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UmweltJournal Ausgabe 2019

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4 IM KREISLAUF<br />

<strong>UmweltJournal</strong> /September <strong>2019</strong><br />

Wastx Oil: Kraftstoff aus Mineralölabfällen<br />

Neuer Weg für altes Öl<br />

Eine kompakte Maschine, die aus Altölen oder verunreinigtem Diesel und Heizöl<br />

wieder Kraftstoff herstellt, mit dem sich Fahrzeuge betanken oder Strom erzeugen<br />

lassen, klingt auf den ersten Blick eher nach Science Fiction. Doch das Unternehmen<br />

Biofabrik Technologies aus Sachsen bietet mit Wastx Oil tatsächlich so eine dezentrale<br />

Aufbereitungslösung an. Über ein attraktives Partnermodell können Entsorger<br />

aus Mineralölabfällen Dieselkraftstoff gemäß DIN EN 590 herstellen. In einem<br />

Pilotprojekt betankt eine Spedition in Hoyerswerda inzwischen täglich ihren Fuhrpark<br />

mit Kraftstoff, der so aus Mineralölabfällen gewonnen wurde.<br />

Fotos: biofabrik.com, INEW<br />

1<br />

2b<br />

Weltweit werden täglich<br />

80 Millionen<br />

Barrel Rohöl verbraucht<br />

– Tendenz steigend.<br />

Etwa die Hälfte davon fließt in<br />

den Bereich Transport und Logistik,<br />

wird also als Treib- und<br />

Schmierstoff für den Betrieb von<br />

Verbrennungsmotoren genutzt.<br />

Dabei fallen große Mengen von<br />

Altöl an – pro Jahr geschätzt<br />

25 Millionen Tonnen. Nur ein<br />

Bruchteil der Menge wird wiederverwertet,<br />

der Großteil wird<br />

verbrannt, deponiert oder landet<br />

schlimmstenfalls in der Umwelt,<br />

wo er Böden und Gewässer verseucht.<br />

Dabei kann Altöl mit<br />

speziellen Raffinerie-Verfahren<br />

wiederaufbereitet und bestehenden<br />

Stoffkreisläufen zur erneuten<br />

Nutzung zugeführt werden.<br />

Denn in jedem verschmutzten<br />

Liter Diesel oder Heizöl stecken<br />

mehr als 90 Prozent wiederverwertbarer<br />

Kraftstoff.<br />

In Industrienationen wird<br />

Altöl heute zu circa 80 Prozent<br />

wiederverwertet. Altöle gelten<br />

hier als Sonderabfall, für dessen<br />

fachgerechte Entsorgung es<br />

strenge Richtlinien gibt. Entsorger<br />

und Sammelstellen erzielen<br />

dafür aber nur sehr geringe Margen.<br />

Umso attraktiver ist deshalb<br />

das neue Partnermodell von Biofabrik:<br />

Partner wie Entsorger,<br />

Sammelstellen oder Kommunen<br />

betreiben eine individuell dimensionierte,<br />

kompakte Wastx<br />

Oil-Anlage auf der Grundfläche<br />

von etwa zwei Europaletten,<br />

mit der sie die bei ihnen anfallenden<br />

Altöle direkt vor Ort in<br />

Kraftstoff aufreinigen.<br />

Spezialrektifikationsverfahren<br />

trennt Ölfraktionen<br />

Die Wastx-Oil-Technologie<br />

basiert dabei auf einem speziell<br />

von Biofabrik entwickelten<br />

Verfahren. Der Ausgangsstoff<br />

wird in einem patentierten Verfahren<br />

destilliert. Dabei sorgt<br />

ein spezielles Energieeintragssystem<br />

im Hauptreaktor für<br />

die Erhitzung des Rohstoffes<br />

innerhalb weniger Millisekunden.<br />

Diese schnelle und trotzdem<br />

sehr schonende Verfahrensweise<br />

trennt wirksam die<br />

Störstoffe ab und überführt<br />

die Ölfraktion sehr effizient in<br />

die Gasphase. Anschließend<br />

wird die Gasphase in einem<br />

bisher der Schwerölindustrie<br />

vorbehaltenen Spezialrektifikationsverfahren<br />

in vordefinierte<br />

und kontrollierte Fraktionen<br />

von Schwer- bis Leichtsiedern<br />

getrennt. So entstehen verschiedene<br />

Destillatqualitäten.<br />

Motortaugliche Kraftstoffe werden<br />

ausgeschleust, unsaubere<br />

Fraktionen wiederholen den<br />

Prozess, bis auch sie vollständig<br />

in nutzbare und Abfallbestandteile<br />

aufgetrennt sind.<br />

Die Wastx OIl-Anlagen laufen<br />

vollautomatisch – auf<br />

Wunsch auch energieautark – im<br />

24/7-Modus und produzieren<br />

pro Einheit bis zu 2.000 Liter<br />

Kraftstoff aus verschmutzten<br />

Altölen pro Tag. Bei optionaler<br />

Eigenstromversorgung über den<br />

eingebauten Generator verbraucht<br />

eine Anlage nur einen<br />

Bruchteil des entstehenden<br />

Kraftstoffs selbst. Die im Reinigungsprozess<br />

abgetrennten Reststoffe<br />

(circa zehn Prozent) können<br />

laut Hersteller herkömmlich<br />

entsorgt werden. Aus einem<br />

Sonderabfall wird so ein marktfähigen<br />

Produkt.<br />

Spediteur in Hoyerswerda<br />

tankt Recycling-Diesel<br />

Beim einem konkreten Anwendungsfall<br />

bereitet eine Wastx<br />

Oil-Anlage derzeit bereits täglich<br />

lokal in und um Hoyerswerda<br />

gesammelten verschmutzten<br />

Diesel oder Heizöl zu Kraftstoff<br />

auf. Das Speditionsunternehmen<br />

Bresan GbR Transporte<br />

und Baustoffe, eine Spedition<br />

mit 40-Tonnen-Sattelschleppern<br />

aus Hoyerswerda, tankt<br />

wöchentlich bereits ein Viertel<br />

ihres Fuhrparks mit den etwa<br />

5.000 Liter Kraftstoff aus Gasölabfällen.<br />

Und dies zu einem<br />

Preis, der immer deutlich unter<br />

dem aktuellen Marktpreis für<br />

Diesel an der Tankstelle liegt.<br />

So entsteht eine klare Win-<br />

Win-Win-Situation für alle Seiten:<br />

Der Entsorger bekommt<br />

deutlich mehr für seine aufbereiteten<br />

Mineralölabfälle als<br />

früher, als diese als Sonderabfall<br />

deklariert wurden. Der Abnehmer<br />

wiederum spart Kosten für<br />

Treibstoff ein. Das sind im Fall<br />

einer Spedition oder eines Busunternehmens<br />

schnell fünfstellige<br />

Summen pro Monat. Dazu<br />

kommt noch die Einsparung der<br />

Transportkosten, die beim Entsorger<br />

früher für den Transport<br />

des Altöls zur zentralen Aufbereitungs-<br />

oder Verwertungsanlage<br />

wie zum Beispiel einer Großraffinerie<br />

angefallen sind. Der<br />

dritte Gewinner ist die Umwelt,<br />

da durch die dezentrale Aufbereitung<br />

mit der Wastx-Oil-Anlage<br />

bis zu 93 Prozent des transportbedingten<br />

CO 2<br />

eingespart werden<br />

können. Das Geschäftsmodell<br />

ist damit nicht nur für klassische<br />

Entsorger interessant, sondern<br />

auch für Kunden aus der Industrie,<br />

Flughäfen, Hafenanlagen<br />

oder Kommunen.<br />

Kooperation in<br />

Wuhan, China<br />

Für den chinesischen Markt<br />

konnte das Unternehmen Biofabrik<br />

nun auch eine Vertriebspartnerschaft<br />

mit dem Institute<br />

of New Energy Wuhan (INEW)<br />

abschließen. Das INEW hat<br />

zu diesem Zweck eine eigene<br />

Wastx Oil-Anlage erworben, die<br />

kürzlich in Betrieb genommen<br />

wurde. „Mit der WASTX Oil<br />

können wir weltweit die erste dezentrale,<br />

vollautomatische Komplettlösung<br />

zur nachhaltigen<br />

Verwertung ölhaltiger Abfälle<br />

liefern”, erklärt Oliver Riedel,<br />

Gründer und Geschäftsführer<br />

der Firmengruppe. „Besonders<br />

Länder, in denen auf der einen<br />

Seite Energie gar nicht oder nur<br />

sporadisch und zu hohen Preisen<br />

verfügbar ist, die aber auf der<br />

anderen Seite große Probleme<br />

mit der Entsorgung ihres Altöls<br />

haben, profitieren von unserer<br />

Technologie. Aus einem nahezu<br />

wertlosen Problemstoff wird so<br />

ein handelbarer Wertstoff.” <br />

2a<br />

1: Ein Viertel des Fuhrparks des Speditionsunternehmens Bresan GbR<br />

Transporte und Baustoffe in Hoyerswerda fährt bereits mit dem<br />

Recycling-Diesel.<br />

2: Eine Wastx-Oil-Anlage wurde auch bereits im spektakulären Gebäude<br />

des Institutes of New Energy Wuhan (INEW) installiert.

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