Angsthunde und der Umgang mit diesen
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Angsthunde und der Umgang mit diesen
Ute Contius
im weiteren Verlauf dieses Überblicks zu erkennen, worin sich die Anwendung von
„Techniken“ von einem wie im nachfolgenden Textteil vorgestellten Umgang unterscheidet.
Zu beachten ist dabei, dass insbesondere von „modernen Angsthund-Trainern/-
Therapeuten“ wie vielfach auch Angsthund-Haltern ein wie im nachfolgenden Textteil
beschriebener Umgang nicht nur als nicht notwendig angesehen wird, sondern vielmehr
noch als dringend zu vermeiden. Diese Ablehnung wird meist durch Verweis auf sog.
neueste Forschungsergebnisse begründet, auf welche ich unter dem Punkt „Die Sache mit
dem gesunden Menschenverstand“ gezielt eingehen werde.
Die Technik der Desensibilisierung/Reizsteigerung, aus der Fülle von „Methoden und
Techniken“ exemplarisch dargestellt, sieht vor, dass ein Hund mit dem jeweils
auslösenden Reiz in dem Maß konfrontiert wird, dass er diesem ohne Reaktionsauslösung
standhalten kann und sich jederzeit im „Wohlfühlbereich“ befindet. Diese Situation wird
mehrfach wiederholt und bei Gewöhnung langsam gesteigert, wiederum in dem Maß, dass
es zu keiner Reaktionsauslösung kommt, bis hin zu dem Zeitpunkt, da sich der Hund an
den jeweiligen Reiz in seiner normal auftretenden Ausprägung vollständig gewöhnt hat.
Praktisch bedeutet dies z.B., dass ein Mensch im Kontakt mit einem Angsthund diesen
zunächst kleinschrittig an seine Nähe gewöhnt, indem er sich in reizarmer/reizloser
Umgebung (wie z.B. einem Zimmer) dem Hund über mehrere Tage oder oft auch Wochen
immer wieder und weiter nähert.
Es steht wohl außer Frage, dass eine solche Gewöhnung im Kontakt mit einem Angsthund
nicht innerhalb von 1, 2 oder auch 3 Tagen erfolgt und „Gewöhnung“ nicht mit „Vertrauen“
gleichzusetzen ist. Lediglich ein Hund, der den Kontakt zum Menschen bisher neutral oder
im optimistischsten Fall positiv erlebt hat, wird sich innerhalb kurzer Zeit dergestalt an den
Menschen gewöhnen, dass er dessen Nähe ohne Reaktionsauslösung zulässt.
Ist die Gewöhnung an die Nähe des Menschen, welche wiederum auch nicht gleichbedeutend
mit einer Berührung oder gar einem Festhalten o.Ä. ist, früher oder zumeist
später erfolgt, wird der Hund in weiterhin maximal reizarmer Umgebung mit einem
weiteren einzelnen (auslösenden) Reiz in Kontakt gebracht, dieses wiederum in der Art
der Steigerung bis an die jeweilige Grenze der Reaktionsauslösung heran. Meint z.B.,
dass der Hund nun kleinschrittig an Geschirr und Leine gewöhnt wird, um bei Gewöhnung
daran im Folgenden in den reizarmen Außenbereich gebracht zu werden. Im Beisein des
Menschen wird der Hund nun kleinschrittig an die verschiedenen Eindrücke in sehr
reizarmer Umgebung (Gerüche, Vögel und andere Tiere, wechselnde Untergründe wie
Steine, Gras u.A. usw.) gewöhnt, immer in mehrfacher Wiederholung bis an seine
jeweilige Reaktionsauslösung heran. Usw. usw.
Unter anderem diese Technik wird als sehr „sanft“ beschrieben und darum auch vielfach
angeraten. Mir stellt sich dabei jedoch die Frage, inwieweit das Gesamtbild einer Technik,
bei welcher der Hund über zumeist Jahre weiterhin nahezu isoliert und/oder im z.B.
Wohnhaus abgeschottet, andernfalls nämlich unter Stress, verbleibt, als „sanft“ bezeichnet
werden kann.
Es ist somit hoffentlich nachvollziehbar, dass eine solche Technik ausschließlich bei
Vorliegen vereinzelter Angststörungen in verantwortungsvollem Rahmen erfolgreich sein
kann und dieses auch nur, so der auslösende Reiz dem Hund in seinem
uneingeschränkten Leben wenig bis gar nicht begegnet bzw. begegnen muss (im Bezug
auf z.B. bestimmte Gegenstände wie Besen o.Ä.).
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