Rote Liste Grosspilze - Vapko
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Anhänge 63<br />
A1-4 Wie lange leben Pilzmycelien?<br />
Die Generationslänge nach IUCN (2001) wird als das durchschnittliche Alter der<br />
Eltern definiert und gilt als ein wichtiges Mass, um die Zeitspanne zu bestimmen<br />
innerhalb welcher Veränderungen der Populationsgrösse relevant für die Beurteilung<br />
der Bestandesgrössen werden. Die Generationslänge nach IUCN ist bei <strong>Grosspilze</strong>n<br />
allerdings nicht direkt anwendbar, da es bei den meisten Arten nicht möglich ist, das<br />
durchschnittliche Alter der Eltern anzugeben. Über die Länge einer Generationsdauer<br />
resp. der maximalen Lebensdauer existieren nur spärliche Angaben. Ein besonderes<br />
Merkmal der Pilze ist in diesem Zusammenhang die Variationsbreite in der Substratnische.<br />
Von langlebigen Pilzen an stehenden toten Baumstämmen in kontinentalem<br />
Klima wie beispielsweise dem Lärchenporling (Laricifomes officinalis) in subalpinen<br />
Lärchenwäldern bis zu kleinen Ascomyzeten an krautigen Pflanzenstängeln in Saumgesellschaften,<br />
die in spätestens einer Vegetationsperiode abgebaut sind, existiert eine<br />
ganze Bandbreite von möglichen Generationszeiten auf unterschiedlichsten Substraten.<br />
Ein wichtiger Leitgedanke ist, dass ein saprotropher Pilz nicht älter werden kann, als<br />
sein Substrat, das er abbaut; obwohl in Einzelfällen ein Übergreifen auf benachbarte<br />
Substrate (beispielsweise Zweige, Blattstreu) mittels Rhizomorphen möglich ist. Ein<br />
spektakuläres Beispiel dazu sind die Hallimasche (Armillaria spp.), die mit solchen<br />
Rhizomorphen gar über grössere Strecken von einem Wirt zum andern übergreifen<br />
können. Mittels einer minimalen Klassifizierung der Substrattypen können erste Annäherungen<br />
an eine Generationsdauer gemacht werden. Tabelle 5 zeigt aufgrund von<br />
Literaturdaten und Feldbeoachtungen geschätzte mittlere Generationsdauer und Anzahl<br />
Pilzindividuen pro Fundstelle.<br />
Tab. 5 > Geschätzte Generationsdauer und geschätzte Anzahl Ramets (= Individuen)<br />
pro Substrattyp und Fundstelle.<br />
Substrattyp<br />
Generationsdauer in Jahren Individuen pro Fundstelle<br />
an Streu, oberirdische Pflanzenteile 1,0 2<br />
auf Humus, Torf, Sand 20,0 10<br />
an Holz 3,0 5<br />
auf Wurzeln oder Rhizomen (von Kräutern) 1,0 2<br />
auf Dung 0,5 2<br />
auf Brandstellen 0,5 2<br />
an Zapfen, holzigen Früchten 1,0 2<br />
an tierischen oder sonstigen Substraten 1,0 2<br />
an Moosen oder Flechten 1,0 2<br />
basierend auf Gärdenfors (2005)