UmweltJournal Ausgabe 2019
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September <strong>2019</strong>/ <strong>UmweltJournal</strong> WASSER-, ABWASSERBEHANDLUNG<br />
17<br />
Fischtreppe verbindet Drau mit dem Völkermarkter Stausee<br />
Kärntens höchste Fischtreppe in Betrieb<br />
Feierliche Inbetriebnahme der Fischwanderhilfe beim Verbund-Kraftwerk Edling.<br />
In 148 aneinandergereihten Becken können Fische ab sofort das Drau-Kraftwerk<br />
passieren und in den Völkermarkter Stausee schwimmen. Von der Koppe bis zum<br />
Hecht bewältigen Fische dabei einen Höhenunterschied von mehr als 22 Metern.<br />
Nach einjähriger Bauzeit<br />
wurde Mitte Mai<br />
beim Drau-Kraftwerk<br />
Edling Kärntens höchste Fischwanderhilfe<br />
in Betrieb gesetzt.<br />
Fast sechzig Jahre lang bildete<br />
das Kraftwerk Edling für Fische<br />
und andere aquatische Lebewesen<br />
eine Barriere im Fluss.<br />
Mit der neuen Fischwanderhilfe<br />
ist ein Umschwimmen<br />
des Kraftwerks möglich.<br />
Fische, die etwa zum Laichen<br />
drauaufwärts schwimmen, können<br />
über die 650 Meter lange<br />
Fischwanderhilfe aus der Drau<br />
in den 22,2 Meter höher gelegenen<br />
Völkermarkter Stausee<br />
gelangen. Die neue Fischwanderhilfe<br />
in Edling wurde mit<br />
450.000 Euro vom Bundesministerium<br />
für Nachhaltigkeit<br />
und Tourismus gefördert. „Die<br />
heutige Inbetriebsetzung der<br />
Fischwanderhilfe Edling stellt<br />
nicht nur eine gewässerökologische<br />
Aufwertung dar, vielmehr<br />
wird ein vor Jahrzehnten aufgetrennter<br />
Lebensraum wieder<br />
verbunden“, sagte Achim Kaspar,<br />
im Vorstand der Verbund AG<br />
für den Bereich Stromerzeugung<br />
zuständig: „Wir sind stolz auf<br />
den vielfältigen Wert der Wasserkraft<br />
und stellen besonders<br />
auch hier an der Drau jeden<br />
Tag unter Beweis, dass wir die<br />
höchsten Anforderungen an eine<br />
saubere und ökologisch nachhaltige<br />
Stromerzeugung erfüllen.“<br />
Zwei Tunnels<br />
und 24 Ruhepools<br />
„Wasserkraft ist die bedeutendste<br />
Energiequelle Kärntens. Unsere<br />
zehn Wasserkraftwerke an<br />
der Drau bilden das Rückgrat<br />
der Stromerzeugung und liefern<br />
mehr als die Hälfte des<br />
gesamten Kärntner Jahresstrombedarfs“,<br />
sagte Michael Amerer,<br />
Geschäftsführer der Verbund<br />
Hydro Power GmbH, die in Umsetzung<br />
der EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />
allein in Kärnten bis<br />
zum Jahr 2027 etwa 25 Millionen<br />
Euro in Ökologie-Projekte investieren<br />
wird.<br />
Das Kraftwerk Edling wurde<br />
von 1958 bis 1962 am Beginn<br />
der Schluchtstrecke der Drau<br />
im Jauntal errichtet, weshalb die<br />
Planung und Realisierung der<br />
Fischwanderhilfe das Projektteam<br />
vor einige knifflige Herausforderungen<br />
stellte: „Um den<br />
enormen Höhenunterschied von<br />
22,2 Metern abzubauen, mussten<br />
zwischen dem Einstiegs- und<br />
Ausstiegsbauwerk 148 einzelne<br />
Standardbecken, 24 Ruhepools<br />
sowie ein Verteilbauwerk mit<br />
elf Ausstiegsöffnungen errichtet<br />
werden. Dabei wird pro Becken<br />
eine Wasserspiegeldifferenz von<br />
15 Zentimetern überwunden“,<br />
so Verbund-Projektleiterin Sabine<br />
Käfer. Außerdem musste die<br />
Fischwanderhilfe die Bundesstraße<br />
auf der Dammkrone sowie die<br />
Zufahrtsstraße zum Kraftwerk<br />
mit zwei Tunnelabschnitten<br />
unterqueren.<br />
Fischkamera dokumentiert<br />
jeden einzelnen Fisch<br />
Die Konstruktion ermöglicht<br />
eine konstante Wasserhöhe in<br />
der Fischwanderhilfe, wofür<br />
aus dem Völkermarkter Stausee<br />
in jeder Sekunde etwa<br />
450 Liter Wasser in das Verteilbauwerk<br />
strömen. Wie schon<br />
beim Unterlieger-Kraftwerk in<br />
Schwabeck wird auch die neue<br />
Fischwanderhilfe in Edling mit<br />
einer Fischkamera ausgerüstet,<br />
die im Rahmen eines umfangreichen<br />
Monitoring-Programms<br />
die Funktionstüchtigkeit wissenschaftlich<br />
dokumentieren wird.<br />
Die Gesamtkosten für die<br />
Fischwanderhilfe Edling belaufen<br />
sich inklusive Monitoring-<br />
Programm auf etwa drei Millionen<br />
Euro. <br />
1: Die 650 Meter lange Fisch-Umleitung mit zwei Tunnels und 24 Ruhepools ermöglichen ein<br />
Umschwimmen des Kraftwerks Edling. | 2: Aufwärts oder abwärts: Eine Fischkamera dokumentiert<br />
jeden einzelnen Fisch. | 3: Zur Eröffnungsfeier von links nach rechts: Mag. Michael Amerer (VERBUND<br />
Hydro Power), DI Sabine Käfer (Projektleiterin), Mag. Gisela Ofenböck (Bundesministerium für<br />
Nachhaltigkeit und Tourismus) und Dr. Achim Kaspar (Vorstand VERBUND AG)<br />
Wiederverwendung von Abwasser:<br />
Xylem braut Bier aus behandeltem Wasser<br />
Xylem, die Berliner Wasserbetriebe und das Kompetenzzentrum Wasser Berlin<br />
brauen ein Bier aus gereinigtem und aufbereitetem Abwasser. Die Vorstellung<br />
und Verköstigung des Bieres fand auf der Internationalen Konferenz zur Wasser-<br />
Wiedergewinnung und -Wiederverwendung im Mercure Hotel MOA, Berlin statt.<br />
Abwasser wiederverwenden:<br />
Mit moderner Technologie<br />
ist das selbst dann<br />
wirtschaftlich und effizient möglich,<br />
wenn das Abwasser aus dem<br />
Klärwerk kommt.<br />
Passend zur zwölften in Berlin<br />
stattfindenden „IWA International<br />
Conference on Water Reclamation<br />
and Reuse“ stellte nun<br />
Xylem ein eigenes gebrautes Bier<br />
mit Namen „Reuse Brew“ vor. Es<br />
besteht aus Hopfen und Gerstenmalz<br />
– und gereinigtem Abwasser.<br />
„Die Wasserqualität ist der<br />
Maßstab, nicht seine Geschichte“,<br />
sagt Jens Scheideler, Global<br />
Reuse Manager bei Xylem und<br />
Mitinitiator des Projekts. „Bei<br />
Pilotprojekten in den USA hat<br />
Xylem bereits Erfahrungen mit<br />
dem ‚Re-Use-Bier‘ gesammelt.<br />
Dafür wird das Wasser mehrstufig<br />
gereinigt und erreicht am<br />
Ende des Prozesses die Qualität<br />
und Sicherheit von Trinkwasser.“<br />
Die Wasserreinigung<br />
im Detail<br />
In den Klärwerken Deutschlands<br />
gibt es drei, manchmal bis zu vier<br />
Reinigungsstufen, die das Abwasser<br />
durchläuft. Um Medikamentenrückstände<br />
oder Spurenstoffe<br />
zu entfernen, kommt die<br />
sogenannte vierte Reinigungsstufe<br />
zum Einsatz: Hierbei haben sich<br />
insbesondere Ozon und Aktivkohle<br />
als Verfahren etabliert, und<br />
Xylem bietet diese beiden Verfahren<br />
als integrierte Lösung an. Im<br />
OxeliaTM Prozess werden Chemikalien<br />
und Medikamentenrückstände<br />
durch Ozon oxidiert sowie<br />
Viren und Bakterien abgetötet. Im<br />
nachgeschalteten biologisch aktivierten<br />
Aktivkohlefilter werden die<br />
vom Ozon oxidierten Stoffe noch<br />
weiter von Mikroorganismen entfernt.<br />
Das Wasser ist danach so<br />
gereinigt, dass es bedenkenlos in<br />
Flüsse und Seen direkt eingeleitet<br />
werden kann.<br />
Um Trinkwasserqualität zu<br />
erreichen, wird nach dem Oxelia-Verfahren<br />
das Wasser durch<br />
einen weiteren Aktivkohlefilter<br />
geführt, welcher Stoffe adsorbiert,<br />
die nicht durch das Ozon<br />
oder Mikroorganismen reduziert<br />
werden konnten. Im vorletzten<br />
Schritt findet eine Umkehrosmose<br />
(RO für Reverse Osmosis)<br />
statt: Hierbei wird eine Membran<br />
verwendet, die nahezu nur Wassermoleküle<br />
durch lässt. Bereits<br />
jetzt ist das Wasser hochgradig<br />
rein und enthält, wenn überhaupt,<br />
nur noch geringe Spuren<br />
von Industriechemikalien oder<br />
pathogenen Keimen.<br />
Finale Stufe mit UV-Licht<br />
und Wasserstoffperoxid<br />
Um allerhöchste Qualität und<br />
Verbrauchersicherheit zu gewährleisten,<br />
durchläuft das Wasser<br />
noch eine finale Aufbereitungsstufe:<br />
den Xylem<br />
MiPRO-Prozess mit UV-Licht<br />
und Wasserstoffperoxid. Diese<br />
UV-Oxidation bringt das Wasser<br />
auf die höchstmögliche Reinheitsstufe.<br />
Weitere 99,9999 Prozent<br />
aller noch eventuell vorhanden<br />
Viren und Keime werden<br />
deaktiviert und sämtliche Industriechemikalien<br />
und andere<br />
Schadstoffe um weitere 90 bis<br />
99 Prozent reduziert. Das Wasser<br />
ist nun so rein, dass es die<br />
Qualität vieler Tafelwässer sogar<br />
übertrifft und ist damit auch in<br />
der Lebensmittel- und Getränkeindustrie<br />
einsetzbar.<br />
„Unser Reuse Brew ist nach<br />
allen Regeln der deutschen Braukunst<br />
gebraut und enthält neben<br />
recyceltem Wasser die besten<br />
Zutaten, die ein Craftbier benötigt“,<br />
sagt Jan-Karl Nielebock,<br />
Applikationsmanager Food und<br />
Beverage und Diplom-Brauingenieur.<br />
Xylem will mit seinem<br />
Bier weltweit ein Zeichen setzen<br />
und aufzeigen, dass dank<br />
Fotos: xylem Fotos: Verbund<br />
1: Das EU-Projekt AquaNes<br />
auf einem Klärwerk der<br />
Berliner Wasserbetriebe<br />
zeigt, was möglich ist: Die<br />
Xylem-Technologie reinigt das<br />
Abwasser so zuverlässig und<br />
effektiv, das es in der Folge<br />
genutzt werden kann – zum<br />
Beispiel, um ein Bier zu brauen.<br />
2: Diplom-Brauingenieur<br />
Jan-Karl Nielebock,<br />
Applikationsmanager Food und<br />
Beverage bei Xylem, testet das<br />
frisch gebraute Re-Use Bier.<br />
Xylem-Technologien wie UVund<br />
Ozonanlagen aus Abwasser<br />
reines Wasser in Trinkwasserqualität<br />
entstehen kann. Auch<br />
mit Regenwasser als eine Zutat<br />
für Bier hat Xylem bereits Erfahrungen<br />
gesammelt. Gemeinsam<br />
mit der Fußballmannschaft Manchester<br />
City wurde eigens zur<br />
errungenen Meisterschaft in der<br />
englischen Premier League kürzlich<br />
das Bier „Raining Champions<br />
– Rainwater Brew“ vorgestellt.