Fachzeitschrift_OeGS_09_10_2019
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Inspektion nach dem Schweißen – Routinemäßige Inspektion<br />
und Prüfung:<br />
Die routinemäßige Inspektion und Prüfung, ist wohl die<br />
Prüfung, welche am häufigsten in der Praxis angewandt<br />
wird. Die Anforderung, dass alle Schweißnähte über ihre<br />
gesamte Länge hinweg einer Sichtprüfung gemäß ÖNORM<br />
EN ISO 17637 unterzogen werden müssen, blieb auch in der<br />
neuen ÖNORM EN 1<strong>09</strong>0-2 Ausgabe 2018-<strong>09</strong>-15 unverändert.<br />
Geändert hat sich, dass nur im Falle, dass bei der<br />
Sichtprüfung „oberflächenoffene“ Unregelmäßigkeiten<br />
erkannt werden und nicht wie zuvor schon bei allen „Oberflächenunregelmäßigkeiten“,<br />
an der inspizierten Naht eine<br />
Oberflächenprüfung mittels Eindringprüfung oder Magnetpulverprüfung,<br />
durchgeführt werden muss.<br />
Die in der Praxis oft heiß diskutierte Tabelle 24, welche den<br />
Umfang der routinemäßigen ergänzenden ZfP regelt, wurde<br />
um die Anforderungen für die Ausführungsklasse EXC1<br />
erweitert und gleichzeitig wurden die Anforderungen an<br />
die Ausführungsklasse EXC4 gestrichen. Für Schweißnähte<br />
in den Ausführungsklassen EXC1, EXC2 und EXC3 ist der<br />
prozentuelle Umfang der ergänzenden ZfP in Tabelle 24<br />
festgelegt, wobei für Schweißnähte in der Ausführungsklasse<br />
EXC4 muss der Prüfumfang für jede einzelne<br />
Schweißnaht individuell festgelegt werden. Bei EXC4 muss<br />
der prozentuale Umfang mindestens dem von EXC3 entsprechen.<br />
Ergänzende ZfP Prüfungen, mit einem Prüfumfang von <strong>10</strong>%,<br />
sind in der Ausführungsklasse EXC1 nur bei Stählen ≥ S420<br />
notwendig und dies nur bei querverlaufenden Stumpfnähten<br />
und teilweise durchgeschweißten Schweißnähten in<br />
Stumpfstößen, sowie bei Doppel-T-Stößen.<br />
Die Beschreibungen der Schweißnahtarten sind nun verständlicher<br />
ausgeführt worden. Die mit Statikern viel diskutierte<br />
Anforderung, dass der Prüfumfang bei querlaufenden<br />
zugbeanspruchten Stumpfnähten und teilweise durchgeschweißten<br />
Schweißnähten in Stumpfstößen, abhängig ist<br />
vom meist in der Praxis nicht vorliegenden Ausnutzungsgrad<br />
U (U ≥ 0,5 bzw. U < 0,5), wurde gestrichen. Die Grenzdicke<br />
für querlaufende Kehlnähte wurde von 20 mm auf<br />
30 mm angehoben, sodass speziell bei Stahlkonstruktionen<br />
der Ausführungsklasse EXC2, welche überwiegend mittels<br />
Kehlnähten verschweißt werden, der notwendige ergänzende<br />
Prüfaufwand doch stark reduziert wird.<br />
Die für die ergänzende ZfP zu verwendenden Verfahren<br />
müssen vom zuständigen Schweißaufsichtspersonal unter<br />
Berücksichtigung der Hinweise in der ÖNORM EN ISO<br />
17635, ausgewählt werden. Folgende Verfahren sind anwendbar:<br />
Eindringprüfung (PT) nach EN ISO 3452-1;<br />
Magnetpulverprüfung (MT) nach EN ISO 17638; Ultraschallprüfung<br />
(UT) nach EN ISO 17640 und EN ISO 23279 oder<br />
EN ISO 13588; Durchstrahlungsprüfung (RT) nach der Normenreihe<br />
EN ISO 17636.<br />
Ergänzend möchte ich hier noch anmerken, dass die Dimensionierung<br />
der Schweißnähte in den Aufgaben- und Verantwortungsbereich<br />
der Bemessung d.h. Statikers fällt und<br />
nicht vom ausführenden Hersteller oder, wie in der Praxis<br />
oft erlebt, vom Schweißer selbst festgelegt werden darf.<br />
Auch wäre es für die Praxis sehr hilfreich, wenn der Statiker<br />
Angaben für die zu prüfenden Bereiche angeben würde,<br />
denn dieser hat meist als Einziger die Informationen über<br />
die hochbelasteten und vielleicht werkstoffseitig ausgereizten<br />
Bereiche der Konstruktion. Fehlen diese Vorgaben, wird<br />
wie die Praxis zeigt, meist dort geprüft, wo der Prüfer es für<br />
richtig hält, bzw. bei einfacher Zugänglichkeit. An diesen<br />
einfach zu erreichenden Bereichen hat der Schweißer aber<br />
meist auch keine Probleme, qualitative Schweißnähte zu<br />
erzeugen. Der prozentuelle Prüfumfang, welcher in vielen<br />
Produktnormen zu finden ist, weist hier seine Schwächen<br />
auf, wobei auch nach umfangreichen Diskussionen mit<br />
Experten, noch keine besseren normativ zu beschreibenden<br />
Anforderungen gefunden wurden. Hier ist auf die Erfahrung<br />
und Gewissenhaftigkeit der für die ZfP-Prüfungen verantwortlichen<br />
Schweißaufsicht des Herstellers zu vertrauen,<br />
welche in der Praxis meist einen tollen, oft unterbewerteten<br />
Job macht!<br />
In der nächsten Ausgabe der "Schweiß- und Prüftechnik"<br />
werde ich über weitere Änderungen und Neuerungen rund<br />
um die ÖNORM EN 1<strong>09</strong>0-2 Ausgabe 2018-<strong>09</strong>-15, sowie vom<br />
aktuellen Stand der Arbeitsgruppe AG 037.08, berichten. •<br />
Normative Verweise und bildliche Darstellungen auszugsweise<br />
aus der aktuellen ÖNORM EN 1<strong>09</strong>0-2 Ausgabe 2018-<br />
<strong>09</strong>-15, erhältlich bei Austrian Standards International (ASI)<br />
Der Autor<br />
Dipl.-HTL-Ing. Friedrich Felber ist<br />
Gründer und Eigentümer des<br />
technischen Büros für Maschinenbau<br />
„Steel for you GmbH“,<br />
der akkreditierten Prüf-, Inspektions-<br />
und Zertifizierungsstelle<br />
„SteelCERT GmbH“ und des Softwareunternehmens<br />
SteelSOFT,<br />
mit Sitz in Graz bzw. Graz Umgebung.<br />
Felber ist Experte und<br />
Autor für das österreichische Normungsinstitut Austrian<br />
Standards International (ASI) und vertritt Österreich als<br />
einer der Delegierten bei europäischen (CEN) und internationalen<br />
(ISO) Normungen.<br />
Als allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger<br />
ist Felber im In- und Ausland im Einsatz.<br />
SCHWEISS- UND PRÜFTECHNIK <strong>09</strong>-<strong>10</strong>/<strong>2019</strong> 179