VGB POWERTECH Issue 1/2 (2020)
VGB PowerTech - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat. Issue 1/2 (2020). Technical Journal of the VGB PowerTech Association. Energy is us! Sector coupling. RWE Project ALIGN-CCUS. Passive acoustic imaging in power plants.
VGB PowerTech - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat. Issue 1/2 (2020).
Technical Journal of the VGB PowerTech Association. Energy is us!
Sector coupling. RWE Project ALIGN-CCUS. Passive acoustic imaging in power plants.
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<strong>VGB</strong> PowerTech 1/2 l <strong>2020</strong><br />
Identifizierung von Leckagen in Kraftwerken<br />
der Ultraschalltechnologie anhand des Beispiels<br />
eines kombinierten Wärme-Kraftwerks<br />
in Spanien beschrieben. Abschließend<br />
werden die wichtigsten Punkte kurz<br />
zusammengefasst.<br />
Passive akustische Bildgebung<br />
(a)<br />
(b)<br />
Die passive akustische Bildgebung beruht<br />
auf der Detektion von Ultraschall mit Hilfe<br />
einer Vielzahl von Ultraschallsensoren<br />
(Mikrophonen), die auf einer Empfängeroberfläche<br />
angeordnet sind. Durch die Anordnung<br />
der Sensoren wird das Schallsignal<br />
von jedem Mikrophon – je nach Position<br />
der Schallquelle zum Empfänger – zu<br />
einem anderem Zeitpunkt detektiert. Die<br />
resultierenden Zeitdifferenzen liegen im<br />
Bereich von Mikrosekunden und sind dennoch<br />
ausreichend, um die Schallquelle zu<br />
lokalisieren und ein so genanntes akustisches<br />
Bild zu erzeugen. Solche akustischen<br />
Bilder werden in einer akustischen Kamera<br />
mit optischen Bildern des Inspektionsbereiches<br />
überlagert. Somit ist es möglich<br />
die Position der Schallquelle, z.B. eine Leckage,<br />
im untersuchten Bereich genau zu<br />
lokalisieren. Die Anzahl der Mikrophone<br />
und deren Anordnung bestimmen die<br />
räumliche Auflösung, die maximale Detektionsfrequenz<br />
sowie den maximalen akustischen<br />
Kontrast. Typische akustische Kameras<br />
erlauben einen Abstand zwischen<br />
Detektor und Schallquellen von 0,3 bis<br />
50 m. Dadurch können Leckagen aus sicherer<br />
Entfernung detektiert werden. Der Detektionsmechanismus<br />
ist passiv, d.h. nur<br />
fehlerhafte Elemente, die Ultraschallwellen<br />
mit genügend hoher Amplitude ausstrahlen<br />
und die den Detektor auf direkten<br />
oder indirektem Weg erreichen, werden<br />
abgebildet.<br />
Entstehung und Ausbreitung von<br />
Ultraschallwellen<br />
Werden Molekülen zu Schwingungen (typischerweise<br />
Druckschwankungen) mit<br />
einer Frequenz über 20 kHz angeregt, entstehen<br />
Ultraschallwellen. Damit diese sich<br />
weiter ausbreiten können, benötigen sie<br />
ein elastisches Medium, im idealen Vakuum<br />
ist deshalb keine Schallübertragung<br />
möglich. Schallwellen mit einer Frequenz<br />
von 100 kHz und höher werden durch Luft<br />
stark absorbiert und eignen sich weniger<br />
gut zur Detektion von Leckagen aus der Distanz.<br />
In Gasen oder Flüssigkeiten breiten<br />
sich die Schallwellen kreisförmig als Longitudinalwellen<br />
aus. In Festkörpern treten<br />
auch Transversalwellen auf. Treffen Schallwellen<br />
auf ein Hindernis, beispielsweise<br />
eine Wand, werden sie je nach Beschaffenheit<br />
der Oberfläche absorbiert, durchgelassen<br />
und/oder reflektiert. Bei einer Reflexion<br />
gilt, dass der Ausfallswinkel gleich dem<br />
Einfallswinkel ist. Auch Brechung, Beugung<br />
und Interferenzeffekte können teilweise<br />
beobachtet werden. Solche Effekte<br />
können die Messung stören, jedoch auch<br />
(c)<br />
Bild 1. Ultraschallquellen (markiert durch die roten Pfeile) in einem Kraftwerk. (a) Zwei Leckagen<br />
an einer Aerioderivative Gasturbine, (b) Teilentladungen an einem elektrischem<br />
Schaltwerk, (c) Friktion an rotierenden Komponenten, (d) Fließrauschen in Leitungen.<br />
wertvolle Zusatzinformation liefern. Ein<br />
typisches Beispiel hierfür ist die Erkennung<br />
einer Leckage durch Detektion eines<br />
Echos einer nicht direkt zugänglichen<br />
Schallquelle.<br />
In Kraftwerken gibt es eine Vielzahl von<br />
Lärmquellen die Ultraschallwellen hervorrufen.<br />
Hohe Priorität bei der Überprüfung<br />
von Kraftwerken haben beispielsweise Leckagen<br />
an Hochdrucksystemen oder Vakuumleckagen<br />
an Kondensatoren für Dampfturbinen.<br />
In diesem Fall strömt ein unter<br />
hohem Druck stehendes Medium in einen<br />
Bereich des tieferen Drucks. An der Grenzfläche<br />
entstehen Turbulenzen, die Ultraschallwellen<br />
auslösen. Die Intensität der<br />
Schallwelle ist dabei vom Druckunterschied<br />
der beiden Regionen abhängig. Die<br />
Schallfrequenzen sind häufig breit verteilt<br />
in einem Bereich von 15 bis 100 kHz,<br />
abhängig von der Größe und Form der Leckage.<br />
Primärquelle<br />
Zusätzlich können andere Mechanismen<br />
Ultraschallwellen hervorrufen. Beispiele<br />
sind Turbulenzen in Gasleitungen, hochfrequenter<br />
Maschinenlärm (z.B. Vibration<br />
von Pumpen oder Friktion in rotierenden<br />
Komponenten), elektrische Teilentladungen<br />
oder auch Menschen Echo (Stimmen, Rei-<br />
Primärquelle<br />
Echo<br />
(d)<br />
Empfänger<br />
Bild 2. Funktionsprinzip einer akustischen Kamera.<br />
bung auf Kleidung, Schritte). Auch elektronische<br />
Komponenten können Ultraschallwellen<br />
erzeugen. Bei der Inspektion eines<br />
Kraftwerks durch passive Ultraschalltechnologie<br />
ist es daher wichtig den genauen<br />
Ursprung der Schallquellen zu verifizieren.<br />
Einige Beispiele für Ultraschallquellen sind<br />
in B i l d 1 gezeigt.<br />
Detektion von Ultraschallwellen –<br />
Funktionsprinzip der akustischen<br />
Kamera<br />
ALT<br />
Diese kleinen Laufzeitunterschiede<br />
optisches Bildkön-<br />
nen genutzt werden, um die Quellen des<br />
Ultraschalls durch geometrische Überle-<br />
Treffen primäre oder reflektierte Schallwellen<br />
auf einen Ultraschallsensor, z.B. ein<br />
Mikrophon, können diese in elektrische<br />
Signale umgewandelt und das gemessene<br />
Signal weiter verarbeitet werden. Die passive<br />
Ultraschallkamera ist auf diesem Prinzip<br />
aufgebaut und in B i l d 2 skizziert. Dabei<br />
wird nicht nur ein Sensor verwendet,<br />
sondern eine Anordnung einer Vielzahl<br />
(Mikrophone und<br />
von optische Sensoren. Kamera) Durch die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
Signalverarbeitung der Schallwellen entsteht an<br />
Sensoren, die weiter von der Quelle entfernt<br />
sind ein leicht zeitverzögertes Akustisch-<br />
Signal.<br />
Empfänger<br />
(Mikrophone und<br />
optische Kamera)<br />
Signalverarbeitung<br />
Akustischoptisches<br />
Bild<br />
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