Industrieanzeiger 32.2019
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nachrichten<br />
Aufholbedarf<br />
ist riesig<br />
Künstliche Intelligenz | Jedes zehnte Industrieunternehmen<br />
nutzt zwar bereits Anwendungen<br />
der künstlichen Intelligenz. Das Misstrauen<br />
insgesamt ist groß, wie zwei Studien aufzeigen.<br />
Wer künstliche Intelligenz (KI)<br />
nicht nutzt, bewertet diese Zukunftstechnologie<br />
eher als Risiko.<br />
40 % der vom IW Köln befragten<br />
rund 700 Unternehmen<br />
der Industrie und industrienaher<br />
Dienstleistungen, die keine KI<br />
anwenden, halten sie sogar für<br />
eine Bedrohung für das eigene<br />
Geschäftsmodell. „Die Studie<br />
zeigt, dass viele Unternehmen<br />
Berührungsängste mit KI haben“,<br />
sagt die Studienautorin<br />
Vera Demary. Unternehmen, die<br />
Erfahrung mit der Technologie<br />
hätten, wären gegenüber KI<br />
wesentlich aufgeschlossener eingestellt<br />
als andere.<br />
Insgesamt jedes zehnte Unternehmen<br />
setzt KI bereits ein. Oftmals<br />
handelt es sich um ausge-<br />
reifte Anwendungen im Praxiseinsatz.<br />
Demgegenüber arbeiten<br />
70 % der Firmen aktuell nicht<br />
mit KI und haben dies künftig<br />
auch nicht vor. Dabei könnten<br />
sie ihre Abläufe effizienter, günstiger<br />
und besser gestalten, Fehler<br />
beheben, bevor sie Schaden anrichten,<br />
und neue Geschäftszweige<br />
entwickeln. Deshalb<br />
brauche es mehr Best-Practice-<br />
Fälle. Der Studienautor Henry<br />
Goecke sieht großen Handlungsbedarf:<br />
„Nur wenn Firmen<br />
ganz konkret sehen, welches<br />
Potenzial künstliche Intelligenz<br />
für das eigene Geschäftsmodell<br />
bietet, lassen sich Berührungsängste<br />
abbauen.“<br />
Dass nur jedes zehnte Unternehmen<br />
KI-Anwendungen in<br />
seine Lösungen integriert hat,<br />
bestätigt eine Studie von Roland<br />
Berger zusammen mit der Universität<br />
des Saarlandes im europäischen<br />
Mittelstand. „Für die<br />
meisten Mittelständler ist KI ein<br />
Mittel zur Kostensenkung“, sagt<br />
Prof. Ashok Kaul, Autor der<br />
Studie. „Dabei könnte KI auch<br />
im Mittelstand ein entscheidender<br />
Hebel für mehr Effizienz<br />
und neue Geschäftsmodelle<br />
sein“, so Per Breuer, Vorstandsmitglied<br />
der Roland Berger Stiftung<br />
für europäische Unternehmensführung.<br />
Für Mittelständler<br />
sei es besonders wichtig, dass<br />
bezahlbare Standardlösungen<br />
verfügbar würden und sie ihre<br />
Mitarbeiter rasch in KI-Technologien<br />
schulen könnten. •<br />
Industrieunternehmen<br />
bewerten KI für das eigene<br />
Unternehmen eher als<br />
Risiko denn als Chance.<br />
Bild: greenbutterfly/<br />
stock.adobe.com<br />
Perspektiven erneut eingetrübt<br />
Für exportstarke Zulieferer bleiben die<br />
Aussichten weiter fragil. Bild: zorandim75/stock.adobe.com<br />
Zulieferindustrie | Im Oktober hat sich das<br />
Geschäftsklima der deutschen Zulieferindustrie<br />
weiter abgeschwächt. Besonders ihre<br />
Lage schätzten die Unternehmen im Vergleich<br />
zum September schlechter ein, vermeldet<br />
die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />
(ArGeZ). Auch die Perspektiven hätten<br />
sich mit Blick auf das Schlussquartal<br />
und den Jahreswechsel erneut eingetrübt.<br />
Innerhalb der Zulieferindustrie zeigte sich<br />
das Geschäftsklima jedoch weiterhin eher<br />
heterogen. Zwar haben sich die handelspo -<br />
litischen Rahmenbedingungen etwas entspannt,<br />
doch die aktuelle Konjunkturlage<br />
und die Exportaussichten bleiben zunächst<br />
fragil. Auch stehen potenzielle Strafzölle auf<br />
europäische Pkw- und Komponentenlieferungen<br />
in die USA weiter im Raum. Vor diesem<br />
Hintergrund und angesichts ausgedünnter<br />
Auftragsbücher sowie Meldungen<br />
von Kurzarbeit stelle sich die Frage, ob sich<br />
die Erwartungshaltung der Zulieferer für<br />
das kommende Jahr auf niedrigem Niveau<br />
stabilisieren werde, betont die ArGeZ. •<br />
10 <strong>Industrieanzeiger</strong> 32.19