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Rote Liste Grosspilze - Vapko

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Vorwort 7<br />

> Vorwort<br />

Pilze führen ein verborgenes Leben und viele zeigen sich nur in einem eng begrenzten<br />

Zeitfenster: Vor allem im Herbst treten sie mit den vielfältigen Fruchtkörpern ans<br />

Tageslicht. Aber so schnell, wie sie aufgetaucht sind, verschwinden sie wieder.<br />

Insgesamt werden heute rund 5000 Grosspilzarten dokumentiert, wovon 2000 unzureichend<br />

für die Einschätzung ihres Zustandes. Dieser Umstand weist darauf hin, dass die<br />

Kenntnisse über die grosse Artenvielfalt dieses Naturerbes der Schweiz gepflegt werden<br />

wollen – nebst Forschung auch durch Förderung der taxonomischen Kenntnisse.<br />

Für verschiedenste Organismengruppen existieren bereits <strong>Rote</strong> <strong>Liste</strong>n. Bei dieser <strong>Liste</strong><br />

handelt es sich aber um eine Erstausgabe mit Verwendung der IUCN-Kriterien. Die<br />

Datenerhebung basiert hauptsächlich auf freiwilligen Kartierarbeiten, die in Ergänzung<br />

mit gezielten Stichprobenkartierungen, wertvolle Hinweise auf den Einfluss forstwirtschaftlicher<br />

Massnahmen auf die Artendiversität und Artenzusammensetzung geben.<br />

Die seit über 100 Jahren geschützte Waldfläche mit mehr naturnahem Waldbau dürfte<br />

die Bilanz für die gefährdeten Pilzarten im Wald entschärft haben. Nichtsdestotrotz<br />

befinden sich vor allem <strong>Rote</strong> <strong>Liste</strong>-Kandidaten unter den holzbewohnenden Arten mit<br />

grossen Fruchtkörpern, die sehr alte abgestorbene Baumstämme kolonisieren (Bsp.<br />

Stachelbärte, Hericium spp.). Die Ergebnisse dieser fundierten <strong>Rote</strong>n <strong>Liste</strong> sprechen<br />

für das angestrebte Totholzmanagement, das vielen anderen Organismen im Wald den<br />

Fortbestand sichert und dem Wald seine Mehrfunktionalität garantiert. Neben dem<br />

Verlust vielfältiger Lebensraumstrukturen drohen den Pilzen auch Gefahren aus der<br />

Luft: Der hohe Stickstoffeintrag v.a. im Mittelland und im südlichen Tessin bedroht<br />

zahlreiche Mykorrhizapilze und sogar Speisepilze. Auch wenn die Sammeltätigkeit<br />

offenbar keinen grossen Einfluss auf den Fortbestand hat, darf man nicht ausser Acht<br />

lassen, dass auch diese Arten anfällig auf Bodenbelastungen, Biotopveränderungen und<br />

den Landschaftswandel sind. Der Anteil <strong>Rote</strong>-<strong>Liste</strong>n-Arten von 32 % widerspiegelt den<br />

generellen Trend in unserer Flora und Fauna.<br />

Diese <strong>Rote</strong> <strong>Liste</strong> der <strong>Grosspilze</strong> der Schweiz ist ein ernst zu nehmendes Argument im<br />

Plädoyer für möglichst unbeeinträchtigte Biotopentwicklungen, was z. B. in der Förderung<br />

von Altholzinseln und dem Belassen von mehr Totholz als heute zum Ausdruck<br />

kommt. Im Wald wie im offenen Land ist nachhaltige Nutzung in Einklang mit der<br />

unscheinbaren Entwicklung der Pilzflora und ihren Lebensgemeinschaften zu bringen.<br />

Die nächste Evaluation wird zeigen, ob wir mehr Rücksicht auf ihre Lebensansprüche<br />

nehmen.<br />

Willy Geiger<br />

Vizedirektor<br />

Bundesamt für Umwelt (BAFU)

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