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Maas_16_Klarheit_blick-ins-heft

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KLARE SACHE:

WENN ICH

HELFEN KANN,

DANN HELFE ICH

——

INTERVIEW MIT ZOE KATHARINA / IUVENTA 10

Nach dem Abitur und während einer Ausbildung als Bootsbauerin meldet sich die

20-jährige Zoe bei der Organisation »Jugend rettet«, um auf einem Schiff im Mittelmeer

Geflüchteten das Leben zu retten. Ihr Einsatz auf der Iuventa wird zu einer existenziellen

Grenzerfahrung. Sie riskierte 20 Jahre Haft, weil sie Hunderte von Menschen aus Seenot rettete.

Und sie würde es wieder tun.

WIE KAMST DU AUF DIE IDEE, DICH FÜR EINEN EIN-

SATZ AUF DER IUVENTA ZU MELDEN? Ich habe die Bilder

von den Ertrinkenden in den Medien gesehen

und wusste, dass ich helfen kann, u.a. weil ich einen

Motorbootführerschein habe. Als ich von »Jugend

rettet« erfuhr, habe ich sie angeschrieben, ob sie jemanden

brauchen, der Motorboot fahren kann. Ich

habe gar nicht lange darüber nachgedacht. So habe

ich 2017 meinen Jahresurlaub auf der Iuventa

verbracht.

WIE GENAU LIEF DEIN EINSATZ AB AUF DER IUVENTA?

Die Iuventa kreuzte vor der libyschen Küste und

hat Menschen von Booten, die in Seenot waren,

aufgenommen und möglichst schnell an größere

Schiffe übergeben, die sie in einen sicheren Hafen

gebracht haben. Es ist seerechtlich so, dass man

Menschen, die in Seenot sind, in einen sicheren

Hafen bringen muss. Man darf Menschen auch

nicht über die 12 km Linie zurückdrücken in ein

Land, wo ihnen Folter und Tod drohen.

Ich bin mit einem kleinen Motorboot direkt raus zu

den Menschen gefahren. Ich war die ganze Zeit als

Sicherungsboot neben dem zu rettenden Boot, falls

jemand bewusstlos wird, über Bord geht oder Panik

ausbricht. Das ist häufiger vorgekommen. Es kam

auch vor, dass ein Boot direkt vor unseren Augen

gesunken ist und es Tote gab. Einmal ist die libysche

Küstenwache, eigentlich sind es ja Milizen, zu

einem zu rettenden Boot gekommen und darauf

gesprungen, um es zurückzuschleppen. Die Flüchtenden

sind sofort ins Wasser gesprungen, obwohl

die meisten gar nicht schwimmen können. Wir

haben auch einige Wasserleichen gefunden.

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