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Pandemie durch Virus Modi-SARS

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Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 9 – Drucksache 17/12051

5 Parallele Entwicklung auf internationaler

Ebene

5.1 EU

Die Europäische Kommission bereitet derzeit die Erstellung

eines sektorübergreifenden Überblicks über die

Hauptrisiken vor, mit denen die EU künftig zu rechnen

hat. In diesem Zusammenhang sollen der gemeinsame Erfahrungsaustausch

der Mitgliedstaaten unterstützt und die

Zusammenarbeit von einschlägigen Wissenschaftseinrichtungen

und politischen Entscheidungsträgern gefördert

werden. Deutschland begleitet diesen Prozess aktiv,

z. B. durch die Mitwirkung an von der EU-Kommission

organisierten Expertentreffen sowie die Erstellung entsprechender

Dokumente. Hierzu zählen beispielsweise

die Leitlinien zur Risikoanalyse und Risikokartierung für

das Katastrophenmanagement, welche die Europäische

Kommission im Zusammenwirken mit den Mitgliedstaaten

erarbeitet hat. 18 Parallel hierzu werden derzeit durch

die EU-Kommission Rechtssetzungsvorschläge für eine

Verbesserung des koordinierten Vorgehens in diesem Bereich

vorbereitet.

Deutschland misst der Beschäftigung mit der Erarbeitung

und Anwendung von Risikoanalysen auf europäischer

Ebene große Bedeutung bei. Die bilateralen und multilateralen

Aktivitäten der EU-Kommission zum Schutz der

Bevölkerung stellen dabei den richtigen Ansatz dar, um

die Ziele zum Schutz der Bevölkerung im gesamten Bereich

der Europäischen Union unter Wahrung des Subsidiaritätsprinzips

zu verankern und den Gedanken der Prävention

in ganz Europa zu stärken. Hierzu zählt der

Austausch von Informationen und Methoden sowie bewährten

Verfahrensweisen. In diesem Kontext arbeitet die

Bundesregierung eng mit den Mitgliedstaaten sowie mit

der Europäischen Kommission zusammen. Dabei setzt

sich Deutschland für die Etablierung von adäquaten

Schutzstandards im europäischen Raum ein und vertritt

seine Konzepte und Vorstellungen zur Durchführung von

Risikoanalysen, da diese einen wichtigen Beitrag zur Prävention

und Vorsorge liefern können.

5.2 OECD

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und

Entwicklung (OECD) hat ein nicht verbindliches Rahmenkonzept

zur katastrophenbezogenen Risikoabschätzung

und Risikofinanzierung auf nationaler Ebene verfasst,

in dem die Risikoanalyse als Grundlage eines

umfassenden Risikomanagements in den Fokus gestellt

wird. 19 Die dort vorgeschlagene Herangehensweise und

Methode ist mit der deutschen „Methode für die Risikoanalyse

im Bevölkerungsschutz“ kompatibel und geht

von einem vergleichbaren Risikobegriff aus. Ergänzt werden

die Ausführungen zur Risikoanalyse durch ein Kapitel

über die Grundlagen der Risikofinanzierung.

18 Vgl. Europäische Kommission 2010.

19 Vgl. OECD 2012.

Die Identifizierung eines breiten Portfolios von Gefahren,

die eine bestimmte Relevanz für die Katastrophenvorsorge

eines Staates entfalten können (auch solcher, mit

deren Eintritt sehr selten zu rechnen ist), sowie die systematische,

interdisziplinäre Untersuchung dieser Gefahren

hinsichtlich ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und ihres

Schadensausmaßes (Risikoanalyse) stehen auch laut

OECD am Anfang eines wirkungsvollen Risikomanagements.

Ferner erachtet auch die OECD die Beteiligung

von Ministerien und Behörden aus den unterschiedlichen,

relevanten Fachbereichen, gegebenenfalls ergänzt um

Vertreter weiterer Institutionen, der Industrie und der

Wissenschaft, für sinnvoll, um auf eine möglichst breite

Wissensbasis zurückgreifen zu können. Dabei ist gleichzeitig

eine Behörde als zentrale Koordinierungsstelle zu

benennen.

Neben der Darstellung der vorgeschlagenen Vorgehensweise

werden auch die Herausforderungen, vor denen die

Risikoanalyse steht, erläutert. Hierunter fallen z. B. die

mit der Abschätzung von Eintrittswahrscheinlichkeit und

Schadensausmaß verbundenen Unsicherheiten, die Begrenztheit

der Leistungsfähigkeit von Programmen zur

Modellierung sowie der in vielen Bereichen bestehende

Mangel an belastbaren Datengrundlagen. Vor diesem

Hintergrund wird die Risikoanalyse als legitimes und

wertvolles Instrument der Vorsorge präsentiert, gleichzeitig

aber von exakter Wissenschaft „im klassischen Sinne“

abgegrenzt.

Um eine möglichst umfassende Risikoanalyse zu erstellen,

wird die Verknüpfung der auf nationaler und regionaler

bzw. lokaler Ebene gewonnen Ergebnisse empfohlen,

sowie ein ständiger gegenseitiger Austausch zwischen

den beteiligten Stellen. Darüber hinaus wird die Wichtigkeit

einer angemessenen Risikokommunikation verdeutlicht.

Transparenz, Nachvollziehbarkeit und verständliche

Vermittlung der Ergebnisse der Risikoanalyse (und aller

anderen Aspekte des Risikomanagements) können einen

wesentlichen Beitrag dazu leisten, Vertrauen in die staatliche

Vorsorge – aber auch in konkrete Maßnahmen im

Schadensfall – zu wecken und eine aufgeklärte „Risikokultur“

zu entwickeln.

6 Ausblick

Die auf Ebene des Bundes etablierten Strukturen und Verfahren

haben sich bei der Durchführung der ersten beiden

Risikoanalysen „Extremes Schmelzhochwasser aus den

Mittelgebirgen“ und „Pandemie durch Virus Modi-

SARS“ in der Praxis bewährt. Dies gilt insbesondere für

den interdisziplinären Ansatz und die Bündelung vielfältiger

Fachkompetenz durch die Mitwirkung zahlreicher

Bundesbehörden.

In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass

die Risikoanalysen des Bundes bewusst pragmatisch

durchgeführt werden, um in einem überschaubaren Zeitraum

Ergebnisse auf Grundlage der in den mitwirkenden

Behörden vorliegenden Erkenntnisse zu erzielen. Eine

zentrale Herausforderung besteht hierbei darin, eine angemessene

Balance zwischen der Praktikabilität der Analysen

und der Belastbarkeit ihrer Ergebnisse zu finden. So

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