jahresbericht 2006 - Innere Mission München
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Immer wieder präsentierten Presse, Funk und Fernsehen im Jahr <strong>2006</strong> die<br />
Nachricht: Armut nimmt allerorts in erschreckender Weise zu. Aus unserer<br />
Arbeit heraus können wir das nur bestätigen. Armut ist dabei nicht<br />
nur rein materiell zu sehen, sondern steht auch im Zusammenhang mit<br />
Bildungs- und Gesundheitsarmut.<br />
Es ist allerdings nur sehr schwer auszumachen,<br />
welche Rolle bei diesem<br />
Armutsanstieg die am 1. Januar<br />
2005 in Kraft getretene Gesetzgebung<br />
zum Arbeitslosengeld II (Hartz<br />
IV) spielt. In der Praxis wurde aber<br />
bereits deutlich: Der auf 345 Euro<br />
festgelegte Regelsatz pro Monat, aus<br />
dem der tägliche Lebensunterhalt sowie<br />
eventuelle Sonderanschaffungen<br />
wie zum Beispiel eine Waschmaschine<br />
bestritten werden muss, bereitet<br />
an zwei Punkten besondere Schwierigkeiten.<br />
Zum einen sind viele Haushalte<br />
damit überfordert, die in dem Regelsatz<br />
enthaltenen Pauschalbeträge<br />
für eben diese Sonderanschaffungen<br />
von dem restlichen Betrag sachgemäß<br />
abzugrenzen und zurückzulegen.<br />
Zum anderen ist ein Regelsatz<br />
von 345 Euro in einer Stadt wie <strong>München</strong>,<br />
in der die Kosten in jedem Bereich<br />
extrem hoch sind, deutlich zu<br />
niedrig.<br />
Beide Aspekte trugen dazu bei,<br />
dass die Anfragen nach Kleider- und<br />
Lebensmittelspenden stark zunahmen.<br />
Eine Entwicklung, die Besorg-<br />
nis erregend ist. Für viele Menschen,<br />
die in Armut leben, bedingt die materielle<br />
Not auch Bildungsarmut sowie<br />
mittlerweile eine nur noch eingeschränkte<br />
medizinische Versorgung.<br />
Insbesondere wohnungslose Menschen<br />
und finanziell schwache Familien<br />
können es sich immer weniger<br />
leisten, zusätzliche Gebühren für Bildungsangebote<br />
oder Arztbesuche zu<br />
bezahlen.<br />
Mit Bildung die Armut<br />
bekämpfen<br />
Unsere Dienste steuern dieser<br />
Entwicklung entgegen. Anfang <strong>2006</strong><br />
konnte Karla Start mit der Unterstützung<br />
des Europäischen Sozialfonds<br />
wieder mit einer Berufsförderungsmaßnahme<br />
für wohnungslose und<br />
von Wohnungslosigkeit bedrohte<br />
Frauen beginnen. Rund sechzig Teilnehmerinnen<br />
umfasste die auf zwölf<br />
Monate angelegte berufliche Qualifizierung<br />
für Bürotätigkeiten. Viele<br />
der Frauen konnten sich letztlich<br />
über gelungene Abschlussprüfungen<br />
freuen, die nach den Richtlinien der<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) erfolgten.<br />
27<br />
Seit 40 Jahren erfolgreich im<br />
Einsatz: Der Evangelische<br />
Beratungsdienst hilft Frauen<br />
in psychosozialen Notlagen.<br />
Evangelisches Hilfswerk<br />
Neue Armut – eine Herausforderung,<br />
die uns alle angeht<br />
Der Evangelische Beratungsdienst<br />
für Frauen veranstaltete im<br />
April zu seinem vierzigsten Jubiläum<br />
einen Fachtag zum Thema „Bildungschancen“.<br />
Die Referenten verdeutlichten<br />
den hohen Stellenwert<br />
von Bildung: Bildung ist zugleich Armutsprävention<br />
sowie der Schlüssel,<br />
um wieder aus der Armut herauszugelangen.<br />
Im Herbst konnte der Dienst seine<br />
neuen Räume für die Mutter-<br />
Kind-Gruppe beziehen und im Bereich<br />
„Betreutes Wohnen“ weitere<br />
acht Plätze mit dem Bezirk Oberbayern<br />
vereinbaren. Beides trägt dazu<br />
bei, sozial benachteiligten Frauen<br />
Mut zu machen, mit Hilfe von<br />
außen ihr Leben wieder zu meistern.<br />
Die Wiedereröffnung des Tagesaufenthaltes<br />
in der Teestube<br />
„komm“ im Anschluss an eine umfangreiche<br />
Sanierung der Räume<br />
stellte im Dezember einen weiteren<br />
Höhepunkt dar. Die Renovierung<br />
verbesserte die Qualität des Angebots<br />
sichtlich und steigerte auch die<br />
Atmosphäre in den Räumen erheblich.<br />
Dank großzügiger Spenden<br />
konnten die Räumlichkeiten so gestaltet<br />
werden, dass der Dienst und<br />
die Mitarbeitenden wohnungslosen<br />
Menschen jetzt wirklich ein Stück<br />
Zuhause vermitteln.