SPORTaktiv April 2020
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An den malerischen Gestaden<br />
der Donau in Altenwörth<br />
trafen sich Eisschwimmer aus<br />
dem In- und Ausland, um sich<br />
gemeinsam eine Abkühlung zu<br />
verschaffen.<br />
Auch so sehen Sieger aus.<br />
Die Haut krebsrot und<br />
am ganzen Körper zitternd,<br />
zieht sich Lukas<br />
aus Trencin mit letzter<br />
Kraft aus dem Wasser der Donau.<br />
Beim Versuch, in den dampfenden<br />
Hot Tub am Ufer zu steigen, fällt er<br />
fast von der Stiege und muss gestützt<br />
werden. Und trotzdem lächelt der<br />
Slowake selig übers ganze Gesicht.<br />
Schließlich ist er gerade 1000 Meter<br />
geschwommen, was für sich genommen<br />
noch kein Fall für die Heldengalerie<br />
ist. Allerdings hatte das kühle,<br />
nein, eiskalte Nass gerade einmal vier<br />
Grad, was selbst hartgesottenen Wasserratten<br />
den Badespaß in der Regel<br />
verleidet. „Jetzt bin ich einfach nur<br />
glücklich“, seufzt Lukas, als er sich in<br />
das wohlig temperierte Badefass gleiten<br />
lässt.<br />
Willkommen bei den offenen österreichischen<br />
Meisterschaften im<br />
Eisschwimmen. Ein Event, bei dem<br />
Rettungstaucher zum Standardpersonal<br />
gehören, Saunazelte am Uferrand<br />
vor sich hindampfen und in Winterjacken<br />
eingemummelte Zuschauer<br />
mit barfüßigen Teilnehmern in Bademänteln<br />
parlieren. Eine von ihnen ist<br />
Eva Wohlfarter aus Wien, die vor gut<br />
eineinhalb Jahren dieser Leidenschaft<br />
verfallen ist und zum ersten Mal an<br />
einem offiziellen Bewerb teilnimmt.<br />
„Eisschwimmen ist wie eine Droge,<br />
du erlebst dabei eine Grenzerfahrung“,<br />
sagt die 32-jährige Radiomoderatorin.<br />
„Wenn du ins Wasser<br />
gehst, tut es wirklich weh, es sticht<br />
und prickelt, deine Finger werden<br />
taub. Du bekommst nichts mehr von<br />
dem mit, was um dich herum passierst,<br />
konzentrierst dich nur noch<br />
auf deinen Körper und deine Atemtechnik.<br />
Ein wunderbares Gefühl.“<br />
Sie hat sich heute für das 50-Meter-Rennen<br />
der Damen angemeldet<br />
und absolviert damit ziemlich genau<br />
ein Siebtel von dem Programm, das<br />
Josef Köberl an diesem Tag abspult.<br />
Zwischen 25 und 1000 Meter lässt<br />
der 43-Jährige keine Strecke aus, am<br />
Ende des Tages wird er mehr als 24<br />
Minuten in der klirrend kalten Donau<br />
verbracht haben. Freunden gepflegter<br />
Verrücktheiten könnte der<br />
Name ein Begriff sein, schließlich<br />
schreckt der Wahlwiener vor nichts<br />
zurück, was mit Kälte zu tun hat. Er<br />
Fotos: Markus Geisler (3), Facebook<br />
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