Download: CSpiegel_1_2012.pdf - Kompetenznetz Mittelstand
Download: CSpiegel_1_2012.pdf - Kompetenznetz Mittelstand
Download: CSpiegel_1_2012.pdf - Kompetenznetz Mittelstand
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14<br />
Resilienz - Das Immunsystem der Seele<br />
Resilienz leitet sich vom lateinischen Wort resilire (zurückspringen,<br />
abprallen) ab. Gemeint ist die „Fähigkeit von Menschen,<br />
Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf persönliche und<br />
sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für<br />
Entwicklung zu nutzen.“ (Welter-Enderlin, 2006, S.12).<br />
Resilienz kann mit der Zeit und unter verschiedenen Umständen<br />
variieren. Faktoren wie Persönlichkeitsmerkmale (z.B.<br />
Temperament, soziale Fähigkeiten, Selbstwertgefühl etc.) und<br />
personale Ressourcen (Selbstwirksamkeitserleben, körperliche<br />
und seelische Widerstandkräfte, Reflektionsfähigkeit u.v.m.)<br />
korrelieren in einer wechselseitigen Dynamik mit potentiellen<br />
Stressoren bezüglich der Entwicklung von Resilienz. Auf Grund<br />
der Tatsache, dass Resilienz das Ergebnis eines Prozesses ist,<br />
sind Stressoren und Ressourcen nicht immer klar von einander<br />
abzugrenzen. Die Funktion der beiden Faktoren kann sich innerhalb<br />
eines Entwicklungsverlaufes auch ändern: Was heute<br />
als schützender Faktor fungiert, kann sich zu einem anderen<br />
Zeitpunkt als Risikofaktor erweisen.<br />
Wir reagieren also resilient „in Bezug“ auf Etwas, das auf irgendeine<br />
Weise ein Problem für uns darstellt. Dieses Interaktionsschema<br />
beinhaltet jeweils einen Protagonisten (Resilienz),<br />
der durch den Antagonisten (Stressor) bedroht, beeinträchtigt<br />
oder beschädigt wird. Als Resilienz erscheint in diesem Schema<br />
sowohl das Vermögen des Protagonisten, diesen Beeinträchtigungen<br />
stand zu halten als auch die Fähigkeit, bestimmte<br />
Aktivitäten in Gang setzen, um die eigene Resilienz zu stärken<br />
oder den Antagonisten zu schwächen. Hilfe (Ressourcen), welche<br />
der Protagonist für diesen Zweck in Anspruch nimmt oder<br />
angeboten bekommt, kann entweder die Stärkung der Resilienz<br />
des Protagonisten zum Ziel haben oder die Schwächung des<br />
Antagonisten.<br />
Pascale Schmidt<br />
Mit dem Resilienzkonzept liegt der Fokus nicht länger ausschließlich<br />
auf Anpassungs- und Bewältigungsproblemen – im<br />
Mittelpunkt stehen die Bewältigung von Risikosituationen und<br />
die Fähigkeiten, Ressourcen und Stärken des Menschen, ohne<br />
dabei Probleme zu ignorieren oder zu unterschätzen. Von Interesse<br />
ist, wie individuell mit Stressbewältigung umgegangen<br />
wird und Bewältigungskapazitäten aufgebaut bzw. gefördert<br />
werden können. Dabei geht es nicht um reine Lösungsorientierung<br />
- manchmal gibt es keine Lösung, i.e. die Fähigkeit, mit<br />
unbeantworteten Fragen zu leben ist gefragt.<br />
In der Präventionsarbeit spielt neben der Erforschung der Salutogenese<br />
die Entwicklung von Resilienz eine große Rolle. Dabei<br />
sind aktuell drei sich ergänzende Forschungsansätze relevant<br />
(Masten/Reed 2002):<br />
Im variablenbezogenen Ansatz steht das Zusammenspiel von<br />
Risiko- und Schutzfaktoren mit der Frage, wie die daraus abgeleiteten<br />
Erkenntnisse die Entwicklung von Kindern beeinflussen.<br />
Im personenzentrierten Ansatz werden diese Faktoren auf<br />
individueller Ebene bezüglich unterschiedlicher Entwicklungen<br />
erforscht, während sich der entwicklungspfadspezifische Ansatz<br />
die zeitliche Perspektive stärker einbezieht.<br />
Aus der Sicht von Beratung und Therapie steht die Integration<br />
des Resilienzbegriffes für einen Paradigmenwechsel von der<br />
Defizitorientierung zur Zirkularität von Ressourcen und Stressoren.<br />
■<br />
Empfehlenswerte Literatur:<br />
R. Welter-Enderlin/B. Hillenbrand (Hrsg.): Resilienz - Gedeihen<br />
trotz widriger Umstände, Heidelberg 2006.<br />
campus Spiegel · Redaktion Berlin · Telefon: 030 / 24 63 98 95 · www.campusnaturalis.de · Berlin · Frankfurt am Main · Hamburg · München