16.12.2019 Aufrufe

Angsthunde und der Umgang mit diesen

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Angsthunde und der Umgang mit diesen

Ute Contius

der, auf den er sich in jeder Situation verlassen kann. Eine Sicherheit, die ihm in

Gegenwart des Menschen in jeder Situation gewiss ist, gleich, welche ihm unbekannte

Situation er erleben muss. Eine Sicherheit, die ihm in der Sprache verdeutlicht und

zugesichert wird, die er kennt – in seiner „Sprache“, in seinem Ausdrucksverhalten.

Wer nun noch, wie z.B. eine sog. Angsthund-Therapeutin regelmäßig, behauptet, dass es

„den Leithund“ nicht gibt und souveräne Hunde mit Führungsqualität im Falle von

Bedrohung ihrer Gruppenmitglieder vielmehr ignorant zusehen als zu reagieren, hat sich

noch nie tatsächlich mit dem Verhalten von Hunden auseinander gesetzt, hat deren

Interaktionen nicht beobachtet, geschweige denn, einen souveränen Hund halten dürfen.

Ein (Angst-)hund „klebt“ förmlich an den Souveränen der Gruppe, lässt diese/n nicht aus

den Augen und folgt ihnen/ihm auf Schritt und Tritt.

Warum ich mir diesbezüglich derart sicher bin? Weil ich das Glück hatte, einen überaus

souveränen Altdeutschen Schäferhund-Rüden halten zu dürfen und seine Wirkung auf

ängstliche Hunde und vor allem auch Angsthunde gesehen habe. Gesehen habe, wie er

interagierte und welche Reaktionen dadurch bei den ängstlichen Hunden und vor allem

auch den Angsthunden ausgelöst wurden. Weil ich an verschiedenen Hunden gesehen

habe, wie ängstliche Hunde und auch Angsthunde in Gegenwart nur eines souveränen

Hundes sichtlich entspannen, Situationen an dessen Seite bewältigen, die ohne ihn schier

unlösbar wären – und das alles ohne mehrmonatiges oder zumeist leider mehrjähriges

„Anwenden von Techniken“.

Und noch aus einem weiteren Grund, ein „Schwank“ aus meiner Kindheit: ich habe als

Kleinkind gern geschaukelt und stand auf einem Jahrmarkt im Alter von 2 oder 3 Jahren

voller Faszination vor der Riesen-Schiffschaukel, in die meine Eltern somit mit mir gingen

– natürlich in den „Bug“, da es dort ja am schönsten ist; eine meiner ersten Erinnerungen.

Es dauerte nicht lange und das kurze Gefühl der Freude wandelte sich spontan in das

Gefühl, gleich sterben zu müssen. Mein Vater, der mir gegenüber saß, reagierte recht

schnell und packte das erste, das er zu packen bekam – meinen Fuß. Er drückte und

schüttelte daran und da er kurz meine Aufmerksamkeit hatte, sagte er nur den einen Satz:

„ich bin da, dir passiert nichts“. Das Gefühl, sterben zu müssen, ließ nach, das sich

anschließende als „Spaß“ zu bezeichnen, wäre vermutlich übertrieben, aber die restliche

Fahrt empfand ich zumindest nicht mehr als schlimm.

Um genau dieses Gefühl geht es im Folgenden, darum, dieses Gefühl der Sicherheit zu

erreichen - „ich bin da, dir passiert nichts“.

Um die Jüngeren, insbesondere jüngeren Mütter, unter uns, am Rande kurz zu beruhigen

– neben Kinderliedern von „Hamann“, dem abgebrannten Pommern und der vollen

Bandbreite von Grimms Märchen waren solche Situationen für Personen meiner

Altersgruppe das geringste Übel und unserer Altersgruppe entstammen im Übrigen auch

nicht die statistisch häufigsten psychischen Erkrankungen, Erschöpfungszustände u.Ä.,

ferner fahre ich heute gern Karussell, mag das Gefühl von Geschwindigkeit und habe

keine Höhenangst o.Ä.

Um diesen Teilbereich abzuschließen, verbleibe ich mit der Frage, warum Menschen

vielmehr auf zusammenhanglose Forschungsergebnisse verweisen oder auch ihren Hund

individuell, seine Rasse o.Ä. als Grund bemühen, anstatt vor dem Hintergrund dessen,

was an Erfolg belegterweise möglich ist, sich selbst und ihre jeweiligen „Methoden und

Techniken“ zu reflektieren; ich hoffe, Vorstehendes bietet Anlass dazu.

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!