STADTBLATT_2019_10
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musik<br />
FOTO: DANIEL AUDE<br />
Die Geschichte<br />
weiterspielen<br />
Im September ist die neue Jiddische Konzertreihe im Felix-<br />
Nussbaum-Haus gestartet. Bis Weihnachten stehen noch zwei<br />
Konzerte an – unter anderem mit Klezmer-Blues von Daniel<br />
Kahn. Auch einen Klezmer-Workshop kann man besuchen.<br />
Erst Reeperbahn Festival, dann Osnabrück – Velvet Volume stellen ihr Debütalbum vor<br />
Ganz natürlich<br />
Velvet Volume aus Dänemark besteht aus drei Schwestern.<br />
Mit ihren messerscharfen Rocksongs wollen sie die Welt ein<br />
bisschen besser machen.<br />
warum sollte man eine Band<br />
gründen? Die Antwort von<br />
Velvet Volume lautet: Warum<br />
nicht? Noa Lachmi (Gesang, Gitarre),<br />
ihre Zwillingsschwester Naomi und<br />
die eineinhalb Jahre ältere Nataja<br />
(Schlagzeug) spielten schon mit zehn<br />
beziehungsweise 12 Jahren auf einem<br />
Schulkonzert Songs von Jimi Hendrix.<br />
„Wir waren drei Kinder, die Musik liebten<br />
und jede Menge Energie hatten“,<br />
erinnert sich Nataja. Im Hause Lachmi<br />
lief eine Mixtur von kubanischer Musik<br />
über Klassik bis 60er-Rock. Ein wichtiger<br />
Einfluss ist bis heute George Michael.<br />
„Wir haben früher immer zu<br />
‚Flawless‘ getanzt“, sagt Nataja. „Und<br />
manchmal tun wir das heute noch.“<br />
Vor sechs Jahren ergatterten Velvet<br />
Volume einen Auftritt bei einem Festival<br />
in ihrer Heimatstadt Aarhus. Zwar<br />
hatten die Mädels noch keine wirklichen<br />
Songs, doch das Konzert wurde<br />
ein voller Erfolg. „Es fühlte sich ganz<br />
natürlich an“, sagt die Schlagzeugerin.<br />
Auch der Sound der Band lag auf der<br />
Hand: „Es ist die Einfachheit und die<br />
Brutalität des Rock, die ihn so ehrlich<br />
machen.“ Es folgten über die Jahre Engagements<br />
bei namhaften europäischen<br />
Festivals wie „Eurosonic“ und<br />
„Blue Balls Luzern“. Im September<br />
spielten Velvet Volume auf dem „Reeperbahnfestival“.<br />
In ihrer Heimat erschien<br />
das Debüt „Look Look Look!“ bereits<br />
2017. In diesem Jahr wurde es international<br />
in einer Special Edition mit<br />
zwei Bonus-Songs veröffentlicht. „Das<br />
Grundthema des Albums ist Unruhe<br />
und die Erwartung an einen selbst“,<br />
sagt Nataja. „Es geht darum, am Boden<br />
zerstört zu sein und das Gefühl zu haben,<br />
dass alle anderen ihr Leben auf<br />
die Kette bekommen, während man<br />
sich selbst im Chaos befindet.“<br />
Insgesamt fasst Nataja die Musik<br />
von Velvet Volume so zusammen: „Es<br />
ist für uns eine Befreiung von all dieser<br />
Spannung und Frustration. Eine Möglichkeit,<br />
ein depressives Gefühl in etwas<br />
Schönes und Dramatisches zu verwandeln.<br />
Das ist Musik für uns.“<br />
MALTE SCHIPPER<br />
P 12.<strong>10</strong>., Westwerk<br />
das Felix-Nussbaum-Haus ist<br />
ein besonderer Ort. Hier wird<br />
an den 1904 in Osnabrück<br />
geborenen und 1944 im KZ Auschwitz<br />
ermordeten Maler erinnert. Nicht nur<br />
anhand von Kunstausstellungen –<br />
auch in Form von Konzerten. Im September<br />
ist mit dem Londoner Duo Fran<br />
& Flora erneut eine jiddische Konzertreihe<br />
gestartet. „Die Emotionalität dieser<br />
Musik“, so das Nussbaum-Haus<br />
über die Reihe, „spricht die Menschlichkeit<br />
an.“ Und die jiddische Musik<br />
sei aufgrund ihrer Suche nach den eigenen<br />
Wurzeln und nach Identität „in<br />
unserer Gegenwart aktueller denn je.“<br />
Einer, der davon ein Lied singen<br />
kann, ist der in Berlin lebende US-amerikanische<br />
Sänger und Multiinstrumentalist<br />
Daniel Kahn. Ihn kennt man<br />
vor allem als Kopf seiner Band Painted<br />
Bird, die Klezmer, Punk und Folk unter<br />
einen Hut bringt und in New York genauso<br />
für Begeisterung sorgt wie in<br />
Berlin. Doch nach Osnabrück kommt<br />
Daniel Kahn mit einem neuen Duo-<br />
Programm: „Bulat Blues“. Benannt<br />
nach dem sowjetischen Gitarrenbarden<br />
Bulat Okudzhava (1924-1997),<br />
Mitbegründer des russischen Autorenliedes.<br />
Sozusagen der Wolf Biermann<br />
Russlands. Unterstützt wird Daniel<br />
Kahn dabei von Vanya Zhuk, einem<br />
Moskauer Virtuosen der russischen 7-<br />
saitigen Gitarre, und seiner Frau Yeva<br />
Lapsker, die mit Projektionen für Kontext<br />
sorgt. Okudzhava inspiriert Daniel<br />
Kahn & Co zu einem Abend voller Poesie,<br />
alle weltlichen, kulturellen und<br />
sprachlichen Grenzen überwindend.<br />
Wer ganz praktisch in die Klezmer-<br />
Welt einsteigen möchte: Das Museumsquartier<br />
Osnabrück und die Musik-<br />
und Kunstschule der Stadt Osnabrück<br />
laden Ende November zu Klezmer-Workshops<br />
für Sängerinnen und<br />
Sänger sowie Instrumentalisten. Die<br />
Teilnehmer lernen von Profis, wie jiddische<br />
Musik gesungen und gespielt<br />
wird. Die Workshops richten sich an<br />
Jugendliche ab 14 Jahre und erfolgen<br />
in englischer Sprache mit Übersetzung.<br />
Der Chorworkshop wird von Polina<br />
Shepherd, der Instrumentalworkshop<br />
von Merlin Shepherd geleitet. Im<br />
Verlauf des Workshops erproben die<br />
Teilnehmer im gesamten Ensemble<br />
Klezmerstücke für ein Abschlusskonzert<br />
am Samstag, 23. November, 20<br />
Uhr. Das Klezmer-Projektorchester,<br />
das auch nach den offenen Workshops<br />
weiterhin bestehen bleibt, wird von<br />
Pierre-Yves Locher geleitet. Anmeldungen<br />
für die kostenlosen Workshops<br />
unter 0541 3234149 oder rocho.s@osnabrueck.de.<br />
Das Finale der jiddischen Konzertreihe<br />
bestreitet dann die aus Hamburg<br />
kommende Formation Stella's Morgenstern.<br />
Im Advent lautet ihr Programm:<br />
„Weihnukka – Stella‘s Morgenstern<br />
spielt Lieder zu Weihnachten<br />
und zu Chanukka“, dem jüdischen<br />
Lichterfest.<br />
MARS<br />
P 25.<strong>10</strong>., Daniel Kahn, Felix-Nussbaum-<br />
Haus<br />
P 22./23.11., Klezmer Workshops, Musik-<br />
und Kunstschule (Caprivistraße 1)<br />
P 23.11., Abschlusskonzert des Klezmer<br />
Workshops, Felix-Nussbaum-Haus<br />
P 14.12., Weihnukka – Stella’s Morgenstern<br />
spielt Lieder zu Weihnachten<br />
und Chanukka, Felix-Nussbaum-<br />
Haus<br />
vorband des monats<br />
The Detectors<br />
Support von ZSK<br />
Die Kieler Emo-Punkband existiert schon eine<br />
ganze Weile und gilt in Szenekreisen als große<br />
Sache. Als Einfluss nennen sie Streetpunk-<br />
Acts wie Voice Of A Generation genauso wie Folk-basierten Rock á la The Gaslight<br />
Anthem oder die guten alten Rancid. In ihren Texten werden die Nordlichter gerne mal<br />
politisch und sprechen an, was ihnen mißfällt. Zum Aufwärmen für ihr Konzert in Osnabrück<br />
empfiehlt sich ihr Album „Deny“.<br />
OSCH<br />
P 24.<strong>10</strong>., Rosenhof<br />
Blues mit politischer Note: Daniel Kahn widmet sich dem sowjetischen Protestsong<br />
28 <strong>STADTBLATT</strong> <strong>10</strong>.<strong>2019</strong>