20.11.2019 Aufrufe

Fachzeitschrift_OeGS_09_10_2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

auch bei der Lehrabschlussprüfung verlangt. Fülldrahtschweißen<br />

im Prozess 136 oder 138 oder Laserschweißen<br />

wird nicht erwähnt.<br />

Mit der Forderung nach der Durchführung von Schweißverfahren<br />

gemäß Norm wird der Metalltechniker Schweißen<br />

überhaupt erst in der Praxis einsetzbar. Die Qualitätssicherungsnorm<br />

ISO 3834 und Produktnormen wie die EN 1<strong>09</strong>0<br />

schreiben den Einsatz von geprüften Schweißern zwingend vor.<br />

Trends:<br />

• Die Lehre Metalltechnik Schweißtechnik verliert weiter<br />

an Bedeutung. Nur 2% der oö. Metalltechniklehrlinge<br />

haben aktuell einen Ausbildungsvertrag im Hauptmodul<br />

Schweißtechnik.<br />

• Die aktuellen Inhalte sind nicht zukunftsorientiert, sondern<br />

hängen an der Vergangenheit.<br />

• Die Schweißtechnik im beschriebenen Sinn, wird nur<br />

Teil der Ausbildung in der Metalltechnik sein. Beispielsweise<br />

im Stahlbau, Maschinen- oder Fahrzeugbau.<br />

• Ein Lehrberuf Schweißtechnik ist nur attraktiv, wenn er<br />

auch neue Technologien, Automatisierung und Digitalisierung<br />

zum Inhalt hat.<br />

Schweißerprüfungen und Zertifikate<br />

Mit Schweißerprüfungen weist ein Schweißer nach, dass er<br />

das notwendige Mindestmaß an handwerklicher Fertigkeit<br />

für den betrieblichen Einsatz besitzt (Quelle: Nationales<br />

Vorwort zur ÖNORM EN ISO 9606-1). Kern der Aussage ist<br />

für Praktiker: Eine Schweißerprüfbescheinigung oder auch<br />

ein -zertifikat sagt aus, was ein Schweißer nicht kann!<br />

Der Nachweis der handwerklichen Fähigkeit mit einer Zertifizierung<br />

oder einer Prüfbescheinigung ist nach ISO 3834<br />

eine elementare Forderung der schweißtechnischen Qualitätssicherung.<br />

In Österreich werden jährlich ca. 8.000 Zertifikate ausgestellt.<br />

Die Anzahl von Prüfbescheinigungen, die interne Prüfer<br />

ausstellen, ist dabei nicht berücksichtigt. Diese internen<br />

Prüfbescheinigungen verlieren aber bei einem Wechsel des<br />

Unternehmens ihre Gültigkeit.<br />

Der Schwerpunkt liegt bei der Stahlschweißerprüfung. 80%<br />

legen die Prüfungen an Stahl ab. Aluminium hat einen geringen<br />

Anteil von ca.4,5%. Bedienerprüfungen sind vernachlässigbar<br />

(0,5%). Hartlöterprüfungen haben steigende<br />

Bedeutung (12%), Kunststoffschweißerprüfungen stagnieren<br />

auf niedrigem Niveau (3%).<br />

Doch auch auf den Nachweis handwerklicher Fertigkeit<br />

wird in der ISO 9606-1 ein Anschlag verübt, der mit dem<br />

europäischen Qualitätsverständnis nicht im Einklang ist. Im<br />

Punkt 9.3c der Norm ist angeführt, dass eine Schweißerprüfung<br />

dann gültig bleibt, wenn der Hersteller dokumentiert,<br />

dass der Schweißer nach einer Anwendungsnorm einwandfrei<br />

Schweißnähte produziert. Das kann er auch nach EN<br />

1<strong>09</strong>0-2 EXC 1 machen. Hier reicht die Sichtprüfung der<br />

Schweißnähte aus. In der europäischen Stahlbaunorm<br />

EN 1<strong>09</strong>0-2:2018 ist diese Methode zur Verlängerung von<br />

Schweißerprüfungen bereits ausgeschlossen.<br />

Trends:<br />

• Das amerikanische Rechtsprinzip, alle Verantwortung<br />

dem Hersteller, hält in den ISO Normen zu Schweißerprüfungen<br />

Einzug. Die europäische Rechtssprechung<br />

kennt jedoch bei Schadensfällen noch nicht die Strafhöhen<br />

wie in Amerika.<br />

• Schweißerprüfungen sind elementare Forderungen in<br />

der schweißtechnischen Qualitätssicherung. Mit der<br />

EN 1<strong>09</strong>0 wurde dieser Forderung der nötige Nachdruck<br />

verliehen.<br />

• Zertifikate sind der Befähigungsnachweis für das<br />

Schweißen, nicht der Lehrberuf.<br />

• In Österreich wird die Fachkundeprüfung über das nationale<br />

Vorwort verbindlich erklärt. Ursprünglich war<br />

die sicherheitstechnische Basisschulung der Ausgangspunkt.<br />

Heute wird unabhängig von einer Schweißerprüfung<br />

eine sicherheitstechnische Arbeitsplatzevaluierung<br />

und -unterweisung nach dem Arbeitnehmerschutzgesetz<br />

verlangt. Dadurch ist die ursprüngliche<br />

Überlegung überholt.<br />

Schweißtechnik in HTL, FH und TU<br />

Die Schweißtechnik ist, ob HTL, FH oder TU, eine Randerscheinung<br />

in der Ausbildung. Die bedeutendste Verbindungsmethode<br />

wird in den Lehrplänen der HTL, je nach<br />

Fachrichtung in den Gegenständen Fertigungstechnik,<br />

Maschinenelement oder mechanische Technologie unterrichtet.<br />

Die Intensität, mit der der Unterricht umgesetzt<br />

wird, ist vielfach vom persönlichen Engagement der Lehrer<br />

abhängig. In Konstruktionsübungen wird kaum auf schweißtechnische<br />

Gestaltung von Verbindungen eingegangen.<br />

Schweißen an sich wird im Werkstättenunterricht in der<br />

Praxis vermittelt. Je nach Fachrichtungen werden die<br />

Schwerpunkte auf die verschiedenen Prozesse gelegt. Die<br />

Dauer ist 8 Wochen mit einem Unterrichtstag pro Woche.<br />

An den Fachhochschulen wird in einzelnen Studienrichtungen<br />

Schweißtechnik intensiver vermittelt. Beispiel dafür ist<br />

der Studiengang MKT (EntwicklungsingenieurIn für Metallund<br />

Kunststofftechnik) an der FH Wels. Hier wurden in der<br />

Fachrichtung Metall Inhalte aus der IWE Ausbildung eingebaut<br />

und den Studenten die Möglichkeit gegeben nach<br />

einem 4-wöchigen Ergänzungslehrgang zur IWE Prüfung<br />

anzutreten. <strong>10</strong>0 FH Absolvent haben diese Möglichkeit bereits<br />

wahrgenommen.<br />

Ähnliche Möglichkeiten gibt es an der TU Graz und an der<br />

TU Wien.<br />

Die TU Wien bietet am Institute for Building Construction<br />

and Technology von Frau Prof. Felber eine Reihe von Lehrveranstaltungen<br />

an, die die Inhalte der IWE Ausbildung<br />

SCHWEISS- UND PRÜFTECHNIK <strong>09</strong>-<strong>10</strong>/<strong>2019</strong> 163

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!