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Vernissage der Ausstellung. Von links nach rechts: Joséphine Pilars de Pilar, Dr. Sandra Abend, Christian Füllgraf
und Prof. Hans Körner.
2020 jährt sich die Entstehung der ersten
Grafiken aus der Serie „Die Schrecken
des Krieges“ zum 200. Mal. Die Arbeiten
entstanden als Reaktion auf die napoleonische
Besatzung in Spanien – eine Invasion, die 1807
begann und bis 1814 andauerte. „Die verhängnisvollen
Folgen des blutigen Krieges gegen Bonaparte
in Spanien“ hielt der Maler Goya in 80
Aquatinta-Radierungen fest. In seinen Bildern
nimmt er keine Partei, sondern veranschaulicht
die menschliche Brutalität in archetypischer
Form. Somit stehen diese existenziellen Szenen
stellvertretend für alle Kriege und erscheinen in
ihrer darstellerischen Kraft nahezu zeitlos und
beklemmend aktuell. Sie zeigen abgründige Verhaltensmuster
menschlichen Handelns in extremen
Situationen.
Die Veröffentlichung von derart erschütternden
Arbeiten war im Klima dieser Zeit für den Künstler
zu gefährlich. So wurde die erste Auflage der
Radierungen erst 35 Jahre nach Goyas Tod, im
Jahr 1863, von der San-Fernando-Akademie
in Madrid unter dem Titel „Los Desastres de la
Guerra“ gedruckt. Zu Lebzeiten fertigte Goya einen
vollständigen Satz nummerierter Abzüge an,
die er seinem Freund Ceán Bermúdez zukommen
ließ. Diese Abzüge enthielten mit Bleistift eingefügte
Beschriftungen, die zum integralen Bestandteil
der Bilder wurden. Heute befinden sich
die Originaldruckplatten, von denen auch die im
Wilhelm-Fabry-Museum ausgestellten Radierungen
stammen, in der Calcografía Nacional
Madrid. Neben dem kompletten Satz der Serie
werden exemplarische Radierungen aus den „Los
Caprichos“ gezeigt. Die gesellschaftskritischen,
satirischen Stiche gingen dem „Los Desastres de
la Guerra“-Zyklus voran. In ihnen verschmelzen,
Träume, Fantasien und Realitätsbezüge.
Mit Goyas Werkschau feiert das Wilhelm-Fabry-
Museum gleichzeitig sein dreißigjähriges Bestehen.
Ein Haus, das dem Wundarzt und Begründer
der modernen Chirurgie gewidmet ist. Einem
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