Angsthunde und der Umgang mit diesen
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Angsthunde und der Umgang mit diesen
Ute Contius
Anfangs wird dem Hund das Sicherheitsgeschirr an identischer Stelle des Raums unter
gleichbleibendem Vorgehen angezogen. Dabei wird z.B., ohne sich über den Hund zu
beugen oder in anderer Weise Bedrohung zu signalisieren, das Geschirr über den Kopf
gezogen und anschließend mit beiden Händen „am Hund“ (!) eine Hand unter dem Bauch
nach vorne geführt, um das Unterteil zu greifen. Beide Hände am Hund werden daraufhin
zum erst rechten Verschluss geführt, um diesen zu schließen, dann zum linken, dann zu
den hinteren etc. Im weiteren Verlauf wird z.B. eine Hand dann währenddessen langsam
in Richtung der Pfoten geführt, es wird sich mal langsam über den Hund gebeugt und
gesehen, wie er darauf reagiert, das Geschirr wird unter Beibehaltung des „Anziehrituals“
an anderer Stelle des Raumes angezogen usw.
Dies alles natürlich unter Begleitung lobender Worte, die wiederum ruhig,
langsam/unaufdringlich und in ihrer Wortwahl gleichbleibend sind. Es bietet sich vor dem
Hintergrund der Zielsetzung weder an, den Hund „zuzulabern“, ihn wie ein Kind „hysterisch
motivierend“ unterstützen zu wollen, noch überhaupt nicht mit ihm zu reden.
Letztlich ist die gleichbleibende Verwendung von „Phrasen“ nichts Anderes als ein Element
der Konditionierung, dies jedoch auch wieder im Rahmen des täglichen Ablaufs etabliert,
und nicht durch Einzelübungen. Ein Element, das späterhin durchaus auch genutzt
werden kann, um in unbekannten Situationen ein Wohlgefühl beim Hund auszulösen (vgl.
„Die Sache mit dem gesunden Menschenverstand“, dort Verweis auf die Studie von Attila
Andics aus 2016).
Natürlich mag das Alles entbehrlich erscheinen, wenn man z.B. über ein Grundstück von
1 ha verfügt, das dem Hund ausnahmslos zur Verfügung steht, auf dem er sich neben dem
Haus frei bewegen kann und auf welchem er sich sicher fühlt usw. Man wird nur
spätestens dann, wenn z.B. ein notfallmäßiger Besuch bei einem Tierarzt oder in einer
Tierklinik ansteht, damit konfrontiert sein, dass der Hund „mit dem Leben umzu“ umgehen
können muss, von der Situation einer notwendigen stationären Aufnahme ganz zu
schweigen.
Aus diesem Grund ist es meines Erachtens auch zwingend notwendig, den Hund an
Berührungen, die auch „Untersuchungscharakter“ haben, bzw. an eigene Untersuchungen
der Ohren, Pfoten usw. einschließlich der Fellpflege zu gewöhnen. Dies ebenso wie an
das Treffen auf fremde Menschen und eben die ganz normalen Reize der Umgebung
außerhalb des eigenen Grundstücks. Gewöhnung wiederum in Form von etablierten
Ritualen.
Es wird natürlich insbesondere zu Anfang Situationen geben, in welchen es sich nicht
vermeiden lassen wird, anfangs gegen einen gewissen Widerstand des Hundes arbeiten
zu müssen - das erste Anlegen des Sicherheitsgeschirrs, der erste Spaziergang, das erste
Autofahren u.Ä.
In diesen Situationen ist vorrangig eines wichtig: Ruhe, Geduld und Beharrlichkeit! Ein
Herauszerren des Hundes zum Spazierengehen wird sich ebenso negativ auswirken wie
ein monatelanger Verzicht auf einen Spaziergang an der Leine, weil der Hund sich
dagegen wehrt. Vielmehr sollte der Hund also unter Einsatz der Körpersprache, die er
versteht, und die in keinster Weise Bedrohung auszudrücken hat, sehr ruhig, aber
beharrlich dazu gebracht werden, aus der Tür zu gehen. Dies auch, wenn es dazu
unvermeidbar ist, ihn am Geschirr langsam dorthin zu drücken, zu schieben oder zu
ziehen - wie gesagt ruhig, aber beharrlich. Ein Blockieren, Zurückziehen, Toben u.Ä. des
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