PROMAGAZIN_10_2019

WIRTSCHAFT | Dualis
Abstieg für den Aufstieg
Tief unterm Heilbronner Land befindet sich eine besondere Ausbildungsstätte
der Südwestdeutschen Salzwerke. Sie wurden für die
hohe Qualität der Lehre mit dem Dualis-Siegel ausgezeichnet.
Was für ein Ausmaß! 15 Meter
breit und über zehn Meter
hoch ziehen sich die Gänge
kilometerlang durch den Salzberg.
Wie auf der darüber befindlichen Autobahn
6 gibt es mehrere Spuren für
Fahrzeuge, zwischendrin verlaufen die
Transportbänder. Wie Neuschnee liegt
feiner Salzstaub auf allem.
„Man gewöhnt sich schnell an
das Arbeiten unter Tage“, findet Erik
Schuster, der gerade an einem Gabelstapler
schraubt. Der 20-Jährige ist im
vierten Lehrjahr zum Land- und Baumaschinenmechatroniker
bei den
Südwestdeutschen Salzwerken. Nach
seiner Lehrzeit will er weiterhin in der
riesigen, von Salzwänden begrenzten
Werkstatt arbeiten. „Wir bilden nur
nach Bedarf aus. Die Festanstellung im
Anschluss an die Lehre ist das Ziel“, erklärt
Achim Zucknick, der für die Ausbildung
der Bergbautechnologen zuständig
ist. Einer seiner Azubis, Roman
Hauert, arbeitet gerade eigenständig
an den Vorbereitungen für die nächste
Sprengung. Dafür bohrt er Löcher in
den massiven Salzstein. Es geht staubig
zu, Roman schwitzt. Das sei für ihn
der einzige Nachteil, sagt der 18-Jährige.
Dass sein Handy hier unten nicht
funktioniert, stört ihn nicht. „Das tut
mir ganz gut“, gesteht er schmunzelnd.
Als Ausbildungsbotschafter geht
Roman in Schulen, um für seinen Beruf
zu werben. „Unsere Ausbildungsberufe
sind erklärungsbedürftig“, findet
Zucknick. Viele wüssten nicht, dass
es eine Ausbildung als Bergbautechnologe,
Land- und Baumaschinenmechatroniker
oder Aufbereitungsmechaniker
gibt. Dabei schneiden die
Südwestdeutschen Salzwerke als Ausbildungsbetrieb
sehr gut ab, haben das
Eigenständig bohrt Roman Hauert Löcher für die Sprengung. Seine Ausbildung als
Bergbautechnologe bietet ein hohes Maß an Abwechslung und Verantwortung.
Foto: Denise Fiedler
Dualis-Siegel der IHK für ihren hohen
Einsatz in der Lehre bekommen.
„Wir schicken unsere Azubis auf
viele Seminare, die sie nicht nur fachlich,
sondern auch menschlich weiterbringen“,
erklärt Zucknick. Auch
die Ausbilder werden regelmäßig im
Umgang mit jungen Leuten geschult.
Wichtig sei dem 56-Jährigen ein ehrlicher
Umgang mit Fehlern. „Bei Problemen
oder Fehlern suche ich das offene
Gespräch, aber immer unter vier Augen
und immer in einem konstruktiven
Ton.“ Er selbst sei ebenso offen für
Kritik. „Wir sind alle nur Menschen.“
Jeden Freitag gibt es ein Feedback-Gespräch,
zudem füllen Ausbilder
und Azubi Entwicklungsbögen
aus. „Meistens schätzen wir die Entwicklung
gleich ein, wenn nicht bietet
sich das als Gesprächsthema an.“
Auch wenn es mal private Probleme
gebe, stünden die Ausbilder als Ansprechpartner
bereit. Das ermögliche
eine vertrauensvolle Beziehung. „Für
die Arbeit im Berg sind Vertrauen und
ein klarer Kopf essentiell“, erklärt Zucknick.
„Es wird gefährlich, wenn die Sicherheitsvorkehrungen
nicht richtig
eingehalten werden.“
Das Dualis-Siegel der IHK haben
die Ausbilder im Hinterkopf. Die Überprüfung
durch Auditoren sei eine gute
Möglichkeit, sich Perspektiven und
Probleme aufzeigen zu lassen. Eine
willkommene Ergänzung für ihren
Lehrplan war der Vorschlag der Prüfer,
ein einwöchiges Sozialpraktikum einzubauen.
„Wir hatten das so ähnlich
schon in der Vergangenheit, haben es
jetzt aber ausgeweitet und verfestigt“,
betont Zucknick. In diesem Jahr war
die Gruppe im Albert-Schweitzer-Kinderdorf
in Waldenburg und hat bei
Renovierungsarbeiten geholfen. „Die
Woche hat den Zusammenhalt unter
uns und mit den Ausbildern gestärkt“,
findet Azubi Raffael Kramer. „Wir
konnten uns von einer ganz anderen
Seite kennenlernen.“ Denise Fiedler
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Oktober 2019
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