Taxi Times München - November / Dezember 2019
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UBER VOR GERICHT<br />
KOMMT ES IN MÜNCHEN<br />
ZUM LETZTEN AKT?<br />
Im Endlos-Prozess einer Münchner <strong>Taxi</strong>unternehmerin gegen Uber scheint<br />
es wie in Köln auch hier hauptsächlich um die Frage zu gehen, was innerhalb<br />
der App technisch möglich ist.<br />
Es wurde eng am<br />
23. September <strong>2019</strong><br />
vor dem Sitzungssaal<br />
des Landgerichts <strong>München</strong> II<br />
am Lenbachplatz. Um 10 Uhr<br />
war kein Sitzplatz im Wartebereich<br />
vor dem Saal mehr<br />
frei. Insgesamt neun<br />
Zeugen waren<br />
vom Gericht<br />
geladen. Acht<br />
von ihnen<br />
sollten von<br />
ihren Erfahrungen<br />
mit Uber<br />
berichten, die sie 2017 oder 2018 als<br />
Uber-Fahrer, Unternehmer oder Kunden<br />
gemacht hatten.<br />
Sie taten dies nahezu gleichlautend. Die<br />
Uber-Fahrer gaben an, direkt und unmittelbar<br />
den Auftrag per App auf ihrem Smartphone<br />
erhalten und danach die Fahrt<br />
ausgeführt zu haben. Ein (ehemaliger)<br />
Uber-Unternehmer bestätigte, dass er zwar<br />
alle Aufträge parallel auch als Nachricht<br />
per E-Mail bekommen habe, er diese aber<br />
nie aktiv bearbeitet habe und seine Fahrer<br />
die Fahrten in Eigenverantwortung durchgeführt<br />
hätten. Es wäre ja auch vor allem<br />
nachts gar nicht möglich gewesen, jeden<br />
Auftrag aktiv zu legitimieren.<br />
Der neunte Zeuge war Christoph Weigler,<br />
der Deutschland-Chef von Uber. Er sollte<br />
gegenüber der Richterin erklären, wie<br />
die Auftragsvergabe bei Uber technisch<br />
abläuft. Er schilderte, dass Ende 2016<br />
der Prozess der Auftragsvermittlung<br />
umgestellt wurde, wobei die Entwicklung<br />
gemeinsam mit der Berliner Aufsichtsbehörde<br />
LABO vorgenommen worden und<br />
an die Rechtsprechung des Berliner Kammergerichts<br />
angepasst worden sei. Seitdem<br />
würden Kundenbestellungen über die Uber-<br />
App zwar weiterhin an das nächstgelegene<br />
Fahrzeug vermittelt, doch bekäme der<br />
Unternehmer des Fahrzeugs eine E-Mail<br />
an seinen Betriebssitz, in der er über das<br />
Fahrtangebot an sein Fahrzeug informiert<br />
wird. Das Angebot enthält Informationen<br />
zum Namen des Bestellers inklusive Telefonnummer,<br />
zur Abholadresse, zum Fahrtziel<br />
und zum Fahrpreis.<br />
Wirkte vor Gericht im Zeugenstand nicht<br />
ganz so elegant wie auf diesem PR-Foto:<br />
Ubers Deutschland-Chef Christoph Weigler.<br />
KLARE ZEUGENAUSSAGEN<br />
In dieser Mail sind zwei Optionen verlinkt:<br />
Auftrag annehmen oder Auftrag<br />
ablehnen. Nimmt der Mietwagenunternehmer<br />
das Angebot an, wird sein Fahrer<br />
per SMS benachrichtigt, ebenso im Falle<br />
einer Ablehnung. Der Unternehmer hat 30<br />
Sekunden Zeit. Im Falle einer Ablehnung<br />
wird die Bestellung einem anderen Fahrzeug<br />
bzw. einem anderen Unternehmer<br />
angeboten.<br />
Zeitgleich zur E-Mail bekommt allerdings<br />
auch bereits der Fahrer eine Benachrichtigung<br />
zu dieser Bestellung. Er erfährt<br />
die Abholadresse und den Namen, aber keinen<br />
Fahrpreis und kein Fahrtziel. Für das<br />
Gericht ging es nun um die Klärung, ob<br />
es technisch möglich sei, dass der Fahrer<br />
auch dann die Fahrt durchführen könne,<br />
wenn der Unternehmer den Auftrag nicht<br />
angenommen habe.<br />
Dies wurde durch mehrere Zeugenaussagen<br />
von befragten Uber-Fahrern bzw.<br />
Uber-Unternehmern bestätigt. Auch Weigler<br />
wiedersprach dem nicht, indem er<br />
erklärte, dass sein Unternehmen erst im<br />
Nachhinein kontrolliere, ob die ausgeführte<br />
Fahrt auch tatsächlich vom Mietwa- <br />
FOTO: Uber<br />
TAXI NOVEMBER / DEZEMBER / <strong>2019</strong><br />
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