Gemeindeblattl 2019-red
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STERBEFÄLLE 2019
„Die Erinnerung ist ein Fenster
durch das ich Dich sehen kann,
wann immer ich will.“
„Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann,
ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen,
die an ihn denken.“
NACHRUF BERTA KOFLER
Stadtsaal in Lienz, um ein Zubrot zu verdienen und
den Kindern eine Ausbildung ermöglichen zu können.
Sie sparte, brachte jeden verdienten Schilling in den
Haushalt ein und fuhr mit dem Fahrrad, später mit
dem Mofa nach Lienz und vollgepackt mit
Berta Kofler erblickte am 18. August 1930 als viertes
von insgesamt 13 Kindern der Clementine, geb. Brunner
und des Bartlmä Oberegger in Gaimberg das Licht
der Welt. Nach der achtjährigen Volksschule besuchte
sie die Landwirtschaftliche Lehranstalt in Lienz. Die
Not in den 30er Jahren war groß, das Leben bescheiden
und die Kinder mussten früh auf dem Hof und
Feld mitarbeiten. Berta war schon in der Kindheit sehr
tüchtig und lernte rasch von ihrer Mutter die Geschicke
einer Bäuerin. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter
mit nur 49 Jahren im Jahr 1952 musste sie noch mehr
Verantwortung im Haus übernehmen und sorgte liebevoll
für ihre Geschwister.
Mit 21 Jahren lernte sie ihren späteren Ehemann
Seppl vom Untermicheler in Lavant beim Kirchtag in
Gaimberg kennen. Seppl war nicht der Wunschkandidat
ihres Vaters, weil er kein Bauer war, doch sie
setzte ihren Willen durch, heiratete den Mann, den sie
liebte und zog mit ihm 1953 in das Mesnerhaus nach
Lavant. Der Kindersegen ließ nicht lange auf sich warten
und mit Sepp, Alfred, Erna, Peter, Michaela und
Monika wuchsen 6 Kinder heran.
Seppl war über 60 Jahre lang in den Diensten der Kirche
und sie stand ihm als Mesnerin stets helfend zur
Seite. Sie vertrat ihn, wann immer sie gebraucht wurde,
schmückte die Kirche und läutete auch die große
Glocke der Kirche händisch, was aus heutiger Sicht eigentlich
undenkbar ist.
In den frühen 70er Jahren nahm sie eine Stelle als
Hausmädchen im Hotel Sonne an, arbeitete in Privathaushalten,
im Feriendorf am Iselsberg und im
Einkaufstaschen am Gepäcksträger nach Hause. Mit
äußerst viel Fleiß, jeder Menge Entbehrung und harter
Arbeit konnte sie im Jahr 1981 zusammen mit ihrem
Ehemann und den Kindern das neue Eigenheim
beziehen, das sie hegte und pflegte. Sie war die Seele
des Hauses und die Tür stand für alle immer offen.Die
Familie war das Um und Auf im Leben und sie genoss
es, wenn ihre „Schäfchen“, wie sie die Familie liebevoll
nannte, um sie herum waren. Ihre Leidenschaft zum
Kochen, Backen und Handarbeiten blieb bis zuletzt.
Besonders ihre Knödel, Schlipfkrapfen und der legendäre
Schweinsbraten wurde von allen sehr geschätzt.
Sie konnte nie ohne Arbeit sein, denn Arbeit erfüllte
ihr Leben.
Auch zu den Enkelkindern hatte sie ein inniges Verhältnis
und sie liebte es, ihnen stundenlang Geschichten
zu erzählen oder Ratschläge fürs Leben zu geben.
Sie kamen immer gerne zu ihr und sie erfreute sich
an den Besuchen. Durch ihre offene Art kannte sie
viele Leute im Bezirk, wusste, wer mit wem verwandt
ist usw. Durch Reden kommen die Leute zusammen,
sagte sie. Sie redete einfach für ihr Leben gern. Man
konnte ihr stundenlang zuhören, denn sie wusste immer
etwas zu erzählen.
Im Jahr 2007 erlitt ihr Ehemann Seppl einen Schlaganfall,
von dem er sich nicht mehr erholte. Berta pflegte
ihn mit viel Liebe und Geduld, obwohl sie selbst schon
gesundheitlich angeschlagen war. Die letzten Jahre bis
zu seinem Tod im Jahr 2014 wurde Seppl und in weiterer
Folge auch Berta zu Hause von der Familie mit
Hilfe von 24-Stunden-Pflegerinnen liebevoll betreut.
Kurz vor Weihnachten 2018 bemerkte Berta, dass ihre
Kräfte zusehends schwanden. Jede kleinste Anstrengung
machte ihr zu schaffen. Eine Lungenentzündung
war Auslöser für die Schwäche, von der sie sich leider
nicht mehr erholte.
Mit großer Geduld ertrug Berta das Leiden, welches
schlussendlich am 25. April diesen Jahres in einen
friedlichen ewigen Schlaf übergegangen ist.
Möge sie in Frieden ruhen!
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DIE GEMEINDE INFORMIERT
DEZEMBER 2019