Das gelobte Land der Moderne
ISBN 978-3-86859-603-8
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Während sprachkundige Individualreisende rückblickend häufig betonen, dass Vieles<br />
möglich war, fühlten sich organisierte Gruppen in ihrer Bewegungsfreiheit immer wie<strong>der</strong><br />
eingeschränkt. 353 Für den Lehrkurs von 1965 etwa beklagte Martin Noth in seinem<br />
publizierten Reisebericht das „auslän<strong>der</strong>feindliche, wüste Verhalten des Straßenpöbels“<br />
in zwei syrischen Orten, das zum Än<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Reisepläne nötigte. 354 Eine direkte bildliche<br />
Darstellung solcher Situationen fehlt allerdings. In ihrem Tagebuch notierte Regina Wolf<br />
(auch sie wird hier später noch näher vorgestellt) während ihrer Jordanien-Fahrt am 10. April<br />
1984: „Viel Militär. Fotoverbot!“ 355 Ob aus gefühlter o<strong>der</strong> realer Bedrohung, aus Vorsicht<br />
o<strong>der</strong> Unsicherheit – in brenzlig wirkenden Situationen wurde auf den Griff zur Kamera verzichtet.<br />
Schließlich war man nicht als Kriegsreporter unterwegs.<br />
Stattdessen schlägt sich das Thema in den gesichteten Fotografien als zwiespältige<br />
Grenzerfahrung nie<strong>der</strong>. Dabei reichen die Motive vom Stacheldrahtzaun bis zum ausgebrannten<br />
Panzer am Straßenrand. Der gebürtige Dresdener Hellmut Münzner (1906–1991)<br />
arbeitete nach Kriegsende (nach Umwegen) schließlich als Studienrat in Duisburg. In<br />
den 1950er und 1960er Jahren bereiste er mehrfach den Nahen Osten, beson<strong>der</strong>s häufig<br />
Israel. Gemeinsam mit seiner Ehefrau war er in Gruppen unterwegs, setzte sich aber<br />
immer wie<strong>der</strong> zum Fotografieren ab. Thomas Gade, <strong>der</strong> Münzners umfangreichen Bild-<br />
Nachlass für sein Medienarchiv erworben und digital aufbereitet hat, schil<strong>der</strong>t dessen<br />
94 Jerusalem, Klagemauer, 1969<br />
2––Grenzen