19.06.2020 Aufrufe

ocean7 4/2020

Alva Yachts. Bootsbauer Mathias May und Bootsdesigner Holger Henn suchen die ultimative Symbiose zwischen Mensch, Mobilität und Meer. OceanLife-Törns. Segeln im Einklang mit der Natur, von den Fjorden Norwegens bis zu den Kapverdischen Inseln – natürlich auf einer Explorer-Yacht. esse 330. Die Schweizer Essenz des Segelns, erfahren auf dem Zürichsee. Heimkehrer. Die Rückkehr der Adria-Delfine, dokumentiert vom österreichischen Meeresbiologen Manuel Marinelli. Ant Arctic Lab. Norbert Sedlacek will nun definitiv 34.000 Meilen um die Welt segeln. Und zwar nachhaltig – mit seiner aus Vulkanfaser und Balsakopfholz gefertigten Open60AAL von Innovation Yachts. Im Reich der Finsternis. Nachttauchgänge im freien Wasser als ultimativer Kick für Kenner – mit spektakulären Fotos von Marco Steiner. Eingesperrt im Mittelmeer. 43 Tage lang blieb Sebastian Kummer wegen Corona im Niemandsland zwischen Griechenland und der Türkei hängen. Im ganz persönlichen Interview mit erzählt er von seinen lichten und dunklen Momenten während der Odyssee und wie er sich nach dem Happy End fühlt. Sie weiß alles! Die neue Garmin quatix 6 im wassersportlichen Redaktionstest auf der Alten Donau in Wien.

Alva Yachts. Bootsbauer Mathias May und Bootsdesigner Holger Henn suchen die ultimative Symbiose zwischen Mensch, Mobilität und Meer.
OceanLife-Törns. Segeln im Einklang mit der Natur, von den Fjorden Norwegens bis zu den Kapverdischen Inseln – natürlich auf einer Explorer-Yacht.
esse 330. Die Schweizer Essenz des Segelns, erfahren auf dem Zürichsee.
Heimkehrer. Die Rückkehr der Adria-Delfine, dokumentiert vom österreichischen Meeresbiologen Manuel Marinelli.
Ant Arctic Lab. Norbert Sedlacek will nun definitiv 34.000 Meilen um die Welt segeln. Und zwar nachhaltig – mit seiner aus Vulkanfaser und Balsakopfholz gefertigten Open60AAL von Innovation Yachts.
Im Reich der Finsternis. Nachttauchgänge im freien Wasser als ultimativer Kick für Kenner – mit spektakulären Fotos von Marco Steiner.
Eingesperrt im Mittelmeer. 43 Tage lang blieb Sebastian Kummer wegen Corona im Niemandsland zwischen Griechenland und der Türkei hängen. Im ganz persönlichen Interview mit erzählt er von seinen lichten und dunklen Momenten während der Odyssee und wie er sich nach dem Happy End fühlt.
Sie weiß alles! Die neue Garmin quatix 6 im wassersportlichen Redaktionstest auf der Alten Donau in Wien.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

von Tilos in Richtung Türkei. Für<br />

1,5 Stunden folgte mir die Küstenwache.<br />

Ich rief Volkan, den Stützpunktleiter<br />

von Pitter Yachting in<br />

Göcek an, um das weitere Vorgehen<br />

zu besprechen. Aufgrund des Wetters<br />

und der Situation entschieden<br />

wir, dass es das Beste sei, wenn ich<br />

zunächst Kurs auf die Bucht von<br />

Bozukkale nehme.<br />

Du bist schließlich nach Göcek<br />

gesegelt, aber nicht ganz ...<br />

Am 29. März beschloss ich, in die<br />

Bucht Tersane, ca. fünf Meilen von<br />

Göcek entfernt, zu segeln. Auch um<br />

näher an der Basis zu sein. Sechs<br />

Wochen musste ich in der Bucht<br />

ausharren. Freunde brachten mir<br />

eine türkische SIM-Karte für den<br />

Internetzugang und frisches Obst,<br />

Gemüse und Wasser. In der Türkei<br />

waren alle sehr freundlich, der Betreiber<br />

eines Restaurants bot mir<br />

am nächsten Morgen Hilfe an, die<br />

Fischer fragten, woher ich käme<br />

und boten mir Fisch an. Ich fühlte<br />

mich gut und wurde von Tag zu Tag<br />

ruhiger, weil ich das Gefühl hatte,<br />

geduldet zu sein.<br />

So lange auf einem Boot und immer<br />

in derselben Bucht vor Anker, wie<br />

vertreibt man sich da die Zeit?<br />

Nun, ich war ja in der schönsten<br />

Quarantäne der Welt. Zum einen<br />

fühlte ich mich sehr sicher, da ich ja<br />

nie weniger als vier oder fünf Meter<br />

Abstand zu anderen Menschen hatte.<br />

Mir war auch nie langweilig, ich<br />

hatte stets genug zu tun, hatte einen<br />

gut strukturierten Tag, hielt über<br />

das Internet viel Kontakt zu Freunden<br />

und Kollegen, war bemüht,<br />

mich mit Schwimmen, Kanutouren<br />

und Kraftübungen fit zu halten.<br />

Außerdem konnte ich dank Internet<br />

auch arbeiten. Ich leite an der<br />

Wiener Wirtschaftsuniversität das<br />

Institut für Transportwirtschaft und<br />

Logistik und stand in engem Kontakt<br />

mit meinen Mitarbeitern. Wir<br />

hatten während der Corona krise<br />

viel zu tun, weil wir die gesamte<br />

Lehre auf Online-Veran staltung<br />

umstellen mussten.<br />

Nach 43 Tagen im Niemandsland konntest<br />

du schließlich den Kat in Göcek<br />

abliefern und mit einem anderen<br />

Lagoon-Kat nach Biograd ablegen …<br />

Als ich den Ausreisestempel im<br />

Pass hatte, machte ich auf dem Zollkai<br />

drei Luftsprünge. Auch wenn<br />

die Zeit wunderschön war und ein<br />

wenig Wehmut mitschwang, so<br />

hatte ich das Gefühl, dass es Zeit<br />

war, nach Hause zu kommen. Ich<br />

wollte meine Familie und Freunde<br />

wiedersehen.<br />

Einhand bis nach Biograd – nach all<br />

den Schwierigkeiten ein Klacks, oder?<br />

Ach, schön wär’s gewesen! Aber<br />

schon am zweiten Tag geriet bei<br />

über 30 Knoten Wind meine linke<br />

Hand zwischen Reffleine und Rolle,<br />

ich konnte sie keinen Millimeter<br />

bewegen, hatte unvorstellbare<br />

Schmerzen und Panik, die Hand zu<br />

verlieren. Ich spürte so etwas wie<br />

Todesangst und dachte, wenn ich<br />

nun ohnmächtig werde und nicht<br />

mehr aufwache, zerschellt das Schiff<br />

an irgendeiner Klippe. Doch es gelang<br />

mir, meine Hand zu befreien.<br />

Sie brannte höllisch, also kühlte ich<br />

sie mit dem tiefgekühlten Thunfisch<br />

aus dem Gefrierfach. Ich legte mich<br />

auf das Sofa im Salon, atmete tief<br />

durch und sang dreimal „Großer<br />

Gott, wir loben dich“. Ich bin nicht<br />

besonders gläubig, aber irgendwie<br />

hatte ich in diesem Moment das<br />

Gefühl, dass Gott noch nicht wollte,<br />

dass mein Leben so endet – und<br />

dafür kann man sich schon einmal<br />

bedanken.<br />

Drei Monate hat deine Odyssee<br />

gedauert – wie fühlt es sich an,<br />

wieder zu Hause in Wien zu sein?<br />

Ich habe das Gefühl, dass ich vorsichtiger<br />

bin als die Menschen, denen<br />

ich in der Stadt begegne. Vielleicht<br />

liegt es daran, dass ich mich<br />

auf dem Schiff so sicher und geschützt<br />

vor Covid-19 gefühlt habe.<br />

Ich vermisse natürlich sehr das<br />

Meer und die Natur, habe aber das<br />

Glück, dass mich aus meiner neuen<br />

Wohnung vieles an die schöne Zeit<br />

auf See erinnert. Auch hier geht die<br />

Sonne wunderschön im Osten über<br />

dem Prater auf, und von meiner<br />

Dachterrasse genieße ich den Blick<br />

auf den Donaukanal. Zudem hat<br />

mich Volkan angerufen, sich nach<br />

meinem Befinden erkundigt und<br />

nebenbei bemerkt, dass eine Bavaria<br />

46 von Biograd nach Göcek<br />

überführt werden müsste.<br />

Vielleicht werde ich ja demnächst<br />

wieder das machen, was viel Spaß<br />

macht und in Corona-Zeiten sehr<br />

sicher ist: Segeln. <br />

<br />

„ Sebastian Kummer hat uns allen<br />

gezeigt, wie wichtig es ist, auch in<br />

schwierigen Zeiten guten Mutes zu<br />

sein und stets nach vorne zu blicken.“<br />

Klaus Pitter, CEO Pitter Yachting<br />

4/<strong>2020</strong> 19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!