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6<br />

Es lassen sich im obigen Modell die Einflussbereiche akuter<br />

Stressor, Umweltbedingungen, personale Merkmale sowie das<br />

Entwicklungsergebnis unterscheiden. Hinzu treten die beiden<br />

Transaktionsprozesse „Zusammenspiel von Person und Umwelt“<br />

und „Zusammenspiel von Person und Entwicklungsergebnis“. Die<br />

Stressoren treffen auf eine bestimmte Umwelt, welche eine spezifische<br />

Zusammensetzung von Risiko- und Schutzfaktoren beinhaltet.<br />

Die Person ist nun veranlasst, sich mit diesen neuen<br />

Stressoren in irgendeiner Weise auseinanderzusetzen. An dieser<br />

Stelle, während des Zusammenwirkens von Person und Umwelt,<br />

erlangen die Resilienzfaktoren Bedeutung. In Folge dieser Auseinandersetzung<br />

ergibt sich eine spezifische Anpassung an die<br />

veränderten Bedingungen, dabei kommt es entweder zur Bewältigung<br />

und somit zu einem positiven Entwicklungsergebnis oder<br />

zur Nichtbewältigung und somit zu einem negativen Resultat (vgl.<br />

Fröhlich-Gildhoff, Rönnau-Böse 2009, S.36f). Es ist davon auszugehen,<br />

dass sich die Schutz- und Risikofaktoren gegenseitig<br />

beeinflussen und in Wechselwirkung miteinander stehen.<br />

Damit einhergehend und durch Ergebnisse aus Entwicklungspsychologie<br />

und Entwicklungspathologie gestützt, ist der Einfluss<br />

der Umwelt, der Lebenssituation entscheidend – denn erst unter<br />

Berücksichtigung der konkreten Situation ist absehbar, was als<br />

Risiko- und was als Schutzfaktor gelten kann (vgl. Fröhlich-Gildhoff<br />

& Rönnau-Böse 2009, S.30ff). Die enge Fokussierung auf die<br />

Identifikation von Schutz- und Risikofaktoren in der menschlichen<br />

Entwicklung musste der Frage nach den dahinter liegenden Wirkmechanismen<br />

weichen, es geht heute darum, die Komplexität der<br />

wechselseitigen Beeinflussung der einzelnen Faktoren zu ergründen<br />

und der Differenzialität und Einzigartigkeit von Entwicklungsverläufen<br />

auf die Spur zu kommen. Nur so können auch exakter<br />

die Bedingungen benannt werden, die eine positive Entwicklung<br />

begünstigen (vgl. Kormann 2007, S.39). Erst durch diese differenzierte<br />

Betrachtung lässt sich eine Bilanz ziehen, und ein Entwicklungsverlauf<br />

prognostizieren – jedoch steht die Forschung hier<br />

vor einer Herausforderung: kein aktuell verfügbares Messinstrument<br />

vermag dies zu leisten, keines kann alle Faktoren erfassen<br />

(vgl. Petermann & Schmidt 2006, S.124).<br />

Resilienzfaktoren<br />

Nach einer umfangreichen Literaturrecherche fasst Wustmann<br />

2004 in ihrem Werk „Resilienz. Widerstandsfähigkeit von Kindern<br />

in Tageseinrichtungen fördern“ die wichtigsten und empirisch am<br />

besten nachgewiesenen Resilienzfaktoren zusammen. Die sechs<br />

bedeutendsten Resilienz- bzw. Schutzfaktoren werden im Folgenden<br />

kurz umrissen.<br />

Der Faktor Selbstwahrnehmung hat eine hohe protektive Wirkung,<br />

er ist zugleich einer der am besten abgesicherten Faktoren. Die<br />

Selbstwahrnehmung umfasst das Selbstkonzept, die Selbstwahrnehmung<br />

im engeren Sinn sowie die Selbstreflexivität. Das Selbstkonzept<br />

ist aus entwicklungspsychologischer Sicht im Wesentlichen<br />

die innere handlungsleitende Instanz einer Person, diese ist<br />

dynamisch und veränderlich, sie speist sich aus Erfahrungen mit<br />

der Außenwelt und bestimmt, wie wir der Außenwelt entgegen<br />

treten. In den Bereich der Selbstwahrnehmung fällt die Selbstbeobachtung<br />

und die Sensibilisierung für die eigenen (emotionalen,<br />

gedanklichen, körperlichen) Zustände. Bei der Selbstreflexivität<br />

geht es schließlich darum, auch die Befindlichkeiten anderer adäquat<br />

wahrnehmen zu können, sich zu diesen in Beziehung zu<br />

setzen und auch deren Wahrnehmung zu berücksichtigen.<br />

Neben der Selbstwahrnehmung konnte auch für die Selbstregulation<br />

in vielen Studien die protektive Wirksamkeit nachgewiesen<br />

werden. Sie umfasst die Steuerungsprozesse des Menschen, die<br />

eigenen inneren Zustände betreffend. Dies meint, dass Menschen<br />

in der Lage sind, Emotionen und Spannungszustände herzustellen,<br />

aufrechtzuerhalten, kontrollieren und die damit verbundenen<br />

Verhaltensweisen regulieren zu können. Eng mit den ersten<br />

beiden Faktoren in Verbindung steht die Selbstwirksamkeit als<br />

ein weiterer bedeutender Faktor der Resilienz. Der Mensch entwickelt,<br />

geprägt von den Erfahrungen die er macht, bestimmte<br />

Erwartungen, die Effekte seiner Handlungen betreffend. Je nachdem,<br />

ob er sich viel zutraut oder wenig, geht er an eine Situation<br />

heran. Die Selbstwirksamkeitserwartungen bestimmen demnach<br />

das Handeln vor. Oftmals kommt es so auch zu einer Bestätigung<br />

der Erwartungen („selbsterfüllende Prophezeiung“). Merkmal re-<br />

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