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INTERVIEW MIT

DER KÜNSTLERIN MARTA FREJ

Stellung zu beziehen, auch und gerade wenn es

politisch und gesellschaftlich heikel ist, erfordert

Mut und Klarheit. Die polnische Künstlerin Marta

Frej nimmt kein Blatt vor den Mund, sondern setzt

mit ihren Memes (Bilder und Texte, die sich im

Internet wie ein Lauffeuer verbreiten) einen

klaren Kontrapunkt für die zunehmende politische

und gesellschaftliche Unterdrückung der Frauen

in Polen. Mit ihren Bildern gibt sie auf eine humorvolle

und zugleich scharfe Art Frauen eine

Stimme und ermutigt damit Tausende von Frauen

in Polen dazu, ebenfalls stark zu sein und sich

nicht zu verstecken.

WAS MÖCHTEST DU DURCH

DEINE ARBEIT KLARSTELLEN?

In Polen versuchen viele Politiker, den Eindruck zu

erwecken, es gäbe in unserem Land keine Probleme.

Dies ist natürlich nicht richtig. Wir haben viele

Probleme und diese sind sehr ernst zu nehmen. Ein

Beispiel: Politiker zitieren gerne eine Statistik, die

aufzeigt, dass Gewalt gegen Frauen in Polen nur

marginal vertreten sei. Der Grund dafür ist jedoch,

dass man in Polen erst von »häuslicher Gewalt«

spricht, wenn es um massive Misshandlungen geht.

Psychische, ökonomische und auch körperliche

Übergriffe ohne große sichtbare Folgen gelten hier

nicht als Gewalt. Auch trauen sich viele Opfer aus

Angst vor Stigmatisierung häufig nicht, ihre Täter

anzuzeigen, und es mangelt enorm an Schulungen

für Polizei, Ärzte und Pflegepersonal über den

richtigen Umgang mit den Betroffenen.

Für mich ist das ein sehr schmerzlicher Zustand

und ich möchte darüber mehr aufklären und das

Bewusstsein meiner Mitmenschen verändern. Das

tue ich auf eine Art, die mir sehr nahe liegt. Über

die Kunst.

VERSTEHST DU DICH MEHR

ALS KÜNSTLERIN ODER ALS AKTIVISTIN?

Momentan mehr als Aktivistin. Denn im Gegensatz

zur dekorativen Kunst, die dazu da ist, Schönheit

darzustellen, interessiere ich mich derzeit für Kunst,

die sich gesellschaftlich engagiert und auch unangenehme

Wahrheiten darstellt. Allerdings versuche

ich, auch bei schwierigen Themen den Humor nicht

zu verlieren. Humor bildet für mich eine Art Puffer,

durch den es vielen Menschen leichter fällt, kontroverse

Inhalte dennoch anzunehmen.

WIE BIST DU AUF DIE

IDEE DER MEMES GEKOMMEN?

Das war eher Zufall. Ich habe ein Foto aus dem Internet

graphisch bearbeitet und daneben einen Text

geschrieben. Auf dieses Bild kamen im Netz viel mehr

Reaktionen, als bei meinen anderen Bildern ohne Text.

Von da an habe ich immer häufiger Zeichnungen

mit kurzen Texten hochgeladen. Zunächst habe ich

vor allem das tägliche Geschehen in der Politik

kommentiert, doch am meisten hat mich immer die

Situation der Frauen in Polen interessiert. Mittlerweile

habe ich gemerkt: Je persönlicher und je mehr

aus mir heraus ich meine Memes gestalte, desto

mehr Frauen können sich damit auch identifizieren.

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