis dahinter?“ Das<br />
Harvard-Konzept erklärt es anhand einer<br />
Geschichte: Zwei Mütter stürzen auf einen<br />
Marktverkäufer zu, der leider nur noch eine<br />
Orange hat. Beide wollen diese Orange haben.<br />
Sie streiten sich lauthals. Was soll der<br />
Marktverkäufer tun? Ökonomisch getrieben<br />
könnte er die Orange demjenigen verkaufen,<br />
der das meiste zahlt. Aus Gründen der<br />
Fairness könnte man zu einem<br />
Kompromiss kommen und jedem<br />
die Hälfte geben. Viel schlauer ist<br />
es zu fragen: „Wofür brauchst du<br />
die Orange?“ Eine Mutter antwortet:<br />
„Mein Kind liegt krank<br />
zu Hause und ich möchte einen<br />
frischen Orangensaft pressen!“<br />
Die andere Mutter sagt: „Mein<br />
Sohn hat morgen Geburtstag und<br />
er möchte einen leckeren Kuchen<br />
mit in die Schule nehmen. Dafür<br />
brauche ich die Orangenschale!“<br />
Nun kann der Marktverkäufer<br />
gerecht und sinnvoll teilen: Einer<br />
Mutter kann er die Schale geben<br />
und der anderen Mutter die<br />
Frucht, um Saft daraus zu machen.<br />
Zurück zu unserem Sturkopf. Sobald wir<br />
fragen: „Warum ist es für dich so wichtig?<br />
Was steckt dahinter, dass du das so siehst?“<br />
ist auch der Sturkopf offen für eine ehrliche<br />
Diskussion – wenn wir es ehrlich meinen!<br />
Dr. Marion Burgeois<br />
ist promovierte Physikerin, zweifache Mutter<br />
und Geschäftsfrau. Mit 49 Jahren macht sie<br />
sich als zertifizierter Business-Coach, Mediatorin<br />
und Moderatorin selbstständig. Sie bringt<br />
mit Ihren Vorträgen und in praxisnahen Trainings<br />
Menschen in die Selbstverantwortung<br />
und Unternehmen zum Kulturwandel.<br />
Bild: Privat<br />
42 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 06/<strong>2019</strong> . ERFOLG magazin