Urlaubsreich Heimaturlauber 2020
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URLAUBSREICH SPREEWALD<br />
25<br />
Auf zur Peitzer „Hütte“<br />
Industriedenkmal, Stadtgeschichte, Musikzeitreise, Einblicke in die Fischerei, Lebenselixier Wasser – wer das<br />
Museum Hüttenwerk Peitz besucht, erlebt mehr als Eisengussgeschichte. Warum sich ein Ausflug nach Peitz für<br />
den Museumsbesuch richtig lohnt, hat <strong>Urlaubsreich</strong>-Autorin Susann Troppa herausgefunden.<br />
Ehrwürdig, direkt an die weitläufige<br />
Peitzer Teichlandschaft<br />
angrenzend, liegt es<br />
vor mir, das hübsche Gelände<br />
des Hüttenwerks Peitz. Durch<br />
eine große Holztür tauche ich<br />
ein in eine wechselvolle Museumslandschaft,<br />
die ich so<br />
nicht erwartet hätte.<br />
Anzeige<br />
Der Festungsstadt Peitz auf<br />
der Spur<br />
Große Schautafeln entführen<br />
mich in die Epochen von<br />
Festungsbau, Hüttenwerk,<br />
Textilstandort und Fischereigeschichte<br />
und machen<br />
mich kurz und verständlich<br />
mit dem sympathischen Festungs-<br />
und Fischereistädtchen<br />
Peitz vertraut. Eine<br />
alte Kanone sowie passende<br />
Kugeln geben in diesem<br />
Rahmen einen kleinen Vorgeschmack<br />
auf die Eisenguss-Geschichte,<br />
die untrennbar<br />
mit Peitz vereint<br />
ist…<br />
Wie aus einem Guss<br />
Unglaublich, wie schwer<br />
doch so eine gusseiserne<br />
Pfanne ist! Beim Anheben<br />
der Küchenutensilien wird<br />
einem klar, warum nach und<br />
nach aus den Küchenschränken<br />
verschwanden und somit<br />
eine Ära zu Ende ging. Dass<br />
Gussprodukte zu mehr als<br />
Kochtopf und „Kanonenfutter“<br />
dienten, wird im Obergeschoss<br />
deutlich. Vom Bügeleisen,<br />
Zange, Nähmaschine,<br />
bis hin zu kunstvoll verzierten<br />
Schindeln wurden hier<br />
dutzende Ausstellungsstücke<br />
gesammelt, die die vielfältigen<br />
Nutzungsmöglichkeiten<br />
von Eisenguss aufzeigen.<br />
Dabei fallen besonders die<br />
kunstvoll gestalteten Klemmeisen<br />
ins Auge – ein Vorläufer<br />
des Waffeleisens quasi. Der<br />
darin zubereitete Klemmkuchen<br />
gilt bis heute als Peitzer<br />
Spezialität und wird gern zu<br />
Veranstaltungen im Hüttenwerk<br />
serviert.<br />
Als wäre die Zeit stehengeblieben<br />
Perfekt eingestimmt auf die<br />
Gießereigeschichte geht es<br />
nun in das Herzstück der<br />
Ausstellung in die alte originalgetreue<br />
Hochofenhalle<br />
mit den Hochöfen. Als hätte<br />
der Gießer gestern erst abgeschlossen,<br />
wird hier das<br />
Zeitreiseerlebnis perfekt.<br />
Wer sich selbst die Hände<br />
schmutzig machen möchte,<br />
kann selbst im sogenannten<br />
Masselbett Modelle<br />
in den Formsand<br />
drücken. Schließlich<br />
schaue ich mittels<br />
VR-Brille dem<br />
Eisengießer virtuell<br />
wahrlich bei der Arbeit<br />
über die Schulter. Ein Gefühl<br />
von mittendrin statt nur<br />
dabei.<br />
Ein Funkeln und Glitzern<br />
Das Kontrastprogramm zur<br />
staubigen Hochofenhalle<br />
wartet bereits im nächsten<br />
Raum. Farbenfroh, glitzernd<br />
und in ihrer ganzen Vielfalt<br />
strahlt hier die Mineraliensammlung<br />
des 94jährigen<br />
Peitzers Hanskarl Möller<br />
in voller Pracht und zeigt,<br />
welch tolle Farben und Formen<br />
in der Natur entstehen.<br />
Vom Fischer und seinem<br />
Karpfen<br />
Wussten Sie, dass der Peitzer<br />
Karpfen als Exportschlager<br />
nach Russland und England<br />
ging? Oder das ein Teil der<br />
Peitzer Karpfen am Kraftwerk<br />
quasi „Fischwellness“<br />
genießen? Viel zur Fischereigeschichte<br />
und natürlich<br />
zum Peitzer Karpfen erfahre<br />
ich in der Sonderausstellung<br />
im nächsten Raum. Ein echt<br />
interessanter Rund-um-Blick,<br />
der mittels Teichdiorama<br />
selbst unter der „Wasseroberfläche“<br />
kratzt.<br />
Wasser im Fokus<br />
Apropos Wasser:<br />
Auch diesem wird<br />
im Hüttenwerk besondere<br />
Achtung<br />
geschenkt. Vorbei am<br />
rauschenden Wasserfall<br />
geht es ins ehemalige Turbinenhaus,<br />
in dem ich erfahre,<br />
dass Wasser mehr als Lebensraum<br />
und Grundnahrungsmittel<br />
ist.<br />
Auch Treppensteigen lohnt<br />
sich<br />
Wussten Sie, dass Peitz<br />
zu einer der Jazzhochburgen<br />
Deutschlands gehört?<br />
Wer mehr über „Woodstock<br />
am Karpfenteich“ erfahren<br />
möchte, sollte unbedingt die<br />
schmale Holztreppe hinauf in<br />
das Dachgeschoss erklimmen.<br />
Hier oben gibt es nicht nur<br />
musikalisch was auf die Ohren.<br />
Im Sommer können hier<br />
auch die Nistplätze von Fledermäusen<br />
beobachtet werden<br />
und ganzjährig ein Blick<br />
in den Hochofen von oben geworfen<br />
werden. Ich will noch<br />
höher hinaus und steige dem<br />
Hüttenwerk Peitz abschließend<br />
noch aufs Dach. Dort<br />
erwartet mich ein toller Panoramablick<br />
auf die Stadt Peitz<br />
und die Peitzer Teichlandschaft.<br />
Absolut lohnenswert!<br />
Mein Fazit: Für mich ist klar,<br />
der nächste Radausflug mit<br />
meinen drei „Männern“ führt<br />
von Cottbus aus, über die<br />
Peitzer Teiche hierher. Die vielen<br />
Ausstellungsräume mit unterschiedlichen,<br />
interessanten<br />
Themen, viel zum Entdecken,<br />
Anfassen, Erklimmen und wer<br />
will sogar schmutzig machen.<br />
Das klingt nach einem tollen<br />
Abenteurertag für mich und<br />
meine Jungs!<br />
TIPP BOX<br />
Foto: Susann Troppa<br />
Eisenhütten- und<br />
Fischereimuseum<br />
Hüttenwerk 1<br />
03185 Peitz<br />
Eintritt<br />
Erwachsene: 3,50 €<br />
Ermäßigt: 2,00 €<br />
Kinder bis 7 Jahre: frei<br />
Informationen zu<br />
aktuellen Öffnungszeiten<br />
unter:<br />
Tel.: 035601 8150<br />
tourismus.peitz.de