Download: CSpiegel_1_2012.pdf - Kompetenznetz Mittelstand
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18<br />
Pädagogik<br />
Unsere Kinder brauchen Natur –<br />
die Natur braucht unsere Kinder<br />
Wie Erlebnispädagogik und Ökologie die Zukunft nachhaltig verändern können<br />
Natur fördert gesunde Entwicklung<br />
Die Orientierung an der Natur und das Leben nach den Naturgesetzen<br />
sind für viele Naturvölker selbstverständlich – für unseren<br />
Alltag in vielen Bereichen eher unvorstellbar. Die Anforderungen,<br />
die unser Leben an uns stellt, machen es uns fast unmöglich,<br />
unseren Tagesablauf oder die Lebensplanung an den Vorgaben<br />
der Natur auszurichten. Diese Ausrichtung an der Natur scheint jedoch<br />
aus mindestens zwei Gründen für uns Menschen von großer<br />
Bedeutung zu sein: Zum einen hat man festgestellt, dass Menschen,<br />
denen der Bezug zur Natur und ihren Gesetzmäßigkeiten<br />
fehlt, sich als weniger eingebunden in ein großes Ganzes empfinden.<br />
Insbesondere Kinder leiden unter dieser Entfremdung. Es<br />
gibt immer mehr Stimmen und Belege, die darauf hinweisen, dass<br />
die mangelnde Verbundenheit der Kinder mit der Natur in ursächlichem<br />
Zusammenhang mit psychischen Störungen im Kindesalter<br />
steht.<br />
Emotionale Kompetenzentwicklung<br />
Ein Kind, das sich als wenig in die Natur eingebunden erlebt,<br />
versteht große Zusammenhänge zwar kognitiv, kann sie aber nur<br />
unzureichend emotional erleben und begreifen. Nach neuen Untersuchungen<br />
scheinen diese Kinder anfälliger für Depressionen,<br />
Lern- und Verhaltensstörungen wie auch Abhängigkeitssyndrome<br />
zu sein. Richard Louv spricht vom Phänomen der “Ökophobie“ in<br />
den Fällen, in denen Kinder keine Möglichkeit haben, ein gesundes<br />
Verhältnis zur Natur zu entwickeln. Sie machen keine eigenen<br />
positiven sinnlichen Erfahrungen mit und in der Natur, sondern<br />
erfahren ausschließlich über die Medien von Phänomenen wie<br />
dem Waldsterben und dem Ozonloch.<br />
Der zweite Aspekt, der für eine Ausrichtung an der Natur spricht,<br />
ist der aktive und nachhaltige Umweltschutz und die damit verbundene<br />
Erhaltung unseres Planeten: eine der bedeutenden Aufgaben<br />
unserer Gesellschaft. Menschen, die sich nicht als verbunden<br />
mit der Natur erleben und sich mit ihr nicht in Beziehung<br />
setzen können, können Umweltschutz vom Verstand her organisieren<br />
und betreiben – leben können sie ihn nicht. Das Phänomen<br />
der Entfremdung von der Natur kann also sowohl von der<br />
ökologischen, als auch von der pädagogischen Seite betrachtet<br />
werden, da es sich sowohl im Bereich der Ökologie, als auch<br />
in der Pädagogik auszuwirken scheint. Es ist daher folgerichtig,<br />
beide Themen miteinander zu verbinden, um der Erscheinung wirkungsvoll<br />
zu begegnen.<br />
Umwelt erlernen<br />
Es treffen an dieser Stelle zwei Fachrichtungen aufeinander, die<br />
auf den ersten Blick nicht in direktem Zusammenhang miteinander<br />
stehen. Die Ökologie als ursprünglich naturwissenschaftliche<br />
Fachrichtung, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen<br />
Mensch und Umwelt befasst, wird gekoppelt mit einem Teilgebiet<br />
der Pädagogik, der ursprünglich der Reformpädagogik zuzuordnen<br />
ist. Das im letzten Jahrhundert von Kurt Hahn entwickelte pädagogische<br />
Konzept der Erlebnispädagogik richtet den Fokus auf<br />
das Handeln. Der Lernende erweitert sein Wissen durch die aktive<br />
Auseinandersetzung mit der Umwelt. Durch den realen Umgang<br />
mit dem Unerwarteten, mit dem Unbequemen, mit Überraschendem,<br />
mit dem Leben, erfährt der Mensch sich und seine Grenzen.<br />
So werden Zusammenhänge nicht nur verstanden, sondern im<br />
wahrsten Sinne des Wortes begriffen und erlebt.<br />
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