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Angsthunde und der Umgang mit diesen

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Angsthunde und der Umgang mit diesen

Ute Contius

3.4 Die Sonderfälle, die einen Hund zum Angsthund machen

Der Sonderfall des "Deprivationssyndroms", der leider alles Andere als ein Einzelfall ist

Hunde, die während der frühen Entwicklungsphase völlig ohne Außenreize oder sehr

reizarm aufgewachsen sind, konnten, wie vorstehend erläutert, die Hirnstrukturen der

jeweiligen Entwicklungsphasen mangels Stimulation sämtlicher Sinnesbereiche nicht

ausbilden. Es kommt in der Folge zu (Entwicklungs-)Störungen wie z.B. Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen,

welche sich insbesondere in der gestörten Aufnahme,

Speicherung und Verarbeitung, somit auch Bewertung, von (Umwelt-)Reizen äußern.

Zudem werden diese Hunde in ungewohnter Umgebung oder Situation permanent mit

Unbekanntem/Ungewohntem konfrontiert und auf Basis von Vorstehendem werden sie

somit im weit überwiegenden Fall neben den Folgen vieler etwaig möglicher

(Entwicklungs-)Störungen unentwegt von ihrem Körper vor dem Unbekannten „gewarnt“.

Sie stehen folglich unter Dauerstress. Dieser Dauerstress und die Hilflosigkeit gegenüber

den auf sie einwirkenden unbekannten Reizen führen in der Folge wiederum zum Erleben

traumatischer Situationen.

Man spricht zu Neu-Deutsch bei einem solchen Hund von einem Hund mit

Deprivationssyndrom (starke Angst/Furcht, Angststörungen), im Falle nur gemäßigter

Angst/Furcht von einem Hund mit "Deprivationsschaden".

Je früher die Deprivation eintritt, im schlimmsten Fall ab Geburt, und je reizärmer die

entsprechende Umgebung ist, desto höher ist gleichwohl das Risiko und die

Wahrscheinlichkeit des Vorliegens von (Entwicklungs-)Störungen sowie das Risiko und die

Wahrscheinlichkeit des Treffens auf eine Vielzahl von unbekannten Reizen.

Zum besseren Verständnis sei erwähnt, dass im Falle schwerer Deprivation von z.B.

Menschen die Symptomatik lt. Literaturmeinung der des Autismus gleicht, sodass eine

verlässliche Differentialdiagnostik insbesondere bei Kindern nur in bestimmter Umgebung

und unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist.

Ein Hund mit Deprivationsschaden oder Deprivationssyndrom kann in seiner

Vergangenheit tatsächlich in irriger Annahme wohlwollend oder auch infolge von Krankheit

von Außenreizen ferngehalten worden sein; solch ein Hund ist aber zumeist aus

Verwahrlosung befreit, aus einem ausländischen Shelter gerettet, in welches er

schlimmstenfalls hineingeboren wurde, o.Ä. Es ist ein Hund, der vielfach nichts weiter

kennengelernt hat als die Behausung, in der er von Geburt an vor sich hin vegetiert hat,

einschließlich der Individuen, die dort anwesend waren.

Bsp.: meine Cheyenne hat ab ihrer Geburt für ca. 3-4Jahre zusammen mit wenigen

anderen Hunden in einem abgelegenen Zwinger auf einem verwilderten Gelände

zwischen Büschen vor sich hin vegetiert. Die Eindrücke in dieser Umgebung waren das

Einzige, das sie kannte, zzgl. einem einzigen (!) Menschen, der stets betrunken und völlig

überfordert mit Dachlatten auf die Hunde eindrosch, sie mit Elektroschockern traktierte,

Hunger und Durst leiden ließ usw.

Befreit man einen solchen Hund, hat dieser im weit überwiegenden Fall nicht hier und da

mal Angst/Furcht vor irgendetwas, irgendjemandem oder reagiert in einzelnen Situationen

ängstlich oder panisch. Ein solcher Hund hat neben der Tatsache, dass sein Hirn nur

eingeschränkt in der Lage ist, Wahrnehmungen (=Reize) zu verarbeiten, Angst und Furcht

vor Allem, was es in seinem Zwinger/seiner Behausung nicht gab, einschließlich, wie im

beschriebenen Fall meiner Cheyenne, der Phobie vor Menschen.

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